Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Rahmi II.


Aus den Seufzern, aus den Klagen
Heb' zum hellen Himmel dich,
Der als Schattenzelt, lazurnes,
Übers Liebchen wölbet sich,

Wer sein Angesicht gesehen,
Von dem Weine roth wie Gluth,
Glaubte Rosenstrauch zu sehen,
Welcher auf Jasminen ruht;

In des Blickes Netze gehen Herzen,
Die in's Aug' ihm schau'n,
Gleich den wilden Moschusrehen,
Die auf China's weiten Au'n;

Wenn ich seine Schönheit preise,
Ist es billig Rahmi nur,
 Daß zur Sonn' im vierten Kreise
Mich erhebe die Natur.

 

Abderrahim, 1116 (1704) Mulasim, zehn Jahre hernach Muderris an der Medrese des Serais Ibrahimpascha's. Er dichtete persisch und türkisch.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Vierter Band (von der Regierung Suleiman's II. bis auf unsere Zeit 1687 - 1838)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 239-240)