Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Vinzenz von Rosenzweig 1838)



Sieh, es nahet uns der Schenke
Mit des ew'gen Wein's Pocale:
Trinket aus dem ew'gen Becher,
Und verschmäht die ird'sche Schale!

Sättigt euch, doch ohne Speise;
Horchet auf, doch ohne Ohren;
Sprecht, doch ohne Schall und Worte;
Schweigt, als wärt ihr stumm geboren!

Seid stets fröhlich, o Verliebte,
Trinkt und zecht nach Wohlgefallen!
Schwingt euch auf der Hoheit Rücken,
Tretet in die Marmorhallen!

Weckt des Herold's laute Stimme;
Männern nur gilt sein Verlangen:
Des Gerichtes Herold nahte,
Und ihr seid in Lust befangen!

Trinkt, um ganz den Durst zu löschen,
Schwelgt, um Wonne zu erjagen:
Dieser Tag gehört der Feier:
Feiert nach der Faste Tagen!

O willfahret, o willfahrt uns
Auf der Einheit reinen Wegen!
Einem Flusse sind wir ähnlich:
Taucht darein, so wird euch Segen!

O Vertrauter Selsebilens!*
Wir sind Selsebilens Quelle:
Auf denn, holder Knabe, leit' uns
Zu des Paradieses Schwelle!

* Selsebil, der Name einer paradiesischen Quelle.
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