Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Konrad von Altstetten
(um 1330)

 

Loblied der Liebsten

Ich habe mein Herze
Der Liebsten gesendet;
Denn sehnendem Schmerze
Sieht nie sichs entwendet,
Es sei denn, daß Gnade mir schenke die Eine,
Von der ich alleine
Bezwungen mich seh.

Laß, Kaiserinne,
Mir Gnade doch werden,
Daß deine Minne
Mich löst von Beschwerden;
Laß freuen mich deine Liebe und Güte,
Daß mir im Gemüte
Verschwinde das Weh.

Wer soll mir denn wenden
Den Gram im Gemüte,
Willst du ihn nicht enden
Mit weiblicher Güte,
Du, der ich gedenke am Abend und Morgen?
Ich lebe in Sorgen,
Das klag ich wie eh.

Soll ich sie nicht schauen,
So mehrt es mein Leiden;
An anderen Frauen
Nicht mag ich mich weiden,
Denn herrlicher strahlte ein Antlitz mir nimmer;
Kein Sternengeflimmer
Glänzt reiner im See!

Nie sah ich im Taue
So schön eine Blume,
Als sie, meine Fraue.
Ihr sing ich zum Ruhme!
Und sing ich, wie schön sie an Leib und an Seele,
Nichts, was mir dann fehle,
In Freuden ich steh!

Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)

Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 262)

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