Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Vinzenz von Rosenzweig 1838)




Das theure Bild, das ich so gern gefunden,
Ich seh' es nicht in dem Versammlungs-Saal;
Wo kam es hin? Es ist dem Blick entschwunden:
Mir glänzt im Kreise nimmermehr sein Strahl.

Mein Blick, der sich nach allen Seiten kehrte,
Sah nirgends seinen Rosengarten blüh'n;
Wo ist, o Musulmanen! der Verehrte,
Den ich geseh'n hier, gleich der Kerze, glüh'n?

O nenne ihn: denn die ihn nennen, büssen,
Vermodernd, nimmer in dem finstern Grab.
Glückselig Jene, die die Hand ihm küssen!
Ihr Mund träuft Milch, ruft einst der Tod sie ab

Ich spreche zuckersüss von seinen Wangen;
Ihm Gleiches wird die Welt wohl nimmer seh'n;
Es muss die Erde fruchtlos nach ihm bangen,
Denn liebend sieht man sich den Himmel dreh'n.

O nenn' die Namen von Tebrisens Licht,
Birg länger sie dem Ohr der Sehnsucht nicht!
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