Liebeslieder der Völker (Volkslieder)

 


Deutsche Liebeslieder (Volkslieder)


Sammlung Sammlung F. W. Freiherr von Ditfurth (1872)


Inhaltsverzeichnis der Lieder:
 




Lied 1.
Der neue Actäon
(Vier schöne newe | Weltliche Lieder. | Vil trawrens in meim Herzen, | sc.
2. Der Liebste mein thut mich ver | lassen, sc. 3. Raum und platz muß geben ich sc. |
4. In eines Hirschen Nation, sc. | bey Marx Antonni Hannas. 8. 4 Bll. o. J. u. O.)

1. In eines Hirschen Nation
Nation und Sprung
Jaget mich ein Jungfrau fein,
Die ist gar hübsch und jung.

2. Von der bin ich verjaget
In den grünen Wald;
Hilft mir Gott aus aller Noth,
Zu ihr komm ich bald.

3. Ich förcht, ich werd zurissen
Von den Hunden dein,
Welches mir thut bringen
So viel der schweren Pein.

4. Die Hund und die ich meine,
Sind der Kläffer viel,
Die mich und dich verhindern,
Du auserwähltes Bild!

5. Hat es dann Gott erschaffen,
Hat es Gott auserkorn,
Soll mich und dich nicht hindern
Kein Distel noch kein Dorn.

6. Halt dich fromm und halt dich stille,
Du auserwählter Schatz!
Wär es den Kläffern eine schwere Pein,
Darzu ein harte Plag.

7. Züchtig und fein ehrlich,
Redlich und fein fromm,
Wo man solches beisammen findt,
Leucht's heller dann die Sonn.

8. Dieweil man aber selten
Solches beisammen findt,
Wöll mir bescheren Gott der Herr
Ein frommes Mutterkind.

9. Vergiß nicht mein, ich bitt dich drum,
Du adeliches Bild,
Sonst ist dein Herz viel härter
Dann ein stählerner Schild!

10. Jetzund will ich mir fassen
Ein frischen, freien Muth,
Fahr ich dahin mein Straßen:
Du bleibst mein höchstes Gut.

11. Ade, zu tausend guter Nacht!
Traurig fahr ich dahin;
Ei, kannst du mir nicht werden,
Betrübest mir mein Sinn.
(S. 3)
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Lied 2.
Regina
(Drey schön new | Weltliche Lieder. | Das Erste: Fraw jhr sollt heim |
gehn, der Herr der ist krank, sc. | Das ander: In Schwarz will ich |
mich kleyden, dieweils trawren sc. | Das dritte: Kein Lieb ohne Leyd |
ein Sprichwort ist, von Göttern sc. |
Augspurg, bei Marx Anthony Hannas. 8. 4. Bll. o. O.)

1. In Schwarz will ich mich kleiden,
Dieweils Trauren bedeut,
Vonwegen meines Buhlen,
Der mir ganz Urlaub geit;
Urlaub, ohn alle Schuld:
Hilf, reicher Christ vom Himmel,
Daß ich's leid mit Geduld!

2. In Weiß will ich mich kleiden,
Bedeut inbrünstig große Freud,
Vonwegen meines Buhlen,
Der mir's Alles andeut.
Ist mir gar herzlich hold,
Liebt mir in meinem Herzen
Ueber Silber und rothes Gold.

3. In Noth will ich mich kleiden,
Bedeut inbrünstige Lieb,
Von wegen meines Buhlen,
Daß er mich nicht betrieg.
Hat mich geschlossen ein
In seine Aermelein;
Kein Mensch soll mich abwenden,
Stets will ich bei ihm sein.

4. In Blau will ich mich kleiden,
Bedeut schön Stetigkeit,
Vonwegen meines Buhlen,
Bringt mir je länger mehr Freud;
Allzeit zu dieser Stund
Kann ich mich besser erfreuen,
Dann sein rosenfarber Mund.

5. In Meergrün will ich mich kleiden,
Bedeut vergiß nicht mein,
Bringt mir je länger mehr Freuden;
Stets will ich bei euch sein,
Will's Gott und auch die Zeit,
Die mich und euch erfreut;
Es bringt mir doch auf Erden
Ganz und gar kein Leid.

6. In Veielbraun will ich mich kleiden,
Bedeutet heimlich hold;
Ja, wenn (ich) ihm kunnt werden,
Und er mein eigen sein sollt,
Erfreut mir mein ganz Gemüth
Und alles mein jung's Geblüt;
Es bringt mir doch auf Erden
Ganz und gar kein Müd.

7. In Grün will ich mich kleiden,
Spazieren wöllen wir geh'n;
Es geht wohl gegen dem Sommer;
Was wöllen wir haben an?
Wohl über ein grünes Feld;
So will ich euch erzählen,
Was ich führ unter dem Helm.

8. In Leibfarb will ich mich kleiden,
Dieweil's auf Weiß schön scheint,
Vonwegen meines Buhlen,
Der mich so sehr erfreut.
Dies Liedlein, jetzt erdacht,
Sei euch, Herzlieb, gemacht;
Ich Regina alleine, -
Ade, zu guter Nacht!

9. Ich, Regina genannt,
Mit Fug auf dieser Erden,
Will mich machen bekannt,
Herzlieb, ihr sollt mein werden!
Kürzlich zu dieser Stund
Sing ich aus Herzensgrund;
Will's Gott, so soll's geschehen,
Nun spar euch Gott gesund!
(S. 4)
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Lied 3.
Bei ihr hindurch
(Fünff | Schöne Newe | Weltliche Lieder. | 1. All mein Sach hat den Krebsgang,
das kränkt mich, sc. | 2. Dama schön, im Garten ging. 3. In trauren groß verzehr ich, sc. |
4. Muß dann die Trewe mein, sc. | 5. Von nöthen ist, daß sc. |
Augspurg, bey Marx Anthony Hannas. 8. 4. Bl. o. J.)

1. In Trauren groß verzehr ich nun meine Freud,
Das Glück sich von mir wendt, der Unfall mich gleich reut:
Ich bin bei ihr hindurch. Gott weiß wohl, wen's gereut.

2. Wann sie gleich jetzt ein andern lieber hat,
So halt er sich nur stät, dasselbig ich ihm rath:
Ich bin bei ihr hindurch, ein ander an die Statt.

3. Das hätt' ich mich versehen nit zu ihr,
Daß sie ihr Treu hat brochen gar an mir:
Ich bin bei ihr hindurch, hab mich verwundert schier.

4. All Lieb und Treu ist bei ihr verloschen gar,
Jetzt liebet sie ein andern, vor ich der Liebste war:
Ich bin bei ihr hindurch, schadt mir nit um ein Haar.

5. Nach Regen groß kommt bald ein Sonnenschein,
Das tröst ich mich, das ist der Reime mein:
Ich bin bei ihr hindurch - vielleicht mein Glück mag sein.

6. Sie zännt ein Korb, und macht kein Boden drein,
Sie spricht zu mir, ich sollt mich setzen drein:
Da wischet ich hindurch - vielleicht mein Glück mag sein.

7. Des Handels ich mir selber lachte gnug,
Wiewohl ich den Spott zum Schaden mit mir trag;
Ich bin bei ihr hindurch, ich hab der Biren gnug.

8. Ach Gott, aus Noth kannst du mir helfen fein,
Und wann sie mich nit will, so schlaf sie nur allein:
Ich bin bei ihr hindurch, Gott weiß wohl, wen ich mein.

9. Ade, feins Liebelein! Sei dir dies Lied gebracht,
Darzu hat mich dein Wankelmuth gebracht:
Ich bin bei ihr hindurch - Ade zu tausend guter Nacht! -
(S. 5)
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Lied 4.
Wer weiß wen's noch gereut
(Daselbst | Das vierdt Lied)

1. Muß dann die Treue mein
So gar mit falschem Herzen
Von dir belohnet sein?
Vor Schmerzen ich bald gar vergeh,
Weil ich kein Gunst von dir verstehn,
Bringt mir ein schwere Pein.

2. Ach wie so listiglich
Haben mich deine Wort betrogen,
Auf welche bauet ich!
Ich gedacht, du wärest gewißlich mein,
So nimmt dein Herz ein Andere ein;
Dein Untreu jammert mich.

3. Regiert dann Liebesband
Bei dir in solchem Wanken?
Das hab ich nie erkannt.
Bist du nit eins worden bericht:
Daß alte Liebe rostet nicht,
Sei wo sie wöll im Land?

4. Thu dich bedenken schier,
Was du mit gutem Herzen
So oft verheißen mir.
Sprachst: ich tröst mich der lieben Zeit,
Daß Wiederkommen bringet Freud -
Jetzund scheid ich von dir.

5. Hast aber noch im Sinn,
Was dir nit ist in Augen,
Ob du's läßt fahren hin,
Wie auch geschehen ist mit mir,
Da ich ein kleines war von dir;
Jetzund schabab ich bin.

6. Auf's Glück ich endlich beut',
|beut', beit' = warte
Das wird mich noch erfreuen,
Gott weiß die liebe Zeit;
Laß fahren, was nicht bleiben will,
Es seind der Mutterkinder viel -
Wer weiß, wen's noch gereut.
(S. 6)
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Lied 5.
Schab ab
(Daselbst | Das fünffte Lied)

1. Von Nöthen ist, daß ich jetzt trag Geduld,
Und daß ich hab gegen ihr getragen Huld:
Ich bin schabab, gleichwohl ohn all mein Schuld.

2. All's wider mich, das ist mir gar nit neu,
Jetzt ich auch spür ihr Falschheit und Untreu:
Ich bin schabab, deß trag ich wenig Neu.

3. Mein Müh und Dienst, die werden nicht erkennt,
Ohn alle Schuld hat sie sich von mir g'wendt:
Ich bin schabab, das mich doch gar nit kränkt.

4. Dann sie ist nur auf Falsch und List bedacht,
All Lieb und Treu bei ihr nur wird veracht:
Ich bin schabab, das ich doch nit viel acht.

5. Ich hab gemeint, ich wär allein im Spiel,
Ja wohl, ja wohl! es seind ihr mehr denn z'viel:
Ich bin schabab, weil sie es haben will.

6. Doch acht ich solches gar gering und klein,
Sie ist die Schönste doch hie noch nicht allein:
Ich bin schabab, sie weiß wohl, wen ich mein.

7. Ihr Herz ist mehr dann sieben Ellen weit,
Die nach der Breite gar wohl fünf Viertel geit:
|geit=gibt
Ich bin schabab, daran mir nit viel leit.
|leit=liegt

8. Wankelmüthig ist all ihr Sinn und Muth,
Ihr Herz ist falsch und meint's gar selten gut:
Ich bin schabab, das mich nit reuen thut.

9. Ich hoff, ich wöll noch wohl gerochen weren,
Nach ihrem Verdienst und all meinem Begehren:
Ich bin schabab, das thu ich ihnen g'währen.

10. Des tröst ich mich, ich bin der erste nit,
Es ist vorlangst gewesen auch ihr Sitt:
Ich bin schabab, darneben doch mit Fried.

11. Das schafft allein der falschen Klaffer Rath,
Die haben mich bracht in die Ungnad:
Ich bin schabab, das spür ich in der That.

12. Hoffnung allein erhält im Leben mich;
In diesem Spiel, als viel ich dessen sich,
|sich=seh'
Die letzte Läß gewinnt allzeit den Stich.
(S. 6-7)
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Lied 6.
Das Wächtelein
(Drey schöne newe | weltliche Lieder, | Vormals nye gedruckt. |
Das Erste: Einsmals scheint mir die | Sonne, gieng ich nach Frewdt und Wonne, sc. |
Ist das Wächtelein genandt, | Das ander: Bald und gehling kompts |
mich an, gleich wie das Fieber, sc. | Das dritte: Mein junges Herz, mit |
Schmerz umbgeben ist, sc. | Augspurg bey Marx Anthony Hannas, 8. 4. Bll. o. J.)

1. Einsmals scheint mir die Sonne,
Ich ging nach Freud und Wonne
Spazieren durch den Wald:
Da hört ich lieblich singen,
Sich hin und wieder schwingen,
Die klein Waldvögelein springen,
Sie sungen jung und alt.

2. Da gieng ich hin und wieder,
Im Wald satzt ich mich nieder
Und hört den Vögelein zu;
Die sungen hübsch und feine,
Gar lieblich und gar reine,
Ich war da nicht alleine,
Doch saß ich fein mit Ruh.

3. Wohl unter diesen allen
Thät mir allein gefallen
Ein kleines Wächtelein;
Da trägt mein Herz Verlangen,
Solch Wächtelein zu fangen;
Wenn ich's nur könnt erlangen,
Nichts liebers sollt mir sein.

4. Derselb schön lustige Walde
Ist die Kirche zu St. Sebalde,
Zu Nürnberg in der Stadt.
Darinnen hört ich singen rein
Christlich viel schöne Jungfräulein;
Darunter mir eins allein
Im Herzen gefallen hat.

5. Nach ihr hab ich getrachtet,
In Lieb bald gar verschmachtet
Jetzunder in dieser Zeit.
Das kann mir niemand stillen;
Dann nur allein ihrn Willen
In Ehren zu erfüllen
Bin ich allzeit bereit.

6. Ach du kleines Waldvögelein,
Du auserkornes Wächtelein,
Gegen mir stell dich nit wild!
Ei thu du zu mir fliegen,
In mein Aermlein zu liegen,
Ich will dich nicht betriegen,
Du auserwähltes Bild!

7. Aus heftiger Lieb ein Kerzen
Hat sie mir in meim Herzen
Mit Venus Pfeil anzündt;
Die brinnt in Zucht und Ehren,
Die Liebe thut bescheren
Mein G'müth und all's vermehren,
Du auserwähltes Kind.

8. Kläglich thu ich gedenken,
Wie hart du mich thust kränken,
Mein gar verwundtes Gemüth;
Mein Herz in der Lieb thut brinnen,
Ich komm bald halb von Sinnen,
Mit Schmerzen werd ich's innen,
Das bedenk, du schönes Lieb.

9. Laß mich doch nit verderben,
In solchem Schmerzen sterben,
Fleug eilend her zu mir;
Thue mich bald erretten,
Aus Liebesgefahr und Nöthen,
Laß mich die Lieb nicht tödten,
Du auserwählte Zier!

10. Gott weiß, daß mein Gemüthe,
In großer Treu und Güte,
Verirret ist so gar.
Das schafft dein rothes Mündelein,
Dein schöne Gestalt, o Wächtelein,
Du geliebst mir in dem Herzen mein,
Bringst mir heimlich Pein.

11. Lieb und Treu vereiniget
Zwei Herzen in Lieb erfreuet,
Bringt oft zuwegen das:
Durch Venus Pfeil geschossen,
Zu Hand in Hand geschlossen,
Durch Lieb in Lieb gegossen,
Kräftig ohne alle Maß.

12. Noch will man mich drum neiden,
Daß die Wachtel mit Freuden
Sich zu mir schwingen thut.
Schwing aus dein zart Gefieder,
Hab mich je länger je lieber,
Damit das heimlich Fieber
Mir nit bring traurigen Muth.

13. So wollt ich Leib und Leben
Für ein solch Wächtelein geben,
Ich bin ein junges Blut,
Das d'Neider wollen wehren,
Was mir von Gott und Ehren
Die Liebe thut bescheren,
Mich sehr verdrießen thut.

14. Kehr her, du Auserkorne,
Du zart und wohlgeborne,
Zu mir dein treues Herz!
Darauf sollt du mir sagen,
Ob du mich lieb willt haben,
Ohn unser beider Schaden,
Ohn allen Schimpf und Scherz.
|Schimpf=Kurzweil

15. In Gottes Willen und Hände
Setz ich Anfang und Ende,
Dem thu ich mich befehlen;
Der wolle mir eine bescheren,
Von Tugend reich und Ehren,
Uns beide auch ernähren,
Gesundes Leben geben.
(S. 8-9)
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Lied 8.
Abschied
(Drey | Schöne Newe | Weltliche Lieder. | Das Erste: | So scheid ich nun mit schmertz, von, |
dir mein einiges Hertz. sc. | Das ander: | Einiges Lieb, getrewes Hertz, dir ist |
verborgen nit mein Schmertz. | Das dritte: Das new Amor, Ach höre mich doch, |
mein Gott ich bitt dich, sc. | Augspurg, bey Marx Anthony Hannas. 8. 4 Bll. o. J.)

1. So scheid ich nun mit Schmerz
Von dir, mein einiges Herz,
Und bin in großen Sorgen!
Mein Leiden ist kein Scherz;
Dein rother Mund, der dauert mich -
Wer weiß, wann ich dich wieder sich!
So scheid ich nun mit Schmerz
:|: Von dir, mein einiges Herz! :|:

2. O könnte es möglich sein,
Bald zu vergessen dein
Und in solchen Gedanken
Zu meiden schwere Pein!
Aber da ist keine Hoffnung nicht,
Mein Herz ist ganz auf dich gericht.
O könnte es möglich sein,
:|: Bald zu vergessen dein! :|:

3. Je länger und je mehr
Werd ich betrübet sehr,
Unmuth laßt mich kaum singen;
Mein Herz ist mir so schwer,
Mich reut, daß ich von hinnen soll;
Auch Lust und Freud gehab dich wohl!
Je länger sc.

4. Hab Erbarmung mit mir,
Weil ich so thue nach dir;
Gewiß, bist du bei Sinne,
Würd'st du vernehmen schier:
Kein Mensch auf Erden dies beschreibt,
Was für ein Lieb mich zu dir treibt.
Hab Erbarmung sc.

5. Pfleg dein der getreue Gott,
Du zartes Mündlein roth!
Gewiß um deinetwillen
Erleid ich noch den Tod.
Ich scheid jetzund wohl von dir hin,
Jedoch in großer Lieb ich bin.
Pfleg dein sc.

6. Ade, dich Gott bewahre,
O mein Augsternlein klar!
Derselb wöll dich behuten
Vor Angst und aller Gefahr.
Dieweil es muß geschieden sein,
Gedenk allzeit im Besten mein,
Ade, dich Gott bewahr! sc.
(S. 10-11)
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Lied 10.
Das Mägdlein und die drei Reiter
(Vom Niederrhein nach dem Volksmunde,
mitgetheilt von Herrn F. Alfred Muth zu Kestert a. Rhein)

1. Es ritten drei Reiter von Rethenthal
Die ritten nach Amsterdame,
Die ritten wohl vor des Königs Thor,
Der König nahm sie gefangen.

2. "Und ist mein Schatz, mein süßer Schatz
Gefangen, ach gefangen;
So reich drei Feilen ich ihm hinein
In den Kerker von Amsterdame."

3. Des Nachts, wohl in die halbe Nacht,
Da fingen sie an zu feilen;
Sie feilten Schloß und Riegel sacht,
Sie mußten eilen, eilen.

4. Und als sie aus dem Thurme warn,
Zu scheiden, ja zu scheiden;
Drei Rößlein standen schon bereit,
Zu reiten, ja zu reiten.

5. "Das schwarze Roß, das schöne Roß,
Das soll mein Liebster haben,
Soll mein gedenken in dem Schloß,
Wenn sie mich schon begraben."

6. Und als die Ritter vor dem Thor,
Da fiengen sie an zu singen,
Die süße Magd die stand davor,
Den Liebsten zu umschlingen:

7. "Nun will ich sitzen selbst im Thurm,
Im Thurm von Amsterdame
Mit Ketten und mit Banden schwer
Mein Leben lang gefangen!"

8. Dies Liedlein sang ein Ritter jung
Auf grüner, grüner Heide;
Er weiß der Schmerzen gar genung,
Daß er sein Lieb muß meiden.
(S. 12)
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Lied 11.
Der Knabe und die Maid
(Mitgetheilt von Finanzrath Kölle zu Mariaburghausen 1832,
der es von seinen Schnitterinnen mehrere Jahre zuvor singen hörte.)

1. Die Nacht hat angefangen,
Der Wind geht kalt wie Eis, ja Eis,
Der Knabe kam gegangen,
Pocht an die Thüre leis:
"Steh auf, und laß mich eine,
Herzallerliebste, Feine,
Du auserwählet edle Zier,
Ich steh dafür, ich steh dafür!"

2. Sie saßen bei einander;
Das Mägdlein weinet sehr, ja sehr,
"Herzlieb, und mußt du wandern
Wohl in das Kriegesheer?
Ach Weh und aber Wehe
Wird mir gescheh'n, vergehe
Vor Jammer, Angst und großer Noth,
Mein Leben wird mir wie der Tod!"

3. ""Herzlieb und laß dir sagen:
Ob mir mein junger Leib, ja Leib
Im Felde lieg erschlagen,
Ob ich am Leben bleib:
So bin und bleib der Deine,
Herzallerliebste meine;
Gibt uns das Scheiden große Noth,
Wir seh'n uns wieder trotz Noth und Tod!""

4. Und als die Schlacht zu Ende,
In Blut der Knabe lag, ja lag:
"Maria, reich dein' Hände,
Zu dir erheb mein' Klag!
Laß mich die Gnad erwerben,
Nicht eher Tods hier sterben,
Bis ich die auserwählet Maid
Gesehen noch in dieser Zeit!"

5. Und als die Stund war kommen,
Die Stund der mittlern Nacht, ja Nacht,
Das Mägdlein thät vernehmen
Ein' Stimme leislich sacht;
"Steh auf, du Treue, Feine,
Du auserwählet Reine,
Dort auf dem Todtenfelde ruht
Dein Lieb in seinem rothen Blut!"

6. Das Mägdlein auf in Eile
Von ihrem Lager stand, ja stand,
Ging durch die Nacht ohn' Weilen,
Bis sie das Blutfeld fand.
Ein heller Schein von Weiten
Thät ihre Schritte leiten,
Der von des Knaben Angesicht
Herleuchtet wie ein Jaspis licht.

7. Sie nahm ihn in die Arme,
Küßt seinen bleichen Mund, ja Mund:
"Maria, dich erbarme,
Schließ zu die schwere Wund!"
Da leucht't noch eins so helle,
Als wie ein Stern die Stelle
Das Blut hält aber ein im Lauf,
Die Augen thät der Knabe auf.

8. So soll es doch noch werden,
Herzallerliebste mein, ja mein,
Daß dich erschau auf Erden,
Eh' geh zum Himmel ein!
Valet muß ich nun geben,
Herzlieb für dieses Leben;
Ich bleib getreu nach dieser Zeit
In Ewigkeit, in Ewigkeit!"

9. Ihre Thränen als ein Thaue,
Fall'n nieder auf ihn herab, herab -
Sie schloß ihm seine Augen,
Gräbt ihm ein tiefes Grab.
"Sein' Seel, o Benedeite,
In's Paradies geleite!"
Zum Kloster ging sie recht in Noth,
Marientag, da war sie todt.
(S. 13)
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Lied 13.
Der Reiter und seine Geliebte
(Mündlich, aus der Rhöngegend)

1. Es gingen zwei Verliebte in den grünen Wald;
Sie kamen an ein Brünnelein, war kühl und auch kalt.

2. "Ach Reiter, liebster Reiter, schenke mir es ein Glas!"
""Hier kannst du ja trinken, so viel als du magst.""

3. "Ich habe getrunken, trink aber nichts mehr;
Mir thun ja meine junge schmale Seiten so weh.

4. Ach Reiter, liebster Reiter, geh weg von mir,
Bis daß ich dich gerufen, kommst wiedrum zu mir!"

5. Dem Reiter, dem dauert das Rufen zu lang,
Er sucht seine Herzliebste, bis daß er sie fand.

6. Und als er sie gefunden, da war sie ja todt,
Zwei schöne junge Knäblein hat sie in ihrem Schooß.

7. Er band nun das Schürze von ihrem zarten Leib,
Und wickelt die zwei schöne Knäblein hinein.

8. Mit seinem eignen Schwerte macht er ihr ein Grab;
Dem Reiter seine Thränen das Weihwasser gab.
(S. 14-15)
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Lied 24.
Doch treu
(Alte Handschrift)

1. Nein, was hat dich doch betrogen,
Daß du fürchtest solche List,
Und was hat dich doch bewogen,
Daß du meiner gar vergißt?
Ich gestehe, mein' Gedanken
Sind allein zu lieben dich;
Meine Treu soll nimmer wanken,
Wenn du schon verlassest mich.

2. Neulich hab' ich's wohl gesehen,
Daß du meiner Lieb nicht acht'st;
Ließest mich da schamroth stehen,
Gingest fort und meiner lacht'st.
Darob war ich so bestürzet,
Daß ich dacht', mein Herz zersprüng;
Meine Freud wurd' so verkürzet,
Daß ich an zu weinen fieng.

3. Ach, gedacht ich in dem Herzen,
Hätt' ich dich doch nie geliebt,
Wär' ich jetzo ohne Schmerzen
Und im Herzen nie betrübt!
Sollt' mir nit das Herz zerspringen,
Daß du dich vor mir entsetzt?
Gleich als wollt' ich dich umbringen,
Oder dich zum Bösen hetz.

4. Ich erfuhr, daß ich verlassen
Von dir, allerliebstes Kind;
Dann es scheint, du thust mich hassen;
Denk', wie hart ich dies empfind'!
Doch getrost mich noch das Eine,
Daß du gar zu lieblich bist;
Daß auch unter Hundert keine,
Die dir gleichet ohne List.

5. Wann du schon willst Ernst gebrauchen,
Zornig dich anstellen thust,
Blick ich dir in deine Augen,
Daß du wieder lachen mußt.
Schau mein Alter, schau mein Leben:
Alles hab' ich nit geacht,
Alles hab' ich dir ergeben,
Liebstes Lämmlein, gute Nacht!

6. Weil ich doch das Valet habe,
Welches ist ein' harte Nuß,
Fehlt mir noch die letzte Gabe,
Diese macht der Abschiedskuß.
Sage mir, ob ich soll scheiden,
Oder soll beständig sein?
Schaue, wie ich nit muß leiden,
Ich, der schlechte Diener dein!

7. Hast mir wohl das Herz gequälet,
Liebes Kind, und thust es noch,
Da mein' Treu doch nie gefehlet;
Hartes Herz, erweiche doch!
Zu dem abschiedsbittern Leben
Hat mich meine Lieb gebracht;
Bleib' dir noch im Tod ergeben,
Liebster Engel, gute Nacht!
(S. 26-27)
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Lied 28.
Schlag' der Kuckuck drein
(Altes geschriebenes Liederbuch)

1. Wer lieben will, halt's in der Still,
Es mag auch geh'n wie es will;
Wer lieben will, halt's in der Still,
Der G'müther gibt es viel;
Denn wer der Lieb zu viel vertraut,
Hat schon auf trüben Sand gebaut;
Wer lieben will, halt's in der Still,
Der G'müther gibt es viel.

2. Wann dich die Lieb so heftig sticht,
Wie es dann auch gar oft geschicht,
Wann dich die Lieb so heftig sticht,
Vergiß nur deiner nicht;
Denn vor gemacht eh' man's betracht,
Hat manchen in groß' G'fahr gebracht;
Wann dich die Lieb so heftig sticht,
So vergiß nur deiner nicht.

3. So muß es dann geschieden sein,
Ei, ei, so schlag der Kuckuck drein;
So muß es dann geliebet sein,
So geh' so plump nicht drein;
Bis endlich g'winnst die Oberhand,
Und dir die Sach auf's Best bekannt.
Wer lieben will, halt's in der Still,
Der G'müther gibt es viel.
(S. 29)
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Lied 29.
Das schwarze Band
(Altes geschriebenes Liederbuch)

1. Schwarzes Band, du bist mein Leben,
Du bist mein Zufriedenheit;
Du kannst mir Vergnügung geben,
Ob ich liebe oder leid.

2. Schwarzes Band, du wirst vergehen,
Aber meine Liebe nicht;
Wirst im Sinn mir nicht vergehen,
Bis der Tod das Herze bricht.

3. Fragt man mich, warum ich trage
Dieses edle schwarze Band,
Daß es all mein' Freud, so sage:
Weil es kommt von lieber Hand.

4. Krank sein und nicht dürfen klagen,
Ist wohl eine große Qual;
Lieben und nicht dürfen sagen,
Ist über die Peinen all.

5. Meine Sinne, mein' Geberden
Trachten Tag und Nacht nach dir;
Lieber leb' ich nicht auf Erden,
Als daß ich getrennt von dir.

6. Ach, kann ich denn deiner Liebe
Nicht genießen in der Still,
Darum ich mich nicht betrübe,
Wart', bis Glück erlauben will.

7. Wenn man mich nicht hoch thut achten,
Denk doch, daß ich theuer sei;
Will man gleichwohl mich verachten,
Bleib ich dennoch ewig treu.
(S. 30)
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Lied 32.
Wiederfinden
(Mündlich)

1. Was fehlt dir, mein Herz, daß du so in mir schlägest?
Was ist es, daß du dich so heftig in mir regest?
Warum bewegst du dich mit solcher starker Macht?
Warum entziehst du mir den süßen Schlaf bei Nacht?

2. Ich weiß die Ursach wohl, darf nicht erst darnach fragen;
Der Himmel hat jetzt Lust, mein Herze so zu plagen.
Es schlagen über mich die Unglückswolken her;
Ich irre ganz betrübt auf einem wilden Meer.

3. In einen Trauerflor hat sich mein Herz verhüllet,
Mein ganzer Lebensgeist mit Unruh ist erfüllet;
Ich kenne mich fast nicht, ich lebe sonder Ruh,
Das Glücke ist mir feind, kehrt mir den Rücken zu.

4. Ich ging vor wen'ger Zeit in einen schönen Garten,
Darinnen sahe ich viel Blumen schöner Arten,
Und unter diesen sah ich eine Rose blüh'n,
Nichts mehr verlangte mich, als sie an mich zu zieh'n.

5. Du schöne Rose du, so unter Dornen sitzest,
Und ob du mir gleich jetzt mein ganzes Herz durchritzest:
So trag aus Liebe ich die Wunde gern an mich:
Vergönne mir die Ehr und denk einmal an mich.

6. Jedoch ich irre sehr, ich hab mich sehr vergangen,
Das, was ich sehnlich such', das werd' ich nicht erlangen;
Die Rose ist für mich ja doch gewachsen nicht;
Wer weiß, ob sie nicht bald vielleicht ein Andrer bricht?

7. Nun muß ich ganz betrübt aus diesem Garten gehen,
Niemand der frage mich, wer mich wird traurig sehen;
Wer meinen Zustand weiß, der spotte meiner nicht,
Sonst werde wünschen ich, daß ihm wie mir geschicht.

8. Ach, hätt' ich meinen Fuß dir nicht zu nah gesetzet,
So hätt' der Dornenstich mein Herze nicht verletzet!
Mein allzukühner Sinn hat mich dahin gebracht,
Daß ich bin so verwund't, und auch dazu veracht't.

9. Ist jetzund das mein Lohn, o zeitliches Verlangen!
Daß ich so weit um dich wohl über's Meer gegangen?
Und habe dich erlöst aus Ketten und aus Band?
Die Rose, die ich lieb, steht jetzt in fremder Hand.

10. Kennst du den Pilgrim nicht, daß du mich so verstößest?
Der viel gewagt daran, daß du nun bist erlöset
Wohl aus der Türken Hand, gebracht bis in dein Land;
Ist das für meine Lieb, die ich an dich gewandt?

11. Ade, mein werthes Kind! Thu dich noch recht besinnen,
Gleich wie ich dich empfing, wie mir die Thränen rinnen
Von meinen Wangen her, als ich dich liebt' so sehr;
Der Sultan wundert sich auch alsbald über mich.

12. Jetzt bricht mein Herz entzwei, wie hab ich mich vergangen
An dir, mein Seelenbild, wie hab ich dich empfangen!
Ich falle nieder hier auf meine matten Knie,
Ich küß dir Händ und Füß, ach Kind, verzeih' es mir!

13. Du hast erlöset mich von Ketten und von Banden,
Von Sklaven frei gemacht, gebracht in vorigen Standen:
Ich will mein Leben lang dir willig sagen Dank,
Ich will dein Diener sein, von Herzen, Schönste mein!

14. Weil du nun, werthes Kind, so kläglich mich gebeten,
So sei versichert nun, kannst freudig zu mir treten;
Du bist's, den ich geliebt, und hab für dich gewagt
Mein Leben, Leib und Blut, war nicht im Kreuz verzagt!
(S. 31-33)
_____



Lied 34.
Klage
(Handschriftlich)

1. Verlassen sein ist wohl der halbe Tod;
Mein Herze stirbt vor lauter Kummertagen;
Niemand erbarmt sich aller meiner Noth,
Ich muß mein Leid der finstern Erde klagen;
Mein bester Freund, auf den ich stets geharrt,
Ist eingescharrt, ist eingescharrt!

2. Ist eingescharrt, welcher mein Leben war!
Wie kann also mein armes Herze leben?
Mein sieches Haupt liegt auf der Todtenbahr,
Ich muß mein Leid den stillen Lüften geben;
Es foltert mich ein stetes Ungemach -
Ich folge nach, ich folge nach.

3. Ich folge nach der treu verstorbnen Brust;
Kann ich mein Grab an ihrer Seite haben,
So sterb ich gern, so sterb ich gern mit Lust,
Und sehne mich, mein Grab ihr nachzugraben;
Und so ist mir im Tod ja noch erlaubt,
Was mir geraubt, was mir geraubt.

4. Was mir geraubt, treff' ich sobald nicht an;
Wer weiß, ob ich das späte Grab noch finde?
Ach Tod, ach Schmerz! wer lindert mir die Pein?
Ich sehne mich zu dem geliebten Kinde;
Und so muß ich zu meiner größten Pein
Verlassen sein, verlassen sein!
(S. 34-35)
_____



Lied 35.
Liebesqual
(Sechs schöne weltliche Lieder. 8. 4. Bll. o. J. o. O.)

1. Ich küß euch zwar, ihr angenehmen Hände,
Ich küß euch zwar, doch nur zu meiner Qual;
Und wäret ihr gleich schuld an meinem Ende,
So sterb ich doch um euch viel tausendmal;
Denn solcher Tod vergnüget meine Brust,
Und bringt den Tod in tausend Freud und Lust.

2. Was fragest du, Vollkommenste der Erden,
Warum ich mich zum Sterben schicken will?
So denke doch, ich kann nicht deine werden;
Ein solcher Schatz, wie du, ist mir zu viel;
Wo hört man, daß ein Knecht ein edles Herze find't?
Ich bin zu schlecht für so ein Engelskind.

3. So sterb ich nun; was nützet mir mein Leben,
Wenn ich dich nicht, mein Kind, umarmen kann?
Der Tod kann mich der Marter überheben,
Und in der Gruft treff' ich mein Labsal an.
Leb' wohl, mein Kind! Ich lege mich zur Ruh,
Mehr bitt' ich nicht: drück' mir die Augen zu!
(S. 35)
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Lied 36.
Die Grausame
(Handschriftlich)

1. Ich küsse deine Hand,
Die meiner Freiheit Fessel angelegt,
Und fühle wohl den Brand,
Den deiner Augen Blitz in mir erreget.
Du lachest noch, ob ich gleich brennen muß -
O hart' - o harter Schluß!

2. O hart' - o harter Schluß!
Ich Aermster werd' in dieser Gluth verzehret,
Wo nicht dein holder Kuß,
Weil es noch Zeit, den heißen Flammen wehret.
Wann werd' ich doch durch deine Gunst erfreut,
Ach schönste Grausamkeit!

3. Ach schönste Grausamkeit!
Hat die Natur umsonst auf deinen Lippen
Korallen ausgestreuet?
Sind denn, mein Kind, die beiden Marmorklippen
Nur mir allein zum Schiffbruch aufgericht't?
Ich glaub es nicht.

4. Ich glaub - ich glaub es nicht,
Weil meine Treu mir süße Hoffnung gibet.
Dein eigen Herze spricht -
Ach frag' es nur - ich sei in dich verliebet;
So lege doch nur allen Zweifel hin,
Weil ich dein eigen bin.

5. Weil ich dein eigen bin,
So denke doch einmal an meine Schmerzen;
Ich kann ja nicht entflieh'n,
Dein Pfeil steckt schon zu tief in meinem Herzen.
Wie lange soll der Ursprung meiner Pein
Ein schöner Engel sein?

6. Ein schöner Engel sein,
Und dennoch sich der Grausamkeit befleißen,
Stimmt selten überein -
Sonst würde man die Tiger Engel heißen.
Ich glaube, was den Engeln ähnlich sei,
Ist Gegenlieb und Treu.
(S. 35-36)
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Lied 37.
Schlaft ihr schon, ihr schönste Augen?
(Handschriftlich)

1. Schlaft ihr schon, ihr schönste Augen?
Wie vergnügt ist eure Ruh!
Meine matten Augenlieder
Legten sich auch gerne nieder;
Doch die Liebe läßt's nicht zu.
Schlaft ihr schon, ihr schönste Augen?
Wie vergnügt ist eure Ruh!

2. Sehet, ihr verliebten Sinnen,
Hier ist euer Gegenstand;
Schauet, daß ihr schlafend raubet,
Was sie wachend nicht erlaubet:
Küßt ihr' angenehme Hand.
Sehet, ihr verliebten Sinnen,
Hier ist euer Gegenstand.

3. Sagt ihr's träumend in die Ohren,
Daß ich bin im Tod getreu,
Damit, wenn sie früh erwachet,
Eine Deutung drüber machet,
Die zu meinem Vortheil sei.
Sagt ihr's träumend in die Ohren,
Daß ich bis in Tod getreu.

4. Drum schlaf nur, geliebte Seele,
Leg die Sorgen hinterwärts!
Niemand soll dein' Ruhe stören,
Meine Liebe wird's verwehren,
Denn sie wachet um dein Herz.
Drum schlaf nur, geliebte Seele,
Leg die Sorgen hinterwärts!
(S. 37)
_____



Lied 38.
Stille Liebe
(Alte Handschrift)

1. Wenn die Schönheit, die ich ehre,
Mein Lieben veracht,
Den Tod ich begehre,
Kein Leben mehr acht'.

2. Wenn die Gnad könnt' erwerben,
Zu küssen ihr Gesicht,
Glückselig wollt' sterben,
Verlange sonst nichts.

3. Ich sterb für diejene,
Die ich so treu lieb;
Lieb mich, du mein' Schöne,
So leb' ich vergnügt.

4. Ich wollt' ja gern tragen
All' Kummer und Schmerz,
Wenn sie nur thät' sagen:
Ich lieb dich, mein Herz!

5. Ich achte kein' Schmerzen,
Ich achte kein' Pein,
Wenn ich nur ihr's Herzen
Beschützer könnt' sein.

6. Ich lieb in der Stille
Und wo's Niemand sieht,
Wenn's g'schieht mit ihrem Willen,
So schadet's ja nicht.

7. Kann sie schon nicht werden
Mein Eigenthum allhier,
Darf ich doch auf Erden
Sie lieben hinfür.

8. Denn geistlich heißt nicht eben,
Sein allen Menschen feind;
Wer wie ein Mönch will leben,
Der ist nicht mein Freund.
(S. 37)
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Lied 39.
Ade
(Alte Handschrift)

1. Behüt' dich Gott, schöns Blümelein,
Weil ich Unglück muß leiden,
Und von dir muß jetzt abweg sein,
Dich auf ein' Zeitlang meiden!

2. Dies Blümlein klein Vergiß nit mein,
Schick ich dir unterdessen;
Dies nimm zu einem Vale an,
Thu meiner nit vergessen!

3. Ach, wie wird mich elendiglich
Melancholei bekränken,
Wann ich an dich, schöns Blümelein,
Zu Zeiten werd' gedenken!

4. Ach Gott, wie viel werd' in der Still
Dir tausend Seufzer schicken!
Bitt', wann sie werden klopfen an,
Du wollest nit erschricken.

5. Mein Ziel und End, mein Recompent,
Ist nichts als lauter Leiden;
Vielleicht ich dich bald wieder sich,
Wiederkommen das bringt Freuden.

6. Ade! Die Zeit die kommt herbei,
Kann ich dich nit mehr aufhalten;
Was ich hab g'sagt, das bleibt dabei:
Den lieben Gott laß walten!

7. Spar dich gesund zu jeder Stund,
Im Lieben und im Trauren!
Vielleicht ich dich bald wiedrum sich,
Thu dich, schöns Lieb, nit trauren!
(S. 38)
_____



Lied 40.
Liebeseufzer
(Alte Handschrift)

1. Stürmt, ihr Gedanken, auf mein Leben
Erinnert mich der Einsamkeit!
Es müsse stets vor Augen schweben
Der Ausbund meiner Seligkeit
Hie in der Brust,    Die der Verlust
Mit hundert Ach und Schmerzen stets beklaget.

2. Wo bleibst du, schöne Freud' der Sinnen,
Du Glanz, der überirdisch ist?
Mir kann dein Auge nicht entrinnen,
Weil ich dich mir allein erkiest;
Ein einz'ger Blick    Kann mir das Glück
Mit neuer Gluth und Flammen merklich mehren.

3. Ich schicke Seufzer durch die Lüfte
Und nehme stumme Boten an;
Manch süßes Wort steigt durch die Klüfte,
Daraus kein' Antwort werden kann;
Bei dir allein    Verlangt zu sein
Die ohne dich in Leid gestürzte Seele.

4. Ich küsse dein' blutfarbe Lippen,
Und drücke deine heil'ge Hand;
Doch stoßet sich mein Wunsch an Klippen,
Die meinem Ruder unbekannt;
Der Anker will    Nach meinem Ziel
Nicht allzeit, wie ich verlange, fallen.

5. Kein Tag vergeht, ja keine Stunde,
In welcher nicht werd' dein gedacht;
Doch hab dich stets in meinem Munde
Zumeist in der Johannisnacht:
Die stellet für    Mir deine Zier,
Daß ich oft bin außer mir für Liebe.
(S. 38-39)
_____



Lied 41.
Unverändert
(Alte Handschrift)

1. Glaube nit, daß ich dich hasse,
Ob ich schon nit bei dir bin;
Muß ich jetzt gleich dich verlassen,
Ehret dich doch stets mein Sinn.
Ich gesteh', du machst mir Schmerzen,
Daß ich dich nit sprechen kann;
Doch zünd' ich in meinem Herzen
Dir ein täglich Opfer an.

2. Sollte sich mein Geist erst kränken,
Der von deiner Liebe lebt?
Dann die Blum', die muß sich lenken,
Wohin ihre Sonne schwebt.
Also leb' ich in Gesetzen,
Die mir deine Liebe schreibt,
Und entzieh' mich allen Schätzen,
Weil mich diese Qual nun treibt.

3. Keine Zeit kann mich entbinden,
Keinen Wechsel laß ich zu;
Sollt' ich auch noch Schöners finden,
Gibt es doch mir keine Ruh.
Ich bleib einig dir gefangen,
Weil ich dieses Liebesziel
Mit Vergnügung zu erlangen,
Unverändert hoffen will.

4. Jetzund wünsch' ich mir die Stunden,
Dir zu zeigen meine Treu,
Weil mein Lieben nit verschwunden,
Sondern recht verdoppelt sei.
Willst du aber jetzund wissen,
Dir zu zeigen meine Noth,
So fall ich zu deinen Füßen,
Und erwarte dein Gebot.
(S. 39)
_____



Lied 42.
Abschiedslied
(Altes geschriebenes Liederbuch)

1. Schönster Schatz, sei doch zufrieden!
Bin ich gleichwohl manchen Tag
Alsoweit von dir geschieden,
Daß ich dich nicht sehen mag:
Ei so glaube sicherlich,
Meine Seele denkt an dich.

2. Alle Seufzer, die ich lasse,
Schick ich als Botschafter aus,
Daß sie geh'n die harte Straße
Vor dein angenehmes Haus,
Und beschreiben meinen Sinn,
Daß ich krank vor Liebe bin.

3. Schönster Schatz, was sorgst du bange?
Haben wir doch keine Schuld.
Wird uns gleich die Zeit auch lange,
Ei, so warte mit Geduld;
Denn das Ende unsrer Pein
Wird uns desto schöner sein.

4. O wie freundlich werd' ich lachen,
Wann das Glück uns wieder nun
Wird den guten Anfang machen,
Daß wir werden freundlich thun!
Ach wie lieblich, ach wie schön
Werden wir beisammen steh'n!

5. Lebe wohl! Gedenke meiner,
Wann ich weit von dir werd' sein.
Auf der ganzen Welt lebt keiner,
Der's so treulich mit dir meint.
Zum Verdruß bleibt der Schluß,
Daß ich von dir scheiden muß.
(S. 40)
_____



Lied 43.
Kein Ernst
(Altes geschriebenes Liederbuch)

1. Ach, könnt' ich dich doch lieben,
O englische Gestalt,
Und recht dein' Falschheit üben,
Damit wärst du bezahlt!
Die Treu hast mir versprochen,
Dieselbe doch gebrochen.
Das ist das Allerbest,
Daß mir's nit Ernst gewest.

2. Du meinst, du sei'st die Eine,
Die Schönste auf der Welt;
Du meinst, es sei sonst keine,
Die meinem Herzen g'fällt.
Viel hab ich geliebt vor deiner,
Treu bin ich gewesen keiner;
Das ist das Allerbest,
Daß mir's nit Ernst gewest.

3. Fahr hin mit deiner Liebe,
Fahr hin, wo du nur willst!
Forthin kein' Falschheit übe,
Damit kein' Schmerz nit fühlst.
Die Lieb macht manchen Narren,
Man hat's genug erfahren,
Und ich wär ja der größt',
Wann mir's wär Ernst gewest.

4. Jetzt will ich es beschließen,
Und ändern meinen Sinn;
Lieg ich vor deinen Füßen?
Ach nein! wo denk ich hin?
Jetzt rechne nur zusammen
Die Zahl der Liebesflammen,
So bleibet dir der Rest,
Daß mir's nie Ernst gewest.
(S. 40)
_____



Lied 44.
Abschiedslied
(Abschieds- und andere schöne Lieder. 8. 2. Bll. o. J. u. O.)

1. Meinst denn du, ich soll mich kränken
Wegen deiner falschen Treu?
Sei versichert, ich thu denken,
Daß es viel gescheiter sei:
Besser in der Zeit zerbrochen,
Was nicht länger halten kann;
Schlangen, die einmal gestochen,
Nehmen täglich Gift noch an.

2. Selbsten du kannst nicht verschweigen,
Was dein Herz im Schilde führt;
Deine Wort' sind lauter Pfeile,
Wie dein Herz ist ausgeziert;
Statt der Treue und der Tugend
Ist Betrug und Heuchelei;
Schad ist nur, daß meine Jugend
Mit dir so verderbet sei.

3. Sprichst du gleich, du kannst vergessen
Den, der dich so treu geliebt,
Sei nur nicht so gar vermessen;
Denke, daß es Zeiten gibt,
Da man oft mit tausend Grillen
An vergang'ne Zeiten denkt,
Und mit großem Widerwillen
Sich in die Gedanken senkt.

4. Ich indessen bin zufrieden,
Ach, ich kränke mich nicht mehr,
Daß ich bin von dir geschieden -
Deinesgleichen gibt's noch mehr.
Ich mach mir gar keine Schmerzen,
Daß ich bin von dir veracht',
Mein Herz saget deinem Herzen
Mit Vergnügen gute Nacht.

5. Nun adjeu, du falsche Seele,
Nun adjeu, zur guten Nacht!
Denke nicht, daß ich mich quäle,
Weil du mir's hast so gemacht;
Dennoch wünsch' ich dir die Treue,
Uebst du gleich Betrügerei;
Glaube nicht, daß es mich reue,
Und daß ich verlassen sei.
(S. 41)
_____



Lied 45.
Abschiedslied
(Neue Gesellschafts-Lieder 8. 2. Bl.. o. J. u. O.)

1. Ihr Gedanken haltet ein,
Ihr vermehret meine Pein,
Ich erinnre mich der Stunden,
Die schon längstens sind verschwunden;
G'nug, wenn ich mich drein ergib,
Und dich ganz von Herzen lieb.

2. Wenn ich denk an Zeit und Ort,
Und ich höre noch die Wort',
Die der Lieb ganz unverdrossen,
In mein Herz sind eingeflossen:
Unschätzbar war jeder Kuß,
Den ich jetzt entbehren muß.

3. Drum so frag ich fernerhin,
Warum ich so traurig bin?
Mein Vergnügen ist verloren
Und ich bin zum Leid geboren,
Ja ich zweifle, ob ein Tag
Fröhlich mehr zu sein vermag.

4. Aber nur Geduld, Geduld!
Auf mich weißt du keine Schuld;
Daß das Band, so du zerrissen,
Herz von Herz hat trennen müssen;
Drum soll Hoffnung nur allein
Blos nach dir gerichtet sein.

5. Aber nein, ich liebe dich,
Ob gleichwohl du hassest mich;
Willst und kannst du mir nicht werden,
Bleib ich dir doch treu auf Erden.
Nur dies bitte ich allein:
Bis in Tod vergiß nicht mein!

6. Wenn ich werd' gestorben sein,
So schreib auf mein' Grabestein:
Hier in dieser kühlen Höhle
Ruhet die getreue Seele,
Die gestorben vor der Zeit,
Blos aus Lieb und Traurigkeit.
(S. 42)
_____



Lied 46.
Was geht's die Andern an?

1. Ein zärtliches Küßchen,
Das schmecket gar so wohl,
Und was wir Beide wissen,
Niemand erfahren soll.

2. Muß denn ein jeder wissen,
Was ich und du gethan?
Wann wir uns Beide küssen,
Was geht's die Andern an?

3. Wir Beide sind verbunden
Aus lauter Lieb und Treu;
Glückselig sind die Stunden,
Die wir beisammen sein!
(S. 43)
_____



Lied 47.
Flattersinn
(Mündlich, aus Unterfranken)

1. Ei, mein Herzchen, ei mein Schätzchen,
Willst du mich denn ganz und gar verlassen?
Willst du nicht mehr lieben,
Sondern nur betrüben?
Willst mich hassen und verlassen?
Ei, so reis' ich fremde Strassen.

2. Ja, gedenk' an jene Worte,
Die du einstens hast zu mir gesprochen.
Bin nicht mehr gekommen;
Hast ein' Andern g'nommen;
Ja du sagtest
Und versprachest,
Mich zu lieben für und für.

3. Du bist eben wie ein Vogel,
Der von einem Baum zum andern flieget;
Du wirst noch gefangen
Auf der Vogelstangen;
Du wirst sehen,
Wie's wird gehen,
Wenn du alle Tage ein' Andern liebst.
(S. 43)
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Lied 51.
Abschied von der Geliebten
(Mündlich, aus Würzburg)

1. "Schatz, du bleibst hier, und ich muß fort;
Ach Gott wie wird mirs gehen!
Wer weiß, ob wir einander wohl
Noch ein einziges Mal wiedersehen!"

2. "Ich steige auf mein Pferdchen jetzt,
Meine Augen sind voll Wasser;
Ach großer Gott, ich muß jetzt fort,
Muß dich, mein Schatz, verlassen!"

3. ""Und wann du in die Fremde kommst,
So gedenk doch wieder zurücke.
Ich hab viel tausend Seufzerlein,
Die thu ich nach dir schicken.""

4. "Und wenn ich im Feld sterben muß,
So thut man mich begraben
Unter einen grüne Veigelesbusch,
Rothe Röslein thut er tragen."
(S. 47)
_____



Lied 52.
Abschiedslied
(Lieder zur angenehmen Unterhaltung. 8. 2. Bll. o. J. u. O.)

1. Darf mein Unglück niemand klagen,
Muß vertuschen meine Pein,
Muß mich stellen ganz gelassen,
Wo der Schuh drückt darfs nicht sagen,
Muß dabei geduldig sein;
Als wär ich im Paradies,
Und dabei muß ich verlassen,
Was mir jetzt am liebsten ist.

2. Wann mein Herz nur Fenster hätte,
Daß du könntest sehen drein,
Ein Stein sich erbarmen thäte,
Denn ich leide so viel Pein:
Denn ich leide so viel Qualen
Eine schon so lange Zeit.
Ist dann unter diesen allen
Keine, die mich jetzt erfreut?

3. Sollt'st du wissen meine Schmerzen,
Wie ich mich um dich betrübt,
Sollt' dir's gehen bald zu Herzen,
Und erkennen, wer dich liebt;
Denn du hast mich so gebunden,
Daß dies Herz ist nicht mehr mein;
Ach, ich zähle alle Stunden,
Wann ich nur bei dir könnt' sein!

4. Wann ich schlafe oder wache,
So liegst du mir stets im Sinn;
Ich mir stets Gedanken mache,
Als wann ich schon bei dir bin.
Dir zu Diensten will ich leben,
Schönster Schatz, in dieser Welt,
Denn ich hab mich dir ergeben,
Und zum Liebsten auserwählt.

5. Wann ich zwar mein' Stand betrachte,
Welcher ist für dich zu schlecht,
Bitt' ich, dieses nur nicht achte,
Denk, es kann doch werden recht;
Denn ich bin noch jung von Jahren,
Wer weiß, wo mein Glück noch lauft;
Unglück hab ich schon erfahren,
So die Lieb um's Geld erkauft.

6. Ich bekenn's von Grund der Seelen,
Daß du liebenswürdig bist;
Ich will auch nichts anders wählen,
Weil dein'sgleichen nirgend ist;
Wann ich's falsch mit dir sollt' meinen
Oder red' Unrecht von dir,
Soll mich keine Sonn' anscheinen,
Himmel, suche Rach' an mir!
(S. 48)
_____



Lied 53.
Abschiedslied
(Neue Soldaten- und Abschiedslieder. 8. 2. Bll. o. J. u. O.)

1. Verdenk' mir's nicht, daß ich dich meide,
Da du so falsch und ich so treu;
Soll dann mein Herz noch Schiffbruch leiden,
So reiß das Band der Lieb entzwei,
Und sprich mich frei von aller Pflicht,
Darum verdenk', verdenk' mir's nicht!

2. Wer wird ein solches Herze lieben,
Das allenthalben naschen geht,
Und das mit ganz verstellten Trieben
Stets jedem nur zu Diensten steht;
Denn was nach fremdem Athem riecht,
Das will ich nicht, das mag ich nicht.

3. Ich will nicht mehr die Straß betreten,
Darin du an dem Fenster liegst,
Und will in dieser Kirch' nicht beten,
Worin du gegenwärtig bist,
Und wenn ich dich werd sehen steh'n,
Werd ich fortgeh'n und dich nicht seh'n.

4. Hab ich dich nicht recht treu geliebet,
Als ein recht zärtlich treuer Freund?
Ich hab kein' Falschheit ausgeübet,
Und hab's recht treu mit dir gemeint;
Jetzt aber werd ich nur veracht't,
Und ausgemacht, und ausgelacht.

5. Fahrt ihr nur hin, ihr falschen Augen,
Werft eure Strahl'n weit von mir fort!
Ihr sollt jetzund für mich nicht taugen,
Das sag' ich euch mit einem Wort;
Denn wer mit mir will falsch umgeh'n,
Muß früh aufsteh'n, spät schlafen geh'n.
(S. 49)
_____



Lied 54.
Liebesglück
(Mündlich, in Unterfranken)

1. Jetzt kommt die schönste Stunde,
Der Augenblick heran,
Daß ich von deinem Munde
Mir Rosen brechen kann.

2. Die Rosen zarter Jugend,
Die, schöner als Rubin,
Von angenehmster Tugend,
Auf deinen Wangen blüh'n.

3. Ich warte mit Verlangen
Auf diesen Augenblick:
Mein Kind, dich zu umfangen,
Scheint mir das höchste Glück.

4. Meine Brust trägt eine Kette,
Die du mir angelegt;
Ich wollt' um's Leben wetten,
Daß niemand schwerer trägt.

5. Wird mir die Zeit so lange,
So denkt mein Geist an dich;
Wird dir die Zeit so lange,
So denk du auch an mich.

6. Jetzt laß ich mir nichts wehren,
Und geh' es, wie es will;
Ich liebe dich in Ehren
Mit freundlichem Gefühl.

7. Wenn dich die Leute fragen,
Wohin dein Sinn gericht't,
So darfst zur Antwort sagen:
Ei, davon weiß ich nicht.

8. Was darf's ein Andrer wissen,
Was ich und du gethan?
Wenn wir einander küssen,
Was geht's die Leute an?

9. So wie die Rosen blühen,
So blühe dir dein Glück;
Und wenn du Rosen siehest,
So denk an mich zurück!

10. Die Freundlichkeit schenk' Allen,
Das Herz behalt' für mich:
So hat ein Wohlgefallen
Die Welt sowohl als ich.
(S. 50)
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Lied 56.
Zum Lachen
(Geschriebenes Liederbuch)

1. Ich muß ja recht lachen,
So oft ich nur hör',
Daß jedermann saget,
Das Lieben sei schwer;
Ich muß wohl bekennen,
Daß ich in mein' Sinn
Dem närrischen Lieben
Von Herzen feind bin.

2. Es heißt oft: ich sterbe,
Ich brenn' und vergeh',
Wann ich meines Herzens
Verlangen nit seh'.
Es sein schon viel Tausend
Gestorben aus Treu,
Die aber noch leben,
Und sterben auf's Neu.
(S. 51)
_____


Aus: Deutsche Volks- und Gesellschaftslieder
des 17. und 18. Jahrhunderts
Wort und Weise gesammelt und herausgegeben von
Franz Wilhelm Freiherrn von Ditfurth
Nördlingen Druck und Verlag der C. H. Beck'schen Buchhandlung 1872




 


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