Liebeslieder der Völker (Volkslieder)

 


Italienische Liebeslieder



Der Geliebten
(Rom)

Wie Du bewegst die schönen Augensterne,
Bewegt der ganze Himmel sich, verstummend -
Und hat doch Sonn' und Mond und viele Sterne!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 7)
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Nachtgesang
(Rom)

Du bist das sanfte Feuer,
Bist meine Seele, Du!
Zu allen meinen Gefühlen .....
Schlaf' süß, was willst Du hinzu? .....
Zu allen meinen Gefühlen ......
Hast alle Schlüssel Du!
Und hier von diesem Herzen .......
Schlaf' süß, was willst Du hinzu?
Und hier von diesem Herzen
Hast jedes Theilchen Du
Und wirst mich sterben sehen, ......
Schlaf' süß, was willst Du hinzu?
Und wirst mich sterben sehen,
Ja sterben, befiehlest Du! ....
Schlaf' sanft, geliebtes Leben,
Schlaf' süß, was willst Du hinzu? -

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 9)
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Die launenhafte Geliebte
(Sicilien)

Also geboren wurdest Du,
Daß Herzeleid mir werde!
Du änderst ja in jedem Nu
So Rede wie Geberde!
Mir ist gerad' als sähe ich,
Wie eine Bark' in Wellen
Die grimmen Winde auf und ab
Und hin und wieder schnellen!

Ach, und ich Unglückseliger
Bin in der Barke drinnen,
Wie Du mich treibst, wie Du mich wirfst,
So irr' ich, fast von Sinnen!
Bald seh' ich in der Höhe mich,
Bald von dem Meer umfangen!
Ach, werd' ich jemals, jemals so
Zum Hafen hin gelangen!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 11)
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Nachtgesang
(Rom)

Ach, sie schläft, nur ich benetze
Diese Wangen hier mit Thränen!
Lied voll Schmerzen, trag' mein Sehnen
Zu der Heißgeliebten Ohr!
Aber ach, wenn sie nun plötzlich
Mich erkennt am düstern Klagen? -
Nein, ich darf den Gang nicht wagen,
Denn er schreckt zu wild empor!

O ihr nächt'gen, milden Lüfte,
Hallet lieblichere Töne,
Wecket sanfter meine Schöne!
Ist sie wach, so heb' ich an:
Sing' ihr alle meine Qualen,
Allen Kummer, alle Schmerzen,
Alle Seufzer aus dem Herzen!
All' mein Leid klag' ich ihr dann!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 13)
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Serenate
(Amalfi)

Will ich zu süßem Schlummer mich hinstrecken,
Nahet mit Qual die Liebe meinem Herzen,
Sagt in anmuth'ger Weise, mich zu necken:
Du schlummerst und Dein Liebchen wachet in Schmerzen!

Muß mich vor Liebesqualen oftmals wenden,
Möchte vor Unruh' dann vom Lager springen!
Wann, o Geliebte, wann willst Du es enden?
Auch um die Ruh' im Schlafe mußt Du mich bringen?

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 15)
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Des Schiffers Heimkehr
(Sorent)

Man sagt: er kommt nun wieder, er kommt nun wieder!
Ach, wie der Mond will ich ihn still empfangen
Und ihm der Worte zwei, nur zwei ihm sagen;
Wie ging dir's außen, wo bliebst du so lange?

Du hast mir Leid gegeben, ja Leid gegeben
Und eine Stunde nach der andern Thränen!
Doch, nun zu Hause mein Herzgeliebter kehret:
Stillt euch ihr Augen, lass't nun alle Thränen!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 17)
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Das Blumensträußchen
(Amalfi)

Du pflückest Blumen, schönes Mädchen, höre:
Bind' wie Gefang'ne sie, doch sanft und linde:
So mache mir ein Sträußchen und ich schwöre:
Ich gebe das dem allerschönsten Kinde!
Ich sag' ihm dann: mein Herz ist mit gebunden
Zu diesen Blumen, Kindchen mit holden Wangen!
Wie sie von seidnen Fädchen sind umwunden,
Hast Du mein Herz in Liebe mit gefangen! -

Gebunden ist der Strauss, behalt ihn immer!
Laß Beides nun an Deiner Brust erbeben:
Dort welken alle Beide nun und nimmer,
So süßer Odem muß sie da umschweben!
Du siehst mich an als könntest Du nichts verstehen,
Wie, oder thust nur so zu meinem Schweigen?
Es sollen diese Augen hier vergehen,
Wenn sie ein Kind, so schön als Du bist, zeigen!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 19)
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Ja oder nein?
(Rom)

Ach, so zu lieben
Ist eine Pein!
Liebst Du mich, sag' mir:
Ja oder nein?

Ach, was erlitt ich,
Seit ich Dich sah!
Sag' mir doch endlich
Nein oder ja?

Hoffe kein Wörtchen
Groß oder klein;
Eh' Du mir sagest
Ja oder nein!

Wochen vergingen
Monden beinah -
Und doch nicht hör' ich,
Nicht nein, nicht ja!

Alle mein Sehnen,
Still wird es sein
Hör' ich ein ernstes
Ja oder nein!

Lieben wird sterben,
Sterben, ja, ja,
Höret man niemals
Nein oder ja!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 21-23)
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Nina, o sag' nicht: nein!
(Venedig)

Nina, o sag' nicht nein!
Dem, der dich liebt, o Kindchen,
Schenk mir ein Viertelstündchen:
Dann bleib' ich ewig Dein!
Sei Herzchen, nicht so spröde!
Komm etwas in die Nähe!
Wie gern ich Kind Dich sehe,
Sagt nicht die Lippe mein!
D'rum dem, der so Dich liebet,
Nina, Nina, Nina,
Nina, dem sag' nicht: nein!

Zwar seh ich Narrethein -
Dich Schelmin mit mir treiben
Doch wirst mein Schatz Du bleiben,
Doch lieb' ich Dich allein!
Nur da so schmachten müssen,
Und stehn mit trocknem Munde
Zu keiner Zeit und Stunde,
Ertrag' ich diese Pein!
D'rum dem, der so Dich liebet,
Nina, Nina, Nina,
Nina, dem sag' nicht: nein!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 25)
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Pulcinellständchen

Komm, Seelenschatz, wie prächtig, daß ich Dich finde
Dein Mütterchen ist fort: komm vor, geschwinde!
Schätzchen!

Rühr' dich nicht an, ich will ja nach Dir nur lecken
Die Finger wie nach einem Honigwecken!
Schätzchen!

Kind, wenn den Platz Du morgen find'st wie begossen,
Sinds Liebesthränen die in Strömen flossen!
Schätzchen!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 33)
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Die Bienen
(Venedig)

Setz' auf die Au voll Blumen
Dich nicht mit leichten Sinnen!
Nein, fliehe weit von hinnen!
Geliebte, gieb' wohl Acht:
Jedwede trägt ein Bienchen,
Das, gebend ihm ein Küßchen,
Vom Safte nascht ein bischen
Und das zu Honig macht.

Wenn nun im Flug sie merken,
Daß einer Deiner Küsse
Vielmehr enthält der Süße,
Als jede Blume dort!
So wagst du, daß sie plötzlich
Bestürmen Deine Lippen
Und um die Wette nippen
Sie mir den Honig fort!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 71)
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Die kleine Kalabresin
(Kalabrien)

Abend's, da sah ich das Kalabresinchen:
Stille, gar stille vom Bächelein kam sie!
Kalabresinchen,
Niedliches Kindchen!
Kalabresinchen,
Kalabresin!

Und zu ihr sagt' ich: ach, Kalabresinchen!
Gieb mir ein Schlückchen, ein Schlückchen vom Wasser!
Kalabresinchen,
Niedliches Kindchen!
Kalabresinchen,
Kalabresin!

Und sie erwiederte artig und fein mir:
Nicht nur das Wasser - mich selber, mich selber!
Kalabresinchen,
Niedliches Kindchen!
Kalabresinchen,
Kalabresin!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 77)
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Das offne Fensterlein
(Rom)

Dies ist das Haus, wo ich die Nacht verbrachte,
In dieses Fensterlein bin ich gestiegen:
Im Kämmerlein fand ich sie schlummernd liegen,
Ich nahm sie bei der Hand und sie erwachte!

Sie schlug die Augen auf, vor Schreck erblassend:
"O Schelm! Wie drangst Du ein, auf welche Weise?" -
""Dies Fensterlein hat mich hereingelassen,
Ich fand es offen, schloß es aber leise.

Ich trotze auf das Glück, ich hab's erzwungen!
Laß mich nun selig sein in diesen Mauern!
Was uns getrennt hat, ist nun übersprungen -
Und hundert Jahre soll die Nacht mir dauern!""

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 79)
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Die junge Römerin
(Neapel)

O du Verräther,
Hast mich verlassen,
Machst mich erblassen -
Um die da ach!
Freilich an jener
Ist Alles schöner!
Doch ob sie treu ist -
Zeigt sich hernach!

Ja, wie du, Falscher,
Mich da betrogen -
Eh' heut verflogen,
Täuschet sie dich!
Und diese Thränen,
Den Schmerz, das Sehnen
Zahlst du mit Zins mir
Wieder zurück!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 91)
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Die Taube
(Rom)

O Taube, die du flatterst durch die Lüfte,
Nur zwei der Wörtchen anzuhören, bleibe!
Will eine Feder nehmen deinen Flügeln,
Daß einen Brief ich meiner Lieben schreibe:
Ich will mit meinem Blut die Feder netzen,
Mein Herz dann auf den Brief als Siegel setzen:
Und, ist er nun gesiegelt wie geschrieben,
Dann Täubchen, trag ihn hin zu meiner Lieben;
Und find'st du sie in süßem Schlummer liegen:
Dann Täubchen magst du auch zur Ruhe fliegen.

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 101)
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Das verlorne Herz
(Neapel)

Ich ging einmal spazieren
Am Meeresstrande:
Ach, da verlor mein Herz ich
Im tiefen Sande.

Da fragt' ich an dem Strande
Die Schiffer alle:
Daß Du es trügst im Busen
Sagten mir alle.

Nun komm' ich Dich zu bitten,
Bei Lieb' und Treue.
Ich ohne Herz, Du aber
Hast deren zweie!

Und weißt Du, was Du thun kannst,
Du liebe Kleine,
Behalt' Du meines, schenke
Du mir das Deine.

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 107)
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Erste Liebeserklärung
(Sorent)

Viel schöner als die Rose
Prangst Du auf Erden:
Kurz, wer Dich siehet, Kindchen,
Springt an die Pforte;
Wo Du Dein kleines Füßchen
Stellst auf die Erden,
Knie't Jedermann und küsset
Alle die Orte.
Ach, sollte die im Leben
Gattin mir werden:
Wer lockte dann mich je noch
Vor meine Pforte?

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 109)
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Die Brautwahl
(Neapel)

Hör', wenn Du freien willst, nimm Dir die Schöne
Doch ja so schön nicht, daß sie Dich schrecket!

Nein, nimm sie lieber Dir ein wenig fügsam;
Doch um den Gürtel ja recht schlank gebunden! -
Denn, hast ein Röckelein Du ihr zu schaffen,
Ersparst Du viel an Nähen, Seid' und Futter.

Und gehst Du dann zu ihr, sie zu umarmen:
Umarmt sie sich, als wär's ein Strauß von Blumen!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 111)
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Blindekuh
(Sicilien)

Im Finstern gehe ich suchen
Mein Kind, wo steckst Du wohl?
Mein Kind, wo steckst Du wohl?
Ach, sie versteckt sich immer,
Daß ich verschmachten soll!
Und ich, der den Ort nicht finde,
Irre im Kreise umher.

Ja, wer um Dich stirbt,
Der hat keine Ruh!
Kindchen, erbarme Dich,
Komm herzu!
Herzu, herzu!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 113)
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Warnung vor Amor
(Venedig)

Läßt sich Amor bei Euch schauen,
Liebe Kinder, flieht den Dieb!
Nur aus Mitleid ihm nicht trauen!
Thut ihm nimmer was zu lieb!
Auf den Lippen zeigt er Lachen,
Sanfte Mienen kann er machen,
Und mit Lachen auf den Lippen
Wird er necken, zupfen, tippen:
Aber in den Scherz in Eile,
Menget viele tausend Pfeile
Jener kleine Herzensdieb.

Wollt Ihr wissen, liebe Schätzchen,
Wie der Schelm gefangen mich?
Er versteckte, wie ein Kätzchen,
Duck, duck, in den Winkel sich:
Wartet da bis Nachbars Nichtchen
Mir erzählet ein Geschichtchen:
Ich gedacht' im Hafen wär' ich,
Dachte mir ihn nicht gefährlich:
Husch, kommt er aus dem Gehege,
Faßt und führt mich seine Wege -
Und - kein Sträuben rettet mich!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 117)
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Der Dorn im Herzen
(Neapel)

Hab' einen Dorn im Herzen, den Keiner siehet:
Die mir ihn eingedrückt, lachet meiner Noth,
Wohl kommt die Lust mich an ihn auszureißen,
Aber die Liebe hält ihn bis zu meinem Tod.

O daß auch Sie so litt an gleichen Qualen,
Diese Tyranninn, die voll Dornen ohne Zahl.
Sehn möcht' ich doch, ob wahr die alte Rede
Leidensgefährten haben lindert jede Qual.

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 119)
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Das Guitarrchen
(Perugia)

Hier will ich stehn und singen meiner Schönen:
Wer mich nicht siehet, höre meinen Kummer;
Ich weiß, die Süße lauschet diesen Tönen -
Und, ohne mich - wie sänke sie in Schlummer?
O harte Trennung, schmerzlich bittres Meiden!
Wer möchte gerne ferne von ihr stehen?
Du bist so hold, ich kann von Dir nicht scheiden:
Du bist so schön: um Dich muß ich vergehen!

Ach, wie erklingst du lieblich, mein Guitarrchen!
Vergolden müsse man dir alle Saiten!
Dein Hälschen, wollt' ich, würd' ein schönes Mädchen:
Dann müßtest du mich überall begleiten!
Dann trüg' ich dich nach Rom auf meinen Händen,
Und Berg und Steine müßten dir sich neigen,
Und wenn geneiget Berg' und Steine huldigen:
Wie willst du, sträubst du dich mir, dich entschuldigen?

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 129)
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Am Bache
(Rom)

Bächlein sel'ges, das geneiget
Heitre Thale netzen gehet,
Dort, wo meine Feindin stehet,
Spiegelnd sich in deinem Fluß.
Nimm, o Bächlein, meine Thränen,
Wie die Augen sie ergießen,
Und damit, im Weiterfließen,
Netze Chloris weißen Fuß.

O daß du mein schmachtend Abbild
Könntest zu ihr weiter tragen,
Weckend ihr mit tiefen Klagen
Mitleid, ach, mit meinem Leid! -
Doch wer weiß, ob nicht die Stolze,
Säh' mein Bild sie, an der Stelle
Trübte deine klare Welle
Ach, mit neuer Grausamkeit!

Bächlein, kommst du ihr vorüber:
Sanften Flüsterns, leise, leise
Hall' ihr meiner Seufzer Weise:
Düstrer Bach vergiß' es nicht!
Sag' ihr: mög' in dir o Schöne,
Gluth entstehen, reine, wahre,
Lauter wie die Fluth, die klare,
Die zum Meer ich führ' im Licht!

Doch, wenn, staunend eigner Schönheit,
Deines Wortes sie nicht achtet,
Immer nur sich selbst betrachtet,
Mit geheim bethörtem Sinn:
Sag' ihr dann: "O stolze Nymphe,
Die an mir du weilest, höre:
Wie ich flieh' und nimmer kehre,
Flieht auch deine Schönheit hin!"

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 131-133)
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Der Gefangene der Liebe
(Neapel)

Grausamer Stern, entsetzlicher!
Unseliges Verhängniß!
Ihr laßt mich schmachten kummervoll,
In ewigem Gefängniß!
So eingesperret hat mir
Das Herz voll zarter Triebe,
Der blinde, böse, täuschende,
Verschmitzte Gott der Liebe!

Ich malme hier das schwarze Brod
Der Eifersucht mit Zähnen:
Trink' dann dazu den gift'gen Trank
All' dieser meiner Thränen!
Giebt es wohl Luft, entflammtere,
Als mein Geseufz' im Kummer?
Auf welchen nassen Steinen ist
So qualenvoll der Schlummer?

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 135)
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Die schöne Nacht
(Rom)

Welch heitrer Himmel, welche schönen Sterne!
In solcher Nacht stiehlt man die Mädchen gerne!
Und die sie stehlen, zählt man nicht zu Dieben,
Man sagt: "die allerliebsten Jungen lieben!"

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 137)
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Die Blume
(Rom)

Wenn ich Euch sage: Ihr seid eine Blume,
Senkt Ihr den Blick, von mir hinweg geneigt,
Wollt nicht einmal erfahren: welche Blume?
Und zeigt, daß Ihr mich haßt, indem Ihr schweiget.

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 137)
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Die entdeckte Falschheit
(Neapel)

Liebtest Du mich ein wenig, mein Schätzchen,
Wie viel Dinge verschenkt ich an Dich!
Doch man sagt mir, Du seist wie ein Kätzchen:
Lebe wohl denn und tröste Dich!

Schöne Strümpfe von spanischer Seide
Ließ ich kommen, Du Hübsche, für Dich:
Doch ich merke die Falschheit und scheide:
Lebe wohl denn und tröste Dich!

Amor quält mich, der Böse, mit Schmerzen,
Nächtlich und täglich um Dich, ja um Dich!
Aber Dir wohnet die Untreu im Herzen:
Lebe wohl denn und tröste Dich!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 139)
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Der Eifersücht'ge
(Neapel)

Thu mir nicht so gar unwissend,
Cannetella o Cannete!
Hörst auf jenen faden Gecken,
Den ich immer um Dich seh?
Cannetella, Cannetella,
Cannetella, Cannete!

Ich soll da den Gimpel machen?
Bin so dumm nicht, bin nur still,
Nur geblendet, nur verdutzet,
Weil es mein Geschick so will.
Cannetella, Cannetella,
Cannetella, Cannete!

Fang' ich an mit dem zu toben,
Was soll mir das? fragest Du.
Doch ich muß heraus es schelten,
Läßt es mir nicht länger Ruh.
Cannetella, Cannetella,
Cannetella, Cannete!

Machen wir es kurz, mein Schätzchen,
Sag' bin ich es oder der?
Wähle oder - Blut wird fließen,
Das prophezeih' ich Dir vorher.
Cannetella, Cannetella,
Cannetella, Cannete!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 141)
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Der angebissene Apfel
(Neapel)

Den angebissenen Apfel warfst Du herüber,
Und ich gab Dir dafür mein Herz, so treu und rein,
Ich gab es Dir versilbert über und über,
Auch standen mitten d'rin zwei schöne Sprüchelein,
Das eine sagte: "Dich hab' ich geliebet!"
Das andre sagt': "Ich sterb' in eifersücht'ger Pein!"
Was thut es, daß Du Dich mir abgewendet;
Bist doch zum Herzen hier das Schlüsselein.

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 143)
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Zucker und Honig
(Sicilien)

Wenn Du, mein Kind, mich Zucker nenn'st,
Nenn' ich Dich Honig, Kindchen.
Ach, welche holde Melodie
Erging aus Deinem Mündchen!

Wie tragen wir den Herzensdrang,
Und all' das Wonnebeben?
Ich denk' es wird das beste sein
Uns darein zu ergeben?

Ach! von dem lieblichholden Geist
Der Lieb' auf Deinen Lippen,
Mein' ich den honiglichen Seim
Bereits hinweg zu nippen!

Sie schwört: Sie habe nimmer Ruh,
Seit sie mich sah, gefunden -
Und wenn wir so zusammen sind,
Ist all' mein Weh verschwunden.

Drum höre Kind: es ist nicht gut,
Für Dein und meinen Frieden,
Bleibt dieser süße Honigseim
Vom Zucker so geschieden!

Reich' mir mit Deinem Mund etwas
Vom süßen Seim der Immen;
So werden, geb' ich Zucker Dir,
In Seeligkeit wir schwimmen!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 145-147)
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Der Ungetreue
(Rom)

Ach! daß Du meiner Liebe,
Filen, nicht mehr gedenkest,
Nicht mehr Gehör mir schenkest,
Gefühllos für mein Leid.
All' Deine heiße Liebe
War täuschendes Umspinnen,
Und tief im Busen innen
War die Treulosigkeit!

Doch wirst Du bald erkennen
Die Liebende, die neue!
Meineidig, ohne Treue,
Wird bald' ihr Schwur verweh'n!
Sie wird Dir nicht so trauen,
Denn immer wird sie warnen
Dein täuschendes Umgarnen,
Das sie an mir ersehn!

Ach, stark in treuer Liebe,
War ich nur Dein gedächtig,
Der Tod allein war mächtig
Von Dir zu scheiden mich!
Von Dir mich scheiden konnt' er,
Dem Leben mich entwenden;
Doch niemals in mir enden -
Die stäte Treu' für Dich!

Denk' ich an Dir zu rächen
Die Sünd' an meiner Liebe,
Fühl' ich die alten Triebe,
Und all' mein Zorn ist hin!
Den Blitz des Himmels möcht' ich
Herniederrufen immer,
Doch kann ich nimmer, nimmer
Zu Dir in Haß erglüh'n!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 149-151)

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Die Spröde im Traume
(Neapel)

Als diese Nacht mein Aug' mit Mohn umgossen,
Ließ mir ein Traum Dein schönes Bild erstrahlen:
Mir war die Brust von Thränen überflossen,
Ich sprach zu Dir von meinen Liebesqualen.

Dich aber sah ich lachen nun und scherzen,
Ohn' Mitgefühl für Deinen Liebekranken.
Treib'st Du im Schlaf noch Scherz mit meinem Herzen,
So werd' ich Dir dafür doch wohl nicht danken!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 153)
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Die schönen Augen
(Sicilien)

Die holden Äugelein,
Schönste der Schönen,
Wecken im Busen mir
Träumerisch Sehnen!
Zauber hinweg von mir!
Drohest mit Schmerzen!
Zweie der Blicke sind
Tod meinem Herzen! -
Ach, wer bestände da?
Fort, fort in Eile,
Denn von dort schleudert ja,
Amor die Pfeile!

Schauend sie, zittre ich
Mitten im Sprechen,
Schauend sie, bebt das Herz,
Drohet zu brechen!
Weh, weß von dort herab
Harret ein Streiten,
Mög' ihre Macht dir nur
Wonne bereiten!
Hältst du zur Hälfte sie
Trunken geschlossen,
Bist du von Reizen wie
Venus umgossen!

Ach, ihren Blick zu fliehn,
Droht er unwillig,
Gäb' ich mich Allem hin,
Gänzlich und willig!
Gut bist du lieblich auch,
Schön ohne Gleichen,
Doch ist bei sprödem Aug'
Besser Entweichen!
Matt sind die meinen mir
Schon von dem Streite;
Drum, eh' ich fallen mag,
Such' ich das Weite!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 155-157)
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Die beneidete Rose
(Rom)

Gehe nun, beglückte Rose,
Geh' an Nices Brust zu prangen -
Und ein Jeder voll Verlangen,
Neiden muß er solch' ein Glück!
Könnt' ich mich in dich verwandeln,
Ach! nur wen'ge Augenblicke!
Nie ersehnt' ich vom Geschicke
Größeres als dieses Glück!

Doch du neigst dich allbeneidet,
Schöne Rose, schon erblasset,
Und dein Antlitz senkt gehasset,
Neidverzehrt hinunter sich.
Schöne Rose, Schicksal will es,
Daß wir gleiches Loos erwerben:
Beide müssen wir da sterben,
Du in Neid - in Sehnsucht ich!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 159)
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Die wunderbare Schönheit
(Neapel)

Ich bin schon halb verzweifelt,
Von all' den heft'gen Schlägen,
Die mir, auf allen Wegen,
Mein Herz giebt Tag und Nacht!

Ninette bringt mir Sorgen,
Am Abend wie am Morgen
Zerquält ihr lieb' Gesicht,
Dies Herz mir bis es bricht.

Seh' ich sie, sag' ich Himmel,
Sie ist ohne alle Mängel!
Sie schwebte wie ein Engel
Vom dritten Himmel her!

Ihr Angesicht so zierlich,
Ihr Reden so manierlich!
Ihr Gang so anmutsvoll
Macht mich vor Liebe toll!

Denk' ich an sie, so sterb' ich!
O Sonn', o Mond, o Sterne!
Die Welt hat nah' und ferne,
Kein Wesen so wie Dich!

Dir müssen Alle weichen!
O Wunder ohne Gleichen!
Und bleibst Du ewig grausam,
Doch lieb' ich ewig Dich! -

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 207-209)
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Ein Fehler an der Schönen
(Sicilien)

Wesen voll Anmuth, Du
Liebliches Leben!
Du hast den Herzen hier
Leiden gegeben!

Werden die schmachtenden
Äuglein beweget,
Fühl' ich im Busen mir
Flammen erreget!

Lebende Funken sprüh'n,
Wo sie nur winken:
Herzen, zu Tausenden,
Seh' ich da sinken!

Zürnen sie, weiß ich nicht,
Wie mir geschiehet.
Alle mein Mannesmuth
Weichet und fliehet!

Ach deine Lippen,
Die zarten und süßen,
Wie sie von göttlicher
Seligkeit fließen!

Schöner als Venus ist,
Ganz ohne Fehle,
Hielt' ich Dich; wäre nicht
Eis Deine Seele!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 215-217)
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Die Sehnsucht
(Rom)

O du weicher Hauch der Lüfte,
Sag', warum Du einsam seufzest?
Seufzer ziemen mir alleine,
Die ich unbeglückt hier weine:
Ihn ersehnend, der nicht achtet
Meiner unnennbaren Qual!

Ach vergeblich, ach vergeblich,
Schmachtet Rose wie Jasmin:
Fern von ihm, der mich entzücket,
Wär' ich da wohl je beglücket;
Kommt er nimmer mich zu trösten,
Mit dem blauen Himmelsblick?

Ems'ge Biene, die du schweifend
Von der Blume fliegst zur Blume:
Siehst du Ihn, so gieb ihm Lehre:
Daß er zur Geliebten kehre,
Wie du kehrst zum Kelch der Rose
In dem ersten Morgenroth!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 219)
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Das ersehnte Grab
(Rom)

Schöne, Du, um die ich weine,
Die mir Sehnsuchtzittern regt:
Liebliche, für die alleine
Dieses Herz voll Liebe schlägt!

Kommen wird der Tag, der schlimme,
Der mich bald vielleicht ereilt:
Wo des Todes Hand, die grimme,
Meines Lebens Faden theilt!

Ruh' ich dann, den Gram verzehrte,
In der finstern Grabesnacht:
Denke, wie ich einst Dich ehrte:
Wieviel Leid Du mir gebracht!

Willst auf's Grab Du, still und schaurig,
Mir nur eine Blume streu'n:
Schöne Nice, minder traurig
Wird das Grab dann für mich sein!

Nicht will ich, daß Du betroffen
Thränen weinest auf mein Grab:
Dürft' ich je so Süßes hoffen,
Gerne sänk' ich jetzt hinab!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 221-223)
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Die schüchterne Liebe
(Venedig)

Dies Herz, Dir zugewandt,
Ist ganz in Lieb' entbrannt!
O süße Hoffnung, immer
Wird schlimmer ... dieses Weh!
Ich will Dir Alles sagen,
Ich will die Pein Dir klagen;
Doch ach ... ich weiß nicht was,
O sage fühlst Du das? ...
Macht daß ich stumm vergeh'!

Wenn Du entfernt mir bist,
Und wenn Du mich nicht siehst:
Wie gern, ohn' Wort und Laute,
Vertraute ... ich Dir den Schmerz!
Doch, wenn vor Dir ich stehe,
Versink' ich und vergehe;
Und ach ... ich weiß nicht was,
O sage, fühlst Du das? ...
Verhüllt mein zitternd Herz.

Blickst Du in's Antlitz mir,
So müssen Holde Dir
Die ich empfind' erscheinen
Die Peinen ... meiner Glut.
Das Weh, das bange, stille
Zu bergen war mein Wille;
Doch ach ... ich weiß nicht was?
O sage, fühlst Du das? ...
Sagt mir: Sie ist Dir gut!

Du erst' Verlangen mein,
Wirst auch mein letztes sein!
Und soll ich frein so wähl' ich
Glückselig ... Dich allein!
O laß' uns schnell es wagen:
Noch mehr hätt' ich zu sagen;
Doch ach ... ich weiß nicht was!
O sage, fühlst Du das? ...
Heißt wieder stumm mich sein!

Tags, Nachts, an jedem Ort,
Leid' ich so fort und fort!
Dies Leid ... ob ich es sage?
Ich trage ... es nun nicht mehr!
Ich muß das Herz zu heilen,
Es öffnen ohne Weilen ...
Doch ach ... ich weiß nicht was,
O sage, fühlst Du das? ...
Macht meine Zunge schwer!

Ich hör' wie Amor spricht:
Red' und erröthe nicht!
Klag' ihr aus deinem Herzen
Der Schmerzen ... immer mehr!
Ich will zu reden wagen:
Da kann kein Wort ich sagen;
Denn ach ... ich weiß nicht was:
O sage, fühlst Du das? ...
Bezaubert mich zu sehr!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 247-251)
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Die Nacht ist so lieblich
(Venedig)

Die Nacht ist so lieblich,
Geschwinde Ninette:
Laß in der Barkette
Uns athmen das Kühl!
Süßeinsames Flüstern!
Es leuchtet uns Luna,
Es wogt die Laguna:
O wonnig Gefühl!

Dem Toni befahl ich
Den Vorhang zu heben,
Daß Labung uns geben
Die Hauche vom Meer!
Laß ruhen den Fächer;
Schon ziehn um die Wette
Dich fächelnd Ninette,
Zephyre daher!

Wenn auch unter ihnen
Ein loser, ein freier
Dir rückte am Schleier
Der athmenden Brust,
Auch gar um die Kniee
Dir schlüge mit Flügeln
Und ließ sich nicht zügeln
In stürmender Lust:

Laß, laß ihn gewähren:
Wir sind ja alleine
Und Toni der kleine
Denkt nur an die Fahrt:
Er sieht nicht, er hört nicht.
Kaum thut er das Seine,
Ist dumm wie von Steine
Und täppischer Art!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 261-263)
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Der Herzenstausch
(Römische Campagne)

Laß, Schöne, Dich zu holdem Tausch bewegen!
Gib mir dein Herz und nimm dafür das meine,
Dein Herz wird meines liebevoller pflegen,
So wie das meine wiederum das Deine.
Wie süß es ist in stillen Herzensschlägen
Die Wünsche zu verstehen, Dein' und meine!
Wenn beide Herzen sich in einem regen,
Begehrt was meins begehret auch das Deine!
Laß Schöne, Dich zu holdem Tausch bewegen,
Gib mir Dein Herz und nimm dafür das meine!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 265)
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Der Sperling
(Venedig)

Ach seht doch, wie der Vogel,
Den man den Sperling nennet,
Von heißer Lieb entbrennet,
Sich in den Lüften wieget,
Und um sein Weibchen flieget
Und flattert hin und her!
So möcht' ich Sperlingsweibchen,
Das lang' verlassen klagte,
Daß es ein Sperling wagte
Und flöge zu mir her:
So einer, welcher wüßte,
Was wahre Liebe wär'!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 269)
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Ich wollt' ich wär' ein Vöglein
(Neapel)

Ich wollt' ich wär' ein Vögelein und flöge,
Damit mein Mädchen mich im Bauer finge:
Ach oder wenn ich flatternd um sie zöge,
Im Schnabel brächt' ich ihr viel schöne Dinge!
Ich wollt' ich könnt' als leichtes Lüftchen blasen,
Und von dem Haupte Dir den Schleier wehen!
Ich wollt' ich könnte Dich als Sturm umrasen:
Um dich, mein Kind, vor mir in Furcht zu sehen!
Dich, Dich, mein Kind! O weh!
Guitarre ohne Saiten
Wie klänge die, o weh!
O weh, o weh, o weh!
Der Guckuck, er hol' ihr den Vater, die Mutter,
Die Muhme, die Schwester, o weh!

Übersetzt von August Kopisch (1799-1853)

Aus: Agrumi. Volkstümliche Poesieen
aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln
Gesammelt und übersetzt von August Kopisch
Berlin 1838 (S. 285)
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(Friuli)

Keine Blume, keine Rose,
Gleichet meinem Mägdelein,
Sie ist wie am nächtlich dunkeln
Himmel eines Sternleins Schein.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 199)
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(Toscana)

Hab' lange mehr kein Wort von dir vernommen,
Nun ist das Schweigen endlich doch beendet.
Die Engel sind vom Himmel hergekommen,
Zum Frieden haben sie den Krieg gewendet.
Die Engel Gottes stiegen zu uns nieder,
Und brachten meinem Herzen Frieden wieder.
Der Liebe Engel sind herabgestiegen,
Den Frieden liessen sie mein Herz besiegen.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 199)
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(Paracorio)

Wohl tausend Mädchen sah' ich wandeln,
Bin oft weit in die Welt gekommen,
Sah' Frankreichs Frau'n und auch in andern Landen,
Neapel, Rom hab' ich der Mädchen wahrgenommen,
Doch, würd' ich zu den Sternen wallen,
Nie find' ich eine Schönheit, wie die deine.
Und kann dir wahre Liebe, Schatz, gefallen,
Nie find'st du treuer eine, als die meine.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 199)
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(Lizzanello)

Du bist der Schönheitsbaum der Welt,
An Schönheit übertriffst du Jede.
Ein Silberbecher vor mich hingestellt,
Bist du, wie Orgelklang tönt deine Rede.
Des Honigs Süsse ist dein Eigenthum,
Der Schönheit Palme kündet deinen Ruhm;
Der Erde Blumen schliessen vor dir sich zu,
Schöner als die sieben Himmel bist du.
Die frommen Büsser verlockst du zu Sünden,
Die in den Wäldern einsam wohnen.
Doch will ich dir deine Fehler verkünden:
Dem, der dich liebt, willst du nicht Liebe lohnen.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 200)
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(Avellino)

Als ich erfuhr, du liegest krank zu Hause,
Zog ich mich in die Einsamkeit zurück,
Lag auf den Knie'n in meiner Klause,
Und betete: Erhalte Gott mein Glück.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 200)
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(Umbria)

Blume des Ginster!
Das ganze Thal schmückt sich mit Blüthen,
Wenn Nina tritt an's Fenster.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 200)
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(Umbria)

Den Tod sah Morgens ich erscheinen,
Als mein Geliebter schied vor wenigen Tagen.
Da musst' ich lange bitter weinen,
Konnt' ihm vor Schmerz kein Wörtchen sagen.
Konnt' ihn nicht fragen: "Wohin gehst du Lieb?
Wann wirst du wieder bei mir sein?"
Konnt' ihn nicht fragen: "Wohin eilst du Lieb?
Wann kehrst du wieder bei dem Liebchen ein?"

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 200)
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(Roma)

Mein theures Herz,
Ertrag' geduldig deine Qualen! -
Mit Lieb' vergelt' ich dir den herben Schmerz.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 201)
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(Friuli)

Du allein bist meine Freude,
Du allein bist all' mein Glück.
Ohne dich, wie könnt' ich leben
Ruhig einen Augenblick!

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S.201 )
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(Friuli)

Welcher Tag und welche Stunde,
Fern vom Liebchen so zu leben!
Könnten wir nur Blicke tauschen,
Könnt' mein Herz die Hand ihm geben.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 201)
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(Lombardia)

Und ist mein Lieb in der Ferne allein,
So wünsch' ich mir, bei ihm zu sein.
In seinen Armen mich zu wiegen
Und selig an seiner Brust zu liegen.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 201)
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(Sardegna)

Was hilft uns die Gelegenheit
Uns zu begegnen, süsse Maid!
Was nützt es, dass wir Blicke tauschen,
Darf ich doch deinem Wort nicht lauschen.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 201)
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(Napoli)

Komm' her, komm' her, mein Mädchen,
Bereitet liegt der Nachen!
Welch' schöne Fahrt wir machen,
Komm', lass uns eilig geh'n.
An Bord Guitarr' und Flöte,
Horch, wie sie lustig tönen;
Zur Seite meiner Schönen,
Sollt ihr mich immer seh'n!
Lera, lera, lera,
Zur Freude sind wir da!

Du siehst, des Windes Wehen,
Spielt leise ob den Wogen,
Der Vollmond kommt gezogen!
Sieh licht empor ihn geh'n.
An Bord Guitarr' und Flöte etc. etc.

Brumm, Brumm macht die Guitarre,
Zu, Zu die Violine,
Dri, Dri die Mandoline,
Horch' auf ihr Lustgetön.
An Bord Guitarr' und Flöte etc. etc.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 203)
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(Napoli)

Weshalb befällt dich Bangen,
Siehst mich vorüber gehen?
Mein Lieb was ist geschehen,
Darf ich nicht dein mehr sein?
Verflucht sei jene Stunde,
Die dich mir einst gegeben. -
Hab' dir Leib und Seel' ergeben,
Doch du - du denkst nicht mein.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 203)
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(Piemonte)
Rosina

Dort drüben hinter'm Walde
Lebt eine schöne Maid.
Ihr Vater und ihre Mutter,
Woll'n, dass die Schöne freit.
Sie soll einen Prinzen nehmen,
Des Kaisers jungen Sohn.
- Ich will weder Prinz noch König,
Noch einen Kaisersohn.
Gebt mir den Jüngling dort,
Der im Gefängniss steckt. -
O Tochter, meine Tochter,
Das ist für dich kein Mann.
Um die elfte Stunde morgen,
Wird man ihr sterben lan. -
Und tödtet man den Jüngling,
Wünsch ich den Tod herbei.
Und dass sie ein Grab uns graben,
Das weit genug für drei.
Und neben Vater und Mutter
Mein Platz beim Liebsten sei.
Und Rosen und Blumen pflanze
Man auf den Hügel der Gruft,
Damit die Vorübergeh'nden,
Sich laben an ihrem Duft.
Sie sagen: "Aus Liebe starb sie,
Die Schöne in dieser Gruft."

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 203-204)
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(Venezia)
Das Waldvögelein

Das Vöglein aus dem Walde,
Fliegt fröhlich fort feldein.
Dann lässt sich's nieder zur Ruhe,
Auf der Schönen Fensterlein.

Das fängt es an zu singen,
Wohl einen Liebessang.
Die Schöne hört es singen,
Sie war im Herzen krank.

Und sie beginnt zu seufzen,
Ruft ihm die Worte zu:
"O Vogel, schöner Vogel,
Wie glücklich bist doch du!"

Du kannst dich fröhlich schwingen,
Wohin dir steht der Sinn,
Indess ich mit starken Ketten,
Hier fest gebunden bin.

Ich hab' erst gestern gefreit,
Und heut' ist's mir schon leid,
Es lebe die Freiheit,
Und wer sie geniesset,
Denn nur in der Freiheit
Geniesst man die Zeit.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 204-205)
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(Spinoso)

Mitten im Meere schiff' ich, und sinke nicht unter;
Mit den Türken kämpf' ich, ergebe mich nicht.
Verginge die Welt, und stürzte der Himmel herunter -
Die Treu', die ich dir schwur, ich breche sie nicht.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 205)
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(Piemonte)
Die Liebeskrankheit

Nein Mütterchen, mir ist so weh', -
Wär' mein, was da im Garten ist. -
Dort ist ein kleines Salätlein,
Wenn du es willst, ich geb' es dir. -
Nein Mütterchen, nein Mütterlein,
Das hilft nicht gegen die Schmerzen mein.

Mein Mütterlein, mir ist so weh',
Wär' mein, was da im Garten ist, -
Da steht ein Pflänzlein Blumenkohl,
Wenn du es willst, ich geb' es dir. -
Nein Mütterlein, nein Mütterlein,
Das hilft nicht gegen die Schmerzen mein.

Mein Mütterchen, mir ist so weh',
Wär' mein, was da im Garten ist. -
Mein Töchterchen, ein Jüngling ist's,
Wenn du ihn willst, ich geb' ihn dir.
Ja Mütterchen, ja Mütterlein,
Der wird mich vom Schmerz befrei'n.

Übersetzt von Otto Badke (18?-1922)

Aus: Das italienische Volk im Spiegel seiner Volkslieder
von Otto Badke Breslau 1879 (S. 205)
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Rispetti
Umbrisch

1.
Und wollen mich die klugen Leute fragen,
Von wem ich es gelernt, in Versen sprechen:
Im Herzen muß ich jene Gluten tragen,
Die klingend, singend dann zu Tage brechen.
Am Tag, wo Nena mir zuerst begegnet,
Da ward mit Versen mir der Geist gesegnet.
Am Tag, wo Nena's Lächeln mich ließ hoffen,
Sah ich die Thür des Paradieses offen,
Und heut, wo Nena's Herz in Flammen steht,
Bin ich ein großer König und Poet.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 3)
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2.
Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne.
Ach, wohin gehst du, mein geliebtes Leben?
Den Tag, an dem du scheidest, wüßt' ich gerne;
Mit Thränen will ich das Geleit dir geben.
Mit Thränen will ich deinen Weg befeuchten -
Gedenk an mich, und Hoffnung wird mir leuchten!
Mit Thränen bin ich bei dir allerwärts -
Gedenk an mich, vergiß es nicht, mein Herz!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 4)
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3.
O Apfelblüte!
Und wenn ich werd' im Sarg gebettet liegen,
Bringt mir die Kerze Der, für den ich glühte.
Und wenn die Bahre mich hat aufgenommen,
Wird mein Geliebter in die Kirche kommen.
Und wenn er weint vor großem Kummer, dann
Schlag' ich die Augen auf und lächl' ihn an.
Und wenn er lacht um seine todte Braut,
Schlag' ich die Augen auf und weine laut.
Und wenn er spricht: Ach Herz, ich liebte dich! -
Seh' ich ihn an und sag': O bete nun für mich!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 4)
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5.
Wie reizend bist du Montag Morgens immer,
Allein viel schöner noch den Dienstag drauf.
Mittwochs umfließt dich königlicher Schimmer,
Und Donnerstags gehst du als Stern mir auf.
Am Freitag schlägst du ganz mein Herz in Trümmer
Und baust es Samstag schöner wieder auf.
Am Sonntag dann, wenn wir im Putz dich sehn,
Bist du nun gar zum Närrischwerden schön.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 5)
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6.
Geh schlafen, Liebste, lege dich zur Ruhe.
Dein Kissen wird in Rosen sich verwandeln,
Das Leintuch wird mit Veilchen sich bedecken,
Und nicht, Geliebte, wirst du einsam bleiben:
Es fliegen, um dein hold Gesicht zu schauen,
Zwölf Engelein herab aus Himmelsauen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 6)
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7.
Blüte der Weide.
Du hast mir einen Pfeil ins Herz geschossen,
Er traf und that mir dennoch nichts zu Leide.
Getroffen hat er, ohne mich zu schmerzen;
Wie ein Confect that er mir süß im Herzen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 6)
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8.
Ich aß an einem Tisch von Silber reich.
Nie sah ich solchen Aufwand all mein Leben.
Drei süße Speisen gab es da zugleich:
Zucker und Honig und mein Lieb daneben.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 6)
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Ligurisch

9.
Ein Tausch kam meinem Liebsten in den Sinn,
Er gab mich für ein andres Mädchen hin.
Nun meint er wunder wie er schlau gewesen,
Und hat sich für sein Silber Zinn erlesen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 7)
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10.
O schönes Kind, o schönes Jungfräulein,
Küss' mich, der heil'ge Vater wird's verzeihen.
Küss' mich, und laß dir tausend Küsse geben;
Und allen Beiden wird der Papst vergeben.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 7)
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11.
Sie sagen mir, verlassen wollst du mich,
Drum wend' ich dir zuerst den Rücken zu.
Ließ ich die Milch der Mutter doch im Stich,
Die sicherlich viel süßer war, als du.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 7)
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13.
Ich sprach den Papst in Rom und fragt' ihn frei,
Ob denn das Lieben eine Sünde sei.
Er sagte: Nein! Liebt nur in Gottes Namen,
Doch wohl gemerkt: nur schöne Mädchen! Amen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 8)
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15.
So lang ist's her, daß wir uns nicht gesehen,
Ein Berg von Sorgen konnt' indeß entstehen,
Und noch ein Berg von Schwermuth, Angst und Pein -
Ach, Liebste, wann wird unsre Hochzeit sein?

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 9)
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16.
O Schwälblein, das da fliegt in weite ferne,
Wie leuchtet dir im Fluge dein Gefieder!
Eine von deinen Federn hätt' ich gerne,
Ein Liebesbrieflein schrieb' ich damit nieder.
Ist's fertig dann und voll von süßen Dingen,
Sollst du es meinem Schatz, o Schwälblein, bringen.
Und triffst du ihn zu Tisch beim Essen an,
So sag ihm meinen Gruß und Liebeskummer,
Und triffst du ihn im Bette schlafend an,
Senk still die Flügel, stör ihn nicht im Schlummer.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 9)
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18.
Ich sprach zum Pater in der Beichte: Wißt,
Ich habe gestern meinen Schatz geküßt.
Ach, sprach er, Sohn, komm her und laß dich segnen;
Ich thät' es selbst, wollt' einer mir begegnen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 10)
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19.
Ich lege mich zu Bett und kann nicht schlafen.
Da spricht das Laken: Was verstört dein Blut?
Und Antwort giebt die Decke meines Bettes:
Nimm eine schöne Frau, dann schläfst du gut.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 10)
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24.
Vier Grüße send' ich zu dir auf diese Reise,
Als meine vier getreuen Liebesboten.
Der erste pocht an deine Pforte leise,
Der zweite soll vor dir die Kniee senken,
Der dritte dir die weiße Hand berühren,
Der vierte soll dich bitten, mein zu denken.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 12)
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27.
Mein Liebster singt am Haus im Mondenscheine,
Und ich muß lauschend hier im Bette liegen.
Weg von der Mutter wend' ich mich und weine,
Blut sind die Thränen, die mir nicht versiegen.
Den breiten Strom am Bett hab' ich geweint,
Weiß nicht vor Thränen, ob der Morgen scheint.
Den breiten Strom am Bett weint' ich vor Sehnen;
Blind haben mich gemacht die blut'gen Thränen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 13)
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29.
O Jüngling, der du gehst bei mir vorüber,
Ich singe nicht für dich, hör mir nicht zu!
Für Einen sing' ich, der mir zehnmal lieber,
Für Einen, der viel schöner ist, als du.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 14)
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30.
Heb auf dein blondes Haupt und schlafe nicht,
Und laß dich ja vom Schlummer nicht bethören.
Ich sage dir vier Worte von Gewicht,
Von denen darfst du keines überhören.
Das erste: daß um dich mein Herze bricht,
Da zweite: dir nur will ich angehören,
Das dritte: daß ich dir mein Heil befehle,
Das letzte: dich allein liebt meine Seele.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 14)
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32.
Wohl kenn' ich Euern Stand, der nicht gering.
Ihr brauchtet nicht so tief herabzusteigen,
Zu lieben solch ein arm und niedrig Ding,
Da sich vor Euch die Allerschönsten neigen.
Die schönsten Männer leicht besiegtet Ihr,
Drum weiß ich wohl, Ihr treibt nur Spiel mit mir.
Ihr spottet mein, man hat mich warnen wollen,
Doch ach, Ihr seid so schön! wer kann Euch grollen?

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 15)
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35.
Wie stellen sich die schlauen Mädchen an,
Wenn sie mit einem Fremden tanzen müssen!
Ganz steif und grade halten sie sich dann
Und thun, als gingen sie auf wunden Füßen.
Doch tanzen sie mit Einem, den sie mögen,
So ist es anzuschaun, als ob sie flögen.
Wenn sie im Tanz sich mit dem Liebsten wiegen,
Sind sie wie Schlangen, die ihn eng umschmiegen,
Und tanzen sie mit Denen, die sie küssen,
Gleich stehn sie wieder auf gesunden Füßen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 17)
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38.
Der Mond hat eine schwere Klag' erhoben
Und vor dem Herrn die Sache kund gemacht:
Er wolle nicht mehr stehn am Himmel droben,
Du habest ihn um seinen Glanz gebracht.
Als er zuletzt das Sternenheer gezählt,
Da hab' es an der vollen Zahl gefehlt;
Zwei von den schönsten habest du entwendet:
Die beiden Augen dort, die mich verblendet.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 19)
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39.
Noch eh du warst geboren, liebt' ich dich,
Zeit wär's, mich zu belohnen, sollt' ich denken.
Als deine Mutter kreis'te, betet' ich,
Es möcht' ihr Gott ein schönes Mädchen schenken.
Zu deinem Pathen bin ich dann gelaufen,
Er möchte dich mit schönem Namen taufen,
Er taufte dich "Rosina Stern der Liebe,"
Damit mein Herz und Leben dein verbliebe.
Er taufte dich "Rosina rosenroth" -
Daß du geboren wurdest, ist mein Tod.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 19)
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40.
Gesegnet sei, durch den die Welt entstund;
Wie trefflich schuf er sie nach allen Seiten!
Er schuf das Meer mit endlos tiefem Grund,
Er schuf die Schiffe, die hinübergleiten,
Er schuf das Paradies mit ew'gem Licht,
Er schuf die Schönheit und dein Angesicht.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 20)
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41.
Ihr seid die Allerschönste weit und breit,
Viel schöner als im Mai der Blumenflor.
Orvieto's Dom steigt so voll Herrlichkeit,
Viterbo's größter Brunnen nicht empor.
So hoher Reiz und Zauber ist dein eigen,
Der Dom von Siena muß sich vor dir neigen.
Ach, du bist so an Reiz und Anmuth reich,
Der Dom von Siena selbst ist dir nicht gleich.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 20)
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42.
Wär' ich gewiß, dereinst dich zu besitzen,
Die Kunst des Schiffers, Liebste, würd' ich treiben.
Dann malt' ich auf die Segel hin dein Bildniß,
Dann würd' ich an dem Schiff dich conterfeien.
Was sagten dann die Leute, wenn sie sähen
Des Schiffers Liebchen auf dem Segel stehen?
Was sagten dann die Leute, säh'n sie dort
Des Schiffers Lieb gemalt am Ruderbord?

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 21)
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43.
Wie lange schon war immer mein Verlangen:
Ach, wäre doch ein Musikus mir gut!
Nun ließ der Herr mich meinen Wunsch erlangen
Und schickt mir einen, ganz wie Milch und Blut.
Da kommt er eben her mit sanfter Miene
Und senkt den Kopf und spielt die Violine.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 21)
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47.
Wenn du, mein Liebster, steigst zum Himmel auf,
Trag' ich mein Herz dir in der Hand entgegen.
So liebevoll umarmst du mich darauf,
Dann woll'n wir uns dem Herrn zu Füßen legen.
Und sieht der Herrgott unsre Liebesschmerzen,
Macht er Ein Herz aus zwei verliebten Herzen,
Zu Einem Herzen fügt er zwei zusammen,
Im Paradies, umglänzt von Himmelsflammen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 23)
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53.
O wär' dein Haus durchsichtig wie ein Glas,
Mein Holder, wenn ich mich vorüberstehle!
Dann säh' ich drinnen dich ohn' Unterlaß,
Wie blickt' ich dann nach dir mit ganzer Seele!
Wie viele Blicke schickte dir mein Herz,
Mehr als da Tropfen hat der Fluß im März!
Wie viele Blicke schickt' ich dir entgegen,
Mehr als da Tropfen niedersprühn im Regen!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 26)
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54.
Die Liebe, dacht' ich, sei ein holder Scherz,
Da sie zu lernen ich begann.
Nun wogt mir eine Feuersbrunst ums Herz,
Die alle Flut des Meers nicht löschen kann.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 27)
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55.
Ein grünes, unbewaldetes Gefild,
Ist meines Liebsten schönes Ebenbild.
Ein Mandelbaum, der dicht am Ufer blüht,
Ist Dessen Bild, für den mein Herze glüht.
Die Sonn- und Sternenstrahlen allzusammen
Die sind das Bild von seinen Augenflammen.
Der Duft, der aus der jungen Blüte quillt,
Ist meiner Liebe wahres Ebenbild.
Geliebter, Liebster, lieber, lieber Mann,
Komm bald, daß ich mein Herz erquicken kann!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 27)
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57.
Ich stellt' ein Lilienstäublein an mein Fenster,
Am Abend pflanzt' ich's, frühe war's erblüht.
Die Blätter überzweigten mir das Fenster,
Zum Schatten für dein Haupt, wenn Mittag glüht.
Zu kühlen dein Gesicht im Sonnenbrand,
Pflanzt' ich in Erd' – ein Paradies entstand.
Zum Schatten Mittags für dein zart Gemüthe
Pflanzt' ich in Erd' – und unsre Lieb' erblühte.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 29)
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58.
Es singt sich gut am Abend in der Kühle,
Wenn dann die Mädchen bei einander stehen.
Dann tauschen sie die heimlichsten Gefühle
Und sprechen: Hast du meinen Schatz gesehen?
Und sprechen: Wo gerieth mein Liebster hin?
Ich seh' ihn nicht, noch singen hör' ich ihn.
Und sprechen: Wo nur ist mein Schatz geblieben?
Ich seh' ihn nicht, und muß ihn ewig lieben.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 29)
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60.
O holder Jüngling, seid willkommen hier,
Wie mitten in der Woch' ein Feiertag.
Viel schöner als Jasmin erblühet Ihr;
Glückselig, die Euch einst gewinnen mag!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 30)
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66.
Wenn du mich mit den Augen streifst und lachst,
Sie senkst und neigst das Kinn zum Busen dann,
Bitt' ich, daß du mir erst ein Zeichen machst,
Damit ich doch mein Herz auch bänd'gen kann,
Daß ich mein Herz mag bänd'gen, zahm und still,
Wenn es vor großer Liebe springen will,
Daß ich mein Herz mag halten in der Brust,
Wenn es ausbrechen will vor großer Lust.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 33)
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67.
Und willst du deinen Liebsten sterben sehen,
So trage nicht dein Haar gelockt, du Holde.
Laß von den Schultern frei sie niederwehen;
Wie Fäden sehn sie aus von purem Golde.
Wie goldne Fäden, die der Wind bewegt -
Schön sind die Haare, schön ist, die sie trägt!
Goldfäden, Seidenfäden ungezählt -
Schön sind die Haare, schön ist, die sie strählt!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 34)
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68.
Der Stein in Eurem Ringe glüht so hell,
So glühn die Augen Euch im Angesicht.
Es hat sie Euch gemalt Sanct Gabriel,
Ein schönrer Heil'ger ist im Himmel nicht.
In Rom die Maler klagen und betheuern,
Sie fänden keine Farben gleich den Euern.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 34)
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69.
Ich bin durch einen schönen Wald gekommen,
Wo grüner Lorbeer und Wachholder stand;
Drin hab' ich einen Jüngling wahrgenommen,
Der war mit Namen Herzensdieb genannt.
Daß Ihr derselbe seid, hab' ich vernommen,
An Euren Farben hab' ich Euch erkannt;
An Eurer Schönheit kannt' ich Euch im Nu, -
Man warnt vor Euch: ich lache nur dazu.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 35)
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71.
Und glaubst du, deine Schätze lockten mich
Und deine Berge, wenn sie golden wären?
Ach nein, um deine Schönheit lieb' ich dich,
Um all den süßen Zauber deiner Reden.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 36)
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74.
Ich sah ein Rößlein gehn mit muntren Sprüngen,
Auf einer Wiese sah ich's angebunden.
Es kreis't und kreis't, der Strick muß sich verschlingen,
Und dennoch kreis't rundum zu allen Stunden.
So macht's der Mensch, wenn er ein Lieb gefunden:
Er denkt noch frei zu sein und ist gebunden.
So macht's ein Mensch, der Liebesleid erfuhr,
Er knüpft die Schlinge fest und fester nur.
So, holde Liebste, so erging es mir:
Ich schweif' umher, und bin doch stets bei dir.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 37)
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77.
So dringe denn mein Lied ins Haus hinein,
Da es mir selbst so gut nicht werden kann.
O schönstes Wesen, hold und zart und rein,
Wo Ihr auch weilt, o hört mich freundlich an!
O Schönste, hört, was treue Liebe ruft:
Mein ganzer Trost ist starren in die Luft.
O lausche, reines Herz, auf meine Trauer!
Statt alles Trostes starr' ich auf die Mauer.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 38)
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78.
Erhebt Euch aus dem Bett und kommt ins Freie.
O seht den Himmel an, wie hell er strahlt.
Ach, Euer Antlitz strahlt im Mondenscheine,
Wie wenn ein Maler einen Engel malt.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 39)
_____
 



82.
Da wär' ich in dem nämlichen Revier,
Wo ich geschlagen ward in Haft der Liebe.
Ein Mädchen schwingt das Siegesbanner hier
Und trägt im Antlitz Fackeln heißer Liebe.
Ich sah sie etwas Wunderschönes machen:
Zu gleicher Zeit mit Mund und Augen lachen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 40)
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83.
Die Straßen alle will ich sperren lassen,
Vor alle Thüren Schloß und Riegel legen.
Die Hügel soll man ebnen allerwegen,
Die meiner schönsten Aussicht mich berauben.
Die Eichen lass' ich all in Stücke sägen,
Die jungen, die so niedrig sich belauben,
Die ihre Zweige tief zu Boden strecken,
Und, wenn mein Schatz vorbeigeht, ihn verstecken.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 40)
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84.
Wenn ich dich um die Ecke biegen sehe,
So wisse, daß ich deine Schritte zähle.
Dein holder Blick stürzt mich in banges Wehe,
Ach, Schritt für Schritt gewinnst du meine Seele.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 41)
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90.
Ihr jungen Leute, die ihr zieht ins Feld,
Auf meinen Liebsten sollt ihr Achtung geben.
Sorgt, daß er tapfer sich im Feuer hält;
Er war noch nie im Kriege all sein Leben.
Lasst nie ihn unter freiem Himmel schlafen;
Er ist so zart, es möchte sich bestrafen.
Lasst mir ihn ja nicht schlafen unterm Mond;
Er ginge drauf, er ist's ja nicht gewohnt.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 43)
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92.
Der Tauber, dem sein Weibchen flog von hinnen,
Sucht sie und klagt: Mein Weibchen find' ich nimmer!
Er fliegt zum Bach und badet sich darinnen,
Ist klar die Flut, so trübt er ihren Schimmer;
Dann schlägt er sich die Brust vor Herzeleid
Und ruft: O Liebe, sei vermaledeit!
Mit seinen Flügeln schlägt er sich das Herz
Und ruft: Verwünscht sei Liebeslust und -Schmerz!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 44)
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93.
Wüßt' ich gewiß, daß es mein Liebster hörte,
Mit lauter Stimme fing' ich an zu singen.
Zu viele Berg' und Thäler sind dazwischen,
Und meine Stimme kann nicht zu ihm dringen.
Ach, dränge zu ihm hin mein lauter Schmerz,
Zufrieden gäbe sich dies arme Herz!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 44)
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94.
Geh, zartes Blatt, geh armes Brieflein hin!
Geh, such' die Blume aller Lieblichkeiten!
Geh, such' mir jene hohe Königin,
Um deren Haupt sich Liebespalmen breiten.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 45)
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114.
Wir haben Beide lange Zeit geschwiegen,
Auf einmal kam uns nun die Sprache wieder.
Die Engel, die herab vom Himmel fliegen,
Sie brachten nach dem Krieg den Frieden wieder.
Die Engel Gottes sind herabgeflogen,
Mit ihnen ist der Frieden eingezogen.
Die Liebesengel kamen über Nacht
Und haben Frieden meiner Brust gebracht.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 54)
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119.
Wie schön die Nacht mit ihrem Sternenheer!
Komm doch heraus und zähl' einmal die Sterne.
Der Schmerzen, die ich fühle, sind weit mehr,
Sprichst du mit Andern und ich steh' von ferne.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 57)
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128.
Sieh, welche Sterne, welche schöne Nacht,
So recht zum Mädchenstehlen wie gemacht!
Wer Mädchen stiehlt, der wird nicht Dieb genannt,
Der heißt nur: ein verliebter junger Fant.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 61)
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133.
Schon streckt' ich aus im Bett die müden Glieder,
Da tritt dein Bildniß vor mich hin, du Traute.
Gleich spring' ich auf, fahr' in die Schuhe wieder
Und wandre durch die Stadt mit meiner Laute.
Ich sing' und spiele, daß die Straße schallt;
So Manche lauscht - vorüber bin ich bald.
So manches Mädchen hat mein Lied gerührt,
Indeß der Wind schon Sang und Klang entführt.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 63)
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134.
Viel schöner als der Papst ist meine Liebe,
Und ist viel röther als ein Kardinal,
Und ist viel weißer noch als eine Rübe,
Und ist viel würz'ger als das Salz zumal,
Duft'ger als Rosen, die voll Thau gestanden -
Doch Alles macht ihr harter Sinn zu Schanden.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 64)
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135.
Nimm dir ein schönes Weib, doch schön mit Maßen
Zu große Schönheit weckt dir Scheu und Bangen.
Und nimm sie ja recht fügsam und gelassen,
Schlank um die Mitte, schmiegsam wie die Schlangen.
Mußt du ihr ein Röckchen machen lassen,
Wirst du mit wen'ger Seid' und Futter langen,
Und wenn du sie umarmst, ist dir zu Muthe,
Als hieltst du einen Blumenstrauß umfangen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 64)
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Venedig (Vilote)


2.
Willst du von mir den Brauch der Liebe lernen?
Vor allen Leuten darfst du mich nicht ansehn.
Ein rascher Blick - dann mußt du dich entfernen;
Das ist der Liebe Wissenschaft im Kerne.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 67)
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5.
Was kümmert's mich, daß Schönheit mir gebricht,
Wenn ich zum Liebsten einen Maler habe?
Der malt wie Sterne strahlend mein Gesicht -
Was kümmert's mich, daß Schönheit mir gebricht?

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 68)
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6.
Wenn du dir Brust und Angesicht gewaschen,
Gieß nicht das Wasser fort, du schönes Kind.
Ich hätt' es gern, den Wein damit zu mischen,
Wenn heute Mittag wir bei Tische sind.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 69)
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7.
Es träumte heute Nacht mir eine Lüge,
Daß eine Ameis mich von dannen trüge.
Dann hätte fast ein Heupferd mich verschlungen,
Wär' nicht mein Liebster schnell mir beigesprungen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 69)
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11.
O schönster Schatz, hast du noch wach gelegen?
Heb' auf dein blondes Haupt! Du darfst nicht schlafen.
Steh' eilig auf, dein Liebster kommt des Weges;
Küß' ihn einmal, dann magst du weiter schlafen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 70)
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12.
Nun rath' einmal, was würde sich begeben,
Wenn ich allein dich träfe? Kannst du's denken?
Es ginge dir gewiß nicht an das Leben,
Nur einen süßen Kuß würd' ich dir schenken.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 71)
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13.
Wer ist mein Liebster, und wer ist es nicht?
Ich schämte mich, wenn ich's verrathen würde.
Schämen? warum? nein, sagen will ich's offen:
Der schöne Bepo hat mein Herz getroffen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 71)
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15.
Heut Nacht hab' ich im Bett dich angetroffen;
Du lagst, mein Herzblatt, tief in Schlaf befangen.
Du lagst und deine weiße Brust war offen,
Wie eines Engels glänzten deine Wangen.
Ich legte meine Hand auf deine Brust,
Du sprachst: O sei gesegnet, meine Lust!
Sacht legt' ich dann die Hand dem Herzen nah,
Du sprachst: Ist wirklich mein Geliebter da?
Auf welchem Weg bist du hereingekommen?
- Zum Fenster, Schatz, bin ich hinaufgekommen. -
Und bist du gekommen, magst du bleiben,
Um mir die Zeit ein wenig zu vertreiben,
Magst bei mir bleiben bis um sieben Uhr,
Bis wir die Lerche hören auf der Flur. -
Die Lerche fängt am Morgen an zu schlagen:
Steh' auf, du Schöner, denn es will nun tagen. -
O Lerche, tückische Verräthrin du,
Laß noch ein Stündlein schlafen mich in Ruh!
Die Träume flohen, da dein Ruf mich traf,
Und o wie süß ist des Verliebten Schlaf!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 72)
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17.
Komm an das Fenster mein geliebtes Leben!
Bist du im Hemd, so schieb' den Riegel vor;
Um deine Schultern knüpf' ein Tuch geschwinde,
Daß du dich nicht erkältst bei diesem Winde.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 73)
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18.
Ich glaube, theurer kommt es mir zu stehen,
Daß du mir jenen einen Kuß gegönnt.
Nun wässert mir der Mund, wenn ich dich sehe,
Als wenn ich grad' ins Eden blicken könnt'.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 74)
_____


23.
Wisst ihr, was mich die Gärtnerin gelehrt?
Daß der Salat gar sehr das Herz erfrische,
Absonderlich, so oft man ihn verzehrt,
Mit seiner Liebsten an demselben Tische.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 75)
_____



30.
Ich wollte, daß die Bäume sprechen könnten,
Die Blätter an dem Gipfel Zungen würden,
Das Meer zu Tinte, zu Papier die Erde,
Die Flur soll statt der Gräser Federn treiben,
Dann würd' ich meinem Schatz ein Briefchen schreiben.
Wo wäre dann der Hund, der all mein Sehnen
Geschrieben säh', und läs' es ohne Thränen?

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 77)
_____


32.
Ich sah aus Mitleid einen Stein sich regen
Und einen Baum von seiner Stelle gehn.
Du würdest keinen Fuß um mich bewegen,
Sähst du mich auch in hellen Flammen stehn.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 78)
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36.
O lieber Gott, reiß' ihn mir aus dem Herzen,
Ihn, den du meinen Augen hast entrissen.
Laß mich ihn nicht mehr lieben so mit Schmerzen,
Wie ich bisher ihn habe lieben müssen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 79)
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38.
O wüßtest du, wie viel ich deinetwegen,
Du falsche Renegatin, litt zur Nacht,
Indeß du im verschlossnen Haus gelegen
Und ich die Zeit im Freien zugebracht.
Als Rosenwasser diente mir der Regen,
Der Blitz hat Liebesbotschaft mir gebracht;
Ich habe Würfel mit dem Sturm gespielt,
Als unter deinem Dach ich Wache hielt.
Mein Bett war unter deinem Dach bereitet,
Der Himmel lag als Decke drauf gebreitet,
Die Schwelle deiner Thür, das war mein Kissen -
Ich Ärmster, ach, was hab' ich ausstehn müssen!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 80)
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39.
Sieh nur den Mond, wie wandert er geschwinde,
Schwebt durch die Luft und ruht und rastet nimmer.
So auch das Herz von einem schönen Kinde,
Wenn es in Liebe klopft, ermüdet's nimmer.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 80)
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41.
Ich lache zwar, allein ich bin vergiftet,
Vor Liebesweh ist mein Gesicht verblaßt.
Einst sah ich aus wie Rosen und Narzissen,
Jetzt werd' ich grüner als der Schnittlauch fast.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 81)
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Ritornelle

6.
Ja fliege, Täubchen, fliege noch so hoch,
Steig' zu den Wolken auf, so hoch du magst;
Zuletzt in meine Arme fällst du doch.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 90)
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7.
Blüte der Birne.
Blickst du mich an mit diesem sanften Auge,
Tilgst du mir alles Denken im Gehirne.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 90)
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9.
Drei Veilchen hab' ich zum Geschenk empfangen.
Ich barg sie heimlich unter meinem Kissen;
Die ganze Nacht hat mich ihr Duft umfangen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 91)
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Ligurisch

22.
Ein Dorn fuhr mitten mir ins Herz hinein,
Den wird kein Meister Bader ausziehen können,
Das Händchen meiner Liebsten nur allein.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 95)
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23.
Ihr habt so schwarze Augen wie die Nacht,
Und habt so einen rothen Kirschenmund.
Hätt' Euch doch Gott so gut wie schön gemacht!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 95
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28.
Blühendes Krausemünzchen.
O selig, wer dich herzt und dich umarmt,
Und wer dir küssen darf dies süße Mündchen!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 96)
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31.
Ich tret' ans Fenster, draußen steht die Nacht.
Das Pflaster unten netzen meine Thränen.
O aller Schönheit Quell, hab' gute Nacht!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 97)
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32.
Blüh'nde Granaten.
Wenn meine Seufzer Feuerflammen wären,
Himmel und Erde würd' in Brand gerathen.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 97)
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42.
Pomeranzen, o ihr bittern!
Sieh mich nicht an mit diesen finstren Augen,
Sonst muß ich wie ein Laub am Baume zittern.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 100)
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44.
Pfefferschotten.
Der Pfeffer beißt und dennoch ess't ihr ihn,
Die Lieb' ist süß und wird mir doch verboten.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 100)
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46.
Ihr tragt die Löckchen fingerlang ums Haupt
Und in der Mitten eine ganz von Golde.
O selig, wer Euch einst den Gürtel raubt!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 101)
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51.
Es träumte mir heut Nacht mit süßer Wonne,
Daß küssend mir mein Schatz am Halse hing.
Was hast du mich geweckt, verwünschte Sonne!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 102)
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63.
O Qual und Noth!
Von seinem Schatz verlassen sein ist schlimmer,
Als schlafen gehen ohne Abendbrod.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 105)
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64.
Blühender Mohn.
Vor Liebe stirbt man nicht, vor Liebe nicht,
Das nicht; - doch wird man herzlich krank davon.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 105)
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77.
Da wir so traulich sitzen hier beim Weine,
Lasst uns einmal von unserm Liebsten plaudern.
Der hübscheste von Allen ist der Meine!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 108)
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88.
Und wollte mir der Papst ganz Rom verschreiben,
Gäb' ich dafür Mariana, sagt' ich keck':
Nein, Euer Heiligkeit, das lass' ich bleiben.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 111)
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Römische Ritornelle

96.
Wie schön du bist! O sei von Gott gesegnet!
Wohin du schreitest, sprießen frische Gräser,
Du gleichst dem Frühling, wenn es Blüten regnet!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 113)
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97.
Blühende Königskerzen.
O Lächelmündchen, unheilvolles Auge,
O Lächelmündchen, Räuberin der Herzen!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 114)
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106.
Blüh'nde Ranunkel.
Ich gab dir ganzer siebenundvierzig Küsse,
Mehr aber konnt' ich nicht, es ward zu dunkel.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 116)
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108.
Blüte der Kicher.
Fünfhundert Küsse hast du mir versprochen,
Und von fünfhundert hab' ich zehn erst sicher.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 116)
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111.
Wär' meinem Schatz doch mehr an mir gelegen,
Daß er mich in der Hütte suchen ginge,
Und unversehens käme dann ein Regen!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 117)
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112.
Blühende Nüsse.
Da ich dein Mündchen heut nicht küssen konnte,
Küßt' ich den Glockenzug an deiner Thüre.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 117)
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121.
Ein einz'ger Kuß für alle meine Qualen,
Ein einz'ger Kuß für alle meine Treue -
Ninetta, ach, das heiß' ich schlecht bezahlen!

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 120)
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122.
Blühende Winde.
Und komm' ich nach dem Tod ins Paradies,
So kehr' ich um, wenn ich dich dort nicht finde.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 120)
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123.
Wenn Liebe sich in Eifersucht verlor,
So öffnet sie des Argus hundert Augen
Und ist damit doch blinder als zuvor.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 120)
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125.
Ich sende zu dir hin so viele Grüße,
Als Blätter sich im Sommerwind bewegen
Und als es Heil'ge giebt im Paradiese.

In der Übersetzung von Paul Heyse (1813-1914)

Aus: Italienisches Liederbuch
Von Paul Heyse Berlin 1860 (S. 121)
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