Das Sonntagsgedicht

Geistliche Gedichte deutscher Dichterinnen
(vom 27. März 2011)

(c) Gerd Altmann Pixelio.de




Sophie Eleonore Prinzessin
von Braunschweig-Bevern
(1674-1711)


GOtt ist mein Trost allein

Nach der Melodey: O GOtt, du frommer GOtt

GOtt ist mein Trost allein
Im Leben, Leyden, Sterben.
Hab ich das höchste Gut,
So kan ich nicht verderben.
Fahr hin, du falsche Welt,
Was acht ich deinen Schein,
Nur weg, es bleibt dabey:
GOtt ist mein Trost allein.

GOtt ist mein Trost allein,
Ihm hab ich mich ergeben.
Muß ich viel Creutz und Noht
In dieser Welt erleben,
Bin ich doch unverzagt
Auch bei der grösten Pein,
Und denck ohn Unterlaß:
GOtt ist mein Trost allein.

GOtt ist mein Trost allein,
Auf Ihn liegt mein Anliegen.
Des Höchsten weiser Raht
Wird alles also fügen,
Daß es mag selig mir,
Heilsahm und nützlich seyn,
In fester Zuversicht,
GOtt ist mein Trost allein.

GOtt ist mein Trost allein,
Wenn niemand weiß zu rahten.
Weil Er von grosser Macht
Und grossen Wunderthaten,
Hebt Er zu seiner Zeit
Den uns zu schweren Stein
Und freut sich wenn man spricht:
GOtt ist mein Trost allein.

GOtt ist mein Trost allein,
Wenn das Gewissen zaget
Vor GOttes Richter-Stuhl,
Mich mehr als hart verklaget.
Ob mir, wie David, sind
Erschrocken die Gebein,
Bleibt doch mein Glaubens-Wort:
GOtt ist mein Trost allein.

GOtt ist mein Trost allein,
Des Tröstung mich ergetzet
Und aus Bekümmerniß,
Ja allen Sorgen setzet.
Was uns unmüglich deucht,
Wird Ihm gantz müglich seyn,
Drum Er auch endlich hilfft:
GOtt ist mein Trost allein.

GOtt ist mein Trost allein,
Weil Er mich auserkohren
In Christo, seinem Sohn,
Eh ich zur Welt gebohren.
Zu einem festen Grund
Leg ich mir dessen Stein,
Und bin mehr als gewiß:
GOtt ist mein Trost allein.

GOtt ist mein Trost allein,
Da Trost und Hülff nur suche,
Den Trost der Creatur
Von gantzer Seel verfluche.
Ihr leidge Tröster, geht,
Könt ihr mich trösten? Nein!
Betriegt den der euch glaubt,
GOtt ist mein Trost allein.

GOtt ist mein Trost allein,
Dabei will ich verbleiben.
Von dir, du höchstes Gut!
Soll mich kein Teuffel treiben,
Noch was sich sonst mehr findt.
Ich bin, o Vater, dein,
Die Tauff verbind uns starck.
GOtt ist mein Trost allein.

GOtt ist mein Trost allein,
Des tröst ich mich von Hertzen,
In aller Angst und Noht,
Ja bey den grösten Schmertzen.
Es wird durch GOttes Huld
Der herbe Wermuht-Wein
Mir ein heilsamer Kelch.
GOtt ist mein Trost allein.

GOtt ist mein Trost allein,
Damit bin ich zufrieden,
Es geh auch wie es geh
In dieser Welt hienieden.
Ich weiß, Er läst mich nicht,
So lang der Glaube rein,
Dieß wünsch ich immerdar:
GOtt ist mein Trost allein.

GOtt ist mein Trost allein.
Wenn ich dieß Leben ende,
So geb ich meine Seel
In seine Vater-Hände.
Ach! ja HErr Zebaoth!
Führ mich einst Himmel ein,
So rühm ich ewiglich:
Daß du mein Trost allein

 



                                                    


Gedicht aus: Deutschlands Dichterinnen.
Blüthen deutscher Frauenpoesie
aus den Werken deutscher Dichterinnen
der Vergangenheit und Gegenwart
ausgewählt von Karl Wilhelm Bindewald
Osterwieck / Harz o.J. [1895] (S. 329-330)

Bild: (c) Gerd Altmann Pixelio.de




 

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