Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Hilmi
gest. i. J. 1132 (1719)


Gedenkend deines Haar's durchwacht
Der Liebende die ganze Nacht,
Und sein zerstreuter Irrlauf geht
In einem Hyacinthenbeet;

In seiner Schönheit Gülistan
Sind tausend Herzen unterthan,
Nur Veilchen sind es, umgelehnt,
Was Ihr den Flaum des Bartes wähnt.
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Der Frühling ist gekommen,
Die Blumen sind nun da,
Zum Rosenhain soll kommen,
Wem Gram und Leiden nah';

Die Erde ist bekleidet
Mit einem Teppich grün,
Das Aug' mit Lust sich weidet
Am Kleid des Baum's, dem Grün;

Der Ostwind kommt als Melker,
Der Frühling zieht in's Haus,
Er spreitet auf die Felder
Die reichsten Stoffe aus,

Es sind smaragn'ne Zelte
Im Haine ausgespannt,
Es reichen als Beseelte
Die Bäume sich die Hand;

Durch Lampen der Narcissen
Ist leuchtend jetzt die Flur,
Daß man von Perisfüßen
Erkennet leicht die Spur.

Wenn Venus ihre Nadel
Verlöre in der Nacht,
Sie würde ohne Tadel
Ihr gleich zurückgebracht.

Es trinke nun und esse,
Wer nichts im Kessel hat,
Und jedes Herz vergesse,
Was Loos zu Leid ihm that.
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Osman Efendi, der Sohn des Mustermeisters der Janitscharen, Ördek Ismail, der Bruder des unter den Dichtern der Zeit Sultan Mustafa's II. aufgeführten Nasim, bekleidete verschiedene Stellen als Chodscha des Diwans.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Vierter Band (von der Regierung Suleiman's II. bis auf unsere Zeit 1687 - 1838)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 107-108)