Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Christian von Lupin
(um 1340)
 

Ersehnte Gefangenschaft

Die Reine,
Wunderschöne, Herzgeliebte, Gute,
Das selige Weib
Alleine
herrscht gewaltig mir in Herz und Mute.
Ihr lieber Leib
Wird mir doch immer
nur der liebste sein.
So Rotes gab es nie und giebts auch nimmer,
Als ihr trauliebes Mündelein.
Ihr Lachen,
Scherzen und der hellen Augen Flammen,
Ihr werter Gruß
Kann machen,
daß vor Lust mir Leib und Herz mitsammen
Erschrecken muß.
Ich weiß, es fände
nirgend sonst ich das:
Bei Gott, seht an den Hals, die weichen Hände,
Die weißer sind als irgend was.
Ich wollte
ihr Gefangener sein gar unverdrossen,
Doch eng zur Brust
Nur sollte
halten mich ihr weißer Arm umschlossen.
Der Rache Lust
Noch zu vertagen,
hätt es wenig Not:
Ihr Mündchen küßt ich dann und würde sagen:
So straf ich ihn, weil er so rot!

Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)

Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 268)


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