Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Scheichi Siwasi
gest. i. J. 1049 (1639)


Mir ist des Freundes Gau als Paradies genug,
Ich brauche nicht Huri, mir ist der Freund genug.

Ich bin der Liebe Schah mit Seufzerfahn' und Trommel,
Als Schattenzelt ist mir des Himmels Dom genug.

Aufgebend Kron' und Thron, verheert' ich Stadt des Leib's,
Der Welten Schmuck
* ist mir von dieser Welt genug.

Wenn Beyspiel von der Welt du willst, betracht' das Ende,
Darius, Alexander, Cäsar sind genug,

Da du, o Scheichi, suchst das Glas, das Welten zeigt,
So ist des Freund's Gesicht als große Welt genug.

* Dschinahara, d.i. der Freund

 

Sein Nahme ist Abdulmedschid, er ward i.J. 971 (1563) zu Sila in der Nähe von Siwas geboren, und nahm den ersten Nahmen von der Stadt Siwas, den zweyten von dem um diese Zeit verstorbenen Scheich Abdulmedschid; er folgte seinem Oheim Scheich Schemsi als Scheich der Chalweti zu Siwas nach. Folgt dem Ruf des Sultan Mohammed III. nach Constantinopel.  Prediger an der Aja Sofia und anderen Moscheen. Im Jahre 1026 (1617) als Prediger an den neu vollendeten Moschee Sultan Ahmed's I. angestellt, an welcher er bis zu seinem Tode gepredigt. Er hinterließ einen Commentar des Mesnewi, Andachtsbücher und Gedichte.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 287)