Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Ruschdi, d.i. der Rechtliche
gest. i. J. 1105 (1692)


Die Sehnsuchtsthräne gießet aus dem Aug' Juwelen,
Die Wimpern bringen sie dem Bild der Freunde dar,

Wenn ich der Liebe Leiden wollte dir erzählen,
So würde das Papier mit Blut beflecket gar.

Wann Ruschdi spornt als Mann den Gaul der Phantasie,
So stäubt in Wüsten auf der Staub der Poesie.
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Komm, lachender Schenke, mit rosigen Wangen,
Nach deinem Gesichte die Herzen verlangen!

Sobald du kredenzest den Becher der Wonne,
So lachen die Gäste, wie strahlende Sonne;

Und wird bey dem Feste zerbrochen ein Becher,
So werden gebrochen die Herzen der Zecher.
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Mohammed-Tschelebi, der Sohn Ebubekr Aghasade's, weihte sich, nachdem er einige Zeit Lehrämter bekleidet, dem beschaulichen Leben unter der Leitung des großen Scheichs Siwasisade; er hieß insgeheim der Närrische, weil alle seine Gedichte mystischer Begeisterung voll. 

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 561-562)