Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Meinloh von Sevelingen
(Mitte des 12. Jh.s)


Treue Liebe

Gar hold wohl bin ich einer,
Und weiß, warum ich ihr so gut,
Seitdem ich bin ihr Diener,
Höht ihre Schönheit mir den Mut.
Sie wird mir immer lieber
Von Tag zu Tag in aller Welt,
Sie scheint mir schön und schöner,
Daß sie mir mehr und mehr gefällt.
Sie ist gar reich an Ehren,
Und hohe Tugend fehlt ihr nie;
Würd sie den Tod mir geben
Und käm ich neu ins Leben,
Ich würbe wieder gleich um sie!

Nachgedichtet von
Richard Zoozmann (1863-1934)

Aus: Der Herrin ein Grüßen
Deutsche Minnelieder
aus dem zwölften bis vierzehnten Jahrhundert,
ausgewählt und nachgedichtet
von Richard Zoozmann
Leipzig 1915 (S. 13)

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Ich bin hold einer frauen,
Ich weiss sehr wohl, um was.
Seit ich nahm ihre dienste,
Gefiel sie mir je bass und bass,
Je lieber und je lieber,
So ist sie allerzeiten mir,
Je schöner und je schöner:
Wie wohl gefällt sie nur mir!
Sie ist selig aller ehren,
Der besten tugend pflegt ihr leib,
Stürb ich an ihrer minne,
Und würde ich wieder lebend je,
So würbe ich aber um das weib.

Nachgedichtet von
Friedrich Wolters (1876-1930)

Aus: Minnelieder und Sprüche
Übertragungen aus deutschen Minnesängern
des XII. bis XIV. Jahrhunderts von
Friedrich Wolters. Zweite Ausgabe Berlin 1922 Bei Georg Bondi (S. 18-19)

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Je länger, je lieber

Hold bin ich einer Fraue:
Ich weiß es auch gar wohl woher.
Seit ich zuerst ihr diente,
Gefiel sie stets mir mehr und mehr.
Stets lieber und stets lieber,
Das ist sie mir auf immerdar,
Stets schöner und stets schöner,
Mein Wohlgefallen ganz und gar.
Werth ist sie aller Ehren,
Voll Trefflichkeit an Seel' und Leib;
Stürb' ich nach ihr vor Sehnsucht
Und käm' in's Leben dann zurück,
So würb' ich wieder um das Weib.

Nachgedichtet von Wilhelm Storck (1829-1905)

Aus: Buch der Lieder aus der Minnezeit
von Wilhelm Storck
Münster Adolph Russell's Verlag 1872 (S. 79)

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Stete Liebe

Ich bin gar hold wohl Einer
und weiß, warum ich sie verehr'.
So lang' ich ihr nun diene,
gefiel sie mir stets mehr und mehr.
Nur lieber stets und lieber
ist sie zu allen Zeiten mir,
Nur schöner stets und schöner.
Ja, herzlich wohl gefällt sie mir.

Sie ist gar reich an Ehren
und übt die höchste Tugend treu.
Stürb' ich nach ihrer Minne
und kehrt' zurück ins Leben,
ich würbe dann um sie aufs neu'.

Nachgedichtet von Bruno Obermann

Aus: Deutscher Minnesang Lieder aus dem
zwölften bis vierzehnten Jahrhundert
Übertragen von Bruno Obermann
Leipzig Druck und Verlag von Philipp Reclam jun. o. J. (1890) (S. 32-33)

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