Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Graf Otto von Botenlauben
(um 1200)

 

Vor der Ausfahrt

Wenn Christi Lohn nicht wäre gar so süße,
Wie könnt' ich fern der lieben Fraue sein,
Die oft im Herzen insgeheim ich grüße?
Ein Himmelreich - das nenn' in ihr ich mein.
Wo auch die Gute weile fern am Rhein,
Laß deine Hülf', o Gott, mir angedeih'n,
Daß ich erwerbe mir und ihr dein gnädiges Verzeih'n.

"Da er mich macht zu seinem Himmelreiche,
So soll er mir als Gott darinnen steh'n,
Daß er mit keinem Fuß daraus entweiche;
Das rechne Gott mir nicht als ein Vergeh'n.
Kein Dorn im Aug' ist mir's, ihn anzuseh'n,
Und soll er nie mir mehr zur Seite geh'n,
Der mir zur Lust geboren, ist's um meine Lust gescheh'n."

Nachgedichtet von
Wilhelm Storck (1829-1905)

Aus: Buch der Lieder aus der Minnezeit
von Wilhelm Storck
Münster Adolph Russell's Verlag 1872 (S. 323)

_____
 

 


 


 

zurück

zurück zur Startseite