Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Leutold von Seven (Seben)
(um 1220 – 1230)

 

Mailied

Rings im Wald und auf der grünen Heide
Bricht der milde Mai nun an,
Daß mit Recht der holden Augenweide
Sich das Herz getrösten kann.
Doch ich seh für meinen Mut
Nur den einen
Trost mir scheinen:
Wie sie gar so gut!

Wohl dem Lenz, daß ihn die Vogellieder
Freuen und der Blumen Pracht;
Sich getrösten darf er dessen wieder;
Da ihm alles beides lacht,
Kann er froh an beidem sein:
An den Düften
Und in Lüften
An den Vögelein.

Mehr erfreut mich ihre holde Güte,
Als die Blümlein blau und rot,
Und ich singe nicht, bis mein Gemüte
Sie befreit von Liebesnot.
Denn ihr Gruß kann mir allein
Wonne spenden,
Schmerzen enden,
Mich vom Leid befrein.

Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934)

Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 77)

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Einziger Trost

In dem Wald und auf der grünen Haide
Mait es schon so freudenvoll,
Daß man sich der lieben Augenweide
Billig freun und trösten soll.
Trost im liebeskranken Muth
Find ich keinen
Als den einen:
Meine Frau ist gut.

Wohl Ihm, den der kleinen Vöglein Singen
Tröstet und der Blumen Schein.
Könnt es dem wohl beßer noch gelingen?
Wird er fröhlich von den Zwein,
Blumen sieht er überall
Nun entspringen,
Vöglein singen
Freudenreichen Schall.

Ich freue mich doch billig ihrer Güte
Mehr als aller Blumen roth:
Ihre Huld, nicht alle Maienblüthe,
Schiede mich von Liebesnoth.
Mir mag ihr Blick, ihr Gruß allein
Freude senden,
Kummer wenden,
Sänften diese Pein.

Nachgedichtet von
Karl Simrock (1802-1876)

Aus: Lieder der Minnesinger von Karl Simrock
R. L. Friedrichs Elberfeld 1857 (S. 125-126)

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