Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Heinrich von Veldeke
(vor 1150 - 1190/1200)

 

Rechte Minne

Wer so die Minne nimmt in Hut,
Auf daß er dient der Minne,
O selig, wer voll Minne tut
Sich Leiden um die Minne.
Von Minne kommt uns alles Gut,
Die Minne schenkt uns reinen Mut,
Was sollt ich ohne Minne?

Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)

Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 31)

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Minnepflicht

Wer ganz sein Herz der Minne weiht,
Als ein getreuer Unterthan,
Und wen dafür ihr Gold erfreut,
O dreimal Heil dem sel'gen Mann!
Von ihr kommt alles Erdengut,
Sie giebt allein uns frohen Muth:
Was sollt' ich ohne Minne dann?

Wohl minn' ich ewig sonder Dank,
Doch laß' ich drum die Minne nicht,
Und ist mein Herz auch minnekrank,
Doch muß es minnen bis es bricht.
Ich sage ihr in manchem Sang
Für meine Qualen selber Dank:
Das ist der echten Minne Pflicht!

Nachgedichtet von
Wilhelm Müller (1794-1827)

Aus: Blumenlese aus den Minnesingern
Herausgegeben von Wilhelm Müller
Erste Sammlung Berlin 1816
In der Maurerschen Buchhandlung (S. 44-47)

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