Das Sonntagsgedicht

Geistliche Gedichte deutscher Dichterinnen
(vom 16. Mai 2010)

(c) Gerd Altmann Pixelio.de




Auguste Dröge (Ps. A. Görde)
(1811-1889)



Willst Christ du sein


Willst Christ du sein, dann muß dein Herz
Den Heiland frei bekennen;
In Glück und Leid, im tiefsten Schmerz,
Mußt du Ihn Führer nennen;
Ihn ehren als des Vaters Sohn,
Der niederstieg von Gottes Thron,
Uns unvergänglich Leben
Durch seinen Tod zu geben.

Ja, wer da hofft mit Zuversicht,
Es wird einst Heil ihm werden,
Der glaubet an das hellste Licht,
Das wandelte auf Erden,
Das Licht der Wahrheit, dessen Kraft
Allein das wahre Leben schafft
Und hellt die Dunkelheiten
Der Erd' und Ewigkeiten.

Erkenne nur, wie fern von Gott
Der ist, der Böses treibet,
Und wie in deiner Seelennoth
Dir nur dein Heiland bleibet
Als Anker, daß du nicht vergehst,
Begnadigt einst vor Gott bestehst;
Solch selig hohes Leben
Kann Gottes Sohn nur geben.

Ach, täusche nicht dein armes Herz,
Daß es durch ird'sche Dinge,
Als Dulden, Gaben, Mühen, Schmerz,
Die Seligkeit erringe.
Dein heißer Wunsch wird nicht gestillt;
Wenn Christus nicht dein Herz erfüllt,
Ist eitel nichts dein Treiben,
Dem HErrn mußt du verbleiben.

Denn nur in Ihm ist Seligkeit
Und hohe Freud' und Leben;
Der Sünd' zu sterben alle Zeit,
Ist Kraft durch Ihn gegeben.
Mit Ihm nur überwindet leicht
Der Mensch den Kampf, die Sünde weicht.
Erst neu durch Ihn geboren,
Sind wir zum Heil erkoren!

Willst du, o Mensch, für solches Heil
Den Herren von dir weisen?
Nicht wählen nun das bess're Theil,
Ihn als den Sohn zu preisen?
Gedenk' des Wortes, das Er spricht:
"Wer mich nicht kennt, den kenn' ich nicht".
Ohn' Ihn mußt du verderben,
Einst als ein Sünder sterben.

Ja, glaube ich an Dich, o GOtt,
Muß an den Sohn ich glauben;
Hinweg, du Welt, nicht soll dein Spott
Mir das Erkennen rauben:
Gott, der die kleinste Sünde haßt,
Hat für die große Sündenlast
Der Welt den Sohn gesendet,
Daß unser Jammer endet.

Was soll ich Dir, o Heiland, nun
Für Deine Liebe geben?
Mein ganzes Herz und all mein Thun
Soll ehren Dich im Leben;
Ja, innig will ich Dir mich weih'n,
Um Deines Opfers werth zu sein,
Will danken, preisen, loben
Dich und den Vater droben.

 

 
 


Gedicht aus: Deutschlands Dichterinnen.
Blüthen deutscher Frauenpoesie
aus den Werken deutscher Dichterinnen
der Vergangenheit und Gegenwart
ausgewählt von Karl Wilhelm Bindewald
Osterwieck / Harz o.J. [1895] (S. 401-402)

Bild: (c) Gerd Altmann Pixelio.de




 

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