Philosophie der Liebe

Liebesgedichte an die Liebe, über die Liebe
und das menschliche Herz
von deutschen Dichtern und Dichterinnen

 


Franz Marc (1880-1916)
Rotes und gelbes Reh



Georg Greflinger
(um 1620-1677)


Auf die wahre Liebe

O herrliches Geschenck und überköstlich Pfand/
Das aus dem Himmel kommt/ von Gottes eigner Hand/
So ich so mächtig wär ein Ding recht zu erheben
Ich würde dir den Preiß vor allen Dingen geben/
Und daß du nimmermehr dich in ein Hertze giebst/
Das Hoffart hat noch sonst ein Haupt vol Ehrsucht liebst/
Wol aber so ein Hertz/ das sacht und Sanfftmuth heget/
Du bist auch nicht der Art/ die sich auff Wildheit leget/
Durch Guthat Hoffart triegt und groß geehrt wil seyn.
O Nein du hältst dein Hertz durch Glaub und Hoffnung rein
Du hast auch keine Lust an Reichthum Ehr und Schäzen/
Treu/ Tugend Ruh und Recht sind einig dein Ergezen.
Du denckst von keinem böß/ O Himmel-volle Lieb!
Ich fühle nun von dir ein wunderlich Betrieb.
Benim mich meines Frosts/ und laß in deinen Armen
Dahin mich so verlangt/ sanfft ruhen und erwarmen.

Aus: Georg Greflingers
Poetische Rosen und Dörner/ Hülsen und Körner
Hamburg Gedruckt im Jahr 1655
[ohne Seitennumerierung]
(pdf. S. 92)



 


zur Übersicht
 

zurück zur Startseite