Sibylla Schwarz (1621-1638) - Liebesgedichte

Sibylle Schwarz

 

Sibylla Schwarz
(1621-1638)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 

 

Ach / Amor / nimb dein schwäres Joch von mir /
kans müglich seyn / nimb wegk die Liebes Plagen /
dein Joch ist schwer / drümb kan ichs nicht mehr tragen /
du bist zu süß / drümb klag ich über dir.

Nimb wegk die Last / sie unterdruckt mich schier:
was sol ich doch vohn deinen Pillen sagen /
die bitter sind / und doch mir wohl behagen?
Ich steh und geh im Zweiffel für und für:

wo sol ich hin? Im fall ich bin allein
so denck ich nuhr: Ach möcht ich bey Ihr seyn!

bin ich bey Ihr / so steht mir vohr das Scheiden;
liebt sie mich dan / das ich so sehr begehr /
so ist mir doch die Süßigkeit zu schwär;
Ich will den Tod wohl für die Liebe leiden.
_____

 

Ach wiltu mich verlassen /
O liebste Galate?
du meinst / die ich nicht seh /
die müß ich auch fort hassen;

Nein / ich lieb solcher massen /
daß ich für dich vergeh /
und schmeltze / wie der Schne /
den Phebus pflegt zu fassen.

Du bist mein Freud und Wonn'
und meines Hertzens Sonn'!

Ach sih' / ich bin ergeben
dem / das du wenig liebst /
und darüm mich betrübst /
dem losen Venus Leben.
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Cloris / deine rohte Wangen /
deiner Augen helles Licht /
und dein Purpurangesicht
hält mich nuhn nicht mehr gefangen.

Ich kan nicht mehr an dir hangen /
weil du dich erbarmest nicht /
ob mir schon mein Hertze bricht;
deiner schnöden Hoffart Prangen /

und dein hönisches Gemüht
krencket mir mein jung Geblüht /

daß ich dich wil gerne meiden /
wan mich meine Galate /
die mir macht dis süße Weh /
wil in ihren Diensten leiden.
_____

 

Auff der Liebsten Abschid / im Namen eines Andern

Daß mich nicht mehr kan ergezen /
daß nicht mehr kan bey mir seyn /
davon lass mich gänzlich sezen /
O mein Gott / die Sinnen mein /
lass mich nun nicht länger lieben /
weil mich scheiden wil betrüben!

Nim mich doch in deinen Rachen /
O du bitter-süsser Todt!
Fretow sol mein Grab mir machen /
denn so endet sich die Noht /
die mich / über alles hoffen /
leider iezund hat getroffen.

Was zu Fretow was geschworen /
wehre das ins Werk gesezt /
so wehr ich iezt nicht verlohren /
sondern ewiglich ergezt:
Doch eß bleibt nicht ungerochen /
daß ein solcher Eyd gebrochen.

Nun bekenn ich das sey leyden /
und zwar nicht die kleinste Pein /
Freundschafft halten und sich scheiden:
Freundschafft muß beysammen sein /
wo sie sol beständig bleiben /
biß der Todt sie wird vertreiben.

Ist denn nun kein Raht zu finden /
der uns was vergessen macht?
bleibt denn gar der Trost dahinden /
und schläfft in der langen Nacht?
sol ich denn nun ganz verzagen /
und mich mit Gedancken plagen?

Könt ich doch nicht mehr gedencken
an die hochgewündschte Zeit /
an das Arm in Arme schrencken
damit Fretow mich erfreut /
könt ich doch aus meinem Herzen /
iezt vertreiben alles scherzen.

Könt ich Sie doch ganz vergessen /
O so wer ich / wie vorhin /
iezt muß ich mein Unglück fressen /
und bin nicht mehr der ich bin /
weil mich die Gedancken tödten /
Fretow hilff mir iezt auß Nöten.

Wer ich negst doch weggezogen /
wie mein starcker Vorsaz war /
wehr ich damals vorgeflogen /
so würd iezund die Gefahr /
mich zwar lassen auch in Nöhten /
aber doch nicht gänzlich tödten.

Nun / ich muß mich nur drein schikken /
und gedenken daß mein Ziel /
nach dem Tode mich erquicken /
und in Ruhe sezen wil:
was die zeit iezt nicht wil gönnen /
wird sie dann nicht wehren können.

Dann werd ich den Lohn empfangen /
den getreue Lieb erwirbt /
dan werd ich ein Lob erlangen /
das nicht mit der Welt verdirbt /
alßdenn wird eß widerkommen /
was mich iezund wird genommen.

Nun / ihr Götter / hört mein bitten /
helffet meinem Schmerzen ab /
last mich ihre Zier und Sitten /
machen selbst mein finster Grab /
last mich das nicht lenger lieben /
was mich ewig wil betrüben.

Und / o Freundin / lass dich zwingen
unser alten Freundschafft Liecht /
lass dich Freundschafft so weit bringen /
daß du diß verachtest nicht /
waß ich dir hiemit geschrieben /
weil du mich dazu getrieben.

Liß eß durch mit allen Sinnen /
tuh dazu doch so viel Zeit /
so werd ich noch sagen künnen /
daß dir nicht gefält mein Leidt;
Lass diß Lied dihr doch belieben /
weil ichs ja zu lezt geschrieben.

Alle Freud ist nun geendet /
alle Lust ist nun dahin /
Nun hat sich das Blat gewendet /
aber so / das Herz und Sinn
mir fast stündlich zehn mahl stirbet /
und für Ungedult verdirbet.

Wann nun Euer Schiff mit Freuden
in der Liebe Haafen geht /
so gedenck auch / daß das Scheiden /
mir auch stets für Augen steht /
Laß mein Fretow auch in dessen /
bey dir bleiben unvergessen.

Dan zulezt auch in Gedanken /
sol hier viel verrichtet seyn /
Auff Gesundheit Judith Tancken /
die iezt einen liebt allein;
der lebt Himmlisch auff der Erden /
da sie ihm zu teil wird werden.

Nun ich wündsch auch unterdessen /
dier das / was dein Herze will /
Mir / daß ich das mag vergessen /
was vorhin wahr ganz mein Ziel /
Ja ich wündsche dir daneben
ein gelüklich langes Leben.

Und damit ich mehr beweise /
meiner Freundschafft wahre Treu /
so wündsch ich auch Glük zur Reise /
und daß sie dir nicht gereu;
schließlich wündsch ich Euch / Euch beyden /
dass euch nicht der Todt mag scheiden.
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Die Lieb' ist billich ja in allem keusch zu schätzen /
sie ist das Guhte selbst; wer ihr sich gantz ergiebt /
der wird geliebt / und liebt / der liebt und wird geliebt /
er kan sich ewiglich mit süßer Lust ergetzen /

zu letzt entkompt er auch des Todes grimmen Netzen /
und lebt noch einst so lang / er wird gahr nicht betrübt /
weil er die Frewde hat; im fall er Lieben übt /
kan ihn das Unglück auch zu keiner Zeit verletzen /

er lebt in wahrer Ruh / in stehter Einigkeit /
darff nicht zu Felde ziehn / er führt den süßen Streit.

Wem wil dan nicht dis Tuhn / diß süße Tuhn gefallen /
das uns wie Brodt ernehrt? der muß ein Unmensch seyn /
der stirbet / weil er lebt / er ist ein Klotz und Stein /
er ist ein höltzern Bild / sein Hertz ist vohn Metallen.
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Die Lieb ist blind / und gleichwohl kan sie sehen /
hat ein Gesicht / und ist doch stahrenblind /
sie nennt sich groß / und ist ein kleines Kind /
ist wohl zu Fuß / und kan dannoch nicht gehen.

Doch diss muß man auff ander' art verstehen:
sie kan nicht sehn / weil ihr Verstand zerrint /
und weil das Aug des Herzens ihr verschwindt /
so siht sie selbst nicht / was ihr ist geschehen.

Das / was sie liebt / hat keinen Mangel nicht /
wie wohl ihm mehr / als andern / offt gebricht.

Das / was sie liebt / kan ohn Gebrechen leben;
doch weil man hier ohn Fehler nichtes find /
so schließ ich fort: Die Lieb ist sehend blind:
sie siht selbst nicht / und kans Gesichte geben.
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Auff
Herrn Otto Brödermans /
und Jungfrawen
Catharina Engelbrechts
Hochzeit

Die Liebe kompt vohn Gott / drümb kan sie niemand trennen /
kein Unglück / keine Noht / und was nicht all zu nennen /
sich hier geziemen will; das Schwerdt / das manchen Mann
das Herze forchtsahm macht / das Feur das leichte kan
Holz / Eisen / Stein und Stahl / durch seine Macht / erweichen /
der Zwang sey wie er will / und wehr er auch zu gleichen
Israels Dienstbarkeit / so ist doch das noch nicht /
das ohne Gottes Raht die trewe Liebe bricht.
Dieweil die Liebe ist vohn Gott zu erst gebohren /
so wird sie auch durch nichts / als nuhr durch Gott / verlohren.
Doch weiß ich / daß bey Gott die Liebe ewig steht /
und / weil Gott ewig ist / auch nimmer untergeht.
Weil dan / Herr Brautgam / Ihr / und Braut / auch wolt dem Stande
der Liebe Beystand tuhn / so schiffet so zu Lande /
daß Ewer Schiff sich nicht auff diser wüsten See
des Kummers finden lass / damit das Schiff nicht geh
die Bahne / da der Neid mit seinen Freunden wohnet /
der Liebe Widerspihl / der Neid / der allen lohnet /
die trew verliebet seyn / doch nicht / wie sie verdient;
Weil Ihr denn / Liebes Paar den Neid izt überwindt /
so sey nu diss mein Wundsch / und letzlich mein begehren /
daß dem / der trewlich liebt / das Wasser seiner Zähren /
wie Euch / gedeyen mag! Ihr seyd izt weit vohn Pein /
seyd trew verliebt / und könt auch trew geliebet seyn.
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Lied auff eine Französische Melodey

Dir / O mein Leben!
bin ich ergeben /
Ich tuh auch / was ein Diener kan /
dennoch / mein Licht /
lohnst du mir nicht /
wie du wohl schuldig /
weil ich gedultig
die Marter nehme an.

Wer wil vertragen
so große Plagen /
und haben keinen Lohn davohn?
bist nicht ein Knecht /
Der Treu und Recht
dient / und gedultig /
den Lohn auch schuldig?
drümb gib mir meinen Lohn.

Zwahr deinen Willen
magst du erfüllen /
dennoch dien ich dir nicht umbsonst /
wiltu du / mein Licht /
mehr mir denn nicht /
wilt du / mein Leben /
mehr mir nicht geben /
so gib mir deine Gunst.

Wo dise Gaben
ich nicht kan haben /
so werd ich grau auff einen Tag /
wo ich dis nicht
erlang / mein Licht /
daß deine Straalen
auff mich frey fallen /
verlohren ist die Sach.

Schau der Welt Sachen /
wie eß die machen /
wie eß vohn anfang ist gemacht /
Schaw an das Vieh /
das sich / ohn Müh /
fein pflegt zu paaren /
laß uns auch fahren
den Weg / da Glücke lacht.

Soll'n dan die Zeiten
vohrüber schreiten /
in den'n die Jugend Bluhmen bringt /
ohn Lust und Freud /
in lauterm Leid?
komb doch / mein Leben /
du kanst mir geben /
wohrnach die Jugend ringt.

Ich wil gedenken /
du wirst mir schencken
für meine Müh die zarte Schoß /
und was noch mehr
ich auch begehr /
kom / meine Sonne /
komb meine Wonne /
mach mich der Seuffzer loß!

Wo diese Gabe
ich nuhr bloß habe /
so werd ich frey von aller Noht;
geschiht eß nicht /
daß mir mein Licht
die Gunst wil geben /
kan ich nicht leben /
bin schon fast lebend todt.

Drümb diss Bedingen
lass mir gelingen;
mein Lieb / wo du mich lieb gewinst /
so liebe recht /
wie ich dein Knecht;
lass sich nicht enden
die Lieb / noch wenden /
so hab ich den Verdienst.

Lass sich nicht enden /
noch einmahl wenden
die Liebe und Bestendigkeit /
so kan ich seyn
ganz ohne Pein /
lass dich nicht lencken /
du must gedencken
Wo Lieb ist / ist auch Neid.
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Epigramma

Du meinst ich soll dein noch gedencken und dich lieben /
ob du mich schon verläst / ey sey doch nicht so toll /
Ich habe dir ja offt vor disem schon geschrieben:
Daß niemand Eysen / Stein und Klöze lieben soll.
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Sonnet
(Daphne aus der Schäfererzählung: Faunus)

Hier hab ich nun mein sehnliches Verlangen:
hier liegt mein Lieb / hier ligt mein ander ich:
hier giebt das Glück sich selbst gefangen mich:
hier mag ich nun mein Lieb vielmahl umfangen:
hier mag ich nun auch küssen seine Wangen:
Cupido hört mein Klagen inniglich /
und wil nun auch so hülffreich zeigen sich;
Nun mag ich wohl mit meinem Glücke prangen;
die Venus zeigt mir iezt ein guhtes Ziel /
ich wil nur selbst / nicht was ich gerne wil;
O Blödigkeit / du must nur von mir weichen!
weil du hir bist / wärt meine grosse Pein;
Wer lieben wil /mus nicht so blöde seyn /
sonst kan er nicht der Liebe Lohn erreichen.

[Blödigkeit bedeutet Schüchternheit]
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(Faunus aus der Schäfererzählung: Faunus)

Ich der Ich doch vorhin geschlagen
so manchen außgeübten Heldt /
darff izt / O Daphne / dir nicht sagen /
auß Zagheit / wie mich Amor quelt /
O möcht es dir doch wissend sein /
wie sehr mich plagt die süsse Pein!

O möchtestu mich wieder lieben /
so würd ich froh seyn für und für;
Jetzt aber muß ich mich betrüben /
weil du so weit nu bist von mir /
O wüstest du doch meine Pein /
du würdest bald auch bey mir seyn!

O laß mich deine Schaffe weiden /
nim mich für deinen Diener an /
so wil ich deinetwegen leiden /
so viel die Liebe leiden kan!
Die Liebe leidet alle Noht /
Ja deinetwegen auch den Todt.

Will ich dir meine Schmertzen klagen /
so deucht mich / du erhörst mich nicht;
wil ich die Noht von Herzen sagen /
so zwingt mich deiner Augen Licht /
daß ich / in dem ich sprechen will /
zwar sprech / und doch auch schweige still.

Soll aber Ich nicht mehr erwerben /
durch meinen dir verborgnen Fleiß /
so laß mich deinen Diener sterben
das wer ein wohl verdienter Preiß;
Ich tröste mich und hoff allein /
du wirst ein Arzt der Schmerzen seyn.

O möchtest du doch iezund hören /
das / was nur hört die Wüsteney /
O Amor wiltu mich betöhren /
so bind mich fest und fester frey!
O Daphne / Daphne wehrstu mein /
und möchtest izund bey mir seyn!
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Ist Lieb ein Feur / und kan das Eisen schmiegen /
bin ich voll Feur / und voller Liebes Pein /
wohrvohn mag doch der Liebsten Hertze seyn?
wans eisern wär / so würd eß mir erliegen /

wans gülden wär / so würd ichs können biegen
durch meine Gluht; solls aber fleischern seyn /
so schließ ich fort: Eß ist ein fleischern Stein:
doch kan mich nicht ein Stein / wie sie / betriegen.

Ists dan wie Frost / wie kalter Schnee und Eiß /
wie presst sie dann auß mir den Liebesschweiß?

Mich deucht: Ihr Herz ist wie die Loorberblätter /
die nicht berührt ein starcker Donnerkeil /
sie / sie verlacht / Cupido / deine Pfeil;
und ist befreyt für deinem Donnerwetter.
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Ist Lieben keusch? wo kompt denn Ehbruch her?
Ist Lieben guht / nichts böses drinn zu finden /
wie kann sein Feur dan so gahr viel entzünden?
Ist Lieben Lust / wer bringt dan das Beschwär?

Wer Lieben liebt / fährt auff der Wollust Meer /
und lässet sich ins Todes Netze binden /
das nicht zerreist / er lebet nuhr den Sünden /
liebt Eitelkeit / und ist der Tugend leer.

Das ewig lebt / dem stirbt er gäntzlich ab /
sieht seine Noht erst / wan er siht sein Grab.

Wer dan nuhn wird in Liebes Brunst gefunden /
der fliehe bald / und hasse / die er liebt;
ist Lieb ihm süß? so werd er drümb betrübt;
ist sie sein Brodt? so geb er sie den Hunden.
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Itzt will ich in den Wald / und mit Dianen jagen!
Ich lieb' / und das ich lieb / gefält mir selber nicht;
dann Lieb' ist solch ein Tuhn / das alles guhte bricht /
mein Elend ist zu groß; Ich muß mich damit plagen /

das mein Gewissen krenckt / und stets Verlangen tragen
nach dem / das mir nicht wird: die böse Liebes Gicht /
die grimme Tobessucht / hat mich so zugericht /
daß ich nicht ich mehr bin; Itzt will ich ihr entsagen /

so viel ich immer kan / dan ungegründte Trew
läst nimmer friedsam seyn / und bringt zu späte Rew;

Sie ist ein fressend Fewr / und frisst sich nimmer satt /
ist blind / ist Wind / und brent / ist ein Verderb der Jugend /
sie ist ein guhtes Bös' und lasterhaffte Tugend;
doch sey sie / wie sie wol / mich macht sie faul und matt.
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Ohne die Liebste ist keine Freude

Kan die Welt auch wohl bestehen
ohn der Sonnen klahres Liecht?
kan man in der Nacht auch sehen /
wenn da Stern und Mond gebricht?
kan ein Schiffman auch wohl lachen
wenn sein Schiff begündt zu krachen?

Eben wenig kan ich leben /
wenn mir meine Dorile /
nicht ihr klares Liecht wil geben;
Eben wenig ich besteh /
wenn sie nicht mein Schiff regieret /
und durch ihre Freundschafft führet.

Springt ein Rehbock bey der Mutter /
mehr nicht / als er sonsten tuht?
hat ein Pferd bey vollem Futter /
auch nicht einen frischen Muht?
Also kan ich besser leben /
wenn ihr Liecht mir wird gegeben.

Zweyen Herzen / die sich lieben /
ist die allerhöchste Pein /
und das grösseste Betrüben /
wenn sie nicht zusammen sein /
weil sie sonsten nichts gedencken /
alß nur Arm in Arm zu schrenken.

Wie die Ulmen üm den Reben
gleichsam als verliebt sich drehn:
Also wündsch ich auch / mein Leben /
bey dir umgefast zu stehn /
und dir etwas vor zusagen
von den süssen Liebes-Plagen.

Darüm wil ich mich bemühen
auff mein Fretow hinzuziehn /
und mein Leben selbst nicht fliehen /
weil ich sonst erstorben bin /
alß denn wird sie mich erfreuen /
und mir meinen Geist verneuen.

Darüm wil ich gerne lassen
der Tollense Liebligkeit /
wil mein Leben selbst nicht hassen /
weil es nuhr erlaubt die Zeit;
weg mit disen schlechten Auen /
ich wil bald mein Fretow schauen.
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Liebe schont der Götter nicht /
sie kan alles überwinden /
sie kan alle Herzen binden /
durch der Augen klahres Licht.

Selbst des Phebus Hertze bricht /
seine Klahrheit muß verschwinden /
er kan keine Ruhe finden /
weil der Pfeil noch in ihm sticht.

Jupiter ist selbst gebunden /
Hercules ist überwunden
durch die bittersüsse Pein;

wie dan können doch die Herzen
bloßer Menschen dieser Schmerzen
gantz und gahr entübrigt seyn?
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Lieben ist nicht müßig stehen /
Lieben lauffet Tag und Nacht;
ein verliebet Herze kracht /
und wil fast vohr Müh vergehen.

Liebe wird nicht faul gesehen /
Lieb' ist / wen sie schläfft und wacht /
auff der Liebsten Gunst bedacht /
sie läst alle Winde wehen /

nichts mag ihr beschwärlich seyn
als die schwäre Liebespein;

Lieben kan man Mühe nennen /
Amor ist ein feurig Joch /
und zu weilen laulecht doch /
sonsten würd eß viel verbrennen.
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Wohl dem / der liebet / und wieder geliebet wird
Gesang

Liebste / weil du mich wilt lieben /
und dich mir ergeben hast /
weil du mich nicht wilt betrüben /
also soltu deine Rast
auch bey meiner Feder finden /
die dich wird mit Weißheit binden.

O wie glüklich ist zu schäzen
der / dem eß so wohl gelingt /
und sein Leben so weit bringt /
daß er sich noch kan ergezen
an der Liebsten Kegenwart /
die ihn vor betrübte hart.

Nun / nun bin ich ich new gebohren
Liebe sehr und bin geliebt /
alle Sorg hat sich verlohren /
weil mich Galatee giebt
Ihrer Freundschafft hohes Liecht /
das mich auch lest sterben nicht.

O wie wohl ist meinem Herzen /
O wie frölich bin ich doch /
weil ich frey von allen Schmerzen /
kan der Liebe süsses Joch
durch die wieder Liebe tragen /
die mich hilfft aus allen Plagen.


Nun mein Lieb / du solt auch spüren /
wie getreu ich bleiben wil;
Ich wil deinen Namen führen /
weil du bist mein höchstes Ziel;
wo man meine Schrifften kennet /
sol dein Nahm auch sein genennet.
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Man sagt / es sey kein Ort / da Amor nicht zu finden /
eß sey kein öder Wald / eß sey kein Teil der Welt /
da dieser große Fürst nicht seine Hoffstadt helt;
man sagt / eß sey kein Man / den er nicht könne binden:
noch hat er meinen Muht nicht können überwinden /
weil mir sein schnödes Thun zu keiner zeit gefält;
ob er schon noch so weit ihm bawet sein Gezelt /
daß in Arabia man ihn auch stets kann finden.
Europa ist zwahr sein / er sitzt in Africa /
er wohnt in Asia / und kent America /

In summ / eß ist kein Haus / das er nicht innen hatt /
eß ist kein Menschlich Hertz / das er nicht könte lencken /
mich doch / ob er schon nah mir ist / kan er nicht krencken /
dan ist er auff dem Dorff / so bin ich in der Stadt. Oder:
bin ich dan auff dem Dorff / so ist er in der Stadt.
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Lieber sterben als lieben
Im Namen eines guhten Freundes

Man sagt mir zwahr: Ich soll dich hassen /
und nicht mehr lieben / wie ich pflag /
so kan ich doch nicht vohn dir lassen /
ich fliehe dich auch / wie ich mag.

Wie offt hab ich mir fürgenommen /
du sollest mir in meinen Sinn /
O Galatee / nicht mehr kommen /
Nein / Nein / ich lieb dich wie vorhin.

Wir sind je nicht zu gleich gebohren /
eß gleichen unsre Sternen nicht /
mir hette Venus sich verloren /
dir aber schien ihr helles Licht.

Werd ich durch List dan hintergangen /
und hat man mir was beygebracht /
daß ich so stets an dir muß hangen
und ruhe weder Tag noch Nacht?

Seh ich dich an / so fühl ich Schmerzen;
genieß ich deiner Gegenwart /
so ist mir auch nicht wohl zuhm Herzen /
Ich stehe bey dir / wie erstart.

Die Rede will mir ganz nicht fliessen /
Ich zittre wie ein Espen Laub /
der Augen Quell muß sich ergiessen /
Ich bin wie Sinnloß / stumb und taub.

Auch glaub ich / daß auß diser Ketten
und auß dem harten Liebes Streit
mich Perseus selbst nicht könt erretten /
der doch Andromeden befreyt.

Darumb woll Cloto meinem Leben /
weil sonst mir nicht zu helffen steht /
die längst-gewündschet' Endschafft geben /
dardurch ein Mensch der Lieb entgeht.
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Mein Alles ist dahin / mein Trost in Lust und Leiden /
mein ander Ich ist fort / mein Leben / meine Zier /
mein liebstes auff der Welt ist wegk / ist schon vohn hier.
(die Lieb' ist bitter zwahr / viel bittrer ist das Scheiden)

Ich kan nicht vohn dir seyn / ich kan dich gantz nicht meiden /
O liebste Dorile! Ich bin nicht mehr bey mir /
Ich bin nicht der ich bin / nuhn ich nicht bin bey dir.
Ihr Stunden lauft doch fort / wolt ihr mich auch noch neiden?

Ey Phoebus halte doch die schnelle Hengste nicht!
fort / fort / ihr Tage fort / komb bald du Monden Licht!

Ein Tag ist mir ein Jahr / in dem ich nicht kan sehen
mein ander Sonnenlicht! fort / fort / du faule Zeit /
spann doch die Segel auff / und bring mein Lieb noch heut /
und wan sie hier dan ist / so magstu langsam gehen.
_____

 

O möcht ich itzt doch schön vohn deiner Schönheit singen!
O Edle halb Göttin! dann deine hohe Zier
scheint wie der Sonnen Licht / und nimpt mich selber mir.
Ich wil dein hohes Lob ans Dach des Himmels bringen /

da soltu durch den Neid und alle Missgunst dringen.
Dein schöner Augenglantz bricht wie die Sonn herfür /
dein Purpur Angesicht / und was noch sonst bey dir /
ist Göttlich üm und an / du kanst die Hertzen zwingen.

Dein Mund ist Rosenroht / die Brust Albasterstein /
du magst / O Galate / die andre Venus seyn /

das zeuget deine Zier / dein lieblich Sehn / dein Lachen /
du bist der Nimphen Zier; ein Weib / das einen Mann
so bald er sie anschawt / mit Liebe tödten kan /
ist deiner Schönheit Licht noch nicht einst gleich zu machen.
_____

 

Lied
Daphne aus der Schäfererzählung: Faunus

O Phebus / laß dein blicken /
eß will sich iezt nicht schicken /
du must mit traurig seyn /
Schau / wie auff meinen Wangen
die Wasser-Perlen hangen /
alß Zeugen meine Pein!

Ihr Himmel nembt mit Schmerzen
doch meine Noht zu Herzen!
Du schönes Firmament /
Verender dich geschwinde /
Weil ich kein Labsal finde /
und bin voll Elendt!

Nun muß ich das bald meiden /
und kann mich nicht mehr weiden /
an dem / das meinen Sinn
kan unverbrüchlich binden;
So bald kan Lust verschwinden /
Sie fleugt wie Rauch dahin.

Der welcher herzlich liebet /
wird iederzeit betrübet /
und hat doch solchen Sinn /
daß er kan alles leiden;
Doch wenn er sich muß scheiden /
so stirbt er gahr dahin.
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Faunus
aus der Schäfererzählung: Faunus

Ob das heist treue sein / wan man den Liebsten tödten
und ganz verstoßen wil / das Ding versteh ich nicht;
Getreue Liebe steht / wenn alles kracht und bricht /
Getreue Liebe bleibt getreu in allen Nöhten /
getreue Liebe liebt auch einen nur allein /
getreue Liebe kan nicht Wetterwendisch seyn.

Getreue Liebe pflegt sich auff Bestandt zu gründen /
Wer aber disen sagt / und gleichwohl jenen meint /
Wer einen andern liebt / und nent mich seinen Freund /
bey dem ist nimmermehr ein treues Glied zu finden;
nun wohl / o Daphne / las dir diß genugsam sein /
betrübe dich mit mir / und denck an meine Pein!

Nim meinen armen Geist / wenn er den Leib muß lassen /
in deinen zarten Schoß / so wird sich meine Noht /
wo ja nicht anders sonst / doch enden in dem Todt;
Im Tode wirstu mich / mein Leben / ja nicht hassen;
das ist mein höchster Trost / diß Feld / diß edle Feld /
sol meine Grabstadt sein / dazu ichs längst erwählt.

Diana mach mein Grab mit deinen Jägerinnen /
und / Flora / thu dich doch nach schönen Blumen um /
die streu iezt um mein Grab und blasse Leich herum:
begrabt / begrabt mich hir / Ihr andern Waldgöttinen /
Ihn Nymphen höret doch mein leztes Lied iezt an /
Hört / wie ich den Gesang der Schwannen singen kan!

Nempt schönen Timian / nempt Nelcken und Narzissen /
nempt Cyperessen Kraut / nempt schönen Majoran /
bestrewet mir mein Grab mit fremdem Tulipan /
Ihr zarten Najaden / begrabt mich bey den Flüssen /
tanzt um mein Grab herum / und singet denn dabey /
hier ligt der treulich liebt / und nicht geliebt ward treu.

Nun Daphne gute Nacht / nun ist mein Lauff erfüllet /
Ich habe dir gelobt / zu lieben bis ins Grab /
wohlan ich liebe noch / und scheid auch iezund ab /
so wird die Liebes-Noht zu dieser Zeit gestillet / etc.
_____

 

Am liebsten bey der Liebsten
Zu Upatell / auff der Insel Riga / gemacht

Schawt doch / wie lustig Leben
das auff den Dörffern ist?
Ich will die Stadt wohl geben
dem / der sie außerkießt.

Schawt / wie die Bluhmen stehen /
wie lieblich sie doch sind /
und fast im Haus auffgehen /
schawt / wie man Obst hier findt.

Hört / hört doch einmahl singen
die lieben Vögelein /
last ewre Laut erklingen /
und stimmet mit ihn ein.

Fühlt ihr der Sonnen Strahlen
in ewern Häusern nicht?
hier läst sie auff uns fallen
fast doppelt heisses Licht.

Schmeckt kecklich diese Früchte /
die hier beyn Bauren seyn etc.

Seht / wie die Kühe weiden!
und auch der Schaffen Schar /
ich will die Stadt wohl meiden /
so bin ich auß Gefahr.

So schreckt mich die Posaune /
das Spiel der Schwerdter nicht /
die grausame Kartaune
kompt nie mir ins Gesicht.

Ja / alles was ich finde
in Dörffern weit und breit /
der Hirsch / das Schaff / das Rinde /
der Wälder Zierligkeit /

Das ist weit vohrzuziehen
den Sachen in der Stadt /
da man sich muß bemühen
und wirds doch niemahl satt.

Was sag ich? Nach dem allen
frag ich nicht sonders vihl;
mir soll die Stadt gefallen /
dieweil ich gerne will

Die Lust im Grünen lassen /
mein Lieb / mein eigen Ich
ist hier nicht ümbzufassen /
die ich lieb inniglich.

Ist hier auff grühner Awen /
und bey der Schaffen Schaar
kein einig mahl zu schawen /
drümb hat eß hier Gefahr.

Ich will die Stadt nicht meiden /
Ich hab sie außerkiest;
kanst du dein Lieb nicht leiden /
so sey nicht / wo sie ist.
_____

 

Im Nahmen eines guhten Ehren-Freunds /
auff seiner Liebsten Wegkreise

Soll dann mein betrübter Geist
Von dir gäntzlich sein verweist /
Allerschönste Galatee /
So verschmeltz ich wie der Schne!

So will ich auff dein Befehl /
Meiner Seelen liebste Seel /
Dich doch lieben für und für /
Ob du schon nicht bist bey mir.

Laß du auch / mein Sonnenlicht /
Unsre Freundschafft sterben nicht /
So wird unser beider Pein
Entlich noch belohnet sein.

Scheiden bringt zwar oft den Todt /
Und der Hellen halbe Noth /
Aber wiederkommen macht /
Daß man scheiden weinig acht.

Das / was uns nicht werden kann /
Geben wir ja billig an:
Freundin / deine Trawrigkeit
Heuffet mir mein heuffigs Leid.

Darumb laß der Thränenbach
Nicht mehr fliessen nach und nach;
Laß der Stirne Fensterlein /
Nicht so gar verfinstert sein.

Ich bin selbst nicht mehr bey mir /
Weil ich nicht mehr bin bey dir,
Worumb tröst ich dich mein Licht /
Da mir selbst doch Trost gebricht.

So lang soll mein bleicher Mund /
Dem die Speise nicht vergunt /
Dem kein Tranck wird forgesetzt /
Gäntzlich bleiben unbenetzt.

So lang soll es finster sein /
Biß mir deiner Augen Schein
Wiedrumb günt den lieben Tag /
Daß ich dich anschawen mag.

Morpheus / kom nicht zu mir ein!
So lang wil ich ruhloß sein /
Biß dein Schiff / O meine Ruh!
Läuft auff unser Greiffswald zu.
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Wan alle Buhler doch nuhr hetten einen Fluht /
so würde Venus nicht so ungleich ihnen schencken
der süssen Liebe Lohn; sie würde noch gedencken /
was hertzlich lieben sey. Weil nuhn der dieses thut /

der ander aber das / der eine wagt sein Bluht /
der ander tuht es nicht / der eine wil sich lencken
zuhr Hoffnung und Gedult / und jener wil sich hencken /
so lohnt sie nach Verdienst: den trewen ist sie guht /

den falschen ist sie falsch / wie kan sieß anderst machen?
weil dieser klagt und weint / und jener pflegt zu lachen.

Ich bin vohm Lieben kalt / und brenn doch als ein Licht /
dan dis ist mein Gebrauch: Ich halte meine Schmertzen
nuhr still / und sage nicht fort alles auß dem Hertzen /
was wohl dahrinnen ist; Ich lieb und lieb auch nicht.
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Wans fragen gelten solt / so möcht ich billich fragen:
wer bringet mir mein Leid? wo rührt mein Lieben her?
mein Lieben / das mir ist ein liebliches Beschwär:
Cupido / bringest du mein Herz in solche Plagen?

so wil ich über dich und deinen Bogen klagen;
kompt aber dis mein Feur mir etwan ungefehr /
hat derer Tugend schuld / die da ist mein begehr /
wie kan ich doch alsdan vohn Venus Rencken sagen?

Ist Amor nicht so starck / daß er mein Hertze rührt /
so hat die Charitas mich an dis Joch geführt.

Mein Lieben hat die Art der Buhler angenommen /
drümb bringt eß Amor auch; doch das wil mir nicht ein /
weil ich und du / mein Lieb / nuhr guhte Freunde seyn /
wo doch sey immermehr die Freundschafft hergekommen?
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Hochzeit-Lied
Auß einem unvollkommenen Werk

Wer der Liebe Lohn wil haben /
muß / in höchster Traurigkeit /
nuhr bestendig alle Zeit
sich mit guhter Hoffnung laben;
wer bestendig immer liebt /
der wird stetig nicht betrübt.

Ihr verliebten / wolt ihr wündschen /
O so wündscht Bestendigkeit /
und Gedult in Leidens Zeit /
dan dis dienet allen Menschen;
Wer beständig immer liebt /
der wird stetig nicht betrübt.

Darüm last uns frölich springen /
last uns springen hin und her /
diesem Schäffer izt zuhr Ehr /
last uns / last uns frölich singen:
Wer beständig immer liebt /
der wird stetig nicht betrübt.

Schäffer / deine heisse Zären /
die du vohrmahls Tag und Nacht
auß den Augen hast gebracht /
sollen deiner Noht nuhn wehren:
Wer bestendig immer liebt
der wird stetig nicht betrübt.

Nuhn dein Bitten und dein Flehen
ist erhöret diser Zeit:
wer nuhr liebt Bestendigkeit
kan durch alle Marter gehen /
die der Neid ihm bringen kan /
und auch dir hat angetahn. etc.
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Wie kan der Liebe Joch doch süß und lieblich seyn /
weil manches Herze pflegt vohn ihren Schmertzen sagen /
und über ihre Last / und tieffe Wunden klagen?
wie ist dan süße das / das allen bringet Pein /

das wie ein starckes Gifft die Hertzen nimmet ein /
das manchen Helden würgt / ihr vihl auch heist verzagen?
wie kan uns das alsdan doch Frewd und Lust erjagen?
Nein / nein / der Liebe Tranck ist bitter Wermuhtwein.

Doch gleichwohl ist sie süß / weil vielen wird gegeben /
durch ihre Süßigkeit / ein angenehmes Leben.

Drüm / schließ ich / ist die Lieb ein angenehmes Leid;
(wiewohl eß selten kompt / daß wiedrig' Eigenschafften
an einem Dinge nuhr zu gleiche können hafften)
die Liebe heisst und ist die süße Bitterkeit.
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Auß dem Lied vohn der beständigen Liebe

Wol dem / der also ist verliebet /
daß seine Liebe nimmer weicht!
Wer sich der Wanckelmuht ergiebet /
der ist eß / der dem Mond sich gleicht.
Der Neidt / der sonst die Liebe bricht /
der bricht doch meine Liebe nicht.

Soll mich dan nuhn der Neidt betrügen /
mich / der kein Tod abschrecken kan?
soll mich die Welt mit ihrem Liegen
izt führen eine frembde Bahn?
Der Neidt / der sonst die Liebe bricht /
der bricht doch meine Liebe nicht.

Das ist eß / das wir armen klagen:
Wan einer sich ein Ziel erkießt /
so bald wil ihn der Neidt verjagen /
der aller Liebe Schewsahl ist:
Der Neid / der sonst die Liebe bricht /
der bricht doch meine Liebe nicht.

Will nuhn der Neid das Brodt mir nehmen /
und denckt mich damit abzuziehn /
was will ich mich doch darümb grähmen /
die Lieb ernehrt mich immer hin;
Der Neidt / der sonst die Liebe bricht /
der bricht doch meine Liebe nicht.

Will mich der Neidt in grünen Zeiten /
da meine Jugend Blumen trägt /
schon in Verzweiflungs Banden leiten /
eh ich mit Reiff und Schnee bedeckt?
Der Neidt / der sonst die Liebe bricht /
der bricht doch meine Liebe nicht.

Bin ich der ärmste zwahr im Lande /
bin ich zwahr der / dem Geld gebricht /
so nehm ich Armuht für die Schande /
die Armuht tuht der Liebe nicht:
der Neid / der sonst die Liebe bricht /
der bricht doch meine Liebe nicht.

Wan mir nuhr gibt mein Liecht / mein Leben
die Hand voll Lieb und trewer Gunst /
wil ich doch nicht dis kleine geben
ümb aller Welt Gelt / Guht und Kunst:
der Neidt / der sonst die Liebe bricht /
der bricht doch meine Liebe nicht.

Hiemit wil ich die Seuffzer enden;
Gelück / ich geb dir guhte Nacht
du magst dich links und rechts ümbwenden /
Ich bin der / der des Glückes lacht /
und vohn der Liebe lass ich nicht /
biß daß der Tod sie selber bricht.
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Alle Gedichte aus: Sibylle Schwarz: Deutsche Poëtische Gedichte. Faksimiledruck nach der Ausgabe von 1650.
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Helmut W. Ziefle.
Bern/ Frankfurt a. M./ Las Vegas: Lang 1980 [ohne Seitennumerierung]
 

Ach / Amor / nimb dein schwäres Joch von mir (II, O4v) [interner scan S. 122]
Ach wiltu mich verlassen (II, P2v) [interner scan S. 124]
Cloris / deine rohte Wangen (II, P1r) [interner scan S. 122]
Daß mich nicht mehr kan ergezen (Auff der Liebsten Abschid) (II, G3v) [interner scan S. 93-95]
Die Lieb' ist billich ja in allem keusch zu schätzen (II, P1v) [interner scan S. 123]
Die Lieb ist blind / und gleichwohl kan sie sehen (II, O3v) [interner scan S. 121]
Die Liebe kompt vohn Gott / drümb kan sie niemand trennen (II, J2r)  [interner scan S. 99]
Dir / O mein Leben! (Lied auff eine Französische Melodey) (II, nn) [interner scan S. 83-85]
Du meinst ich soll dein noch gedencken und dich lieben (Epigramma) (II, H1v) [interner scan S. 95]
Hier hab ich nun mein sehnliches Verlangen (Sonnet) (II, aus Faunus) [interner scan S. 70]
Ich der Ich doch vorhin geschlagen (II, aus Faunus ) [interner scan S. 69]
Ist Lieb ein Feur / und kan das Eisen schmiegen (II, O3r) [interner scan S. 120]
Ist Lieben keusch? wo kompt denn Ehbruch her? (II, P1v) [interner scan S. 123]
Itzt will ich in den Wald / und mit Dianen jagen! (II, P2r) [interner scan S. 123]
Kan die Welt auch wohl bestehen (Ohne die Liebste ist keine Freude) (II, G2v) [interner scan S. 92]
Liebe schont der Götter nicht (II, O4r) [interner scan S. 121]
Lieben ist nicht müßig stehen (II, O4v) [interner scan S. 122]
Liebste / weil du mich wilt lieben (Wohl dem / der liebet /) (II, G3v) [interner scan S. 92-93]
Man sagt / es sey kein Ort / da Amor nicht zu finden (II, P2r) [interner scan S. 123]
Man sagt mir zwahr: Ich soll dich hassen (Lieber sterben als lieben) (II, K1r) [interner scan S. 102-103]
Mein Alles ist dahin / mein Trost in Lust und Leiden (II, P2v) [interner scan S. 124]
O möcht ich itzt doch schön vohn deiner Schönheit singen! (II, P1r) [interner scan S. 122]
O Phebus / laß dein blicken (Lied) (II, aus Faunus) [interner scan S. 74]
Ob das heist treue sein / wan man den Liebsten tödten (II, aus Faunus) [interner scan S. 78]
Schawt doch / wie lustig Leben (Am liebsten bey der Liebsten) (II, M2r) [interner scan S. 111-112]
Soll dann mein betrübter Geist (Im Nahmen eines guhten Ehren-Freunds) (I, 60-61) [interner scan S. 36]
Wan alle Buhler doch nuhr hetten einen Fluht  (II, O3r) [interner scan S. 120]
Wans fragen gelten solt / so möcht ich billich fragen  (II, O3v) [interner scan S. 121]
Wer der Liebe Lohn wil haben (Hochzeit-Lied) (II, H4v) [interner scan S. 98]
Wie kan der Liebe Joch doch süß und lieblich seyn (II, O4r) [interner scan S. 121]
Wol dem / der also ist verliebet (Auß dem Lied vohn der beständigen Liebe) (II, M1v) [interner scan S. 111]

 

Biographie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Sibylla_Schwarz

 

 


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