Das Sonntagsgedicht

Geistliche Gedichte deutscher Dichterinnen
(vom 27. Februar 2011)

(c) Gerd Altmann Pixelio.de




Catharina Regina von Greiffenberg
(1633-1694)



Über den Spruch Christi: Friede sey mit euch!


Gottes Fried' ist euch gegeben:
nehmet ihn mit Freuden an.
wisset, daß allein er kan
geben ein vergnügtes Leben.
mit dem edlen Seelen-Fried
er uns alles theilet mit.

Frölich in gemeinen Plagen,
muhtig in der grösten Noht,
ja getrost auch in dem tod,
glücklich in den bösen Tagen!
wen der Himmels-Fried' ergetzt,
der ist stäts in Freud versetzt.

Ungewitter, Hagel, Regen,
Winde, Blitz' und Donnerstrahl,
Wellen und Erdbeben-Knall,
können diesen nicht bewegen,
der in Gottes Frieden lebt,
über alles ist erhebt.

Er kan kecklich alls verlachen,
was die eitle Welt beginnt:
er viel anderst ist gesinnt.
Er läst nur den Himmel machen.
geh' es übel oder wol:
sein Herz ist doch Trostes-voll.

In dem Krieg ist er mit Frieden,
in der Armut gleichwol reich;
Tod und Leben gilt ihm gleich:
wann er nur ist ungeschieden
von des höchsten Fried' und Freud,
die ihn tröstet allezeit.

Ach die Edle Ruh der Seelen
allen Mangel reich ersetzt:
ja in Leid vielmehr ergetzt:
seelig, wer sie pflegt zu wählen!
alles in der Welt vergeht:
nur der Seelen Ruh besteht.

Wahres Ende der verlangen,
einigs Ziel und höchstes Gut!
bleibe stäts in meinem Muht,
lasse mich mit dir nur prangen.
Hilff, daß ich die Welt besieg
und mich stäts mit dir vergnüg.
 



                                                    


Gedicht aus: Deutschlands Dichterinnen.
Blüthen deutscher Frauenpoesie
aus den Werken deutscher Dichterinnen
der Vergangenheit und Gegenwart
ausgewählt von Karl Wilhelm Bindewald
Osterwieck / Harz o.J. [1895] (S. 396)

Bild: (c) Gerd Altmann Pixelio.de




 

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