Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Chalißi II.
gest. i. J. 1120 (1708)


Wind der Ankunft sey gesegnet,
Weil er Kunde bringt,
Schenk' ist's, der beym Festgelage
Becher Dschem's ausbringt;

Düfte von der Hoffnung Rosen
Ostwind And'ren bringt,
Welches Loos ist meines, daß er
Mir nur Schnupfen bringt?

Irrthum ist es, wenn sein Auge
Schmeicheleyen bringt,
Da die Wimper Seel' und Herzen
Schmerzenspfeile bringt.

Sieh, Chalißi, ob Verzweiflung
Etwa Freuden bringt;
Wenn der Wunsch ist unvernünftig,
Nie der Wunsch gelingt.

 

Chalißi Mohammedpascha aus Kasimpascha, der Vorstadt Constantinopels; Imam des Kaimakam Biikli Mustafapascha; er erhielt 1103 (1691) die fünfte Kanzel am Galataserai mit dem Range eines Äußeren. 1109 (1697) Einer der Achter, im folgenden Jahre Muderris der neuen Medrese des Rischandschipascha, und ein Jahr später an der Mohammedpascha's im Galeerenhafen, 1116 (1704) Muderris an der Aja Sofia; 1120 (1708) Richterstelle von Medina. wo er auch starb.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Vierter Band (von der Regierung Suleiman's II. bis auf unsere Zeit 1687 - 1838)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 33)