Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Heinrich von Veldeke
(vor 1150 - 1190/1200)

 

Tristan musste sonder dank
Stäte sein der königinne,
Weil das gift ihn dazu zwang
Mehr noch als die kraft der minne.
Drum soll mir die gute dank
Wissen, dass ich niemals trank
Allsolchen wein, und ich sie minne
Mehr als er, kann das noch sein.
Holde frohne,
Falschesohne,
Lass mich bleiben dein,
Und bleib du mein.

Nachgedichtet von
Friedrich Wolters (1876-1930)

Aus: Minnelieder und Sprüche
Übertragungen aus deutschen Minnesängern
des XII. bis XIV. Jahrhunderts von
Friedrich Wolters. Zweite Ausgabe Berlin 1922 Bei Georg Bondi (S. 24)

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Tristan und Isolde

Tristan mußte sonder Wank
Weih'n Isolden Herz und Sinne;
Denn es macht ihn liebekrank
Mehr das Gift, als selbst die Minne.
Darum wiss' es stets mir Dank,
Gutes Weib, daß solchen Trank
Nie ich nahm und mehr dich minne
Noch als Jener, könnt' es sein.
Schöne Fraue,
Der ich traue,
Laß mich bleiben dein,
Aber sei du mein.

Nachgedichtet von
Wilhelm Storck (1829-1905)

Aus: Buch der Lieder aus der Minnezeit
von Wilhelm Storck
Münster Adolph Russell's Verlag 1872 (S. 78)

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Freier Minne Verdienst

Tristan mußte liebeskrank
Stete sein der Königinne,
Weil ein Zaubergift ihn zwang
Stärker als die Kraft der Minne.
Liebe, wisse drum mir Dank,
Daß ich ohne solchen Trank
Besser noch als Jener minne
Dich so viele Jahre lang.
Werde mein,
Wie ich dein,
Und gieb mir den Minnedank
Ohne Falsch und ohne Wank!

Nachgedichtet von
Wilhelm Müller (1794-1827)

Aus: Blumenlese aus den Minnesingern
Herausgegeben von Wilhelm Müller
Erste Sammlung Berlin 1816
In der Maurerschen Buchhandlung (S. 44-45)

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Tristan

Tristan war der Kön'gin lang
Willenlos getreu im Sinne,
Weil dazu das Gift ihn zwang
Mehr noch als die Kraft der Minne.
Drum soll mir die Gute Dank
Wissen, daß ich niemals trank
Solchen Wein und doch sie minne
Mehr als er, kann's irgend sein.
Drum, du Feine,     Tugendreine,
Laß mich werden dein,
Und sei du auch mein!

Nachgedichtet von Bruno Obermann

Aus: Deutscher Minnesang Lieder aus dem
zwölften bis vierzehnten Jahrhundert
Übertragen von Bruno Obermann
Leipzig Druck und Verlag von Philipp Reclam jun. o. J. (1890) (S. 44)

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