Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Jusufdede
gest. i. J. 1079 (1668)


Von Ambra haucht das Maal der Phantasie,
Des Herzens Maal ist leichte Mondesblüh,

Ich tauche in das Meer voll Glanzeswogen,
Als Flor ist Kleid des Körpers angezogen.

In einer Brust, wo Liebesgluth nicht ist,
Nur Finsterniß und kein Licht Gottes ist.
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Ist dem Herz der Nachtigall
Rosenduft denn nicht genug?
Ist dem, welcher Leiden trägt,
Einsamkeit denn nicht genug?

Ist zerbrochenem Gemüth
Liebendem, der ohne Trug,
Seines Busens Flammenquell
Und Brandmall denn nicht genug?

Wenn Ferhad, voll Liebesgluth,
Gräbt in Stein des Herzens Zug,
Ist's, wenn widerhallt der Berg
Von dem Beile, nicht genug?

Da der Herbst gekommen, der
Nachtigall von dannen trug,
Ist denn bey dem Festgelag'
Rabenstimme nicht genug?

Solche Worte, sprach ich, sind
Deinem Zustand wohl genug,
Ist Wehklag' der Flöte, Trommel,
Und des Reigens nicht genug?

 

Aus Konia, empfing von Bostan Efendi die Geheimnisse der Lehre Mewlana Dschelaleddin's, und war an dem Kloster Galata's Adjunct (Mulasim) des Scheichs Ademidede. Er war dort der erste der Flötenspieler, und ward von Sultan Murad IV. unter die Pagen des Serai aufgenommen; nach dem Tode Sultan Murad's trat er mit seines Nachfolgers Ibrahim Erlaubniß aus dem Serai, und vermählte sich mit der Tochter Hasandede's, des Scheichs des Klosters der Mewlewi zu Beschiktasch, ward 1070 (1659) nach dem Tode Mehdi Ahmeddede's selbst Scheich dieses Klosters, dem er bis zu seinem Tode vorstand. Er dichtete in den drey Sprachen der Gebildeten, und hinterließ ein persisches Gedicht in zwölftausend Distichen: Der Garten des Lichtes betitelt, welches die Wunderwerke des Propheten besingt.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 476-477)