Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Rasich, d.i. der Feste
gest. i. J. 1118 (1706)


Wer sich wie Flöten Maale eingebrannt,
Dem schmeichelt eines Tags des Freundes Hand;

O Brauenbogen, sey nicht hart wie Stein,
Der Seufzer Liebender wirkt in dich ein.

Was ist das Aug' doch für ein Falk' der Jagd,
Der täglich seine tausend Herzen jagt!

Wer sich mit einer Krumme Brots begnügt,
Berühmt als Neumond in den Himmel fliegt;
*

Rasich, das Herz liegt in dem Brunn im Kinn,
Deßhalben heult und winselt es darin.

* Auf den zeigt man wie auf die Krumme
des Neumonds mit Fingern.
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Es strömt mein Herz, sobald den Frühling es verstanden,
Es strömt, sobald die Fluth der Bäche es verstanden;

Zum Himmel stiegen Seufzer auf in Ringelbanden,
Als sie den Hyacinth als krauses Haar verstanden;

Die Wangen und der Mund sich in dem Herzen fanden,
Als weiße Rosen und als rother Wein verstanden;

Beschämet warfen Dichter ihr Gedicht von Handen,
Sobald als sie den Wundervers Rasich's verstanden.
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Ich wollte zu ihm geh'n, er aber kam zu mir,
Im Himmel sucht' ich ihn, er kam in's Erdrevier.
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Jusuf Ben Husein, bekannt unter dem Nahmen Biikli Husein-Tschelebisade, Einer der Sekretäre des Diwans, ging i. J. 1110 (1698) mit Kara Mohammedpascha, dem Statthalter Ägyptens, nach Kairo, wo er dessen Diwan Efendi (Kanzler des Diwans). Er hinterließ einen vollständigen Diwan.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Vierter Band (von der Regierung Suleiman's II. bis auf unsere Zeit 1687 - 1838)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 20)