Liebeslieder der Völker (Volkslieder)

 


Jüdische Liebeslieder



1.
Unterm Schloß

Unterm Schloß, Perehos,
Steht Ester die Grüne und schaut hinüber.
Ester steht, der Bräutigam geht,
Meint sie - Vater Abraham ginge vorüber.

Würde sie wissen, wer das ist,
Würde sie zu ihm winken,
Hätte sie ein Gläschen Wein,
Würde sie zu ihm trinken.

Würde sie haben Pferd und Wagen,
Würde sie zu ihm laufen,
Hätte sie ein Säckchen Geld,
Würde sie ihn sich kaufen.
(S. 9)
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2.
Mein süßes Leben fährt dahin

Mein süßes Leben fährt dahin,
Und ich bleib allein.
Denk ich zurück an mein süßes Leben,
Sitze ich nur und wein.

Mein süßes Leben ist fortgefahren,
Und ich bin allein geblieben.
Möcht wissen, wo er ist,
Hätt ich ihm ein Briefchen geschrieben,

Würd ich sein ein Vögelein,
Wär ich zu ihm geflogen,
O, dann hätte er gesehn
Meine verweinten Augen.

Würd ich haben ein Flügelein,
Wär ich zu ihm geflogen
Und neben ihm gesessen.
Vielleicht hätt ich ihn ausgescholten,
Daß er an mich vergessen.

Würd ich sein ein Fischlein klein,
Wär ich zu ihm geschwommen,
Würd er wissen mein bitter Herz,
Wär er zu mir gekommen.

O, ihr Wegsleut, ihr Wegsleut,
Was wird nicht müd euer Fuß!
Vielleicht erblickt ihr mein süßes Leben,
Bringt ihm von mir einen Gruß.

Fingen die Wegsleut zu laufen an
Nach allen vier Seiten,
Da erblickten sie, - ihr süßes Leben
Steht von weitem.

O du Mensch, du närrischer Mensch,
Was stehst du so verdacht?
Komm nur ein wenig näher,
Wir haben dir Botschaft gebracht.

Wie er sich anschickte, näher zu treten,
In Tränen ist er geschwommen:
Laßt grüßen mir mein süßes Leben,
Ich werde nicht wiederkommen.

O ihr Wegsleut, ihr Wegsleut,
Was wird nicht müd euer Fuß!
Vielleicht erblickt ihr mein süßes Leben,
Bringt ihr von mir einen Gruß.

Fingen die Wegsleut zu laufen an
Nach allen vier Seiten.
Da erblickten sie, - sein süßes Leben
Steht und sinnt von weitem.

O, du Mensch, du närrischer Mensch,
Was stehst du so verdacht?
Komm nur ein wenig näher,
Wir haben dir Botschaft gebracht.

Wie sie sich anschickte, näher zu treten,
Ist sie in Tränen geschwommen.
Dich läßt schön grüßen dein süßes Leben,
Er wird nicht wiederkommen.

Nimm nur herunter die Krone vom Kopf
Und deine Freude vom Herzen,
Es läßt dich grüßen dein süßes Leben,
Zieh an die Kleider, die schwarzen.
(S. 11-13)
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3.
Klipp klapp

Klipp klapp, öffne mir
Schläfst du schon, so sag es mir,
Schlafen, schlaf ich freilich nicht,
Aber öffnen werd ich dir gerade nicht.

Klipp klapp! die goldne Tür,
Meine Liebe, öffne mir!
Klopfen, klopfen sollst du nicht,
Öffnen werde ich dir nicht.

Welch ein Wind weht, welch ein Regen geht,
Ich werd' einnetzen mein seiden Kleid.
Dein seiden Kleid wirst du aufheben,
Unters Bäumchen wirst du dich hinlegen.

Womit soll ich mich zudecken,
Und wer wird mich aufwecken?
Das Blatt vom Baum wird dich zudecken,
Der Sonnenstrahl wird dich aufwecken.
(S. 15)
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4.
Auf dem Meere bläst ein Wind

Auf dem Meere bläst ein Wind,
Im Winde die Wellen schlagen,
Ach, lieb hab ich dich von Herzensgrund,
Und kann es keinem sagen.

Sag mir nur, Seelchen, liebst du mich,
Oder zum Scheine nur, mir zur Schande,
Denn du hast mich abgeschlachtet,
Wie eine Räuberbande.

Wenn ein Räuber schlachten will,
Schlachtet er mit dem Messer,
Aber du, mein Seelchen, hast mich geschlachtet
Viel leichter und viel besser.

Du hast mir geschlossen die Hände und Füße,
Und so bin ich geschwommen,
Ach, wieviel Mauern werd ich zerbrechen,
Aber zu dir werde ich kommen.

Einen Weingarten habe ich gepflanzt,
Nicht geraten ist mir der Garten,
Ich habe verspielt meine jungen Jahre,
Wie ein Verbrecher in Karten.

Ein steinernes Haus hab ich gehabt,
Das Haus hatte zwölf Fenster,
Zu vielen Männern beredet man mich,
Du aber bist mein Schönster.
(S. 17)
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5.
Sehnsucht

Meine Sabbathe und meine Feiertage
Gehen in Unmut dahin.
Denk ich zurück an mein süßes Leben,
Sitz ich und weine mit traurigem Sinn.

Würd ich sein ein Vögelein,
Wär ich zu dir geflogen,
Damit du wissest mein trauriges Herz
Und meine verweinten Augen.

Würd ich sein ein Fischlein klein,
Wär ich zu dir geschwommen,
Ach wüßest du mein bitteres Herz,
Du würdest zu mir kommen.

O, hätt ich gehabt Pferd und Wagen,
Wollt' ich zu dir fahren,
Ach wüßtest du von meinen bitteren Herzen
Und meinen verkürzten Jahren.

Hätt ich gehabt Tinte und Feder,
Würd ich dir Briefchen schreiben,
Ach, würdest du meine bittern Briefe lesen,
Du würdest in Ohnmacht bleiben.

Ich eß nicht und trink nicht und schlaf keine Nacht
Und bangen bang ich nach dir,
Ach, wüßtest du mein trauriges Herz,
Du wärest gekommen zu mir.
(S. 19)
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6.
Nechamele

Wer geht so spät bei Nacht?
- Jossele Kasantschik!
- Sieh, Nechamele, öffne mir,
Ich bin dein Kochantschik. (Liebster)

Sieh, Nechamele, öffne mir!
- Vor Mütterchen ist mir bange.
- Sieh, Nechamele, öffne mir,
Ich bleibe gar nicht lange.

Sieh, Nechamele, öffne mir!
- Vor Väterchen fürcht ich mich.
- Sieh, Nechamele, öffne mir,
Es schadet dir sicher nicht.

Sieh, Nechamele, öffne mir!
- Ich fürchte mich vor der Schwester.
- Sieh, Nechamele, öffne mir,
Es ist schon für dich besser.

Sieh, Nechamele, öffne mir!
- Ich fürcht mich vor dem Bruder.
- Sieh, Nechamele, öffne mir,
Ich mache kein Geruder.

Sieh, Nechamele, öffne mir!
- Vor Großvater fürcht ich mich.
- Sieh, Nechamele, öffne mir,
Es ist gut für dich und mich.

Sieh, Nechamele, öffne mir!
- Vor Großmutter tut's mir schaudern.
- Sieh, Nechamele, öffne mir,
Ich werde vor niemand plaudern.

Sieh, Nechamele, öffne mir!
- Ich hab Angst vor meinem Vetter (Onkel.)
- Sieh, Nechamele, öffne mir.
Ich kommen nicht mehr später.

Sieh, Nechamele, öffne mir!
- Was wird die Muhme sagen?
- Sieh, Nechamele, öffne mir, -
Ich werde dich nicht mehr plagen.
(S. 21-23)
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7.
Der Verschmähte

Mütterchen, Liebling, Krönchen, Herzchen,
Schweig schon ein Weilchen still!
Lösch in mir mein höllisches Feuer
Und gib mir schon, wen ich will.

Ich hab mich verliebt in ein schönes Mädchen,
Schön wie das schönste Gold,
Sie, Mütterchen, hab ich wahrhaftig geliebt
Und sie nur wahrhaftig gewollt.

Spazieren, o Seele mein, sind wir gegangen,
Rundherum den Boulevard,
Alle Jünglinge kennen die Liebe,
Und ich bin geblieben der Narr.

Spazieren, o Seele mein, bin ich gegangen,
Rund um den Rasen mit ihr,
O, welch einen Abscheu hast du auf mich geworfen,
Weh, weh, ich weiß nicht wofür.

Spazieren, o Seele mein, sind wir gegangen,
Die Hand gelegt in die Hand,
Besinne ich mich, du bist nicht mehr mein,
Schlag ich meinen Kopf an die Wand.

O, welch einen Traum hab ich geträumt,
O, welch einen Traum gedacht,
Die rötlichen Wangen, die schwarz-süßen Augen,
Haben mich krank gemacht.

Krank, Seele mein, bin ich gelegen,
Bist du zu mir nicht gekommen,
Heut seh ich es klar, mein liebes Leben,
Du hast Schönres und Bessres bekommen.

Schönres und Bessres, du mein süß Leben,
Ist nicht mehr da auf der Welt!
Heut seh ich es klar, mein süßes Leben,
Du liebtest mich nur um mein Geld.
(S. 25)
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8.
Dann, nur dann

Geh ich zum Brunnen, um Wasser zu ziehen,
Steht dort ein Mädchen, ich kann sie nicht kriegen.
Fang im Wald einen Bären und lehre ihn schreiben,
Sieh, dann, nur dann wirst du Meiner bleiben.
Näh her aus sieben Hemden ohn Leinwand und Seide,
Stelle her sieben Wiegen, ohne Holz und Schneide,
Fang im Meer mir die Fische, daß sie dennoch drin sich zeigen,
Mach mir so eine Leiter - die zum Himmel kann steigen,
Sieh, dann, nur dann wirst du Meiner bleiben.
(S. 27)
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9.
Schön bist du

Schön bist du, schön bist du,
Wie die ganze Welt,
Nur ein Fehler ist an dir:
Du hast keinen Pfennig Geld.

Geld ist rund, Geld ist rund,
Rollt so rasch und wild,
Ich habe mich in dich verliebt,
Wie in ein schönes Bild.

Da draußen ist ein Regen,
Die Steine sind so naß,
Den heutigen Männern ist zu trauen,
Wie den Hunden auf der Gaß.
(S. 29)
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10.
Der Gefangene

Wer hätt es jemals nur erklärt,
Wer wüßte nur von solchem Zorn,
Die Liebe hat mir meine Erde zerstört,
Von der Liebe bin ich krank geworden.

Alle haben mich gelobt und geschätzt,
Welch eine Braut hab ich bekommen!
Plötzlich hat man mich ins Gefängnis gesetzt
Und den Kopf mir heruntergenommen.

Der goldene Spiegel, der auf meinem Herzen gelegen, -
Wie leuchtete sie mir so sehr!
Plötzlich ist mein Spiegel zu Schatten geworden,
Und ich finde meinen Schatten nicht mehr.

Gelegen bin ich auf der Pritsche,
Gelegen inmitten der Nacht,
Und an mein liebes, liebes Seelchen
Hab ich unendlich gedacht.
(S. 31)
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11.
Sieh, Gott, was aus mir geworden

Ach, sieh, Gott, was aus mir geworden,
Die Schmerzen, die mich betrübt!
Meine süße Hoffnung hab ich verloren,
Begraben in der Erde ganz tief.

Ach, mit deiner Rede der kalten
Wirst du meinem Leben ein Ende bereiten;
Unsere Liebe ist geglichen einer Fiedel, einer alten,
Gesprungen sind schon ihre Saiten.

Wenn bei dir wird Verlobung sein,
Hab ich endlich ausgelitten,
Dann wird meine Seele zum Himmel fliehen,
Für dich um Verzeihung bitten.

Wenn bei dir wird Hochzeit sein,
Zum Anpassen wird man dein Traugewand bringen,
Dann werde ich liegen auf meinem Bett
Und mit dem Tode ringen.

Wenn du das erste Kind wirst haben,
Sollst du ihm meinen Namen geben,
Ein Andenken sollst du für Jahre haben,
Daß ich durch dich verloren mein Leben.

Ich werde sie niemals vergessen,
Die mich mit dir bekannt gemacht;
Quellen Wasser können nicht verlöschen
Das Feuer, das du in meinem Herzen entfacht.

Bleib gesund, meine teuere Seele,
Durch dich muß ich verbleichen.
Gott gebe dir Freude ohne Fehle,
Bis deine Tage verstreichen.
(S. 33)
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12.
Spazieren, spazieren sind wir gegangen

Einen Traum, einen Traum hab ich geträumt,
Einen Traum hab ich mir ausgedacht.
Oh, der falsche Mörder mit seinen falschen Worten,
Oh, zu allen Leiden hat er mich gebracht.

Spazieren, spazieren sind wir gegangen,
Draußen war ein großer Wind, ein Wind,
Viel haben wir die Liebe durchgesprochen,
Wie eine Mutter mit einem kleinen Kind, einem Kind.

Spazieren, spazieren sind wir gegangen,
Draußen war ein großer Regen,
Viel haben wir beide die Liebe durchgesprochen,
Gott weiß um wessen wegen.

Spazieren, spazieren sind wir gegangen,
Draußen war ein großer Schnee, ein Schnee,
Viel haben wir beide die Liebe durchgesprochen,
In meinem Herzen tut's mir weh, so weh!

Spazieren, spazieren sind wir gegangen,
Da draußen lag der Schlamm so schwer,
Viel haben wir beide die Liebe durchgesprochen,
Wie bereue ich jedes Wort so sehr!

Spazieren, spazieren sind wir gegangen,
Da draußen tiefe Finsternis lag.
- Da kommt wer von uns, man wird uns sehen!
- Mein Seelchen, wen fürchtest du, sag!

Ich fluche dem Tag, an dem ich erstand,
Besser, ich wäre von Anfang verloren,
Besser, ich wäre gar nicht geboren,
Ehe ich dich jemals gekannt.

Glaube nicht, glaube nicht, es wird dir geraten,
Meiner Jugend ein Grab zu graben,
Rächen wird mich an dir der Satan,
Wirst bei Menschen keinen Wert mehr haben.

Jedes Weilchen und jeden Augenblick
Seh ich dich mit einer Andern gehen.
Stechen werd ich mich mit einem Messer,
Meine Augen sollen kein Leid mehr sehen.

Stich dich nicht, Seelchen, mit einem Messer,
Stich dich nicht, Seelchen, mit einem Messer,
Ich werde mit Glück ein Bräutigam werden,
Und auch dir wird Gott jemand bescheren.

Ein neues Lied werde ich euch, Menschen, singen,
Die Liebe hat mich gekostet Gesundheit und Schmerzen.
Wenn einer falsche Liebe empfunden,
Er komme zu meinem bitteren Herzen.
(S. 35-37)
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13.
Ein schönes Lied hab ich gesungen

Ein schönes Lied hab ich gesungen,
Es kostet mich Tränen und Schmerzen.
Wer eine falsche Liebe durchgemacht,
Der wird fühlen das Weh von meinem Herzen.

Ich fluche dem Tag, an dem ich geboren,
Ich fluche ihm bis zur Stund,
Besser, ich wäre gänzlich verloren,
Als ich noch gewesen ein Kind.

Mit welchem Tod ist sterben besser,
Überlege ich herzensschwer,
Ob durch den Stich von einem Messer,
Ob durch Schuß von heißem Gewehr.

Du sollst nicht meinen, es wird dir geraten,
Hast du mich auch jung ins Grab gebracht,
Es wird sich rächen an dir mein Schatten,
Er wird dich schrecken Tag und Nacht.

Und auch der Mond, er wird nicht schweigen,
Mit falschem Schmeichelwort hast du mich vor ihm bedacht,
Und auf den Knien hast du vor mir gelegen,
Und hast die Liebe zunichte gemacht.

Und auch die Sterne werden nicht schweigen,
Du hast sie in falsches Zeugnis gezogen,
Einen falschen Schwur hast du mir geschworen,
Und hast mich elend betrogen.

Eine Freude sollst du mir bereiten:
Vorübertragen soll man mich an meines Vaters Stube,
Drei Schritte sollst du mich geleiten,
Dann wird es mir leichter in meiner Grube.

Wirst du einst hören dies Liedchen singen,
Welch ein Ansehen hast du dir gemacht!
Die ganze Welt wird von dir klingen,
Du hast ein junges Kind in die Erde gebracht.
(S. 39)
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14.
Finster ist mir in meinen Augen

Finster ist mir in meinen Augen,
Ich kann schon nicht sehn den Schein,
Wie glücklich wäre ich geworden,
Wolltest du Meiner sein!

Sitz ich bei meinem Fenster
Und sing mir ein trauriges Stück:
Zehn Bräute sollst du haben,
Und zu mir sollst du kehren zurück.

Spazieren sind wir beide gegangen,
Rundherum um den Boulevard,
Alle Mädchen spielen ihre Liebe zu Ende,
Und ich bin geblieben dein Narr.

- Genug zu weinen und zu klagen,
Gib endlich der Klage Ruh.
Mit einer andern werde ich Hochzeit halten,
Die schöner und besser als du.

Spazieren sind wir beide gegangen,
Den Teich herum und herum.
Was hast du mir doch alles versprochen,
Nun ist deine Rede krumm.

Spazieren sind wir beide gegangen,
Es fiel wohl damals ein Schnee,
Und jetzt ist mir mein Leben
Geworden wund und weh.

Kein Ding wär mir zu schwer gewesen,
Sieben Meere zu schwimmen um dich.
Eins, Seelchen, bitte ich dich, bitte ich dich:
Du sollst nicht vergessen an mich.

Und willst du mit der andern spazieren,
So soll es vorbei meinem Grabe sein,
Blumen werden dort aufsprießen,
Mit einer Träne gedenke mein.
(S. 41)
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15.
Das Ende

Eins, zwei Worte hab ich mit ihm geredet,
Hat er verliebt mich begleitet,
Und Gott mög ihm zahlen auf allen seinen Wegen
Das Ende, das er mir bereitet.

Eine Freundin hatte ich, eine von allen,
Wir hatten Geheimnisse beide,
Und nun muß man singen in den Gassen
Das Ende von meinem Leide.

Kommt alle zusammen, Freundinnen meine,
Nehmt euch ein Beispiel an meiner Not,
Und Gott soll euch schützen vor falscher Liebe
Wie einen vor jungem Tod.

Und als ich bin ans Meer getreten,
Ich ließ flattern meine langen Haare,
Da steht der Mörder, da geht der Mörder,
Der verkürzt meine jungen Jahre!

Und als ich bin ins Meer gefallen,
Da wirbelten Wellen und Wind.
O, wüßt es meine Mutter, daß ihr Kind ertrinkt,
Sie würde zu mir kommen geschwind.
(S. 43)
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16.
Da geh ich hinein in die Stube

Da geh ich hinein in die Stube,
Da ist es finster wie in der Grube.
In der Grube ist's finster zu liegen,
So eine Liebe werde ich nicht mehr kriegen.

Ach und weh und bitter
Ist meinen jungen Jahren,
Ich hatte eine treue Liebe
Und habe sie schon verloren.

Da trete ich an den Tisch,
Im Herzen tut's mir einen Riß,
Ach ihr wißt nicht, ihr wißt nicht,
Welch eine Liebe das ist.

Ach und weh und bitter usw.

Da geh ich umher auf der Gasse,
Da stellt sie sich mir vor
Mit ihrem blonden Haar.

Ach und weh und bitter usw.

Was taugt mir der neue Weingarten,
Pflanzen kann ich ihn nicht,
Was taugt mir das schöne Mädchen,
Nehmen kann ich sie nicht.

Ach und weh und bitter usw.

Was taugt mir die goldene Uhr,
Die Uhr liegt in der Tasche.
Was taugt mir das schöne Mädchen,
Ich kann nicht mit ihr auf die Gasse.

Ach und weh und bitter usw.

Was taugt mir der "Kosack", der schnelle,
Tanzen kann ich ihn nicht.
Was taugt mir das Mädchen, das helle,
Nehmen kann ich sie nicht.

Ach und weh und bitter
Ist meinen jungen Jahren,
Ich hatte eine treue Liebe
Und hab sie schon verloren.
(S. 45-47)
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17.
Es ist mir finster meine Welt

Es ist mir finster meine Welt,
Meine Jugend ist schwarz vor Schmerz,
Mein Glück ist mir verstellt,
Es fault mein Herz.

Es zittert in mir jedes Glied,
Es kühlt in mir mein Blut,
Mit dir in einer Grube,
Da wär mir gut.

Was willst du, Mutter, haben,
Was marterst du dein Kind,
Was wollt ihr mich begraben,
Um welche Sünd?

Ich habe keine Freude gehabt,
Nur Leid und Kummer.
Ich welke wie ein Traum,
Wie eine Blume im späten Sommer.

Meine Eltern, o weh!
Verjagen dir mich,
Vernimm mein Geschrei,
Ich lebe nicht ohne dich.

Wo bist du, mein Freund,
Und wärs nur kurze Zeit,
Alle sind mir feind,
Und du bist weit.

Wo bist du, meine Seele,
Wo bist du, sage, sage,
Wo bist du, all mein Trost
Bei Nacht und bei Tage?
(S. 49)
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18.
Brennende Liebe

Wie an einem Strahle Feuer
Hat sich mein Herz entzündet,
Wer wäre mir noch teuer,
Wer könnte heilen, was an mir verwundet?

Niemand sonst, nur einer
Kann heilen meine Wunden,
Nur Gott, nur Gott, sonst keiner.
Durch ihn kann ich gesunden.

Noch kurze Zeit zurück,
Wer mochte sich messen mit mir?
Es spielte all mein Glück,
Wenn ich bin gesessen mit dir.

Und nun tu ich weinen und klagen,
Meine Liebe ist von mir weit,
Ich kann ja keinem sagen
Von meines Herzens Streit.

Ich ertrinke in einem Teich,
Es sehen alle Menschen mit ihren Augen;
Was taugt mir, daß ich reich,
Wenn er mir fortgeflogen.

Er ist mir fortgeflogen
In ein ganz weites Land,
Daß ichs meinen Eltern sage,
Ist mir eine große Schand.

Meine Eltern quälen mich mit Fragen,
Warum ich so betrübt?
Kann ich ihnen denn sagen,
Ich hab mich in einen verliebt?

Verliebt bin ich in einen,
Er ist's wahrhaftig nicht wert,
Erzählen kann ich es keinem,
Vielleicht ist mir's von Gott so beschert.
(S. 51)
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19.
Die Verführte

Spazieren sind wir
Beide gegangen,
Viel Donnern und Blitzen
Ist darüber gegangen.
O, ich hab getan eine Sach,
Ich hab es nicht bedacht,
Ich meinte, es sei Tag,
Und nun ist's Nacht.
O Mutter, Mutter,
Du bist doch gerecht.
Folgt man nicht den Eltern,
So kommt es schlecht.

Er hat mir geschenkt
Ein Ringlein von Gold,
Er hat mich angefleht,
Und ich hab nicht gewollt.
O, ich hab getan eine Sach, usw.

Er hat mir geschenkt
Ein Schnürchen Perlen,
Daß mein schwarzes Gesicht
Soll klarer werden.
O, ich hab getan eine Sach, usw.

Mutter, Mutter,
Es kann nicht anders sein,
Der schöne, süße Junge
Muß meiner sein.
O, ich hab getan eine Sach, usw.

Wie gut und wie wohl
Wär uns gewesen,
Wenn wir würden beide
Ein ehrliches Paar gewesen!
O, ich hab getan eine Sach, usw.

Du hast mir gegeben
Sehr viel Geld,
Schäme dich nicht, -
Du hast verfinstert meine Welt.
O, ich hab getan eine Sach, usw.

Ich habe gespielt eine Liebe,
Ich hab gemeint, es wird gut,
Und jetzt vergießt man
Wie Wasser mein Blut,
O, ich hab getan eine Sach, usw.

Spaziert sind wir
Den Berg hinauf und zurück,
Nun sagt mir meine Mutter:
Brech dir dein Genick!
O, ich hab getan eine Sach, usw.

Ich hab ja getrunken
Den teuersten Wein,
Jetzt schilt mich die Mutter:
Du Schwein, du Schwein!
O, ich hab getan eine Sach,
Ich hab es nicht bedacht,
Ich hab gemeint, es ist Tag,
Und nun ist's Nacht.
O Mutter, Mutter,
Du bist doch gerecht:
Folgt man nicht den Eltern,
So kommt es schlecht.
(S. 53-55)
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20.
Falschheit

Mit deinen süßen Reden
Hast du mich zu dir gezogen,
Und heute lachst du mich aus
Und willst schon nicht mit mir reden.

Darüber bin ich verändert worden,
Mein Gesicht hat ein Feuer verbrannt.
Meinen Namen hab ich verloren
Seit der Zeit, da ich dich erkannt.

Meinen Eltern bin ich teuer gewesen,
So wie die Augen im Kopf,
Und nun hast du mich vergeudet,
Wie einen tönernen Topf.

Mein Gesicht hat ein Feuer verbrannt,
Meine Augen regnen vor Leiden.
Ach und weh ist mir,
Ich werde von dir scheiden.
(S. 57)
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21.
Abschied

Welch ein Mädchen,
Eine Liebe mag spielen,
Es muß sich wohl bald entfärben,
Und liebt sie ihn,
Und er sie nicht,
Muß sie, ach, so jung noch, sterben.

- Nicht stirb, nicht stirb,
Du, mein Leben,
Unsre Liebe muß schon enden.
- Du gehst ja fort,
Dem Kaiser dienen,
Und mich läßt du in fremden Händen.

- In fremden Händen
Ist's viel besser,
Besser als wie ich.
Einen andern Liebsten
Wirst du finden,
Schöner und besser als mich.

- Du fährst ja hin
Einen weiten Weg,
Und wirst vielen Menschen begegnen.
Eine andre Liebe
Wirst du finden,
Und sollst, mein gedenkend, mich segnen.

Verflucht, verflucht
Soll werden der Strick,
Der uns zusammengebunden.
Du gehst ja fort,
Dem Kaiser dienen,
Mir aber läßt du die Wunden.
(S. 59)
_____



22.
Die Liebeskranke

Da draußen, Mutter, geht ein Regen,
Bei mir in der Stube ist's trocken.
Wo aber nehm ich meinen Liebsten her,
Mich mit seinem Wort zu erquicken?

O weh, o weh mir, Mutter mein,
Er kommt schon nicht mehr zurück.
O weh, mir, Mutter, Mutter mein,
Festgebunden bin ich mit einem Strick.

Mit einem Strick, Mütterchen, bin ich gebunden,
Wer macht mich los, wer, wer?
O weh, weh, Mütterchen, ich bin ja verloren,
Zurück kann ich nicht mehr.

Der Mond, er scheint, er scheint, er scheint,
Er scheint um seine Sterne,
Und die Sonne löscht das Licht schon aus,
Die Welt soll finster werden.

Finster ist mir, Mutter mein,
Weil ich so lieb ihn hab,
Schwören, schwör ich dir, Mütterchen mein,
Sein denk ich bis ans Grab.

Meine Welt, o Mütterchen, ist mir häßlich geworden,
Ich kann ihn nicht vergessen,
Du sieht's ja, Mütterchen, siehst's ja selber,
Ich kann nicht trinken, nicht essen.

Mein Kopf, o Mütterchen, ist mir zerschlagen,
Ich bin ganz von Gedanken,
Ein großes Weh fühl ich, o Mütterchen,
Ich kann ihn ja nicht erlangen.

Ein großes Weh fühl ich, o Mütterchen,
Ich kann es keinem erzählen.
Wo nehm ich einen Arzt nur her,
Meine Wunden auszuheilen!
(S. 61)
_____



23.
Die Siebzehnjährige

- Tochter, liebe, getreue,
Was hast du dich in den Jungen verliebt,
Was hast du an ihm ersehen?
Er ist barfuß, nackt, ein Bettler,
Verlieb dich besser in einen Reichen,
Was soll dir der arme Mann!
Geh lieber um mit deinesgleichen,
Daß er dein Mann werden kann.

- Mutter, liebe, getreue,
Mach mir den Kopf nicht toll,
Lösch aus in mir das Feuer
Und gib mir schon, wen ich will.
Verliebt hab ich mich in sein schönes Gesicht,
Gunst hat er gefunden bei mir, mein Getreuer,
Die Welt sagt, er ist häßlich und arm,
Und mir ist er schön und teuer.
Geblüht hab ich, wie eine schöne Rose,
Verblüht ist mein Tag seinetwegen,
Die Eltern machen mich schon toll,
Was nützt mir mein Vermögen!
Das Antlitz wird mir schwarz,
Ich weiß nicht recht um was,
Ein Steinchen liegt auf meinem Herzen,
Und mein Antlitz wird grün wie Gras.

Teurer, geschätzter Brillant,
Du verschönst mein ganzes Leben,
Ich nehme dich in armem Stand,
Du sollst kein Geld mir geben.
Nur um dein schönes Antlitz
Gefunden hast du Gunst bei mir, o Getreuer,
Die ganze Welt sagt, du bist häßlich und arm,
Und mir bist du schön und teuer.

Die Welt hat für mich keinen Wert,
Und die Welt ist für mich nur klein,
Ich hab es mir lange erklärt,
Ich soll von der Welt hingehn.
O weh, welch eine Welt!
Wie groß ist meine Wund'!
Meine jungen Jahre hab ich zerschnitten,
Von siebzehn Jahr ein Kind.

Ich hab noch nichts von der Welt gesehn,
Nur Jekaterinoslaw allein,
Mein einziges Vergnügen war,
In den Straßen spazieren zu gehn.
Wie groß ist meine Wund!
Meine jungen Jahre hab ich zerschnitten,
Von siebzehn Jahr ein Kind.

Die Bahre wird mein Lager sein,
Und Totengewänder meine Kleider,
Und das Grab - mein finstres Quartier,
Und Würmer werden fressen
Ein jedes Glied an mir.
Wie groß ist meine Wund'!
Meine jungen Jahre hab ich zerschnitten,
Von siebzehn Jahr ein Kind.

Eine einzige Tochter bin ich gewesen,
Meine Eltern frohlockten, mich zu schauen,
Ihr seligster Wunsch war, mich zu trauen.
Anstatt zum Traualtar bin ich zur Bahre geschritten,
O weh, wie groß ist meine Wund'!
Meine jungen Jahre hab ich zerschnitten,
Von siebzehn Jahr ein Kind.
(S. 63-65)
_____



24.
Scham des Knaben

Spielt mir auf den neuen Tanz,
Der jetzt in Mode gekommen,
Ich hab mich verliebt in ein schönes Mädchen,
Und kann nicht zu ihr kommen.

Ich wär schon zu ihr gekommen,
Sitzt sie sehr, sehr weit.
Ich hätt ihr einen Kuß gegeben,
Schäm ich mich vor den Leut'.

Nicht so vor den Leuten,
Wie vor Gott allein,
Ich möcht mit ihr die Zeit verbringen,
Niemand soll es sehn.
(S. 67)
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25.
Liebe und Hass beieinander

Eine Liebe, eine Liebe ist gut zu führen,
Mit einem Menschen, aber nicht mit dir.
Gewalt! Ich werde durch dich krepieren,
Was liebst du denn an mir?

Was stehst du unter meinem Fenster,
Wie ein Söldner vor der Tür?
Bin ich denn wirklich die Teuerste, die Schönste,
Was liebst du nur an mir?

Ein Feuer hätte sollen das Haus verkohlen,
Eh ich dich dort erblickt.
Der Teufel hätte mich sollen holen,
Was hat dich an mir entzückt?

Wirst kriegen eine Schönere und eine Bessere,
Sie wird noch klüger sein als ich,
Und sonst in allen Dingen auch die Größere,
Was hast du dich verliebt in mich?
(S. 69)
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26.
Wie schön die Liebe ist

"Der scheidet, zwischen allem, was geweiht" -
Mit einem Mädchen ist alle Heimlichkeit,
Für ein Mädchen sind alle Sachen,
Mit einem Mädchen ist gut zu lachen,
Für ein Mädchen - alles im ganzen,
Mit einem Mädchen ist gut zu tanzen,
Mit einem Mädchen - die Plaudereien die süßen!
Ach, ein Mädchen ist süß zu küssen!
(S. 71)
_____



27.
Gerede

Wie fängt wohl eine Liebe an?
Mit Reden, mit Plaudern, mit Lachen.
Unsere Liebe hat angefangen
Mit ganz andern Sachen.

Dort gehen Pärchen zwei,
Dort gehen Pärchen zwei.
Die lieben, lieben sich gar sehr,
Wer dürfte ihnen gleichen, wer!

Genug schon mit mir zu reden,
Genug schon mit unnützer Rede mich zu speisen,
Führ mich zurück nachhause,
Mein Vater wird dir die Türe weisen.

Nachhause, Liebste, werd ich dich führen,
Am Glöckchen wirst du klingen,
Ein Lied werd ich aus uns beiden machen,
Die ganze Welt soll's von uns singen.

Des Morgens in der Früh
Hör ich die ganze Welt schon klingen, -
Ich hoffe und hoffe auf Gott;
Meine Feinde sollen zerspringen!

Was der Regen wird größer,
Werden die Steinchen nässer,
Unsere Liebe ist heraufgeschwommen,
Wie Baumöl auf dem Wasser.

Baumöl auf dem Wasser
Kommt immer nach oben geschwommen,
Und welches Mädchen eine Liebe mag führen,
Soll nur zu meinem Ende kommen.
(S. 73)
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28.
Rahel

Schön bist du, Rahel-Leben,
Schön sollst du dich zieren,
Tu um dein schönes Mäntelchen,
Und laß uns gehn spazieren.

Spazieren, Rahelein, werden wir gehn,
Wo Baum an Baum dicht steht.
Spazieren wollen wir beide gehn,
Wo niemand anders geht.

Spazieren werden wir beide gehn,
Um uns die dichten Blätter,
Trifft dich vielleicht eine Freundin dort:
Du gehst zu deinem Vetter.

Spazieren, Rahelein werden wir gehn,
Frisch leuchten Blum an Blume.
Trifft dich vielleicht eine Freundin dort:
Du gehst zu deiner Muhme.

Spazieren werden wir beide gehn
An den eisernen Gitterladen,
Hab keine Angst, mein Seelchen, meins,
Es wird dir gar nicht schaden.

Spazieren, Rahelein, werden wir gehn,
Hinein in den dichten Wald. -
Wie Rahel dies vernommen hat,
Da ward ihr heiß und kalt.

- O Rahel, Liebchen, Krone, Leben,
Willst du trinken ein Gläschen Wein?
Meine Hand geb ich dir vor allen Menschen:
Du sollst mein Weibchen sein.

- Ach Herschel, Liebling, Krone, Leben,
Die Uhr, sie schlägt schon zehn!
- Hab keine Angst mein teures Leben,
Wirst nicht allein heimgehn.

Wie Rahel wieder nachhaus gekommen,
Hat sie sich gesetzt ans Fenster.
"Wieviele Jungen gehn vorüber,
Mein Bräutigam ist der Schönste.

Alle Wässerlein laufen dahin,
Die Bäche bleiben leer.
Ein Mädchen, das eine Liebe hat,
Ist nicht zu retten mehr."
(S. 75-77)
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29.
Dein Herz ist nicht dabei

O, du schönes Mädchen,
O, du edel Kind,
Wer hat denn in dir
Die Liebe angezünd't?

Einer ist keiner,
Wie ihn die Augen sehn.
Wie glücklich ist die Stunde,
Die wir beisammen gehn.

Rot sind deine Bäckchen,
Dein Antlitz ist Genuß,
Wie schön sind deine Augen,
Wie schmeckt mir dein Kuß!

Wie nett ist dein Füßchen,
Wie schön bist du im ganzen,
Wie klein ist dein Schühchen,
Wie fein kannst du tanzen!

- Liebst du nun meine Schönheit
Oder liebst du mein Geld?
- Ich liebe dich, weil alles mir
An dir so gut gefällt.

- Man wird dich fragen kommen:
Liebst du mich auch getreu?
Und Antwort wirst du geben:
Dein Herz ist nicht dabei.
(S. 79)
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30.
Liebe

Er: Hör nur, du schönes Mägdelein,
Hör nur, du fein Mägdelein,
Was wirst du tun auf solchem weiten Weg?
Was wirst du tun auf solchem weiten Weg?

Sie: Ich werde gehn in alle Gassen,
Und werde rufen: "Wäsche waschen!"
Nur mit dir zusammen sein,
Nur mit dir zusammen sein.

Er: Hör nur, du schön Mägdelein,
Hör nur, du fein Mägdelein,
Wo wirst du waschen auf solchem weiten Weg?
Wo wirst du waschen auf solchem weiten Weg?

Sie: Du sollst nicht meinen, ich sei zu schwach,
Ich wasche Wäsche an dem Bach,
Nur mit dir zusammen sein,
Nur mit dir zusammen sein.

Er: Hör nur, du schön Mägdelein,
Hör nur, du fein Mägdelein,
Woran willst du trocknen auf solchem weiten Weg?
Woran willst du trocknen auf solchem weiten Weg?

Sie: Ich will mein Kleid verkaufen gehn,
Und eine lange Schnur erstehn,
Nur mit dir zusammen sein,
Nur mit dir zusammen sein.

Er: Hör nur, du schön Mägdelein,
Hör nur, du fein Mägdelein,
Was wirst du essen auf solchem weiten Weg?
Was wirst du essen auf solchem weiten Weg?

Sie: Brot mit Salz werd ich essen,
Vater - Mutter werd ich vergessen,
Nur mit dir zusammen sein,
Nur mit dir zusammen sein.

Er: Hör nur, du schön Mägdelein,
Hör nur, du fein Mägdelein,
Worauf wirst du schlafen auf solchem weiten Weg?
Worauf wirst du schlafen auf solchem weiten Weg?

Sie: Ich bin ja noch ein junges Blut,
Ein Bündel Stroh ist grade gut,
Nur mit dir zusammen sein,
Nur mit dir zusammen sein.

Er: Hör nur, du schön Mägdelein,
Hör nur, du fein Mägdelein,
Womit wirst du dich bedecken auf solchem weiten Weg?
Womit wirst du dich bedecken auf solchem weiten Weg?

Sie: Der Tau vom Himmel wird mich decken,
Die Vöglein werden früh mich wecken,
Nur mit dir zusammen sein,
Nur mit dir zusammen sein.
(S. 81-83)
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Aus: Jüdische Liebeslieder (Volkslieder)
Übertragen und erläutert von Arno Nadel [1878-1943]
Mit einer Notenbeilage
Verlag Benjamin Harz Berlin - Wien 1923
Siehe: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/content/titleinfo/1925848





 


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