Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Konrad von Altstetten
(um 1330)

 

Sängerlohn

Der Sommer hat den Maien
Fröhlich vorausgesandt,
Uns Freude zu verleihen,
Damit er sei erkannt,
Weil er vertrieben war.
Frischauf nun, junge Schar,
Sieh, ob ers ist? er spendet
Euch bunte Blumen gar!
Mir schufen Pein
Zwei Schwarzäugleln
Von einem schönen Jüngferlein!

Wo Frauen traurig wären,
Die mach ich wieder froh,
Ich weiß so gute Mären:
Es lenzt ja heuer so,
Daß allen Fraun an Heil
Gar vieles wird zuteil:
Drum freut euch, Mädchen; künftig
Ist manche Freude feil!
Ein Hälsleln weiß
Hat wohl den Preis,
Den liebt der Jüngling wie der Greis.

Nun wünscht mir im Vereine,
Daß meine Not vergeh;
Die ich mit Treuen meine,
Die tut mir oft so weh.
O böt sie mir die Hand!
Ihr Kuß war mir ein Pfand,
Das nähm ich gleich und gälte
Es tausend Mark im Land.
Holden Empfang
Von Ärmlein blank
Wünscht dem, der dieses Tanzlied sang!

Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)

Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 263)

_____


 

Des Sängers Lohn

Der Sommer hat den Maien
Fröhlich vorausgesandt
Als Boten lustiger Reihen
Und seiner Kunst in's Land,
Weil er vertrieben war.
Frisch auf nun, Mädchenschaar,
Seht, ob er's ist; er bringt euch Gras und Blumen dar.
Zwei bunte Brau'n
Versehrten traun!
Mich hier und schon auf andern Au'n.

Wo Frauen traurig stünden,
Die mach' ich wieder froh,
So gutes will ich künden:
Es maiet heuer so,
Daß Frau'n an Glück und Heil
Aufgeht ein gutes Theil;
Hei, Mädchenschaar, fortan ist manche Freude feil.
Ein Nacken weiß
Hat wohl den Preis,
Er macht mich jungen Mann zum Greis.

Nun wünscht mir im Vereine,
Daß meine Noth zergeh'
Und Jene, die ich meine -
Sie thut mir oft so weh -
Mir biete bald die Hand.
Ihr Kuß - der wär' ein Pfand,
Ich nähm' ihn gleich und gält' er tausend Mark im Land.
Holden Empfang,
Recht lieb und lang,
Wünscht dem, der diesen Reihen sang.

Nachgedichtet von
Wilhelm Storck (1829-1905)

Aus: Buch der Lieder aus der Minnezeit
von Wilhelm Storck
Münster Adolph Russell's Verlag 1872 (S. 180-181)

_____

 


 

zurück

zurück zur Startseite