Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Friedrich von Hausen
(1150/60 - 1190)


Drohung gegen die Minne

Was nur mag's sein, das die Welt nennet "Minne",
Aber mir weh thut zu jeglicher Stunde
Und mich beraubet so oft meiner Sinne?
Keiner, so glaub' ich, hat's jemals gefunden.
Könnt' ich gestehn,     daß ich's hätte gesehn,
Wovon mir geschehn
Soviel Kummer und Schmerzen,
So wollt' ich dran glauben auch immer im Herzen.

Möge mich, Minne, doch Gott an dir rächen,
Weil du so sehr mich von Freuden abwendest!
Ja, könnt' ich dein Auge, dein krummes, ausstechen,
So thät' ich wohl recht, da du nimmer doch endest
An mir solche Not,     wie mir schafft dein Gebot.
Ja, wärest du tot,
Könnt' glücklich ich leben.
Doch so muß ich deiner Gewalt mich ergeben!

Nachgedichtet von Bruno Obermann

Aus: Deutscher Minnesang Lieder aus dem
zwölften bis vierzehnten Jahrhundert
Übertragen von Bruno Obermann
Leipzig Druck und Verlag von Philipp Reclam jun. o. J. (1890) (S. 52-53)

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