Wörtchen und Wörtlein
in der deutschen Liebeslyrik
Ausgewählte Gedichte
deutscher Dichter und Dichterinnen
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Gabriele von Baumberg
(1768-1839)
Der Schmetterling auf einem
Vergißmeinnichtchen
Ein Blümchen, das sich zwar nicht mehr
Für unsre Lage schickt,
Hab' ich doch, Freund, von Ungefähr
Für dich jüngst abgepflückt.
Denn wiss', als ich es pflückte, hing
Ein Schmetterling daran.
Ich sah, dass auch ein Schmetterling
Dies Blümchen lieben kann.
Dies Wunder der Natur entging
Dann meinem Blicke nicht:
Drum schick' ich dir den Schmetterling
Und das Vergißmeinnicht.
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Friedrich Leopold Graf zu
Stolberg
(1750-1819)
An Röschen
Trautes Röschen, sieh, wie hell
Unter Geißblatt dieser Quell
Durch Vergißmeinnichtchen
fliesset!
Reissender rauscht dort sein Fall,
Wo er mit des Donners Schall,
Und des Thales Wiederhall
Ueber Felsen sich ergiesset!
Aber süsser ist er mir,
Mein geliebtes Röschen, hier,
Denn er gleichet unserm Leben!
Seh' ich ihn so sanft und rein
Gleiten in des Mondes Schein,
Röschen, dann gedenk' ich dein,
Und der Freude Thränen beben!
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