Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Charibi Es-seid Ebubekr Efendi
gest. i. J. 1198 (1783)


In deiner Locken Ketten
Hab' ich das irre Herz gelegt,
Den Narren an der Kette
So auf die schönste Art gelegt;

Was du im Buch der Liebe
Als rothe Zeilen wähnst geschrieben,
Sind nur die blut'gen Thränen,
Vom Kiel der Wimpern eingeschrieben.

Wiewohl von seiner Schönheit
Er in Verbannung mich vertrieben,
Hab' ich in's Buch der Liebe
Doch meinen Nahmen eingeschrieben.

Es ist in Nacht der Trennung
Sein Schattenbild bey mir geblieben,
Demselben bis zum Morgen
Hab' meine Leiden ich beschrieben;

Wenn Charibi heut stolz,
So ist sein Stolz nicht übertrieben,
Indem in Freundesdiensten
Mit grauem Haar er ist geblieben.

 

Ist der Sohn Tschelebi Hadschi Aaris Efendi's, der 1159 (1746) seinem Vater als Scheich der Mewlewi nachfolgte und vierzig Jahre lang im Rufe der Heiligkeit dem Kloster vorstand.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Vierter Band (von der Regierung Suleiman's II. bis auf unsere Zeit 1687 - 1838)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 360)