Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Vinzenz von Rosenzweig 1838)



Du o Gotterfüllter Redner,
Du o Augenlicht der Wahrheit,
Du o Retter der Geschöpfe
Aus den glutherfüllten Wogen,

Bist ein Greis, ein mächt'ger König,
Unvergleichlich, voll von Klarheit,
Hilfe leistend jeder Seele,
Die der Erde Lust betrogen.

Welches Wesen darf sich prahlen,
Deine Liebe zu erringen?
Deiner Schönheit Macht erfüllet
Selbst des Schöpfers Licht mit Liebe.

Welches Mittel werd' ich wählen?
Jene Liebe legt mir Schlingen!
Liebekrank bin ich geworden,
Du o Arzt der süssen Triebe!

Deine Gnade heisst mich kommen,
Deine Rache heisst mich gehen;
Welche - sag' mir's - spricht die Wahrheit?
Spare mir des Zweifels Qualen!

Seelensonne, die in Tebris
Uns der Gottheit Licht lässt sehen,
Ein beredter, holder Geist ist
Jedes Stäubchen deiner Strahlen.
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