Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Nuri
gest. i. J. 1061 (1650)


Es weht der Liebe Wind
Dem Morgen entgegen,
Es singt die Nachtigall
Den Rosen entgegen,

Dem Glanz der Schönheit bin
Ich gänzlich erlegen,
Ich brenn' als Schmetterling
Den Gluthen entgegen;

Des Herzens Architeckt
Auf seltenen Wegen,
Bricht ab des Herzens Haus
Geliebten entgegen.
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Aus dem Hymnus auf den Propheten

Geliebter Gottes, wann sich hebt dein Schönheitsschleyer,
Verlischt in Dunkelheit der Weltensonne Feuer;

Des Himmels Zelt ist nur phantastische Laterne,
Worin um deine Pracht sich drehen Mond und Sterne.

Seit Lieb' enthüllet ward dem Nuri im Gefühle,
Dreht er aus Sehnsucht nach der Schönheit sich wie Mühle.
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Ist Scheich Abdul Ahmed, der Sohn des Richters Ssafaji Mustafa, Enkel Ismail's, des Mufti von Siwas. Er kam mit seinem Oheim nach Constantinopel und wurde von diesem nach Mitylene gesendet; i. J. 1032 (1622) erhielt er zu Constantinopel die Vorherrschaft des Klosters Mohammedpascha's als Scheich. Prediger an der Moschee Mohammed's II., später des Bajesid's. Er hinterließ mystische Gedichte unter dem Namen Nuri.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 401)