Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Schahididede
gest. i. J. 957 (1550)
 

Kaaba der Liebenden ist
Das Kloster der Mewlewi,

Krone der Herrschenden ist
Die Haube der Mewlewi,

Molla Dschelaleddin ist
Der Kaiser der Mewlewi,

Künder der Liebenden ist
Aufrichtiger Mewlewi,

Mehr ist als trockene That
*,
Daß er ein Mewlewi,

Weg zu der Leitung des Volk's
Ist Kloster des Mustafa,

Pfade die höchsten und besten
Sind Pfade der Mewlewi,

Flöte der Töne sind Hu
**
,
Welches, o Schahidi,

Steigst zum Himmel empor
Als Seufzer der Mewlewi.

* Sewab, gutes verdienstliches Werk
** Das Hu als Nahmen Gottes,
welchen die Mewlewi bey ihren Reigen
aus gottbegeisterter Brust ausschreyen.
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Der Sohn Chudajidede's, hieß Ibrahim und ward i. J. 875 (1470) geboren; da sein Vater zehn Jahre später neunzigjährig starb, mußte er seinen Sohn achtzigjährig erzeugt haben, wenn nicht etwa die Erscheinung, wodurch seine Mutter zum Islam und zum Bette seines Vaters berufen ward, in einer frühern Schwangerschaft ihren Grund hatte;
mit achtzehn Jahren kam er in allen Wissenschaften unterrichtet nach Brusa, wo er als Scheich der Mewlewi sich durch mehrere Mesnewi einen Dichternahmen machte; die drey vorzüglichsten sind: Das Rosenbeet der Geheimnisse, das Rosenbeet der Einigkeit, das Rosenbeet der Einswerdung, ein vollständiger Diwan und mehrere Abhandlungen; er stand als Scheich dem Kloster seines Vaters zu Kaplidscha vor und starb auf dem Wege nach Karahißar, wo er zum Grabe des Scheichs Sultan Diwani wallfahrten wollte. Seine Gedichte sind von den Mewlewi außerordentlich hochgeschätzt.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Zweiter Band (von der Regierung Sultan Suleiman's des Gesetzgebers
bis zu der Sultan Murad's III. 1521-1574)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 258)