Liebeslieder der Völker (Volkslieder)

 


Rumänische Liebeslieder



Wie der Wald voll Sehnsuchtsweh ...

Wie der Wald voll Sehnsuchtsweh
Schreit nach seinem Reh,
Schreit voll Sehnsucht, ruft voll Schmerz
Nach dem jungen Lieb mein Herz.
Blätter spriessen, Blätter fallen,
Rehchen naget keins von allen.
Weh mir, was soll ich beginnen!
Kann der Sehnsucht nicht entrinnen,
Ruh' nicht für mein Herz gewinnen.
Fein geduldig, Herzchen, werde,
Wie die stets getretne Erde,
Bis dein blondes Liebchen hier
In das grüne Waldrevier
Mit dem Reh einst kehrt zu dir.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 2-3)
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Amoretten

Herz'ge Liebesboten singen,
Mit den leichten Vogelschwingen
Überall, traun, ein sie dringen,
Durch Gefilde, durch den Wald,
Wüstenei und Bergeshald'.
Und die grossen an den Wegen
Wie die Räuber stehn verwegen,
Doch auf allen Pfaden gar
Lauert schlau die kleine Schar.
Gehn durch Sumpf und bleiben rein,
Dringen bei den Burschen ein,
Schwimmen durch das Wasser dann,
Fallen junge Mädchen an,
Gehn durchs Feuer, schmelzen nie,
Nur noch frecher räubern sie.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 3-4)
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Vergänglichkeit

Grünes Blatt der Hasel fein!
Ging des Nachts im Mondenschein,
Sucht' ein Blümchen, lieblich gar,
Das mir wert wie keines war.
"Warum denn, mein Blümlein, sprich,
Seufzest du so bitterlich?"
"O wie sollt' ich," spricht's, "nicht klagen,
Kann das Herzeleid nicht tragen,
Bin erfüllt von bitt'rem Wehe,
Das ich, ach! so bald vergehe.
Blühe ja drei Tage nur,
Dann verwehet meine Spur;
Kaum hab' ich den Kelch erschlossen,
Kaum der Sonne Strahl genossen,
So umfängt, eh' ich's gedacht,
Unerbittlich mich die Nacht,
Und wo nun ich blühe, schaut
Dann dein Auge kahles Kraut".

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 4-5)
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Der Liebe Macht

I.
Mutter hat gesagt zu mir:
"Alle Übel heil' ich dir!"
Nicht kann sie von diesen zweien,
Lieb' und Tod, mich je befreien.


II.
O, Marie von Garbova!
Hast es wohl mir angethan,
Nie ich dich vergessen kann.
Denk' am Tage nur an dich,
Seh' des Nachts im Traume dich.


III.
Wehe mir, o welche Pein,
Konstantin, du Bruder mein;
Schlimm ist Fieberfrost, jedoch
Schlimmer ist die Liebe noch.
Fieberfrost durchschauert dich,
Lieb' betäubt dich sicherlich,
Facht dir Gluten an im Herzen,
Dass du rasend wirst vor Schmerzen.
Weh' mir, ihre Zaubermacht
Hat mich um die Ruh' gebracht,
In drei Tagen als gemacht!
Bin nun welk und kraftberaubt,
Wie die Eiche dichtbelaubt
Schnell erliegt dem eis'gen Nord,
Wie durch Feuer sie verdorrt.
Lieb' verzehrt mich, Bruder, schau,
Wie der Blüten frischen Tau
Und des Meeres Schaum so weiss
Zehren Sonnenstrahlen heiss.
Grab' ein kühles Grab, vom Schmerz
Heilst du so mein krankes Herz.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 7-8)
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Hass und Liebe

Wo der Hass je ein sich fand,
Da verdorret alles Land;
Wo die Liebe sich lässt nieder,
Grünet rings die Erde wieder.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 9)
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Lob der Geliebten


I.
Durch die Lande weit und breit
Zog ich, fand doch keine Maid,
Meinem Lieb an Schönheit gleich
Und wie sie an Liebe reich.


II.
Liebchen mit dem Goldhaar fein,
Dein Mund duftet süss wie Wein
Und dein Arm wie Rosmarein.
Perlen deine Zähne sind,
Krystall ist dein Mund, mein Kind.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 9)
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Liebessorgen

Eh' mir Lieb' kam in den Sinn,
Schlief ich, legt' ich nur mich hin.
Doch seit ich in Lieb' entbrannt,
Nimmer ich den Schlummer fand,
Stütz' den Kopf auf meine Hand,
Denk' ans Liebchen unverwandt.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 10)
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Freie Wahl

Nehm' zum Lieb, die mir gefällt,
Niemand frag' ich auf der Welt.
Nicht werd' ich die Eltern fragen,
Noch sie, die im Rate tagen,
Was die Herren auch beschliessen,
Will mein Liebchen herzen, küssen.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 10)
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Küsse mich

O mein Liebchen, küsse mich,
Sonst vor Sehnen sterbe ich,
Küsse mich, Herzliebchen mein,
Zu süss ist dein Mündchen klein.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 10)
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Liebesschmerz

Grünes Blatt vom schlimmen Kraut!
Armes Herz, was klagst du laut?
- Hab' geduldet lange Zeit,
Trag' um dich, Lieb, bittres Leid.
Soviel Wasser fliesst im Thal,
Thränen sind es allzumal,
Aller Regen, der geflossen,
Thränen sind's, die ich vergossen.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 11)
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Rate, Liebchen

Sag' mir, Liebchen, sage an,
Wenn mein Lieb es raten kann,
Wovon wird wohl gelb der Wald?
Was macht wohl den Burschen alt?
Waldeslaub verzehrt der Schnee
Und den Burschen Liebesweh.
Schneees Last macht gelb den Wald,
Krankes Herz macht Burschen alt.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 11)
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Die Turteltaube

Horch, die Turteltaube drüben,
O die Arme, wehe ihr!
Klagt, dass sie allein geblieben,
O die Arme, wehe ihr!
Traurig durch die Wildnis schwebend,
O die Arme, wehe ihr!
Ist sie tot vielmehr als lebend,
Seit ihr Täuber sie verstossen,
Will nicht andern zum Genossen,
Eilet durch den Wald so grün,
Doch es scheint, nicht sieht sie ihn.
Immer weiter will sie eilen,
Nicht auf grünen Zweigen weilen.
Hält die müde Schwinge Rast,
Ist's auf einem dürren Ast,
Lässt wohl auf dem Fels sie sinken,
Mag nicht essen, mag nicht trinken.
Sieht sie klares Wasser fliessen,
Trübt sie's nur mit ihren Füssen,
Und sieht sie den Jägersmann,
Vor sein Rohr just fliegt sie dann.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 12)
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Das Grab

Kam, wo ich geliebt so sehr,
Doch mein Lieb fand ich nicht mehr;
Schritt die Strasse still hinab,
Kam bald an ein frisches Grab.
Traurig tönt' des Windes Weise,
Und das Gras erschauert leise.
Weh' mir Armen, weh' mir Armen!
Möchte sich der Tod erbarmen,
Möchte man auch mich hinab
Senken in das stille Grab.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 13)
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Liebeslied

Weg auf Höhen und im Thal!
Trostlos wandr' ich überall,
Habe Rast und Ruhe nicht,
Noch Teil an der Sonne Licht.
Welch ein Los ist mir beschieden!
Freudlos muss ich, ach! hienieden
Fortan leben ohne Frieden.
Wandre nachts selbst ohne Rast
Durch den finstern Wald in Hast,
Dass erschreckt die Bäume stehen,
Wenn sie meine Thränen sehen;
Doch wohin den Schritt ich lenke,
Meiner Lieb' ich nur gedenke.
Weh! du Zauberblume schön,
Hätt' ich nimmer dich geseh'n,
Dass nicht fern vom Weg ich nur
Immer folgte deiner Spur!

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 13-14)
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Blau Blümelein

Blümelein, blau Blümelein,
Leiden unsrer Liebe dräun;
Denn die Welt möcht' gern uns trennen
Will uns uns're Lieb' nicht gönnen.
Alle schreien im Verein:
Eure Liebe darf nicht sein!
O, du einzig Lieb, so schön
Wie der Mond in Himmelshöh'n,
Mit dem Lilienangesicht,
Augen, wie der Himmel licht,
Würdest du dich trösten können,
Müsste ich von dir mich trennen?
Ach, wer zeigt ein Plätzchen mir,
Wo ich friedlich leb' mit dir?

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 14-15)
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Scheidestunde

Wohin gehst du, Liebster mein?
Warum lässt du mich allein?
Willst du dich nicht mein erbarmen?
Fühlst kein Mitleid mit mir Armen?
Kehre um, eh' wir uns scheiden,
Sieh mein Weinen, sieh mein Leiden.
Ich ertrag es nicht; mein Herz,
Ach, es bricht vor bitt'rem Schmerz.
Bleibe, Süsser, bleibe hier,
Bleibe, geh' nicht fort von mir!
Oder, kannst du nicht mehr weilen,
Lass mich, Liebster, mit dir eilen!

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 15-16)
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Das fallende Steinchen

Grünes Haselblättchen! Springe,
Steinchen, klinge, klinge,
Springe klingend du hernieder,
Dreh' dich, Steinchen, immer wieder.
Grünes Blatt vom Honigklee!
Liebchen seufz vor bitt'rem Weh,
Dass im Thal sie, auf den Höhen
Nimmer soll den Liebsten sehen,
Möchte' vor Herzeleid vergehen.
Grünes Haselblatt! Dahin
Wandert sie, schier wirr ihr Sinn;
Möchte sich ein Sträusschen winden,
Gras und Quecken wohl sich finden,
Röslein, ach! sind nicht zu binden!
Gänsedistelblättchen grün!
Klag' nicht, Liebste, hin ist hin,
Trockne deine Augenlieder;
Was entflohen, kehrt nicht wieder.
Spinnt man alte Fäden wieder!

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 16-17)
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Der Alt

Alt, du liebes Flüsschen mein,
Hemme doch die Quellen dein,
Lass aus Rasen meinen Füssen
Eine grüne Decke spriessen! -
Arger Alt, ich fluche dir!
Kommst so brausend ja zu mir,
Wälzest wie ein Drache dich,
Trennst von dem Geliebten mich.
Glätte deine wilden Wogen,
Komme sanfter doch gezogen,
Dass die Steinchen ich erspähe,
Und wenn ich hinübergehe,
Meinen Fuss nur netzen sehe!
Da ist Neica - nicht ist's Neica,
Nicht ist's Neica - arme Leica!
Wie begrüsste ich ihn hier,
Käm' mein Neica zu mir!
Sag' ihm Wind, er möge eilen,
Möge doch nicht länger weilen,
Ich vergeh' schier; unbestellt
Liege noch das Ackerfeld.
Komm' doch, Liebster, zu mir her,
Lass dein Lieb nicht harren mehr!
Die Basilie, Rosmarin
Sind verwelkt schon und dahin;
Ach, vor Herzeleid und Weh
Wie die Blume ich vergeh'.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 17-18)
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Die Zauberblume

Pfaffenkäppleins Blättchen grün!
Fünf an jedem Baum hier blüh'n.
Wo der Bäume höchste ragen,
Hör' den jungen Reiter sagen
Unter Seufzern, unter Klagen:
"O, ein Zauberröslein, traun,
Glaubt' ich hier am Quell zu schau'n;
Möchte wohl es glücklich finden,
Abends dann aufs Haupt mir binden,
Dass sein Zauber mich im Traum,
Die Geliebte lasse schau'n,
Und mir künd', ob mein sie denkt,
Ob ihr Herz sie andern schenkt.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 33)
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Lieder aus Bessarabien


Sehnsucht

Tag und Nacht die Stürme wehen,
Liebchen, Liebchen mein!
Möcht' vor Sehnsucht schier vergehen,
Liebchen, Liebchen mein!
Deine Hüte, kaum bedeckt,
Mir scheint sie wie neu gedeckt;
Deine Hüte, so verfallen,
Scheint die schönste mir vor allen.
Zeiget sich dein Häuschen mir,
Bricht mein armes Herze schier,
Wenn ich gar dich kommen seh,
Zuckt mein Herz in bitt'rem Weh!

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 35-36)
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Liebeskummer

Herzensblümchen, ach!
Nur noch einmal sag',
Was am Abend du
Mir geflüstert zu.
Was du sprachst zu mir,
Brach das Herz mir schier;
Sag' es noch einmal,
Ende so die Qual.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 36)
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Stilles Glück

Des Wachholders grünes Blättlein!
Beide sind wir fremd, mein Schätzlein,
Passen trefflich eins zum andern,
Wollen in den Wald drum wandern,
In den Wald so weit und grün,
Wo des Prutes Wellen zieh'n.
Bau'n ein Hüttchen klein und nett
Uns aus Mispelholz ein Bett.
Sind zum Schlummer wir bereit,
Hören wir von Zeit zu Zeit
Wohl der Hirten Horn erklingen,
Aus der Moldau zu uns dringen.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 38)
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Treue Liebe

Jonel, Geliebter mein,
Wie süss ist der Name dein!
Lebst du, will ich dich nur haben,
Stirbst du, will ich dich begraben.
Leg' dich dann zu Häupten mir,
Dass ich träume stets von dir.
Und an deinem Grabe stille
Schlummere, bis Gottes Wille
Von mir nimmt die ird'sche Hülle.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 38-39)
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Liebchens Wert

Grünes Blatt der Hasel fein!
Trefflich mögen Eltern sein,
Besser ist ein Schätzelein.
Sieht dich krank das schöne Kind,
Braut es Arzenei geschwind,
Bietet mit den Lippen gar
Sie in süssem Kuss dir dar.
Bist gesund du dann erwacht,
Drückt es dich, eh' du's gedacht,
Dass dir's Herz im Leibe lacht!

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 41)
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Ein grosses Herz

Lieb ist mir ein Mädchen schlank;
Leicht und zierlich ist ihr Gang,
Und mit anmutvollem Neigen
Schwingt sie feurig sich im Reigen.
Wo ihr leichtes Füsschen tritt,
Flammt das Gras bei jedem Schritt;
Wohin blickt ihr Augenpaar,
Flammen alle Herzen gar.
Lieb auch sind mir Mägdlein klein
Von Gestalt gar zart und fein,
Die sich auf die Zehen heben,
Wollen sie ein Küsschen geben.
So viel' sich mit Perlen schmücken,
Möcht' ich an mein Herze drücken!
Alle jungen Mägdlein hier
Scheinen duft'ge Blüten mir.
Wüsst' ich wie, möcht' alle traun
Ich im Kranze um mich schau'n,
Leben, sterben dann voll Lust
Eingewiegt an ihrer Brust.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 42)
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Sultana

Grünes Kressenblatt! Wohlan,
Sultana, sag an,
Hast du mir es angethan,
Sultana, sag an,
Dass ich nicht vergessen kann?
Sultana, sag an.
Schau von fern ich deine Hütte,
Zuckt mein Herz bei jedem Schritte.
Haselblatt am Halse dein
Schaffet mir gar arge Pein,
Und am Arm dein Haselblatt
Fast den Tod gebracht mir hat.
Mit den Zauberblättern du,
Liebchen, schau nicht andern zu,
Blick in meine Augen, Kind,
Blau, wie auch die deinen sind.
Jetzt ist es, mein Liebchen schön,
Zeit, zum Bienenstock zu geh'n,
Süssen Honig zu geniessen,
Süssen Liebesbund zu schliessen,
Aus dem frischen Quell zu trinken,
Liebend sich ans Herz zu sinken.

Dem Haselblatt wird Zauberkraft zugeschrieben

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 43-44)
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Das Liebchen vom Berge

Liebchen von den Bergeshöhen,
Liebchen, Liebchen komm!
In die Moldau lass uns gehen,
Liebchen, Liebchen komm!
Lass uns miteinander kosen,
Dass wir blühen wie zwei Rosen.
Komm, im Tanze schwing' ich dich,
Dass du feurig wirst wie ich.
Reizend bist du Lieb, fürwahr!
Und ich auch nicht übel gar.
Nichts soll trennen uns hinfür,
Eins sein wollen beide wir.
Eins an Leib und Seel' wir beiden,
Wie Ring und Finger nie sich scheiden.

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 44-45)
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Basilienkraut

"O Basilienkraut so grün,
Möchtest nie du wieder blüh'n!" -
- "Warum soll in künft'gen Tagen
Keine Maid beim Tanz mich tragen!" -
- "Möchtest, Rose du, vergehen,
Nie möcht' ich dich wieder sehen!"
- "Warum soll die Blüte mein
Nimmer schmücken Mägdlein fein?"
- "Du bist lebend, ich bin tot,
Hin ist meiner Wangen Rot."
- "Schliess' dich unserm Reigen an,
Wie Basilie blühst du dann;
Tanze, und auf deinen Wangen
Werden wieder Rosen prangen."

Übersetzt von A. Franken

Aus: Rumänische Volkslieder und Balladen
Im Versmasse der Originaldichtungen
übersetzt und erläutert von A. Franken
Danzig 1889 (S. 47-48)
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Aus der kleinen Walachei

Bleibst du Liebchen? Folgst du mir?
Soll ich fort, und bleibst du hier?
Eins von beiden wähle dir!

Willst du Schatz? erkläre dich;
Nimmst du mich? - verschmähst du mich?
Sieh! drei andre möchten mich.

Komm, mein Schatz, lass fort uns gehn;
Lass uns gehn und uns umsehn,
Wo wir können fortbestehn.

Schau, zu gross ist unser Ort;
Feinde wachsen fort und fort,
Und zu leben ist's nicht dort.

Stehn zusammen zwei und zwei,
Reden sie von uns ganz frei,
Wie das Glück zu stören sei.

Stehn wo drei und zwei und mehr,
Gleich geht über uns es her;
Mir und Dir sind Feind sie sehr.

Wie der Bär sehn sie uns an;
Insgeheim sinnt Jedermann,
Wie er uns verderben kann.

Weisst Du Liebchen, was ich mein?
Ich zieh' fort - bleib du, und wein'
Aus den schwarzen Aeugelein!

Auf den Grauen schnell und jung
Steig' ich auf, und renn' im Sprung
Im Gebirg nach Kimpolung.

Ins Gebirg üner Muschzell,
Durch die Prahova so schnell,
Dass mir nass wird nicht das Fell.

Trete drauf zum Liebchen ein,
Das, so lange ich noch klein,
Immer schon gewesen mein.

Bin kein Hund ja, der's vergisst,
Bin ein Bursche, der's zerküsst,
Weil's vor allen werth mir ist.

Übersetzt von Johann Karl Schuller (1794-1865)

Aus: Romänische Volkslieder
metrisch übersetzt und erläutert
von Johann Karl Schuller
Hermannstadt 1859 (S. 1-2)
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Bitte an den Mond

Sprächest Mond du auch so gerne,
Wie du wandelst nah und ferne,
Fragt' ich, Mond, dich: Hast im Gehen
Nicht den Liebsten du gesehen?

"Wenn ich ihn auch sah im Land,
Hab' ich ihn doch nicht erkannt."

Gar so leicht ist er zu kennen
An der Gürtelkette Klang,
Und an seiner Füsse Gang.

Übersetzt von Johann Karl Schuller (1794-1865)

Aus: Romänische Volkslieder
metrisch übersetzt und erläutert
von Johann Karl Schuller
Hermannstadt 1859 (S. 10)
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Liebesfieber

Fieberfrost ist schlimm, doch immer,
Mutter, ist die Liebe schlimmer.
Von dem Fieber machest du mich frei;
Für die Liebe fehlt die Arzenei.

Liebesfrost ist schlimm, doch immer,
Mutter, ist die Liebe schlimmer.
Hast du's Fieber, liegst im Bette du;
Liebe treibt herum dich ohne Ruh.

 Übersetzt von Johann Karl Schuller (1794-1865)

Aus: Romänische Volkslieder
metrisch übersetzt und erläutert
von Johann Karl Schuller
Hermannstadt 1859 (S. 11-12)
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Lob der Reize der Schönen

Könnte dir der Spiegel zeigen
Alle Reize, die dir eigen,
Müßtest du mit tiefem Schweigen
Dich, wie ich, vor dir verneigen.

Könntest du dich d'rinnen sehn,
Wie du unvergleichlich schön:
Könntest du dich nicht erwehren,
Dich als Abgott zu verehren.

Aber, sieh', er zeigt das nicht,
Was aus deinem Wesen spricht:
Denn es ist, läßt du dich sehen,
Auch um seine Kraft geschehen.

Strahlt ihm deiner Augen Glanz,
So verdunkelt er sich ganz,
Und du siehest zwar dein Bild,
Doch dein Reiz bleibt unenthüllt.

Darum glaub' dem Spiegel nicht,
Der dich zeigt in falschem Licht,
Der dich täuscht und immerdar
Dir verschweigt, was echt und wahr.

Willst dich kennen ganz genau,
Meinem Auge, Liebste, trau:
Denn es spricht die Wahrheit immer,
Führet dich zu Irrthum nimmer.

Glaub' ihm, wenn es zeiget an,
Daß es dir nur unterthan,
Daß es längst dein hehres Wesen
Sich zum Abgott auserlesen.

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 3-5)

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Versicherung ewiger Treue
(Volkslied in Siebenbürgen)

Holdes Mädchen, Schönste mein,
Warum willst du dich nicht freu'n?
Mag voll Wechsel Alles sein,
Bleibt doch meine Liebe dein.

Kalte Lüfte mögen wehen,
Trocken alle Bäche stehen,
Welk zu Grund die Blumen gehen:
Ewig werd' ich nach dir spähen.

Ja
Bis den Fisch nicht tragen Beine,
Auf dem Wasser schwimmen Steine,
Engel ledig nicht und reine,
Nenn' ich liebend dich die Meine.

Und
Will es Gott, daß das einst mein,
Was ich liebe treu und rein,
Daß nach Wunsch mein Tod soll sein,
Schlaf in deinem Arm' ich ein.

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 7)

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Abschied von dem Geliebten

Jene Stunde, die zum Scheiden
Du bestimmt, Geliebter mein,
Weiß ich nun und fleh' voll Leiden:
Ach, vergiß nicht, Liebster, mein!

Reise glücklich, Vielgeliebter!
Ewig ist mein Herz nur dein.
Ewig sei's mit dir vereinet,
Und ich fleh': vergiß nicht mein!

Geh' getrost, wohin zu gehen,
Deiner Eltern Wunsch wird sein,
Die du froh mögst wieder sehen,
Doch ich fleh: vergiß nicht mein!

Ich will stets auf meinen Wegen,
Die das Schicksal mich noch führt,
Treu dein Bild im Herzen pflegen,
Und ich fleh': vergiß nicht mein!

Wird uns Gott Gesundheit geben,
Mußt du klar es sehen ein,
Wie ich dich geliebt, mein Leben,
Und ich fleh': vergiß nicht mein:

Zur Belohnung reiner Liebe,
Die ich nähre stets in mir,
Will ich keine Gegenliebe, -
Fleh' ich nur: vergiß nicht mein!

Für dich will ich ohne Beben,
Theurer, süßer Liebster mein,
Jeder Zeit mein Leben geben:
Flehe nur: vergiß nicht mein!

Luna ist das Licht der Erde,
Doch mein Licht bist du allein.
Lunen, heiß' ich, sich verbergen,
Aber dich: gedenke mein!

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 9-11)

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An Paraskevi

Als du nicht die Liebste mein,
Schlief an jeder Stätt' ich ein.
Seit ich aber liebe dich,
Flieh't die Ruhe gänzlich mich.
Leg' ich mich, verzehret Schmerz
Grausam mir das arme Herz.
Ich verbrenne, wenn's mir kalt,
Nirgends find' ich Ruh' und Halt.
Und das Herz preßt mir die Qual
Meiner Seufzer ohne Zahl.
Ich bin selber mir nicht recht,
Meine Sinne sind geschwächt.
Ich geh' aus, um fortzuziehn,
Doch nicht weiß ich's selbst wohin.
Ich kehr' um und späh' umher,
Stehe still und seufze sehr.
Ach, das Herz, das arme mein,
Kann getrennt von dir nicht sein.

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 11-13)

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Des Mädchens Klage
(Volkslied in Siebenbürgen)

Als ich frei von Liebesglut
Schlief an jeder Stätt' ich gut,
Doch seit dem ich ihn gesehen,
Will selbst auf 'nem Pfühle fein
Mich kein Schlummer mehr erfreu'n.

Als von Lieb' ich noch nichts wußt'
Schlief an jeder Stätt' ich gut,
Doch seit dem ich ihn geseh'n,
Hab' ich Pfühl und Betten fein
Und doch stellt kein Schlaf sich ein.

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 13)

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Lied eines ältlichen romänischen Mädchens
(Volkslied in Siebenbürgen)

Ich hab' die ganze Sommerszeit
Gewebt an einem Baumwollkleid
Und nehm' 'nen Jüngling nun auf Ehr'
Gesund mit gutem Zugehör.
Doch liegt mir an dem Bräutigam
So wenig, als - dem Wolf am Lamm.

Es glaub' kein Mensch, ihm sei's vergönnt,
Daß er die Lieb' verbieten könnt:
Denn wenn die Lieb' verboten wär,
Stünd' wahrlich auch die Welt nicht mehr.

Viel besser, als das Weizenbrod
Mit einem Mann, der nur zur Noth,
Schmeckt Milch mit einem harten Kuchen
Mit dem, den uns're Blicke suchen.

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 15)

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Der Soldat und sein Liebchen
(Volkslied in Siebenbürgen)

Liebchen
Du gehst nun fort, geliebter Mann,
Was fang' ich aber, Ärmste, an?

Soldat
Du lebst ganz wohl mit heiterm Sinn,
Denn Männer gibt's noch, wie ich bin.

Liebchen
Ich laß sie gern in Reihen stehn,
Wenn meine Augen dich nicht sehn;
Ich laß sie gern in Reih' und Glied,
Steh'st du nicht da, zu dem's mich zieht.

Soldat
So hör' mich an! Du siehst es ein,
Daß treu ich dir wohl nicht kann sein.
Dort, wo von nun an ich muß sein,
Sind keine Gräben, ist kein Rain,
Kein Weizenhälmchen sich da zeigt,
Nur Blut bis an die Hüften reicht;
Kein Gräschen sieht man grün und zart,
Nur Menschenblut bis an den Bart.
Drum sieh' dich um, groß ist das Land; -
Soldatentreu hat nicht Bestand.

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 15-17)

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Der Liebe Schicksal

Einst gelobt' ich meiner Lieben
Fest, bei dem lebend'gen Gott,
Unverbrüchlich sie zu lieben,
Nie mit Willen zu betrüben,
Bis zu Staub mich macht der Tod.

Und ich schrieb im schönen Traume
Meiner Liebe Bund, noch neu,
Auf ein Blatt von einem Baume
In des Gärtchens engem Raume,
Grün, zum Zeichen ew'ger Treu.

Da erhub mit einem Male
Zürnend sich ein heftig Weh'n,
Und das Blatt ward fortgewehet,
Von den Lüften fortgetragen,
Und - der Eid bestand nicht mehr.

Tief betrübt bat ich mit Tränen
Sie, die meines Lebens Glück,
Um Geduld, im eiteln Wähnen,
Daß vielleicht ein heft'ges Wehen
Wiederbrächt' das Blatt zurück.

Aber, ach, die Schöne eilet,
Bricht mit mir für immer ab,
Und so fand blos durch ein Wehen
Lieb', die ewig sollt' bestehen,
Frühe schon ein kaltes Grab.

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 41-43)

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Reich und alt, oder lieber arm aber jung?
(Volkslied in Siebenbürgen)

Auf einer Haid'
Geht eine Maid
Und trifft da 'nen Schäfer an.
Dieser spricht mit Worten fein:
"Mädchen, junges Mädchen mein!
Klag' nicht, daß kein Glück dir lacht,
Ich bin's, der dich glücklich macht:
Denn ich habe viele Schafe,
Habe Rinder groß und fett,
Und dazu noch Fässer Gold,
Süßer Minne sich'rer Sold.
Da wendet sich das Mädchen um:
"Ich bin," spricht sie, "nicht gar so dumm,
Daß ich um Gold, an deiner Seit'
Vertrauern wollte meine Zeit.
Rauben kann der Wolf die Herden
Und dein Geld gestohlen werden!
Nichts will ich von dem, was dein,
Nur mich meines Lebens freu'n.
Besser, als ein Greis mit Geld,
Abgestorben für die Welt,
Ist ein junger, armer Mann,
Der noch feurig lieben kann.
Der Mann, dess' Lenz schon längst vorbei,
Geht des Morgens spät ins Heu,
Und doch kehrt er keuchend heim;
Mach' ich ihm das Bett auch gut,
Flucht er mir in seiner Wuth;
Geb' ich ihm den besten Schmaus,
Jagt' er gleichwohl mich um's Haus.
Doch ein Jüngling, erst im Mai
Des Lebens, gehet früh ins Heu
Und kehrt Abends singend heim;
Will ich dann die Betten machen,
Will er küssen, mit mir lachen;
Setz' ich's Essen auf den Tisch,
Nennt er schön mich, nett und frisch,
Und verlangt vor dem Genuß
Von mir einen süßen Kuß.

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 45-47)

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Der vornehme Liebhaber
(Volkslied in Siebenbürgen)

Heller Tag und Morgenstern,
Ich liebt' einen jungen Herrn,
Und ich liebt' ihn mit Besorgen,
Weil's der Mutter noch verborgen.
Doch die falsche Nachbarin
Nahm die Sache bald in Acht,
Und ich ward von ihr verklagt.
Meine Mutter ärgerlich
Sperrt' in einen Kerker mich
Und schloß gut die Thüre zu.
Kaum erfuhr's der Liebste mein,
Fand er gleich sich bei mir ein,
Sprengte mit dem Fuß die Thür',
Macht' aus ihr der Theile vier,
Schlang' um mich den Arm mit Gier
Und gab tausend Küsse mir;
Sprach zu meiner Mutter dann:
Warum hast du das gethan?
Fiel es dir denn gar nicht schwer,
Einzusperren sie hieher?
Jeder faßt am Horn den Stier,
Und so bleibt es für und für; -
Niemand läßt auf dieser Welt
Seinen Acker unbestellt.

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 53-55)

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Das des Geliebten mit Ungeduld harrende Mädchen
(Volkslied in Siebenbürgen)

Ach, welch' schöner Mondenschein!
Und doch säumt der Holde mein.
Sollt' er krank und wohl nicht sein?
Oder gab aus schmutz'ger Schüssel
Seine Mutter ihm zu essen,
Daß er meiner hat vergessen?

Wüßt' ich, daß du käm'st, mein Segen,
Schmückt' ich gleich mich nach Vermögen,
Eilte liebend dir entgegen,
Streuete auf meinen Wegen
Kalkes Staub so dort, wie hier,
Daß du schneller kämst zu mir.


Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 55)

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Klage der Geliebten in der Ferne
(Volkslied in Siebenbürgen)

Mein Auge thränt! das Herz möcht haben
Den vielgeliebten schmucken Knaben.
Ich bin fern, und er ist weit,
Berge trennen uns zum Leid,
Und die Flüsse wollen's nicht,
Daß die Maid den Liebsten spricht.


Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 57)

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Mit den Heirathen hat's noch Zeit
(Volkslied in Siebenbürgen)

Grünes Blatt von Knabenkraut!
Noch such' ich mir keine Braut,
Sondern bleibe, wie's mich freu't,
Stets um junge Eheleut':
Denn ein Weib hat jeder Mann,
Und nicht leicht verschmacht ich dann.

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 57)

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Schöne Weiber sind ein Unglück
(Volkslied in Siebenbürgen)

Wo ein hübsches Weibchen wohnet,
Da gar bald der Mangel thronet:
Denn der Mann wollt fleißig sein,
Blieb sein Weib nur nicht allein.
Schmauchend sitzt er am Kamine
Und belauschet ihre Miene,
Rost verzehrt der Sense Schneide,
Und das Gras fault auf der Halde.

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 59)

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Fehlgegangen
(Volkslied in Siebenbürgen)

Ruf' nur zu am Fensterlein!
Bin ein Weib, kein Mägdelein,
Und seit dem ich mich ließ trauen,
Faßt' mich vor dem Manne Grauen.
Schlüg' dir gern den Schädel ein,
Weil, ärger als die Männer, selbst Satan nicht kann sein.

Aus: Romänische Dichtungen
Ins Deutsche übersetzt von S. M.
[Samuel Möckesch 1813-1890]
Hermannstadt 1851
Druck und Verlag von Theodor Steinhausse (S. 59)

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