Das Sonntagsgedicht

Geistliche Gedichte deutscher Dichterinnen
(vom 22. November 2009)

(c) Gerd Altmann Pixelio.de



Ludämilia Elisabeth Gräfin
von Schwarzburg-Rudolstadt
(1640-1672)


Um ein reines Hertz und den Heiligen Geist

Im Thon: Nun freut euch

Schaff in mir, GOtt! ein reines Hertz,
Mein Hertz ist gantz verderbet,
Es fühlet von der Sünden Schmertz,
Die ihm ist angeerbet
Und die es noch thut ohne Scheu.
Ach! mache, daß es wieder sey,
Wie du es erst erschaffen.

Gib mir auch einen neuen Geist,
Der wie du sey gesinnet,
Der stets dir anhang allermeist
Und was du wilt beginnet;
Gib, daß er hasse Fleisch und Blut
Und üb den Glauben in Demuth,
Zucht, Sanfftmuth, Hoffnung, Liebe.

Verwirff von deinem Angesicht,
Ob ich es gleich verdienet,
Mich, allerliebster Vater! nicht,
Weil JEsus dich versühnet;
Laß nimmer, nimmer, nimmermehr
Mich, dein Kind, also fallen sehr,
Daß du es von dir würffest.

Den Heilgen Geist nimm nicht von mir,
Den bösen Geist vertreibe,
Damit er mich nicht nehmen dir
Und ich stets deine bleibe:
Beherrschet mein Hertz, Sinn und Muth
Der Heilge Geist, so ist es gut
Im Leben und im Sterben.

Mit deiner Hülffe tröste mich,
Hilff und vergib die Sünden,
Wenn meine Seele suchet dich,
So laß dich von ihr finden
Und dein Verdienst, HErr JEsu CHrist!
Darinne Trost und Hülffe ist
Wider Sünd, Tod und Teufel.

Dein freudger Geist erhalt mich doch
Mit seinem Freuden-Oele,
Damit nicht das Verzweiflungs-Joch
Verderbe meine Seele;
Sey meine Freude du allein,
Ach! laß mich deine Freude seyn
Und führe mich zur Freude.


 


Gedicht aus: Deutschlands Dichterinnen.
Blüthen deutscher Frauenpoesie
aus den Werken deutscher Dichterinnen
der Vergangenheit und Gegenwart
ausgewählt von Karl Wilhelm Bindewald
Osterwieck / Harz o.J. [1895] (S. 379)

Bild: (c) Gerd Altmann Pixelio.de




 

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