Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Nabi, d.i. der Kündende
gest. i. J. 1100 (1688)


Wer nicht ohne Kopf und Fuß,
Nicht zum Liebespfand gelangt,
Wer nicht närr'scher Genius,
Nie zur Station gelangt;

Die Geheimnisse der Männer
Wüster Örter fasset nicht,
Wer nicht als erfahrner Kenner
Auf dem Liebesmarkt mitspricht;

Wessen Herz als Ocean
Nicht die Länder all' umfangt,
Nie mit seinem Schifferkahn'
Zu der Perlen Hort gelangt.

Wer vermag wohl zu begreifen,
Was Ahmed* im Himmel sah,
Dem Geheimnisse nicht pfeifen,
Uns die Suren Jes und Tah?**

Wer nicht fähig, abzustreifen,
Was vom Staube an ihm klebt,
Wird, o Nabi, nie begreifen,
Wie sich Simurgh's Fittich hebt.

* Mohammed in der Nacht Isra,
d.i. der nächtlichen Auffahrt in den Himmel
** Die Sure Jes, die 36., die Sure Tah, die 20.
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Der Derwisch Mewlewi Ahmed aus Karahißar gebürtig, ein Jünger des Scheichi Sinaji Diwani, folgte den Scheichen Mustafadede und Sejahdede Ebubekr als Scheich nach, und wetteiferte als Dichter mit Jusuf Sinetschak, Gunahdede, Schemiidede, seinen Zeitgenossen, und trat vorzüglich in die Fußstapfen Chialibeg's.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 549)