Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Dschenabi Efendi
gest. i. J. 999 (1590)


Wie die Kerze soll der Mann der Liebe flammen,
Auf dem Kopfe eine Kron' von Flammen.
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Wer nicht auf den Kopf verzichtet,
Kennt das Glück der Liebe nicht;
Wer nicht leicht die Anker lichtet,
Kennt das Meer der Liebe nicht.
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Wenn der Henker deiner Augen,
Dem sich jede Seele opfert,
Reichte mir sein bloßes Schwert,
Stäch' ich mir es in die Brust.

Wenn auf dem Dipolm der Schönheit
Sich der Brauen Tughra zeigt,
Unterwerfen selben sich
Iran und Turan zugleich;

Dieser Herzensherr besucht
Manchen Markt der Lieb' als Käufer;
Wenn er Schmerzenswaaren wünscht,
Öffne ich ihm meine Bude.

Billigst zürnt sich Mundrubin
Über deine Sommersprossen,
Da ein einz'ger Tropfen Regens
Selben dünket schwere Last;

Nimmer wird berühmt Dschenabi
Durch sein lyrisches Gedicht,
Wenn der Herr der Welt und Zeiten
Seinen Vers begünstigt nicht.
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Mustafa, der Sohn Emir Hasan Efendi's, aus dem Prophetengeschlechte, starb als zur Ruhe gesetzter Richter von Adrianopel, der Verfasser der großen Universalgeschichte unter dem Titel: Das hochwogende Meer und der reichströmende Brunnen in der Wissenschaft der ersten und letzten Dinge, welche die Geschichte von zwey und achtzig Dynastien enthält; er hinterließ außerden Elegien und Räthsel.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 74)