Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Jetimi
gest. i. J. 1976 (1665)


Nicht vom Becher, nicht vom Dschem
Kommt die Trunkenheit in Schenken,
Sondern von dem Knospenmund
Jenes allerliebsten Schenken;

Nachtigall, die närrisch schlägt
In dem Rosenhain der Liebe,
Deine Melodie verwirret
Rosen selbst mit süßer Liebe;

Um der Seele Aug' zu schminken,
Harrte ich durch Tag und Nächte,
Daß dem wunden Herzen Jemand
Kunde deiner Ankunft brächte.

Von dem Freudenbecher werde
Nimmer ich hienieden trunken,
Denn die Liebenden sind nur
In des Grames Wein versunken.

Was den Elenden, Jetimi,
In das Meer des Staunens stürzt,
Ist die Laune, die bald günstig,
Bald ihn ungerecht verkürzt.
 

Ist der Sohn des Dichters Haschimi Seid Mohammed Efendi; 1042 (1632) an der Medrese Siawuschpascha's angestellt, später einer der Achter; zwey Jahre hernach Richter von Belgrad und Magnesia, weitere Richterstellen.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 463)