Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Osman Efendi Scheich
gest. i. J. 1095 (1684)


Mit Licht erfüllt das Herz
Das Morgengebeth,
Und reine Lust gewährt
Das Morgengebeth;

Wie an dem Morgen klagt
Der Nachtigall Lied,
Wird Herz zum Rosenbeet
Durch's Morgengebeth;

Geheime Kunde kam
Dem Herzen vom Herrn,
Geheimnisse theilt mit
Das Morgengebeth;

Du weine Nächte durch,
Bis Morgen ersteht,
Zur Arzeney wird Schmerz
Durch's Morgengebeth;

O, welche reine Lust,
Ich schwör' es bey Gott!
Zum Kenntnißpfade führt
Das Morgengebeth;

Von Elementen ist
Befreyet der Leib,
Derwisch Osman genießt
Das Morgengebeth.

 

Aus Kaßarije, war der Sakirbaschi (Litaneyvorbether) des Scheich Abdollah; 1044 (1634) kam er nach Skutari, wo er sich dem Scheich Abdol-Ahad als Jünger aneignete, dann Mulasim Bostansade Jahja Efendi's, in seiner Vaterstadt an der Medrese Ssahibije als Muderris angestellt ward; hierauf ging er nach Skutari als Prediger an der Moschee Schemsipascha's, von wo er nach Constantinopel an der Moschee und dem Kloster des Dolmetschers Junis als Prediger übertrat, wo er an der Seite Omer Efendi's begraben liegt. Er dichtete Hymnen ohne Dichternahmen.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 532)