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       Franz Marc (1880-1916)
 Rotes und gelbes Reh
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 Johann Christoph 
      Friedrich Haug
 (1761-1829)
 
 
 An die Liebe
 
 O wie fremd, wie räthselhaft
 Meines Busens Flammen,
 Wenn sie nicht von deiner Kraft,
 Göttin Liebe, stammen!
 
 Aber, Liebe, bist es du,
 Welche Zaubereien? -
 Welche Wunder, die im Nu
 Altern und erneuen?
 
 Herzerfreuerin! Woher
 Seufzer, Thränenquellen?
 Zahlenlos, wie Sand am Meer,
 Leiden, Foltern, Höllen?
 
 Qualenschöpferin! Woher
 Scherze, Wonnen, Küsse?
 Zahlenlos, wie Sand am Meer,
 Himmelsvorgenüsse?
 
 Will ich lieben, o warum
 Doch am Borne lechzen?
 Muss ich lieben, so verstumm',
 Hoffnungsloses Aechzen!
 
 O der Qualentzückungen!
 O der Wonneschmerzen!
 So gebeut, o Liebe, denn
 Ewig meinem Herzen!
 
 Aus: Epigrammen und 
      vermischte Gedichte
 von Johann Christoph Friedrich Haug Zweiter Band
 Berlin Bei Johann Friedrich Unger 1805 (S. 438-439)
 
 
 
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