Minnesang

Nachdichtungen deutscher Minnesänger
 

 

 


Reinmar von Zweter
(um 1200 – nach 1248)



Alle schulen sind ein wind
Gegen diese eine schule, wo der minne jünger sind:
Die ist so künstereich, dass man ihr muss
die meisterschaft gestehen.
Ihr besen zähmt so wilden mann,
Dass er es niemals hörte noch es sah, dass er das kann:
Wo hat jemand sonsten so hoher schule
gehöret und gesehen?

Die minne lehrt die frauen schönes grüssen,
Die minne lehrt an sprüchen manche süssen,
Die minne lehret grosse milde,
Die minne lehret grosse tugend,
Sie lehrt die jungen in der jugend
Ein ritterlich gebaren unterm schilde.

Nachgedichtet von
Friedrich Wolters (1876-1930)

Aus: Minnelieder und Sprüche
Übertragungen aus deutschen Minnesängern
des XII. bis XIV. Jahrhunderts von
Friedrich Wolters. Zweite Ausgabe Berlin 1922 Bei Georg Bondi (S. 118)

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Die Schule der Minne

Aller Schulen Ruhm zerrinnt
Vor der einen Schule, drin der Minne Jünger sind:
Die ist so kunstvoll, daß man ihr die Meisterschaft muß zugestehn.
So zähmt ihr Lesen wilden Mann,
Was er nie erhörte noch ersah, daß er das kann:
Wo hat man solche hohe Schule je gehört noch und gesehn?

Die Minne lehrt die Frauen lieblich grüßen,
Die Minne lehrt der Sprüche viel, der süßen,
Die Minne lehret große Milde,
Die Minne lehret große Tugend,
Die Minne lehret, daß die Jugend
Kann ritterlich gebahren unterm Schilde.

Nachgedichtet von
Karl Simrock (1802-1876)

Aus: Lieder der Minnesinger von Karl Simrock
R. L. Friedrichs Elberfeld 1857 (S. 262)

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