Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Der Herzog von Anhalt
(1212 – 1251)

 

Steh still, lass mich den wind anwehen,
Der kommt von meines herzens königinne,
Wie könnte luft so süss sich drehen,
Wär sie nicht um und um voll ganzer minne.
Da mein herze ward vertrieben, war's in ihr enthalten,
Doch wünsche ich, Gott möge ihrer ehre walten.
Ihr mündchen, das ist rosenfarb:
Soll ich sie je noch einmal küssen,
so könnt ich nicht alten.

Ich sah die schönste aller enden,
Vor der man alle frauen muss verschweigen,
Dem klaren aug, den weissen händen,
Wo sie wohnt, muss ich mich immer neigen.
Könnt mir's bei dem wohlgestalten lieben kind gelingen,
Eine ganze nacht bei ihr nur zu verbringen -
Oh nein! das wäre allzuviel:
Es ist genug, mein lied in ihrem dienst zu singen.

Nachgedichtet von
Friedrich Wolters (1876-1930)

Aus: Minnelieder und Sprüche
Übertragungen aus deutschen Minnesängern
des XII. bis XIV. Jahrhunderts von
Friedrich Wolters. Zweite Ausgabe Berlin 1922 Bei Georg Bondi (S. 112)

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Süße Lüfte

Geh fort, daß in den Wind ich tauche;
Der ist aus meiner Kön'gin Land gekommen.
Nicht weht' er mit so süßem Hauche,
Wär' all und all er nicht von Minn' entglommen.
Da mein Herz vertrieben ward,
hat sie es aufbehalten;
Gott möge, wünsch' ich, ihrer Ehren walten.
Ihr Mündchen, das ist rosenroth,
Dürft' ich sie küssen einmal nur,
so könnt' ich nimmer alten.

Nachgedichtet von
Wilhelm Storck (1829-1905)

Aus: Buch der Lieder aus der Minnezeit
von Wilhelm Storck
Münster Adolph Russell's Verlag 1872 (S. 46)

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