Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Konrad der Schenke von Landeck zu St. Gallen
(1271 – 1306)
 

Weibes Lob

Zeigt nun alle frohe Mienen,
Weil der süße Wonnemai erschienen,
Der uns Freuden spendet mannigfalt;
Freut euch, jung und alt!
Auf den neu-ergrünten Zweigen
Schallt der Vögel Sangesreigen,
Und vor allen jauchzt der Nachtigall
Wundervoller Schall.
Grün sind Flur und Au und Heide,
Nirgends freut uns bessre Augenweide
Und ringsum im frischen Wiesengrün
Bunte Blumen blühn.

Helft mir singen ein Willkommen,
Leicht gelingts, wird gern es unternommen;
Jede Alltagssorge sei zerstreut,
Wo der Lenz uns freut!
Laßt uns tanzen, laßt uns springen,
Laßt beim Reien laut uns singen,
Froher Mut und holde Hoffnungslust
Fülle unsre Brust.
Laßt den Griesgram seufzend klagen,
Uns laßt froh nach heiterm Glücke jagen;
Den erfreut, wer froh an Herz und Leib,
Gern ein holdes Weib.

Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)

Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 217-218)

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