Kathinka Zitz-Halein (1801-1877) - Liebesgedichte

Kathinka Zitz-Halein

 

Kathinka Zitz-Halein
(1801-1877)

Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 

 

Die Jungfrau am See

Die Jungfrau saß am Felsen
Und blickt' zur tiefen See;
Sie sang in Trauertönen:
"O wehe mir, o weh!

Du falsche falsche Nixe
Gieb den Geliebten mir;
Zogst ihn in deine Wogen
Und hält'st ihn nun bei dir.

Du wähnst mir zu vergelten
Mit deines Reiches Tand.
Wirfst Bernstein und Korallen
Her in des Ufers Sand.

Behalte deine Gaben,
Ich fordre ja nichts mehr;
Die Welt ist eine Wüste,
Und ach! das Herz so leer.

Mich freut kein neues Mieder,
Mich lockt nicht Sang und Tanz,
Mich zieren keine Bänder,
Mich schmückt kein Maienkranz.

Das Haar hängt schmucklos nieder,
Erbleicht ist das Gesicht,
Und trüb von vielen Thränen
Ist meiner Augen Licht.

Nicht pfleg' ich mehr der Myrthe
Zum Kränzchen für die Braut,
Mich sollen Lilien schmücken,
Wenn man dem Tod mich traut.

Du nahmst mir den Geliebten,
So nimm auch mich dazu,
In deinen wilden Wogen
Wird mir ersehnte Ruh."

Sie sprach's und stürzt' vom Felsen
Sich nieder in die See;
Da tönt es aus den Wellen:
"O wehe mir, o weh!"

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 11-12)
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Abendbegegnung

Froh lausch' ich am Abend wenn's Sternenlicht blinket,
Ob eilenden Schrittes der Theure sich naht,
Ob freundliche Grüße sein Auge mir winket,
Und folg' ihm dann gerne auf einsamem Pfad.
Denn seit jener Stunde da ich ihm erglühte,
Da Seele und Seele sich freudig erkannt,
Trug ihn nur ich stille im treuen Gemüthe,
Und tauscht' ihn nicht aus für den Ersten im Land.

Und nahten mir Fürsten, und nahte der König,
Mir bietend Demanten, Gold, Perlen und Erz,
So spräch' ich: Ihr Herren, ihr gebt mir zuwenig,
Denn höher als Schätze verehr' ich sein Herz.
Drum laßt mir nur immer den einfachen Schleier,
Die Hoffnung, die Liebe, den fröhlichen Muth,
Den Glauben an Treue, die schuldlose Leyer,
Dann lebt's unter'm Strohdach sich herrlich und gut.

Nichts brauch ich im Leben zum irdischen Glücke
Als ihn und sein Herz, das am meinigen hält,
Als Treu' in dem Herzen, als Lieb' in dem Blicke,
Doch nimmer von Mißgunst und Falschheit vergällt.
Und glänzet sein Auge mir freudig und helle,
Und bietet die Lippe den innigen Kuß,
Dann wird mir zum Nektar die Labe der Quelle,
Das einfache Mahl mir zum Göttergenuß.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 14)
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Poetischer Scherz

Laß ab von mir mit deinem ew'gen Qualen,
Geliebter soll ein Mann mir nimmer werden;
Laß ungebunden mich mein Loos erwählen,
Mich feßle nie der Liebe Band auf Erden.
Dir sei's Gedicht kein weitres Wort zu wagen,
Verkünden sollen es dir meine Lippen,
Daß nie mein Herz sich läßt in Banden schlagen,
Mein Mund wird nie von süßem Gifte nippen,
Herz das in Liebe glüht, hört auf zu leben,
In bangem Kummer schwinden seine Stunden,
Treu' können Männer nie dem Weibe geben,
Erglüht in Lieb' war keiner noch gefunden
Dir ist's ein Spiel Geliebte mich zu nennen,
Bis ich mein Herz in Glut dir zugewendet,
Zum Herrn soll ich in Demuth dich erkennen,
Tod wird mir dann von rauher Hand gespendet.
In Leiden, nein, will ich den Muth nicht üben,
Lieb' vor der Freiheit mächtigen Schwingen weichet,
Ergeben will ich nimmer mich, nie lieben,
Bleibt doch mein Herz von Amor unerreichet.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 14-15)
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Liebe ohne Gegenliebe

Lieb' ist Glück des Lebens
Lohnt uns Gegenliebe,
Ihre heißen Triebe
Spenden Seligkeit.

Lieb' ist Schmerz der Hölle
Wenn auf Sand wir bauten,
Wenn das Herz der Trauten
Sich zum Andern neigt.

Trüb wird dann der Himmel
Tod ist Freud' und Wonne,
Und des Lebens Sonne
Hüllet sich in Nacht.

Liebend Herz ohn' Hoffnung
Gleicht den Bienenwunden,
Kann nicht eh'r gesunden
Bis es Erde kühlt.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 18-19)
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Das Höchste im Leben

Was wäre das Leben wenn Liebe drin fehlte?
Wo fände das Unglück erneuerten Muth?
Als gütig der Schöpfer den Menschen beseelte,
Gab er ihm den Funken zur heiligen Glut.
Die Lieb' ist stark
Wie Löwenmark,
Sie lehrt uns den Kummer ertragen,
Hat Balsam für Wunden und Klagen.

Die Liebe streut Blumen auf dornige Pfade,
Die Liebe erhebt uns zum Urquell des Lichts,
Sie trinkt aus dem Borne der ewigen Gnade,
Und höher als Gold oft erfreut sie ein Nichts.
Die Lieb' ist mild,
Der Gottheit Bild.
Und ward auch das Herz oft verwundet,
Die Liebe vergiebt - es gesundet.

Die Lieb' ist verschwistert mit Weh und mit Schmerzen,
Doch trägt sie geduldig ihr vielfaches Leid;
Denn seelige Freuden auch reicht sie dem Herzen
Das ihr sich auf ewig zum Dienste geweiht.
Die Lieb' ist groß
Und schön ihr Loos,
Ob Liebe von Leid auch umfangen,
Ob Leiden sich kehrt in Verlangen.

Die Lieb' ist des Lebens hochheiliger Segen,
Sie flügelt die Seele zum Himmel empor;
Sie weckt unsre Kräfte die fröhlich sich regen,
Sie hilft uns erringen was Unmuth verlor.
Die Lieb' ist Glut,
Sie giebt uns Muth,
Und führet durch Kampfesgewühle,
Zum schönsten, zum herrlichsten Ziele.

Die Liebe macht reich, selbst wenn Bettler sie nähren,
Sie schenkt den Beglückten oft ewige Gunst;
Die Liebe kann Kränze des Nachruhms gewähren,
Sie öffnet dem Jünger die Thore der Kunst.
Die Lieb' ist Heil,
Der beßre Theil
Den gütig die Gottheit gegeben
Dem Menschen zum Trost für das Leben.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 21-22)
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Des Liebsten Wiederkehr

Es wandelt das Mägdlein mit treuem Sinn
Am Ufer des Meer's auf und nieder;
Sie blickt zur bläulichen Ferne hin,
Noch kehrt der Geliebte nicht wieder;
Und wie sie auch seufzet und wie sie weint,
Kein Schiff auf der tobenden Flut erscheint.

Es war der Getreue mit hohem Sinn
Gezogen zum Schauplatz des Krieges:
"Sink' ich nicht als blutiges Opfer hin,
So kehr' ich im Kranze des Sieges."
Schon wechselt der Mond zum zwölftenmal,
Und Alma verweilt noch allein im Thal.

Sie wandelt alltäglich zum Meeresstrand
Und harret auf fröhliche Kunde;
Doch keine mild tröstende Freundeshand
Bringt Balsam der tödtenden Wunde.
Doch sieh! dort am zackigen Felsenriff
Kämpft gegen den tobenden Sturm ein Schiff.

Es toben die Wellen vom Sturme geschwellt,
Das Schiff kann kein Ufer erreichen;
O wehe, da liegt's an der Klippe zerschellt,
Es schäumet die Flut über Leichen,
Und dort in dem Schiffe am Uferrand
Liegt Alma's Geliebter entseelt im Sand.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 25)
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Maiblümchen

Wie lieb' ich dich, du Holde, Süße, Kleine,
Du Frühlingskind, erblüht im Waldesschatten;
Wenn ich dich schau, du Liebliche, du Reine,
Seh' ich die Unschuld sich mit Hoffnung gatten.

Das zarte Weiß in grüner Blätter Hülle,
Wie oft ergötzet es des Wandrers Augen;
Und gerne mag ich deines Duftes Fülle,
Der Biene gleich, begierig in mich saugen.

Aus theurer Hand hab' ich dich einst empfangen,
Ein Bild der Hoffnung wardst du mir gegeben,
Drum sollst du mir recht oft am Busen prangen,
Am Herzen mir entströmen still dein Leben.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 27)
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Die Geliebte
Nach Lord Byron

Ja, unser Leben eng vereint
Verwebte die Natur -
Sie trennt die Parze einzeln nicht,
Sie brechen beide nur.

Ein holdes Engelangesicht
Füllt meines Herzens Raum;
Und wenn der Schlaf mein Auge küßt
So seh' ich es im Traum.

Auch kenn' ich einen Zauberton,
Ich hörte Süßres nie;
Es klingt ihr Wort wie Sphärensang,
Wie Himmelsmelodie.

Erglühend sagt sie oft zu mir:
Ich liebe dich so warm!
Und scheid' ich, sinkt sie leichenblaß
Mir bebend in den Arm.

Von ihren Lippen nimmt mein Mund
Sich Küsse sonder Zahl;
Es küßte sie ein Anderer
Noch nicht ein einzigmal.

An ihrem Busen ruh' ich oft,
Der weiß wie Alpenschnee;
Und gern und willig theilen wir
Selbander Glück und Weh.

Es schlägt mein Herz, es schlägt ihr Herz
Nur immer einen Schlag,
Und müssen wir von hinnen einst,
So sei's auf einen Tag.

Wir sind einander treu vereint,
Sie trennt sich nie von mir,
Und wenn uns einst der Tod erfaßt,
So faßt er mich mit ihr.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 27-28)
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Sie und Du

Sie nenn' ich gern jene Wesen
Die nur flüchtig mir bekannt;
Aber wen mein Herz erlesen
Der wird Du von mir genannt.

Sie verspottet Herzenstriebe,
Du verheißt ein süßres Glück.
Sie verscheucht den Gott der Liebe,
Aber Du führt ihn zurück.

Ihnen mag ich gar nichts geben,
Sie sind nimmermehr für mich.
Aber Dir weih' ich mein Leben,
Was ich bin, bin ich für Dich.

Ach! ein Du aus deinem Munde,
Süßern Klang hört' ich noch nie;
Du giebt Weihe unserm Bunde,
Ferne sei das kalte Sie.

Sie erreget oftmals Schmerzen,
Läßt die Seel' beständig kalt,
Aber Du, das geht von Herzen,
Faßt die Seel' mit Allgewalt.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 30-31)
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Clemence Isaure

Clemencen galten Lautrec's Triebe,
Ihr Bild erfüllte sein Gemüth!
Sie lohnt' ihm bald mit Gegenliebe,
War ihm in gleicher Gluth erglüht.
Oft träumte sie in trauter Stille
Vom nahen seligen Verein;
Doch ach! des Vaters harter Wille
Stimmt nicht mit ihren Wünschen ein.

Schon hat er den Gemahl erkoren
Und führet zu Isauren ihn;
Doch treu dem Bund, den sie beschworen,
Sinkt sie zu seinen Füßen hin.
"Du, der das Dasein mir gegeben,
Bereitest kalt mir diesen Schmerz?
Dir, Vater, dir gehört mein Leben,
Doch Lautrec hat mein ganzes Herz."

""Ha! - rief der Greis - du willst es wagen,
Dich widersetzen meiner Macht?
Wohl, Täubchen! du sollst Fesseln tragen,
Und büßen tief in Kerkers Nacht.
Dort magst du um den Buhlen trauern,
Wo kaum das Licht der Sonne tagt.""
Der Jüngling hört's, umkreist die Mauern,
Wo einsam die Geliebte klagt.

Um Mitternacht klang eine Zither,
Sanft störend ihre kurze Ruh'!
Sie klomm zum kleinen Fenstergitter,
Rief weinend dem Geliebten zu:
"Mein süßer Freund, hemm' deine Klage,
Dir wahr' das Herz ich ewiglich!
Leicht sind die Ketten, die ich trage,
Denn gerne trag' ich sie für dich.

Doch vor des Vaters Zorn entfliehe,
Biet' länger seiner Macht nicht Trutz.
Zum Hofe König Philipps ziehe,
Fleh' ihn für uns're Lieb' um Schutz!
Nicht länger kann ich mit dir kosen;
Als Pfand von meinem treuen Sinn
Nimm hier den Kranz von wilden Rosen,
Von Ringelblumen, Veilchen hin.

Ich lieb' des Veilchens sanfte Bläue,
Die Rose kündet dir mein Herz -
Sie ist ein Bild der Lieb' und Treue;
Die Ringelblume deutet Schmerz.
Die Blumen, feucht von meinen Thränen,
Nimm hin mit meinem Scheideblick!
Sie rufen dir mit leisem Sehnen
Stets unser Lieb' und Leid zurück."

""Leb' wohl, - rief er - du mein Entzücken!""
Und scheidend winket seine Hand.
Sie sah ihm nach mit nassen Blicken,
Bis er im nahen Wald verschwand.
Gedenkend stets an seine Dame,
Träumt er vom Wiedersehungstag.
Laut tönt Clemencens süßer Name,
Und jedes Echo tönt ihn nach.

In Frankreich hört er Kriegestöne,
Laut schallet der Trompete Ton,
Denn Englands tapfre Heldensöhne
Belagerten die Wälle schon.
Die Schlacht begann, und tapfer kriegte
Der Franken Schaar Mann gegen Mann;
Doch weh'! die Macht des Feindes siegte,
Es flüchtet, wer dem Tod entrann.

Nur Einer kämpft noch im Gedränge
Fort gegen Englands Übermacht;
Der Jüngling sieht's, er theilt die Menge,
Sonst sänk' der Greis in Todesnacht.
Von seinem Schwerte Funken sprühen,
Und blutend sinket er im Streit,
Doch Edwards muth'ge Streiter fliehen,
Isaurens Vater ist befreit.

Sein Blut entströmt aus fünfzehn Wunden;
Er suchte Ruhm und Ehre sich
Und hatte nur den Tod gefunden.
Schon fühlend, wie das Leben wich,
Sprach er zum Greis: »Ich hab' vergeben;
Verworfen hast du mich als Sohn,
Ich opf're dir dafür mein Leben;
Dies meine Rache - und mein Lohn.

"Mein Scheiden trübe keine Klage,
Erfülle nur die letzte Bitt':
Beglücke du Clemencens Tage,
Und bring' mein Lebewohl ihr mit.
Gieb du ihr diese Blumen wieder,
Sie sind gefärbt mit meinem Blut;
Leg' sie in ihre Hände nieder,
Sie waren stets mein höchstes Gut."

Er starb. Der Ritter stieg zu Rosse
Und eilt auf wohlbekannter Bahn
Zum stark bewehrten Ritterschlosse,
Und kündet Lautrec's Tod dort an.
Isaure welkt in stummem Harme,
Sie schreibt den letzten Willen auf;
Und schmerzlich weinend schloß die Arme
Dann ihren trüben Lebenslauf.

Auf daß ihr Ruhm der Nachwelt bliebe,
Alljährlich auf Toulousens Flur,
Zum Angedenken ihrer Liebe,
Erhält der beste Troubadour,
Begierig nach dem schönen Loose,
Zu seiner Lieder Ehrensold
Die Ringelblume, Veilchen, Rose,
So wollte sie's, von ed'lem Gold.

aus: Deutschlands Dichterinnen
Blüthen deutscher Frauenpoesie
Karl Wilhelm Bindewald
Osterwieck / Harz o. J. [1895] (S. 17-18)
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An die Geliebte
Nach dem Französischen

An jedem Morgen bist du mir Aurora,
Denn wo du bist strahlt mir die Sonne nur;
Im Frühling bist du meine wahre Flora,
Die andre weicht vor deiner Tritte Spur.
Du bist Minerva, reichst mir Weisheitsblüthen
Wenn ich des Wissens lichte Bahnen geh'.
Als Iris strahlest du, wenn Stürme wüthen
Dem Strandenden auf wild empörter See.
Sei Hebe mir, die mir den Becher reichet.
Willst du Cythere, mich beglückend sein,
Dann jede Schönheit des Olympos weichet,
Ich finde sie vereint in dir allein.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 37)
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An den Geliebten
Nach dem Italienischen

Wehe Luft, um den Geliebten,
Kühle seine heißen Wangen,
Sag' ihm leis', dein sanftes Lispeln
Sei ein Seufzer treuer Liebe,
Aber nimmermehr verrathe
Wer ihn bebend ausgehaucht.

Und du, kleine Silberquelle,
Sag' ihm, deine Wasserperlen
Waren Thränen, die der Sehnsucht
Stummer Schmerz um ihn vergossen,
Aber nimmermehr verrathe
Welches Auge sie geweint.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 37)
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Sehnsucht des Entfernten

Kein Schweizer kann sich mit so heißen Thränen,
Mit solcher innig schmerzlichen Begier
Zurück nach seiner Heimat Alpen sehnen,
Als ich nach dir!

Wenn ihn des Sturmes grimme Donner trafen,
Und ihm Verderben drohte für und für,
Dann sehnt sich so kein Schiffer nach dem Hafen,
Als ich nach dir!

Kein Strandender, im sichern Port zu landen,
Fleht zu dem Himmel auf so inniglich;
So hofft kein Sklav' Erlösung aus den Banden,
Als ich auf dich!

So sehnt kein Blinder sich nach Lichteshelle,
Mit solcher heißen schmachtenden Begier
Sehnt sich kein Dürstender zur kühlen Quelle,
Als ich nach dir!

So kann kein Epheu sich um Ulmen lauben,
Um keine Planke so die Rebe sich;
So kann kein Christ an Gottes Worte glauben,
Als ich an dich!

So glüht im Frühling keine junge Rose
Wenn sie der Liebe Morgenroth bestrich,
So brennt kein Vulkan in der Erde Schoose,
Als ich für dich!

Und ruft ein Engel mich zu bessern Landen,
Umfängt das Grab mein bleichendes Gebein,
Dann ist mein Geist befreit von seinen Banden,
Auch dort noch dein!

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 40)
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Sittah und Omar

Sittah hatte den Geliebten
Der in heißen Liebesflammen
Für die Engelschöne glühte,
Eifersüchtig weggebannt.

Er verließ sie, sonder Murren
Dem Gebot der Herrin folgend,
Und vertraute nur den Wäldern
Seines Herzens tiefe Pein.

Aber Sittah, kalte Härte
Längst mit herbem Schmerz bereuend,
Fühlte nun erst was der Jüngling
Ihrem treuen Herzen war.

Und sie hörte daß der Maure
Seinen Qualen hingegeben,
Seit sie ihn von sich gebannet,
Seine Farben abgelegt.

Grün, das süße Bild der Hoffnung,
Wich der Farb' der Grabestrauer,
Schwarzer Flor schmückt seine Lanze,
Und den Arm ein schwarzer Schild.

Jetzt eilt Sittah ohne Weilen
Andre Farben ihm zu bringen,
Wo die eifersücht'ge Bläue
Sich mit Liebespurpur mischt.

Und sie schmückt ihn mit der Schärpe
Deutungsvoller Lilienweiße,
Und der Turban trug das schöne
Lila der Beständigkeit.

Auf ein Knie ließ er sich nieder
Als die holde Herrin nahte,
Fürchtend, was ihn jetzt beglücke,
Sei ein täuschend süßer Traum.

Und erröthend und erbleichend,
Zitternd, glücklich und beglückend,
Reichte sie ihm ihre Gaben
Als ein Liebesunterpfand.

Und sie hielten sich umschlungen,
Und sie weinten in der Stille,
Doch aus ihren Blicken strahlte
Hoher Liebe Seligkeit.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 41-42)
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Alles ist Traum

Einst träumte mir von süßen Rosenbanden,
Von einem ewig wandellosen Stern;
An ew'gen Frühlingsufern wollt' ich landen,
Dort, wähnt' ich froh, sei Schmerz und Klage fern.
Der Labungsbecher schwand von meinen Lippen,
Der Anker brach, mein Schiff zerschellt' an Klippen,
Der Donner rollt, es zischt des Meeres Schaum,
Die Hoffnung lügt, sie ist ein eitler Traum.

Die Liebe lockte mich mit Schmeicheltönen,
Sie zeigte mir ein schönes Paradies,
Und wollte mich mit ew'gen Myrthen krönen,
So war die Zukunft, die sie mir verhieß.
Die Myrthe welkt', die süßen Tön' verhallten,
Und Nacht umfängt die täuschenden Gestalten;
Ich steh' im weiten schrankenlosen Raum,
Und klag: die Lieb' ist nur ein flücht'ger Traum.

Doch eine Thräne macht den Unmuth milder,
In Wehmuth lößt sich das gekränkte Herz;
So sind des Lebens hehre Götterbilder
Nur Träume? und nur Traum ist auch der Schmerz?
Des Lebens Stunden haben rasche Flügel,
Die Wahrheit deckt allein des Grabes Hügel,
Wir fassen nichts auf Erden, ahnen kaum,
Das Leben selbst ist nur ein langer Traum.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 42-43)
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Freundschaft oder Liebe
Nach dem Französischen

Dein Bild umschwebt mich wo ich gehe,
Es lächelt mir im süßen Traum;
Fast athm' ich nicht in deiner Nähe,
Wo du nicht bist, da leb' ich kaum,
Doch weiß ich nicht, sind diese Triebe
Die ich genährt in stiller Brust,
Die Flammen einer heil'gen Liebe
Sind sie der Freundschaft reinste Lust.

Du lächelst mir; wenn ich mich freue,
So find' ich heil'ger Liebe Spur;
Doch glaub' ich meiner stummen Treue,
So ist es doch wohl Freundschaft nur.
Kein Wesen ist wie du mir theuer,
Was ich empfinde giebt mir Muth -
Es zehrt an mir wie Liebesfeuer,
Doch ist es rein wie Freundschaftsglut.

Doch nein! es ist die heil'ge Liebe
Die mich erfüllt mit Lust und Schmerz;
Lang barg ich ihre süßen Triebe
Mir unbewußt ins treue Herz.
Doch droht die Seele zu ermatten,
Es drücket sie des Schweigens Pein -
Die Liebe wäre nur ein Schatten,
Könnt' was ich fühle, Freundschaft sein.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 75)
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Vergißmeinnicht

Gerne bewahr' ich euch auf, ein Denkmal an freundliche Stunden,
Welche wie Morgenrothsglut hellten die Nächte des Leid's.
Welkend schon senkt ihr das Haupt, erbleicht ist die liebliche Bläue,
Aber die Hand, die euch brach, o, die vergeß' ich doch nie.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 108)
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Sappho's Gebet im Tempel der Venus

Es öffnet sich des Tempels hohe Pforte,
Es naht ein Weib dem heiligen Altar,
Und bringet lautlos sonder Sang und Worte,
Zwei weiße Tauben still zum Opfer dar.
Aus ihren Zügen spricht ein ernstes Leiden;
Ein tiefer Schmerz der mit Verzweiflung ringt;
Der, losgesagt von allen Lebensfreuden,
Den Göttern gern sich selbst zum Opfer bringt.

So bleich und rührend ist sie anzusehen,
Unnennbar Weh erfüllt ihr Wesen ganz,
Die hohe Stirne schmücken Ruhmstrophäen,
Der Musen ewig grüner Lorbeerkranz.
Doch horch! sie rühret nun die goldnen Saiten,
Und macht in Tönen ihren Schmerzen Luft;
Die Worte, die von ihren Lippen gleiten,
Sie steigen himmelan wie Weihrauchduft.

"Erhabne Göttin, sieh auf meine Schmerzen,
Der Pfeil der sich in meine Brust gesenkt,
Er wühlet tödtlich fort in meinem Herzen,
Du selber hast ihn ja mit Gift getränkt.
Warum, allmächt'ge Mutter süßer Liebe,
Die Lust und Qual den Erdenkindern beut,
Warum gabst du mir diese Flammentriebe,
Und dem Geliebten Unempfindlichkeit?

Des Geistes Kräfte hat mir der zerrüttet
Deß Bild den Trost des Schlummers von mir jagt
Ach! ihn hast du mit Reizen überschüttet,
Und mir ward des Gefallens Gunst versagt.
Seit ich ihn sah ward ich des Kummers Beute,
Die Musen seh'n mich ihren Tempel flieh'n,
Und alle Kränze die der Ruhm mir weihte;
Gern leg' ich sie zu deinen Füßen hin."

Da rollte fern wie in verhallnem Grimme,
Ein Donnerschlag, als spräch' er laut ihr Hohn,
Und des Orakels heil'ge Götterstimme
Verkündete mit dumpfem Schauerton:
"Wer Heilung sucht für heil'ger Liebe Gluten,
Für hoffnungsloser Sehnsucht stille Pein,
Der kühle sie in den leukad'schen Fluten,
Denn wahre Liebe stirbt im Tod allein."

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 116-117)
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Lappländisches Lied

Wer leiht nicht gern ein offnes Ohr den Worten
Der Jünglinge so flatterhaft gesinnt?
Der Eine sagt dir: Auf des Eises Spiegel
Entflieht dein Schlitten leichter als der Wind.
Des Vogels Spur hab' ich im Schnee gefunden
In weißer Fläche suchte sie mein Blick -
Du kamst ihm nach, allein dein zartes Füßchen
Ließ keine Zeichen auf dem Pfad zurück.

Ein andrer spricht: Es flattern deine Haare
Wie leichte Nebeldünste durch die Luft,
Die sich erheben aus dem Schoos der Erde
Und sich vermischen mit dem Blumenduft.
Ein dritter schwört: Die Nägel deiner Hände
Sind glänzend wie geschliffner Kieselstein;
Roth wie Korallen schimmern deine Lippen,
Und deine Zähne sind wie Elfenbein.

Die Nebeldünste werden sich verziehen,
Der Schnee zerrinnt zu Wasser hell und klar,
Korallen werden ihren Glanz verlieren,
Und auch der Schlitten wird einst unbrauchbar.
Wer wird alsdann noch deine Schönheit rühmen?
O! glaube, nur mein treues Herz allein.
Ich werde dich in jedem Alter lieben,
Und es zu sagen unermüdlich sein.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 120)
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Namenloses Gefühl

Liebe kann nimmer ich es,
auch Freundschaft nicht kann ich es nennen,
Jenes erhabne Gefühl,
welches mein Herz für Dich nährt.
Himmlischen Ursprungs ist es,
geläutert im Feuer der Schmerzen,
Und die Gedanken an Dich,
sie sind mir Gedanken an Gott.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 121)
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Lyda's Selbstbesiegung

Sehnsucht, Hoffnung, ach! warum betrogen
Eure Bilder mein verlangend Herz?
Weh! die Liebe ist ja nur ein Wogen
Zwischen Himmelslust und Höllenschmerz.
Heut bestreut sie unsern Pfad mit Rosen,
Und der West haucht aus der Blumen Duft;
Morgen soll der Zephyr wieder kosen,
Aber Donnerton erfüllt die Luft.
Was dich gestern noch so froh bethöret,
Deiner Hoffnung frühlingsgrünes Laub,
Deine Blüthen hat der Wurm verzehret,
Welk, zertreten liegen sie im Staub.
Ach! und dennoch, Qualgesetz der Liebe!
Ewig, wie zum Pole der Magnet,
Ziehen alle meine Lebenstriebe
Mich zu Dir, ob's rauh aus Norden weht,
Ob des Westes Flügel mich umfächeln,
Ist von Dir ein warmer Druck der Hand,
Ein verstohlner Blick, ein süßes Lächeln,
Mir des stillen Glückes Unterpfand.
Deine Launen hab' ich oft empfunden,
Büßte schuldlos Deines Unmuths Schuld!
Doch des Herzens tiefe Schmerzenswunden
Trag' ich ja mit freundlicher Geduld.
Drum wie auch des Schicksals Loose fallen,
Ist mir Glück noch, ist mir Leid beschert,
Bist Du doch der Liebste mir von Allen,
Nie verkenn' ich Deinen wahren Werth.
Wird uns auch die Zukunft nie vereinen,
Werd' ich nie durch heil'ge Bande Dein,
Will ich lieber ewig um Dich weinen,
Als mit einem Andern glücklich sein.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 123-124)
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Nutzloser Kampf
Nach dem Französischen

Du willst es so, ich soll dich meiden,
Verlassen dich, mein süßes Glück!
Vor Tagesanbruch von dir scheiden
Und flieh'n auf ewig deinen Blick.
Doch sieh, schon sinkt auf Hain und Garten
Aurorens bleiches Dämmerlicht -
Drum laß mich nur den Tag erwarten,
Dann folg' ich dem Gebot der Pflicht.

Der Tag bricht an; - wie zaubrisch glühet
Die Ros' im thauigten Gefild.
Sie ist so schön wie du erblühet,
Sie zeigt mir dein geliebtes Bild.
Wie könnt' ich jetzt von hinnen eilen,
Ich sehe dich ja doppelt hier! -
Ach! laß mich bis zum Abend weilen,
Und willig scheid' ich dann von dir.

Der Abend naht, ringsum wird's düster,
Im Walde wird das Echo wach,
Und tönt mit geistigem Geflüster
Mir deinen süßen Namen nach.
Jetzt kannst du mich nicht von dir treiben,
Jetzt ist's unmöglich, spricht mein Herz. -
Ach! laß mich bis zur Nacht nur bleiben,
Dann trenn' ich mich mit blut'gem Schmerz.

Jetzt ist es Nacht! - ich kann nicht gehen,
Die Traumwelt zeigt mir sel'ge Lust,
Sie hebt mich zu des Himmels Höhen,
Legt liebend dich an meine Brust.
Erst wenn im Dunkel der Cypressen
Im Staube ruht des Wallers Stab,
Dann werd' ich dich vielleicht vergessen -
Drum laß mich warten bis zum Grab.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 124-125)
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Asta's Einsamkeit der Seele

Du Paradies der holden Jugendträume,
Wo flohst du hin? kehrst du nicht mehr zurück?
In welchen schönern Himmels fremde Räume
Verbargst du dich vor meinem Sehnsuchtsblick?
Was soll ich noch im dumpfen Leben wandeln?
Für mich ist ja die Erde todt und leer;
Für was soll ich noch wirken, dulden handeln?
Mein armes Herz hat keine Heimat mehr.

Ein schöner Wahn hat mir einst Glück gegeben,
Die Liebe hob und stärkte meinen Muth!
Ich nährte sie mit meinem innern Leben,
Mit meinem Geiste schürt' ich ihre Glut.
So brannte sie als wie Vestalenfeuer
Im Tempel einer unentweihten Brust;
Die Tugend war mir im Geliebten theuer,
Und seines Werthes war ich stolz bewußt.

Der Traum ist aus; der Schmerz den ich gelitten
Erstickte nun des Wahnes letzte Glut.
"In meines Lebens Pulse ward geschnitten,
Und heiße Thränen sprangen auf statt Blut." *
Das Herz ist öd, das Leben ist zertrümmert,
Getrübt der Blick der sonst so hell und klar -
Und jener Stern der mir so hell geschimmert,
Kann ich dafür, daß er ein Irrlicht war?

Verbleicht ist meines Lebens Morgenröthe
Seit ich des Truges Hülle kühn zerriß;
Nur Trauertöne haucht die Abendflöte
In meiner Zukunft todte Finsterniß.
Der Anker brach der meine Hoffnung stützte,
Zu Wermuth ward der süße Freudenwein,
Der Glaube sank, der meine Liebe schützte,
Auf mich verwiesen, steh' ich nun allein.

* Worte Jean Paul's

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 149-150)
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Wechselseitiges Erkennen

Glaube, es giebt ein Moment in dem sich die Seelen erkennen
Welche ein gleiches Gefühl schon vor dem Werden verband.
Lange, ach! suchten sie sich in nimmer erlöschender Sehnsucht,
Bis sie durch Schmerzen hindurch fanden das glückliche Ziel!
Liebe des Urquells erstrahlt im Blicke der freudig Erkannten,
Ach! und ein solcher Moment wiegt die Vergangenheit auf.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 153)
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Mein Fühlen und Denken

Am Himmel meiner Nacht
So wolkengrau und trübe,
Bist du in stummer Pracht
Der Abendstern der Liebe.

Die himmlisch-süße Glut
Das treu verschwiegne Sehnen,
Nähr' ich mit meinem Blut
Und sanften Wonnethränen.

Du lebst im Herzensraum,
Und auf daß ich nicht wanke,
Bist du im Schlaf mein Traum,
Im Wachen mein Gedanke.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 157)
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Liebeszauber
An Emilie

Was Liebe sei, soll ich Dir sagen?
Bald ist es Jubeln, bald ist's Klagen,
Wie Honig süß, wie Galle bitter,
Oft Zephirhauch, und oft Gewitter.

Der ersten Liebe süßes Sehnen
Gleicht dem geheimnißvollen Tönen
Der Memnonssäule, wenn Aurore
Dem Phöbos weicht am Himmelsthore.

Sie flötet süß wie Philomele,
Sie ist die Sonne unsrer Seele;
Vermag sie in Dein Herz zu dringen,
Dann übet Psyche frei die Schwingen.

In Tugend wandelt sie die Mängel,
Sie stellt den Menschen zu dem Engel,
Und selbst des Lebens bange Leiden
Verkehret sie in Himmelsfreuden.

Doch wurdest Du mit Heucheltriebe
Belohnt für Deine reiche Liebe,
Dann wandeln sich in Höllenflammen
Die Gluten, die vom Himmel stammen.

Es nagen ihre Folterschmerzen
Mit Schlangenzähnen Dir am Herzen,
Nur Dornen blieben von den Rosen,
Und von dem Glück bist Du verstoßen.

Du wandelst fern vom Freudenschimmer
Gleich einem Geiste unter Trümmer
Der eingestürzten Tempelhallen
Woraus nur Deine Seufzer schallen.

In Schutt vermodern die Altäre
Der Liebe, Deine heiße Zähre
Fällt in den Staub, doch neues Leben
Kann selbst Dein heil'ger Schmerz nicht geben.

Nur einmal zünden jene Funken
Die von dem Himmel selbst gesunken,
Die nicht zum zweitenmal erstehen,
Wenn gift'ge Winde sie verwehen.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 158-159)
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Glück der Liebe
An den Verlobten

Theilst Du das süße, das sel'ge Entzücken,
Das mir der Himmel so huldvoll geschenkt,
Wenn unsre Hände sich finden, sich drücken,
Liebend mein Aug' an dem Deinigen hängt?
Traurig entschwanden mir ehe die Tage,
Hatte ja damals nicht Liebe gekannt;
Doch nun versiechet sind Thränen und Klage,
Seit ich, Geliebter, im Leben Dich fand.

Wonne des Himmels, daß ich Dich gefunden!
Heil der verhüllten, der göttlichen Macht,
Die uns auf ewig in Liebe verbunden
Bis zu des Todes umschleiernden Nacht.
Tausch' nicht mein Loos mit dem König der Welten,
Trifft auch ein Weh einst die bebende Brust,
Wird Deine Liebe mir reichlich vergelten;
Dann hallt die Luft von dem Jauchzen der Lust.

O! mein Gebieter, Du Fürst meines Lebens,
Dir schlägt mein treues, mein sehnendes Herz;
Du bist mein Heil, meine Wonne! vergebens
Winket die Welt mir mit Freuden und Scherz.
Mögen auch ringsum die Wolken sich trüben,
Sinket die Sonne dann sterbenden Blick's,
Ist mir von allem Dein Herz nur geblieben,
Trotz' ich den wankenden Launen des Glück's.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 159-160)
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Verlorenes Leben

Denn was der Mensch in seinen Erdeschranken
Von hohem Glück mit Götternamen nennt,
Die Harmonie der Treue, die kein Wanken,
Der Freundschaft, die nicht Zweifelsorge kennt,
Das Licht, das Weisen nur zu einsamen Gedanken,
Das Dichtern nur in schönen Bildern brennt,
Das hatt' ich all in meinen besten Stunden
In ihm erkannt, und es für mich gefunden.
Göthe

Die Augenblicke wo ich Dich nicht sehe
Sind mir verlor'n, ich zähle nur das Leben
Nach jenen Stunden die in Deiner Nähe
Gleich süßen Träumen, pfeilgeschwind entschweben;
Mein übrig Sein ist nur ein Vegetiren
Der Pflanze gleich, ohn' seliges Empfinden;
Was könnt' ich denn gewinnen und verlieren
An Tagen die mir ohne Dich entschwinden?
Mein süßer Freund, kannst Du das Räthsel lösen,
Das mich an Dich mit Zauberketten bindet?
Mir ist als wär' ich immer Dein gewesen,
Und wo die Seele sich zur Seele findet,
Erklingen abgerissene Akkorde
Aus jenen ew'gen Himmelsharmonien,
Und Engelsstimmen singen leise Worte
Die uns zu unsichtbaren Welten ziehen.
Sei nur als Freund in Treue mir ergeben,
Und innig wie ich Dich im Herzen trage,
So weih' ich Dir mein Handeln und mein Leben.
Du bist das Licht, die Sonne meiner Tage,
Der Angelstern, um den sich die Gedanken
Im Wirbelkreise wiederkehrend drehen;
In meinem Fühlen kann ich nimmer wanken,
Du wirst mich nimmer unbeständig sehen,
Und keine Zeit wird jene Gluten kühlen,
Die still und heilig wie ein magisch Feuer,
In blau und rothen Flammenzungen spielen,
Du bleibst der Freundin unverändert theuer.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 160-161)
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Tiefes Gefühl

I.
Der Frühling grüßt die neubegrünten Auen,
Im dunkeln Laube blüht das Veilchen wieder,
Bald tönen Philomelens süße Lieder,
Bald werden wir die stolze Rose schauen.

An deiner Seite wandl' ich auf und nieder,
Umfange dich mit schweigendem Vertrauen;
Vor böser Zukunft wird mir nimmer grauen,
Nur Freude netzet mir die Augenlieder.

Wie ist's seit kurzem anders doch geworden,
Die Lyra hallte nur von Klagakkorden
Und jetzo singet sie der Liebe Glück.

Mir ist ein neues Leben aufgegangen,
Und mit des Herzens seligstem Verlangen
Häng' ich beglückt an deinem Feuerblick.


II.
O! könntest du's nur einmal so recht denken,
Begreifen ganz mein seliges Empfinden -
Ich möchte dich mit ew'gen Ketten binden
Und gleich dem Pelikan mit Blute tränken.

O! könnt' ich für mein Sehnen Worte finden,
Und diese tief dir in die Seele senken;
Ich möchte dir mein Leben freudig schenken,
Kann nur mein Arm im Todte dich umwinden.

Nur dich trag' ich im innersten Gemüthe,
Nur dein bin ich, bin dir auf immer eigen,
Dich tauscht' ich selbst um einen Himmel nicht.

Wie treu ich liebe soll die Zukunft zeigen,
Mich hält die starke Fessel deiner Güte,
Bis einst die Parze meinen Faden bricht.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 164-165)
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Es kann nicht sein

Oft batst du mich ein Lied zu singen,
Ein Wort zu dichten, batst du mich;
Doch will nicht Ton, nicht Vers gelingen
Wenn deine Arme mich umschlingen,
Es schaut mein Auge dann nur dich.

Wie könnt' ich dann noch Worte finden
Um mehr zu sagen als: nur dein!
Wenn deine Blicke mich entzünden,
Mir dringen in der Seele Gründen,
Kann ich nur stumm und selig sein.

Ja, weil' ich nur in deiner Nähe,
Wird Ton und Wort schnell zum Gefühl;
Doch wenn ich wieder von dir gehe,
Durchdringt den Busen Leid und Wehe,
Ich bin erneuter Sehnsucht Spiel.

Wenn ich mich so im Stillen quäle,
Dann freuet mich kein Blumenduft,
Mich lockt nicht Lerch' und Philomele,
Es macht die lieberfüllte Seele
Sich dann in Wort und Tönen Luft.

Im Lied ergießt sich dann mein Sehnen
Und Lust und Schmerz; - und öfters bricht
Mir unbewußt das Aug' in Thränen;
Mein Innres giebt sich kund in Tönen
Und das Gefühl wird zum Gedicht.

Wohl mag mir manches Lied gelingen,
Doch sing' und dicht' ich nur allein;
Wenn deine Arme mich umschlingen,
Kann ich nicht dichten, kann nicht singen,
Dann spricht das Herz: es kann nicht sein!

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 167-168)
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Geist, Herz, Seele
An den Verlobten

O Thoren, die nach anderm Glücke rennen
Zwei Herzen die sich finden und erkennen,
Vier Lippen an einander festgesogen,
Vier Arme die sich wonnevoll umstricken,
Was anders braucht's zum seligsten Entzücken?
Zedlitz

Klar, wie eines Stromes Spiegel,
Duftig wie ein Blumenhügel,
Reich an bunter Farbenpracht,
Glänzend wie ein Stern der Nacht,
Hold wie Nachtigallgeflöte
Das in stiller Abendröthe
Sanft das Glück der Liebe preißt,
Ist Dein Geist! -
Einem Schachte gleicht Dein Herz,
Angefüllt mit edelm Erz,
Reichen schimmernden Metallen
Und dem Glanze der Crystallen. -
Deine Lieb' ist reines Gold -
Wohl dem Mädchen, dem Du hold!
Fühlst so schön, Du denkst so klar,
Handelst gut und sprichst so wahr! -
Und an allen diesen Schätzen
Darf ich immer mich ergötzen,
Fest mit Dir vereinigt sein!
Ja, das höchste Glück ist mein,
Denn was gleichet dem Juwele
Deiner Seele?

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 168-169)
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Schön und gut

Wenn ich nicht Amor's Mutter gleiche
So trübte dieß nie meinen Muth,
Denn ohn' Erröthen darf ich sagen,
Ich bin nicht schön, doch bin ich gut.

Bin ohne Falsch und bin nicht eitel,
Doch kleid' ich gern mit Sorgfalt mich,
Und möcht' ich jener Göttin gleichen
So wünsch' ich's wahrlich nur für Dich.

Und täglich will ich besser werden
Will sanft und treu, geduldig sein;
Die Schönheit ist von kurzer Dauer,
Doch Güte bleibet ewig mein.

Ich bin nicht reich an ird'schen Gütern,
Und reicher doch als alle Welt,
Weil fest in treuer Lieb' verbunden
Dein Herz an meinem Herzen hält.
Mainz 1835

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 171)
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Heliotrop

Die Blume sucht der Sonne goldnen Schimmer,
Sie trinkt mit Lust das reine Strahlenlicht,
Sie trauert still, läßt den Geliebten nimmer,
Ihr Auge hängt an seinem Angesicht.

Wenn Helios den goldnen Wagen lenket,
Dann folgen ihre Blicke seiner Bahn,
Bis er sich tief und tiefer niedersenket,
Und untergeht im weiten Ozean.

Sie harret dann in unerfülltem Sehnen
So lang Selene sich hernieder neigt,
Bis endlich Memnons Säulen wieder tönen,
Und sich am Horizont Aurora zeigt.

Sie ist ein Bild der stillen frommen Treue,
Und keine Blume duftet süß für sie. -
Drum, da ich dir jetzt ihre Blüthen weihe,
So kündet dies: von dir wend' ich mich nie.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 171-172)
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Alles in Dir
An den Verlobten

Wie Mumien in Katakomben schlummern,
So schlummerte Dein Bild in meiner Brust;
Des Lebens bin ich mir erst froh bewußt,
Seitdem ich, o Geliebter! Dein mich nenne,
Seitdem ich Dir in heil'ger Liebe brenne.
Gleich Herculanum war mein Glück versunken,
Mit Schutt bedeckt; allein was ich verlor,
Das riefst Du schöner, herrlicher hervor,
Und von Entzücken ward die Seele trunken,
Begeistert durch den heil'gen Himmelsfunken.
Du bist mir Alles, bist mir meine Welt!
Das Rettungsbrett, das in dem Lebenssturme
Mit letzter Kraft die Hand umklammert hält,
Der Sonnenstrahl, der meines Daseins Düster
Mit seinem milden schönen Licht verklärt;
Ein Ton, der mit harmonischem Geflüster
Durch meines Lebens Harfe fährt.
Du bist der Traum der meine Nacht verschönet,
Du bist das Ziel das meine Wünsche krönet,
Dein Lächeln senket Himmelsfreuden
Mir in das Herz, das Dir allein nur schlägt;
Dein holder Blick verscheuchet schnell die Leiden
Die fremde Mißgunst oft in mir erregt.
Ich habe ja nur Dich, nur Dich allein,
Von allen Gütern bliebest Du nur mein!
Der letzte Ring von der zerbrochnen Kette,
Der letzte blaue Punkt am Horizont,
Der letzte Stern wo meine Hoffnung wohnt,
Die einz'ge Zuflucht wo des Lebens Ruh
Ich finden kann, die ist Dein Herz, bist Du!
Du bist mir Alles, bist mir Leid und Wonne,
Du bist das Wesen das mich glücklich macht,
Du bist mein Licht, mein Frühling, meine Sonne,
Mein Tag und meine Nacht!
Du bist der Spiegel in dem meine Seele
Sich wiederspiegelt, bist das schöne Loos
Das ich erstrebe, das ich frei erwähle,
Gewiß, mein Glück ist neidenswerth und groß.
Du bist ein Strahl von der Glückseligkeit,
Die beßre Hälft' von meinem eignen Wesen,
Für mich zum Trost, zum reinsten Glück erlesen,
Mein ganzes Leben ist nur dir geweiht.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 176-177)
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Liese

Ein Wäldchen grenzt an unsern Garten,
Da singt die Nachtigall ihr Lied,
Sie klagt in ihren weichsten Tönen:
Für Liebende kein Glück erblüht!

Ein Quell entspringt im Waldesschatten,
Da schnitten wir in einen Baum,
Verschlungen unsre beiden Namen,
In seiner zarten Rinde Raum.

Noch springt die Quell, noch grünt die Buche,
Allein zerstöret hat die Zeit
Auf ihrer Rinde unsre Namen. -
Im Herzen leben sie noch heut.

Ach! Liebesweh ist tiefes Leiden
Woran das arme Herz oft bricht;
Das beste Kraut in Wald und Wiese,
Es heilet Liebesweh doch nicht.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 177)
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Die Braut an den Verlobten

Entzückend wie ein himmlischer Akkord,
Süß wie die eben aufgeblühte Blume,
So lebt zu Dir die Liebe fort und fort
In meines Herzens innerm Heiligthume.
Du bist so gut, ich ehre Dich so sehr,
Dir ist mein Glück, mein Hoffen und mein Leben
Ganz unbedingt, ohn' Rückhalt hingegeben.
Ich will nur Dich! was gäb's für mich auch mehr?
Nur einen Theil von Deinem schönen Herzen,
O, das genügt zu meinem Erdenglück!
Ein Blick von Dir, verscheuchet Gram und Schmerzen,
Ein Wort ruft die entfloh'ne Freud' zurück.
Ja, mein Empfinden adelt die Gedanken,
Erhebt die Seele, spricht den Leiden Hohn;
Es bleibt sich gleich, kann nie und nimmer wanken,
Denn meine Lieb' ist mir Religion.
Mein Gott ist der Geliebte, meine Treue
Der stille Gottesdienst den ich ihm weihe.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 178)
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Verschloßner Schmerz

Ach! das Herz ist todteswund,
Aber dennoch kann's nicht sterben;
Nimmer wird es mehr gesund,
Muß in seinem Weh verderben.

Aussen schloß die Wunde sich
Die kein Balsam jemals heilet,
Doch sie blutet innerlich,
Bis die letzte Kraft enteilet.

Seine Wünsche sind verdorrt,
Keine Hoffnung kann es laben,
Seine Freuden all' sind fort,
Gerne möcht' ich es begraben.

Aber ach! es stirbt ja nicht! -
Dennoch soll es nie verkünden
Was so laut und schmerzlich spricht,
Tief in den geheimsten Gründen.

Und kein zweites theures Herz
Werde ja durch es gefährdet;
Schweigend trag' es seinen Schmerz,
Bis es sich zu Stein verhärtet.
Mainz 1836

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 178-179)
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Erste und zweite Liebe
Er an Sie

In meines Lenzes ersten Blüthentagen
Sucht' ich der Liebe reines Himmelslicht!
Ich fühlte bald des Busens höhres Schlagen,
Ich fand ein Herz - allein die Liebe nicht.
Die Sehnsucht die in ihrer Wahl sich irrte,
Sah ein daß sie das höchste Glück entbehrt -
Es war die Ahnung wie ich lieben würde,
Doch Du allein hast lieben mich gelehrt.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 182)
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Des Mädchens Leid

Einst blühten tausend Blumen schön
In ihrem frohen Herzen,
Doch Stürme haben sie geknickt,
S' ist aus mit Lust und Scherzen.

Die Blumen waren ihr Gefühl,
Das ihn geliebt, vergöttert;
Doch seine Launen sind der Sturm
Der sie zu früh entblättert.

O, wüßt' er doch, wie gar so sehr
Er ihre Tage trübet!
Es ist ein wahrer Seelenmord
Den er an ihr verübet.

Und doch liebt sie ihn heiß und treu,
Ist gleich ihr Schmerz unsäglich; -
Und wenn der Gram ein Herz zerbricht,
So ist das ganz alltäglich.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 186)
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Letzte Liebe

Erste Liebe giebt uns erst die Seele,
Schaffet in uns eine innre Welt.
Alles wird im Herzen edler, freier,
Sie erleuchtet es als wie das Feuer
Das die Morgendämmerung erhellt.

Zweite Liebe wallet kühn und mächtig
In dem Herzen das sich ihr geweiht;
Gleich dem Blitze will sie überraschen;
Trifft und zündet und versengt zu Aschen
Wie die Sonne um die Mittagszeit.

Fernes Echo einer theuern Stimme
Die im letzten Lebewohl verweht,
Stirbt die letzte Liebe mit dem Leben,
Gleichend jenen Flammen die entschweben
Wenn die Sonn' im Meere untergeht.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 201)
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Was man liebt

Ganz jung noch, will das Herz auch seine Freuden finden,
Man liebt dann Blumenkränze in dem Feld zu winden,
Und der Cyanen Pracht im blonden Aehrengold!
Man liebt den gelben Kelch der blauen Glockenblume,
Und auch der Lerche Lied zu ihres Schöpfers Ruhme,
Den Donner selbst der über unserm Haupte rollt.
Dann liebt man auch der Nachtigall Geflöte,
Den Sonnenaufgang und die Abendröthe,
Die Knospe die dem jungen Laub entsprießt;
Man liebt des Mondes sanfte Silberstrahlen,
Die Sterne die sich in den Fluten malen,
Den Bach im Thal, der über Kieseln fließt.

Dann kommt das Alter wo in Lieb' zwei Herzen schlagen,
Mit seinen langen Küssen und den süßen Klagen,
Der köstlichste, doch ach! ein ephemerer Schatz!
Das Alter wo mit Wollust wir das Glück genießen,
Wo noch bei Liebesschwüren Freudenthränen fließen,
Es schwindet nur zu bald und macht dem Kummer Platz.
Doch liebt man noch der Nachtigall Geflöte,
Den Sonnenaufgang und die Abendröthe,
Die Knospe die dem jungen Laub entsprießt,
Und auch des Mondes sanfte Silberstrahlen,
Die Sterne die sich in den Fluten malen,
Den Bach im Thal, der über Kieseln fließt.

Dann kommt die Zeit des Unglücks und der bittern Leiden,
Wo sich aus einer Qual uns tausende bereiten,
Wo man in Thränen lebt, in Furcht und Hoffen schwankt.
Wo stürmische Gefühle uns die Seele preßen,
Wo man Betäubung sucht um Schmerzen zu vergessen,
Und dennoch vor dem Tod und vor dem Grabe bangt.
Auch da liebt man der Nachtigall Geflöte,
Den Sonnenaufgang und die Abendröthe,
Die Knospe die dem jungen Laub entsprießt,
Und auch des Mondes sanfte Silberstrahlen,
Die Sterne die sich in den Fluten malen,
Den Bach im Thal, der über Kieseln fließt.

Dann kommt die Zeit wo uns die weißen Haare sagen,
Jetzt ist der Winter da, jetzt wisse zu ertragen,
Daß deine Lebensfreuden abgestorben sind.
Dann schwingt die Seele sich durch Liebe, Leid und Klagen,
Zu den Erinnerungen aus unsern Jugendtagen,
Der Mensch wird dann am Grab noch einmal wieder Kind,
Und liebt wie sonst der Nachtigall Geflöte,
Den Sonnenaufgang und die Abendröthe,
Die Knospe die dem jungen Laub entsprießt,
Er liebt des Mondes sanfte Silberstrahlen,
Die Sterne die sich in den Fluten malen,
Den Bach im Thal, der über Kieseln fließt.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 201-202)
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Das Frauenherz

Nicht reinres giebt es als der Frauen Herz,
Mit Engelsmilde dienen sie dem Mann,
Und tragen gern allein den Theil der Schmerzen,
Den dieser nicht wie sie ertragen kann.
Sie saugen Freude nur aus seinen Freuden,
Ist er beglückt, so ist ihr Schmerz verweht,
Und willig leeren sie den Kelch der Leiden,
Der an des Mannes Mund vorüber geht.
Wo sie ein ruhig glücklich Loos erharrten,
Wird oft ihr Leben ohne eigne Schuld,
Zur Todesangst in dem Olivengarten,
Doch tragen sie's mit Lieb' und mit Geduld.
Und jede Schattenseit' in ihrem Leben,
Gab nicht der Wille, gab ihr nicht Natur,
Des Mannes Falschheit hat sie ihr gegeben.
Er führte sie auf der Verderbniß Spur.
Drum wird euch einst ein Engel Kränze winden,
Ihr armen Frauen, giebt's ein Paradies.
So werdet ihr den besten Platz dort finden,
So ist euch eures Gottes Huld gewiß.
Und sind die Todten aus dem Grab gestiegen,
Und wenn der Engel dann die Waag' erfaßt,
So werden Männerfehler schwerer wiegen
Als eure ganze Sündenlast.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 203)
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Stammbuch-Blatt für Johanna

Wie heißt wohl das Gefühl, der Reiz sich anzuhören
Der uns das Glück oft zeigt und schnell es zu zerstören,
Und das man niemals mehr vergißt?
Das heißer brennt als aller Freundschaft Gluten,
Und doch nicht Liebe ist?

Anziehungskraft der Herzen, möcht' ich's nennen,
Die sich im raschen Fluge sehen und erkennen,
Von einem flücht'gen Blick erspäht;
Die in den Worten einer fremden Sprache,
Derselbe Ton verräth.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 206-207)
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Der Gatte an die zweite Gattin

O ja, ich denk' an sie mit Lust,
Ich wein' um sie gerechte Thränen,
Doch lebst auch du in meiner Brust,
Doch gilt auch dir des Herzens Sehnen.
Sie war für mich ein heller Stern,
Ich fand mein Glück in ihrer Nähe
Doch faßt mich Trauer, bist du fern,
Doch werd' ich froh, wenn ich dich sehe.

Ihr sanftes Lächeln war so lieb;
Auch deine Stimme muß ich lieben;
Was ihre Feder niederschrieb,
Find' ich in deinem Aug' geschrieben.
Das Haar, das ihr die Stirn umwand
War für mich süße Augenweide,
Doch spielt auch freundlich meine Hand
Mit deiner Locken blonder Seide.

Oft nenn' an ihrem stillen Grab
Ich unwillkührlich deinen Namen.
Drum schwör' die Eifersucht jetzt ab,
Und säe keinen Unkrauts-Samen;
Du bist mein Alles auf der Welt,
Dir hab' ich Herz und Lieb' gegeben,
Doch sie lebt mir im Himmelszelt,
Laß sie auch im Gedächtniß leben.

aus: Herbstrosen in Poesie und Prosa
von Kathinka Zitz
Mainz 1846 (S. 217)
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Die Liebe

Ein Hirte
Wohl ist die Lieb' des Lebens schöner Baum,
Sein Wipfel die Krone der Freude,
Durch hohen reinen Himmelsraum
Hinaufgewölbt im grünen Hoffnungskleide.
Die Luft und der Druck des Seyns ist der Stamm,
Die Wurzeln sind Bürgen der Dauer,
Die Blüth' und die Frucht mischt sich wundersam,
In Lust ist Wehmuth und in Freude Trauer.


Chor
Wir kennen ihre Lust voll Pein,
Wir kennen ihre Süße in Schmerzen,
Und wollen mit freudigem Herzen
Uns ihrem süßen Joche weihn.


Eine Schäferin
Wohl ist die Lieb' von Gott wie Feuer und Licht,
Was seine Hand beweget, was sein Wille spricht,
Was er in's Herz der Erstgeschaffenen tauchte,
Das freundliche Wunder, das er verhauchte,
Die Liebe war es, die Weisheit nicht.
Die erste Liebe der Erstgeliebten war mächtig,
Der Opfer fähig, jedoch nicht klug und wohlbedächtig,
Gehorsam dem zauberischen Triebe,
War Pflicht und Tugend der ersten Liebe.


Chor der Schäferinnen
Aus jener Rippe, die des Herzens heißem Schlag,
Die seiner werdenden Liebe am nächsten lag,
Hat das erste Weib sein Dasein gefunden,
Und hält darum liebend das Herz umwunden.


Ein Hirte
Wer weiß, wie der Wind sich bewegt,
Wie Fluten er bindet und trägt?
Wer weiß, auf welchen Stützen,
Der Erde Grundpfeiler sitzen,
Auf welchen Vesten sie herrschend ruht?
Wer weiß, wie in Flammen und Blitzen
Zerschmilzt und verzehrt des Feuers Glut?
Von wannen die Nebel, die Donner, die Stürme?
Wie heben zur Luft sich die Wogenthürme?


Eine Schäferin
Ob wir wissen das wohin und woher,
Ob nicht, das kümmert mich eben nicht sehr,
Aber ich sehe und fühle klar
Der Liebe Wunder immerdar.


Ein Hirte
Die Liebe, die sanft sich unsrer bemeistert,
Die uns erwärmt, die uns begeistert,
Die mit Sehnsucht zum Liebsten drängt,
Sie stammt vom Herrn!
Sie ist uns geschenkt,
Wie Sonne, Mond und Stern
Wie Licht und Luft,
Wie Wohlgeschmack und Labeduft,
Sie ist des Himmels Gnadengabe,
Den Sterblichen die beste Habe.


Chor
Die Liebe erscheint im Purpurkleide,
Laßt sie uns gebietend Herrin sein,
Sie wölbt den Wunderkelch der Freude,
Drum wollt ihrer Herrschaft euch weih'n.
(1846)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 14-16)
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Das Sperlingspaar
 
Ein Spätzchen hing mit treuer Liebe
An einem schönen braunen Spatz;
Er hegte gleiche süße Triebe
Und wählt' es aus zu seinem Schatz.
Flog täglich hin zu seiner Trauten,
Bis sie sich ihm zu eigen gab;
Doch als sie noch ihr Nest sich bauten,
Da nahm bei ihm die Lieb' schon ab.
 
Er fliegt allein von Baum zu Baume,
Er flattert lustig weit und breit.
Betrübt ob dem entschwund'nen Traume,
Härmt sie sich still in Einsamkeit.
Statt daß ihn ihre Thränen rühren,
Er nur noch häuf'ger sie verläßt,
Und kehrt, da Andre ihn verführen,
Nur selten noch in's Ehenest.
 
Einst aber, als er nach drei Tagen,
Den Flug zurück nach Haus gewandt,
War er erstaunt, wie nicht zu sagen,
Als er daselbst Gesellschaft fand.
Es waren Freunde hergekommen,
Mit denen er noch nie verkehrt;
Sie waren freundlich aufgenommen
Und schienen seiner Frau sehr werth.
 
Der lockre Zeisig, der Zaunkönig,
Der Wachtelmann thut schön mit ihr,
Der Gimpel schmeichelt ihr nicht wenig,
Der Sprosser pfeift ihr etwas für.
Die Spätzin höret mit Entzücken
Des Finken fröhlichen Gesang,
Auch sieht sie mit vertrauten Blicken
Den Dompfaff an. - Dem Spatz ward bang.
 
Er sah wie Alle ihr hofirten,
Sie nahm die Huldigungen an
Als ob sie ihr mit Recht gebührten. -
Ei, wie verdroß das ihren Mann.
Und doch war sie nicht pflichtvergessen,
War ehrbar und verletzte nie
Die ihm gelobte Treu'. Indessen
Etwas Gefallsucht hatte sie.
 
Sie wollte ja nur lachen, scherzen,
Und mit den Frohen fröhlich sein,
Denn noch nahm ja in ihrem Herzen,
Der Treulose sein Plätzchen ein.
Durch ihre Rechtlichkeit bewahret,
Ward ihm nicht der verdiente Lohn -
Es ward ihm jede Schmach ersparet,
Und er kam mit der Angst davon.
 
Dies wußt' er nicht - drum rief mit Wüthen
Sein Weib er einst, um künftig sich
Die Hausfreunde fein zu verbieten,
Er schalt und tobte fürchterlich,
Flog um sie her in engen Kreisen
Und schwur, den kecken Vogel gleich
Mit seinem Schnabel zu zerreißen,
Der's wagen sollte, sein Bereich.....
 
"Allein plagt mich die Langeweile,"
Fiel ihm die Spätzin in das Wort:
"Bleib du zu Haus bei mir und theile
Mein Loos, ich jag' die Andern fort.
Kehrst du zu deinen Pflichten wieder,
Dann wird auch unsre Eh' gedeih'n,
Und singest du mir deine Lieder,
Dann mag der Fink sich heiser schrei'n.
 
Soll sich des Hauses Glück bewähren,
So einige man Herz und Sinn. -
Um mein Betragen zu erklären,
Gereichen wenig Worte hin.
Ich lebe jetzt als Sperlingsweibchen,
Doch willst du wie der Tauber sein
Ei nun, so werd' ich gleich zum Täubchen,
Und will mein ganzes Herz dir weih'n."
 
Der Spatz nahm sich die Lehr' zu Herzen
Und bat um Gnade. In dem Nest
Fand er sein Glück bei Lust und Schmerzen,
Denn er hält an der Pflicht jetzt fest.
An Seelenwerth sich ebenbürtig,
Schätzt er das Weib, das er erkor. -
Der Spatz ward wieder liebenswürdig,
Die Spätzin liebt ihn wie zuvor.

***
 
Ihr Herrn, als Beispiel anzuführen,
Das Sperlingsmännchen, wag' ich nicht.
Es wird den Sinn euch schwerlich rühren,
Wenn ihr gewichen von der Pflicht.
Wird einer von euch je es wagen,
Wie er zu thun? ... Laut frag' ich an:
"Wer hat den Muth sich zu betragen,
Wie es der brave Spatz gethan?"
 (1848)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 31-34)
_____



Das todte Herz

Was ist für den, der sich um Lieb' bewarb,
Das Leben noch, wenn ihm die Liebe starb?
Was ist das Herz, in stummer Brust erstarrt,
Das hinterlistig hingemordet ward,
In dessen Wunden eine Frevlerhand,
Den Dolch mit Wollust noch herumgewandt,
An dessen Windungen im Todeskampf,
An dessen Zuckungen im Schmerzenskrampf,
Ein Auge sich in wilder Lust ergötzt,
Ein and'res Herz gelabt sich und geletzt? -
Es ist ein Leichnam in dem Grab der Brust,
In dem es still verweset und vermodert,
Doch bleibt es seines Schmerzes sich bewußt,
Der selbst im Tod noch in ihm glüht und lodert.
Es gleicht auch einem unerlösten Geist,
Der nächtlich seufzend um die Stätten kreist,
Wo's ihm erlaubt war, glücklich einst zu sein,
Und die es jetzt gespensterhaft durchschreitet,
Bis es dann wieder der Verdammung Pein
In grauser Höllenfeuerglut erleidet,
Durch alle Ewigkeiten fort und fort. -

Doch könnt' es wiederkehren von dem Ort,
Wo es erträgt so namenlose Plagen,
Könnt' aus dem Grab es wieder aufersteh'n,
So würd' es doch kein Friedenshauch umweh'n,
Denn alle Wundenmale würd' es tragen,
Die ihm die Hand geschlagen,
Aus welcher einst sein sehnendes Verlangen
Gehofft, des Lebens Segen zu empfangen.
Und wär' es auch erlöst aus Höllenpein,
So würd' es ja doch nie mehr fähig sein,
Noch einmal Glück im Leben zu empfinden -
Denn solche Wunden sind nicht zu verbinden,
Kein Wundenbalsam heilet je sie aus,
Drum laß das Herz in seinem stillen Haus
Gestorben sein, gestorben und begraben.
Es sollte ja hienieden,
Statt Glück und Frieden,
Nur Schmerz und Leiden haben.
Nun ruht es unter'm Leichenstein,
Der ist ein ruhig lächelndes Gesicht,
Und wer es sieht, der ahnet nicht,
Was es bedeckt an Schmerz und Pein.
(1850)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 51-52)
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Das Märchen von der Treue

Einst hat er mir liebliche Mährchen erzählt,
Von Liebe, von ewiger Treue;
Er sagte: Dich hab' ich mir einzig erwählt,
Du bist's, der mein Leben ich weihe.

Die Mährchen, die klangen so zauberhaft schön,
Sie führten in himmlische Gärten,
Drin hat ich bei Rosen, bei Nachtigalltön',
Den Liebsten zum Lebensgefährten.

Bald aber verblühten die Rosen am Strauch,
Welk wurden die grünenden Blätter;
Der Nachtigall Lieder verstummten dann auch,
Am Horizont thürmten sich Wetter.

Da stand ich auf spitzigem Felsengeröll,
Gar einsam war's um mich und schaurig.
Laut rief ich: "Wo bist du, mein trauter Gesell?
Komm' hol' mich, es ist hier so traurig.

Komm' führ' mich zurück in das Mährchengefild
Voll lachender Gärten und Auen,
Dort wehen die Lüfte so lieblich und mild,
O laß uns ein Hüttchen dort bauen."

Er aber rief höhnisch von Ferne mir her:
""Wie konntest du Thörichtes glauben?
Die Wirklichkeit hat für kein Mährchen Gewähr,
Sie mußte des Wahns dich berauben.

Was glaubtest du, was doch ein Mährchen nur war,
Das Mährchen von ewiger Treue?
Erzählt hab' ich's Mancher in jeglichem Jahr,
Erzählen noch werd' ich's auf's Neue."" -

Er ging und erzählte sein Mährchen zur Stell',
Er ging und erzählt's aller Orten -
Nun aber ist jener treulose Gesell
Längst selber zum Mährchen geworden.
(1850)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 54-55)
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Wie man sich irren kann


Ich hielt dein Herz einst für ein tiefes Meer,
Auf dessen Grund viel edle Perlen lägen.
Beim Tauchen fand ich alle Muscheln leer,
Scheußlich Gewürm nur that die Tiefe hegen.
Ich fand den Schwertfisch roher Wankellaunen,
Das Molchgezücht der Heuchelei und Lüge -
Entsetzen faßte mich und schmerzlich Staunen,
Ist's möglich, daß die Außenseit' so trüge.

Die Oberfläche war so spiegelglatt,
Die Flut schien mir so durchsichtig und helle,
Sie ließ nicht ahnen was die Tiefe hat,
So manchen Riff, so manche Klippenstelle.
Die Leidenschaften, die dort schrecklich stürmen,
Sind wildverzerrte, scheußliche Gestalten,
Die bald sich flieh'n, bald aufeinander thürmen,
Im steten Kampf als feindliche Gewalten.

Ich hing an einem spitzen Felsenriff,
Vom Wogensturm zerwirbelt und zerschlagen;
Da hat mich einer Welle kühner Griff,
Zur Oberfläche rasch zurückgetragen.
Am Ufer lieg' ich nun mit meinen Wunden,
Und keine Hand kann Balsam für sie pressen,
Denn was ich in der dunkeln Tief' gefunden,
Kann ich im Sonnenlichte nicht vergessen.
(1850)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 56)
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Die Aeolsharfe

Es gleichet das Herz der Aeolsharf',
Es flüstert gar lieblich und klinget,
Wenn süße Erinnrung gleich Windeshauch,
Die belebenden Saiten durchdringet.

Es wehet so klagend wie Geistergruß,
Aus ihrem Getön' und Geflüster,
Wenn Schmerzenserinnerung die Harfe durchrauscht,
Dann klingt es gar traurig und düster.

Doch harmonisch stets tönet der Klang,
Sei es nun in Freud' oder Schmerzen,
Und gerne belauschet mein sehnendes Ohr
Die klingende Harf' in dem Herzen.
(1851)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 61)
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Herzenseinsamkeit

Nicht weil ein dunkles Loos mein Theil geworden,
Lieg' ich des Nachts oft schlaflos auf dem Pfühl;
Es ist nicht Kummer, der mich traurig stimmet,
Nein, der Vereinzlung marterndes Gefühl.

Wenn mild die lauen Abendwinde seufzen
In süßen Symphonien durch den Hain,
Dann seufz' auch ich aus einem andern Tone,
Weil ich verlassen stehe und allein.

Wird dann das Laub, das welk dem Baum entsinket,
Vom Windeshauche in den Strom geweht,
Dann seufz' ich: Wäre ich eines doch der Blätter,
Das in dem Wasserwirbel untergeht.

O Herzenseinsamkeit, wie schwer zu tragen
Sind deine Lasten für ein zärtlich Herz,
Das einst in treuer Liebe hat geschlagen
Und nun vergehen muß in seinem Schmerz'.
(1853)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 108)
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Gretchens wechselnde Stimmungen

Bald bin ich traurig und bald froh,
Und weiß doch nicht warum;
Bald jubl' ich laut vor süßer Lust,
Bald macht der Schmerz mich stumm.
Wenn wehmütig der Glocken Klang
Durch Abendlüfte schwebt,
Dann bin ich traurig-froh zugleich,
Und segne was da lebt.

Ich lache jetzt und bin beglückt,
Doch eh' die Stund' vergeht,
Trifft sich's vielleicht, daß eine Thrän'
Mir in dem Auge steht.
Bald geht es roth, bald geht es schwarz
Mir durch den innern Sinn,
Doch weiß ich nicht, warum ich froh,
Warum ich traurig bin.

Ist's, weil das silberne Gewölk,
Gleich wie das Leben flieht,
Daß es mir schmerzlich durch die Brust,
Wie düstre Ahnung zieht?
Ach nein, ich bin gesund und jung,
Der Tod ist mir noch fern,
Doch hab' ich meine Trauer fast
Wie meine Freud' so gern.

Ist's weil wenn ich dereinsten lieg'
In kalten Grabes-Bann,
Ich Vogelsang und Glockenklang
Dort nicht mehr hören kann?
Ach nein, ich bin im Himmel ja
Alsdann bei Gott dem Herrn,
Und höre Sphärenmusik dort
Auf einem goldnen Stern.

Oft ist das Herz mir übervoll,
Dann wieder öd und leer,
Verzeih' mir Gott, es ist mir oft
Als ob behext ich wär.
Ist Heinrich da, so bin ich froh,
Und traurig, wenn er geht -
Was ist es nur, das mir den Sinn
So wechselhaft verdreht?
(1853)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 109-110)
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Der Bräutigam an die verstorbene Braut

Wie, seh ich recht - du stehst an meinem Lager,
Die Stirn vom aufgelösten Haar umwallt;
Dein Angesicht ist grabesbleich und hager,
Die Lippe blutlos, und der Blick ist kalt.
Kommst du vielleicht um endlich mich zu rufen
In jenes Reich, wo ew'ge Sonne scheint,
Auf daß wir vor des Gottesthrones Stufen
Auf immer sind in treuer Lieb vereint?
Du schüttelst stumm das Haupt - wie, du verschwindest? -
Ist die ersehnte Stunde noch nicht da,
In welcher du mich deiner würdig findest,
In der ich dir auf ewig wieder nah?
Mein heil'ges Mädchen, meine Schmerzgedanken
Verweilen bei dir in der stillen Gruft,
Wenn unterm Windhauch Nachts die Bäume wanken,
Und schaurig-hohl die Eul' im Walde ruft.
Mir ward dein Grab zum Strande der Verheißung,
Mich täuscht kein Wahn, mein Hoffen ist nicht leer,
Es giebt für uns ein seel'ges Wiedersehen,
Und keine Trennung scheidet uns dann mehr.
(1853)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 113-114)
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Zum Lob meiner Dame
Von dem Earl von Surrey 1546

Macht Platz, ihr Damen, die ihr gerne
Mit eignem Lobe euch bezahlt,
Denn hier kommt eine, die euch alle
An hehrer Schönheit überstrahlt.

Das Glanzgefunkel ihrer Blicke
Verdunkelt jeden Edelstein,
Um immerdar darin zu lesen,
Sind es die liebsten Bücher mein.

Aus jedem ihrer Cristallaugen
Ein nackter Knabe schelmisch blickt,
Der seine Pfeile auf die Herzen,
Mit einem Freudenlächeln zückt.

Natur hat gleich die Form gebrochen,
Worin sie ihre Huldgestalt
Gebildet, die die Herrschaft führet
Mit zauberischer Allgewalt.

Dem Phönix ist sie zu vergleichen,
Der einzig ist in seiner Art,
Und dessen Gleichen nie gefunden
Von einem Menschenkinde ward.

An Keuschheit gleichet sie der Diane,
An Wahrheitslieb' Penelopen.
Daß Wort und That sich widersprechen,
Wer hat das je bei ihr geseh'n.

Wenn man die ganze Welt durchsuchet,
Würd' Aehrliches nicht aufgebracht.
Gleich einem Stern strahlt ihre Schönheit
Weit durch die frost'ge Winternacht.
(1853)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 132-133)
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William und Margaret
Nach dem Englischen von David Mallet 1731

Es war um die düstre Mitternachtstund'
Als leise im Sterbegewand
Der Geist Margarets dem Grabe entglitt
Und plötzlich vor William stand.

Ihr Antlitz glich einem Tag im April,
Den Wintergewölbe umgraut,
Und eiskalt war ihre Lilienhand,
Als wär sie von Nebeln bethaut.

So zeigt sich die Schönheit, die einst gestrahlt,
Mit bleichem und grinzendem Haupt -
Ein solches Gewand der König trägt, wann
Der Tod ihm die Krone geraubt.

Sie hatte geblüht wie's Maiblümchen blüht,
Das schlürfet den silbernen Thau.
Die Rose, die ihrer Wange entknospt,
Trug eben sich prunkend zur Schau.

Allein wie der rastlos nagende Wurm,
Hat Lieb' ihre Blüthe verzehrt,
Die Rose erbleichte, floh ihr Gesicht,
Und welkte, von Kummer beschwert.

"Erwache", so rief sie, "dein Liebchen ruft dich,
"Sie kommt aus dem schaurigen Grab;
Nun schenk' ihr dein Mitleid, da deine Lieb'
Der Armen den Todesstoß gab.

Es ist nun die Stunde, in welcher dem Grab
Der Todte gespenstig entsteigt;
In welcher er leis' seine Klagen verhaucht
Und sich dem Beleidiger zeigt.

Bedenk' o mein William, was du gethan,
Gib mir meine Blüthe zurück -
Bedenke die Schwüre so heilig und hehr,
Bedenk' mein mißhandeltes Glück.

Warum hast du Liebe mir heuchelnd gelobt
Und brachst dann den Schwur über Nacht?
Warum meine Augen so glänzend genannt,
Und sie doch zu Thränen gebracht?

Warum fand'st mein Antlitz du lieblich und schön,
Da es nur so kurz ein dich nahm?
Warum doch bewarbest du dich um mein Herz,
Und ließest es brechen im Gram?

Was nanntest du denn meine Lippen so süß,
Und machtest den Purpur zu Schnee?
Ich Thörin, ich hab' dir so kindlich vertraut,
Du gabst mir unendliches Weh.

Nun ist meines Antlitzes Schönheit dahin,
Die Lippen sind längst nicht mehr roth,
Die Reize sind fort, meine Augen sind trüb,
Geschlossen auf ewig im Tod.

Der hungrige Wurm mein Brüderlein ist,
Ich trage dies Leichengewand,
Und wandle ermüdend die Nächte hindurch,
Bis mich dann der Morgen verbannt.

Doch horche, es rufet der Hahn mich jetzt fort,
Leb' wohl denn, du treuloses Blut,
Und sieh' dir das Grab an, in welchem nun dein
Gestorbnes Liebchen still ruht."

Die Lerche singt laut, der Morgen jetzt lacht
Aus Strahlen so rosig und nett -
Doch William zittert dem Espenblatt gleich,
Verläßt wie im Wahnsinn sein Bett.

Es zog ihn hinaus an die schaurige Stell'
Wo Margret im Grabe sich streckt;
Er warf auf den moosigen Hügel sich hin,
Der stumm ihre Leiche bedeckt.

Und rief ihren Namen wohl dreimal laut aus
An diesem geheiligten Ort;
Dann lehnt' er die Wange an's eisige Grab
Und sprach nimmer wieder ein Wort.
(1853)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 134-136)
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Weibliche Liebe

O, heilig ist die Frauenliebe,
Sie kann nicht sterben, nein, sie lebt,
Ob auch Verrath ihr treues Feuer
Mit seinem Hauch zu löschen strebt.

Wie Epheu grünet sie beständig,
Wächst üppig, wie er, aus der Erd',
Und schlinget sich wie er, gar häufig
Um Gegenstände sonder Werth.

Scheinst du auch kalt, o Frauenliebe,
So täuschet diese äußre Ruh,
Du brennst im Innern und du wendest
Dich immer deiner Sonne zu.

Ein Lächeln ist für dich die Sonne,
Ein finstrer Blick Gewitternacht,
Und eine Thrän' ist deine Waffe,
Die meistens dich zur Siegrin macht.

An treuer Brust magst du gern rasten
Und legst dort deine Sorgen ab,
Dein Glück ist Finden - Tod die Trennung,
Und ein gebrochnes Herz dein Grab.
(1853)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 140)
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Liebe ist von Ewigkeit

O saget nicht, daß Liebe sterben kann,
Sie stirbt nicht gleich den anderen Gefühlen,
Wenn hin das Leben stirbt, denn sie ist ewig.
Die andern Leidenschaften sind nur eitel,
Sie sind vergänglich wie die Dunstgebilde.
Die Ehrfurcht kann nicht in dem Himmel wohnen,
Der Geiz, der Stolz, nicht in dem Sitz des Lichts;
Aus ird'schem Stoff, gehören sie der Erde
Und sterben da, wo sie geboren wurden.
Die Liebe aber ist nicht zu zerstören,
Ihr heiliges Feuer brennt in Ewigkeit.
Sie stammt vom Himmel, darum kehrt sie wieder
Zum Himmel auch zurück. Sie ist hienieden
Ein oft verfolgter Gast, sie wird betrogen,
Mit falschem Schwur getäuscht, wird unterdrückt -
So wird sie hier geprüft und rein geläutert
Und hat im Himmel ihren steten Sitz.
Hier saet sie aus mit Kummer und mit Thränen,
Dort sammelt sie die reiche Ernte ein.
(1854)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 141)
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An eine junge Dame mit einer goldnen Uhr

In der Freude, in dem Schmerz,
Gleichet einer Uhr das Herz;
So in Nächten wie an Tagen,
Hört man beide Tik-Tak schlagen,
Wenn das Werk geregelt ist,
Und man's Aufzieh'n nicht vergißt.
Ruhig schlägt das Menschenherz,
Wenn die Stunde friedlich scheidet,
Und auf Lust und heitern Scherz
Der Minutenzeiger deutet.
Aber wenn die Leidenschaft
Ungestüm in's Herz sich dränget,
Dann wird durch die wilde Kraft,
Kett' und Feder leicht zersprenget.
Läßt man aber beide geh'n
Wie sie mögen, ohne Pflege,
Wird die Uhr bald stille steh'n,
Wird das Herz schwerfällig-träge.
Drum, mein Kind, vergiß ja nicht,
Dich alltäglich zu bemühen,
Mit dem Schlüssel treuer Pflicht,
Herz und Uhrwerk aufzuziehen.
Mög' in allen Lebenstagen
So gleichmäßig richtig nur,
Dir das Herz im Busen schlagen,
Wie die Unruh in der Uhr. -
Wenn Verdruß dein Herz umziehet,
Soll der Zeiger vorwärts geh'n,
Doch wenn dir ein Glück erblühet,
Soll es darauf stille steh'n.
(1853)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 141-142)
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Das Wahrzeichen

Du fragst, warum von mir an goldner Kette
Ein schwarzes Kreuz wird vor der Brust getragen.
Ach! weil einst hier an dieser Schauerstätte,
Das arme Herz mir meuchlings ward erschlagen.
Es zog einst sein vermeinter bester Freund
Es tückisch in die schlaugestellte Schlinge,
Und traf es dann - das ihm so treu vereint,
Mit einer scharfen giftgetränkten Klinge.
Sein Blut sprang auf in einem Strahl so roth,
Es schien der Mörder sich daran zu laben -
Dann schwand sein Leben, es ward kalt und todt,
Und liegt nun tief in meiner Brust begraben.
Ich aber laß das Kreuz am Busen hangen
Als Warnungszeichen, denn es soll laut sagen:
"Hier ward ein feiger Meuchelmord begangen,
Hier ward ein armes Frauenherz erschlagen."
(1854)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 161)
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Die Liebenden bei Mainz

Meint ihr, es sei ein Mährchen?
Nein, ich erzähl' euch keins,
Es gibt noch treue Liebe,
Ihr findet sie bei Mainz.

Sie ist noch nicht gestorben,
Mag sie gleich selten sein,
Sie lebt auf einer Insel
Die mitten liegt im Rhein.

Dort lebt ein zärtlich Pärchen,
Sich freuend des Vereins,
Und ihre beiden Herzen
Sind längst schon nur noch eins.

Sie leben harmlos, glücklich,
Von Lasten nie beschwert,
Und vom Geräusch des Lebens
Sehr selten nur gestört.

Wie Paul und wie Virginie,
Wie Daphnis und Chloe,
Ist dieses Paar ganz Unschuld
Weiß nichts vom Lebensweh.

Ein Nichts macht ihren Freude,
Der Unmuth quält sie nie;
Den Lauf des Flusses sehen,
Ist wahre Lust für sie.

Man sieht gemeßnen Schrittes
Sie oft am Ufer geh'n,
Laut redend eine Sprache,
Die sie allein versteh'n.

Sie stürzen miteinander
Sich in die Fluten kühn,
Und er schwimmt wie Leander,
Zu seiner Hero hin.

Dies Pärchen, das bewandelt
Den Teppich der Natur,
Die einsgewordenen Herzen,
Es sind .... zwei Enten nur.

Es ist gewiß kein Mährchen,
Nein ich erzähl' euch keins,
Es gibt noch treue Liebe,
Ihr findet sie bei Mainz.
(1855)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 168-169)
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Klagen einer Frau
über ihren eifersüchtigen Ehemann *

Wenn sich keck auf meinen Nacken
Eine Flieg' zu setzen wagt,
Wird von meinem Herrn und Meister
Sie voll Zorn davon gejagt.
Durch ihr flüchtiges Berühren
Könnte sie mich leicht verführen;
Er verfolgt sie mit dem Wedel
Und schilt sie dabei noch tüchtig -
Auf die Lacken meines Bettes
Ist der Thor selbst eifersüchtig.
Seh' ich auf zum Firmamente,
Um die Wolken zu beschau'n
Folgt er meinem Blick behende,
Nie vermag er mir zu trau'n.
Seine Stirn' wird kraus umzogen,
Kommt ein Vogel hergeflogen;
Meiner Schönheit wegen, meint er,
Daß die Götter mich nicht hassen,
Daß sie mir durch alle Schwalben
Liebesanträg' machen lassen.
(1856)

* Dieses anmuthige Lied nach dem Französischen,
stammt aus den ersten Jahren des achtzehnten Jahrhunderts.
Die Dichterin die mit Spott über die Thorheit
ihres Mannes, ein so feines Lob der eigenen Schönheit
zu verbinden wußte, ist unbekannt geblieben.

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 169-170)
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Eva von Trott

Die Herzogin* war zornentbrannt,
Weil ihr Gemahl ihr grollte,
Verschmähend sich von ihr gewandt,
Ihr nicht mehr Liebe zollte.
Sie fühlte sich verletzt gekränkt,
In ihren heil'gen Rechten,
Weil ein Feinsliebchen er gesucht
Sich unter ihren Mägden.

"Jagt mir die Dirne fort, die mir,
Des Gatten Herz gestohlen;
Ich trage Haß und Zorn zu ihr,
Das sag' ich unverhohlen.
Wagt sie's und zeigt sich noch einmal,
Laß schmählich ich sie treiben,
Dann soll der Henker sie vom Hof
Mit seinem Besen stäuben."

So sprach das Weib, dem der Gemahl
Vom Priester war beeidigt,
So warf sie ihres Zornes Strahl,
Auf die, so sie beleidigt
Schön Eva zog sich still zurück,
Um nicht mehr zu erscheinen,
Und als der Herzog zu ihr kam,
Fing sie an laut zu weinen.

"Man hat, geliebter hoher Herr,
Mit Schande mich verstoßen,
Der Haß der Herrin trifft mich schwer,
Weil wir von Liebe kosen.
Beschimpft hat sie die Edelmagd
Vor allen andern Mägden,
Weil treuer Liebe Ketten uns
Die Herzen fest umflechten.

Daß du, o Heinrich mich erwählt,
Ich hätt's nicht sollen dulden,
Ich hab' gesündigt und gefehlt,
Es ist ein schwer Verschulden.
Und doch - mich riß die Liebe hin,
Ich will nur dich, will nur dein Herz,
Das ist mein ganz Begehren.

Nun aber muß, o Herr, von dir,
Auf immer ich mich scheiden,
Da mich die Herzogin nicht hier
Am Hofe mehr will leiden.
O Gott, ich werd' auf Erden nicht
Mehr frohe Stunden haben,
Und will in einem Kloster mich
Sammt meinem Schmerz begraben.

Die Herzogin ist euer Weib,
Ich hab' sie tief gekränket,
Auch reizend ist sie, schön von Leib,
Darum ihr wieder schenket
Die Liebe, die ich ihr entzog -
Ich will dafür ja büßen
Im Schleier und im hären Hemd,
Zu meines Heilands Füßen."

""Nein,"" rief der Herzog, ""süße Maid,
Die mir so treu ergeben,
Mein Herz bleibt ewig dir geweiht,
Mein Sinnen und mein Streben. -
Mein Weib ist herrisch, stolz und kalt,
Ist eine böse Sieben,
Für die mein Herzblut nicht mehr wallt,
Sie tödtete mein Lieben.

Wir bleiben ewig im Verein,
Wie's unsre Herzen heischen,
Doch wollen wir mit falschem Schein
Die bösen Menschen täuschen.
Du stirbst, um aus der Todtengruft
Dich wieder zu erheben,
Und wirst sodann in Einsamkeit
Nur deinem Heinrich leben.""

Bald sah man Eva bleich und matt
Durch ihr Zimmer wanken,
Und täglich schien in Braunschweigs Stadt
Sie ärger zu erkranken.
So kränkelte sie fort und fort,
Beinah an dritthalb Wochen,
Da hieß es einst: "Der Liebesschmerz
Hat ihr das Herz gebrochen."

Ein prunkend Leich'fest ward bestellt,
Wie's Fürstinnen kaum haben,
Doch statt der schönsten Maid der Welt,
Ward eine Pupp' begraben.
Im Dome braust der Orgel Klang
Laut dröhnend durch die Hallen,
Des Misereres Klaggesang
Läßt Priestermund erschallen.

Indessen ward im Schutz der Nacht
Schön Evchen frei von Sorgen,
Auf's Staufenberger Schloß gebracht,
Wo sie sich hielt verborgen.
Der Herzog aber fing der Jagd
An fleißig obzuliegen.
Man sprach: "Seid seines Liebchens Tod
Ist das nun sein Vergnügen."

Man glaubte, daß den Hirsch, das Reh,
Den Eber er erlege,
Doch Niemand ahnte, daß geheim
Im Wald der Lieb er pflege.
O Gott, wie war er hochbeglückt,
Wenn mit verschämten Wangen,
Schön Evchen ihm entgegen kam,
Ihn liebend zu umfangen.

So lebte sie viel Jahre still
Im grünen Tannenforste,
So wandelte stets einsam sie
Zum hohen Adlerhorste,
Und sah hinaus weit in das Land
Als wie von einer Spähe,
Ob sie dem lieben theuren Mann
Wohl heute kommen sehe.

Fünf Kinder sie im Wald gebar,
Und diese holde Jugend
Erzog mit treuer Liebe sie
Zur Sittsamkeit und Tugend.
Sie führt' sie in den Buchenhain,
Wohl auch in düstre Schluchten,
Dann auf den grünen Wiesenplan,
Wo sie sich Blumen suchten.

Auf einem Baumstumpf ruhten sie,
Vom grünen Moos umhangen,
Sie stillten ihren Durst im Quell
Mit sehnendem Verlangen.
Sie pflückten Gentianen ab
Und gelbe Primmelsterne,
Und holten rothe Eriken
Herbei aus weiter Ferne.

Sie wanden daraus einen Kranz
Mit kindlichem Gefallen,
Sie saßen bis im Mondesglanz
Fern Hifthorntöne schallen.
Da riefen sie: "Der Vater kommt!"
Es gab ein fröhlich Regen,
Sie eilten mit der Mutter ihm
Voll Liebeslust entgegen.

Und er umschloß voll Seligkeit
Des Herzens theure Schätze,
Er öffnete die Augen weit,
Daß ihn ihr Anblick letze.
Er war als Fürst ein armer Mann,
Hier war er reich wie Keiner,
Denn hier erschloß der Himmel sich
Und die Natur ihm reiner.

Bewahrt bleib sein Geheimniß ihm,
Nicht vom Verrath erspüret,
Bis ihm des Todes kalte Hand,
Schön Evchen einst entführet.
Jetzt ward's bekannt, welch' Glück für ihn
Der Forst umschlossen habe. -
Er ward ein bleicher Mann, und folgt,
Der Liebsten bald zum Grabe.
(1858)
* Die Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 205-210)
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Göthe
und die von ihm geliebten Frauen

Den Dichter, den Titanen,
Der höher als die Menschen stand,
Warf einst des Schicksals Hand
Auf ungemeßne Bahnen,
Um die sich Sonnen drehten,
Und Himmelslüfte wehten.

Doch welchen Weg er auch beschritt,
Die Liebe nahm er mit,
Sie war Panier ihm und Schilde,
War ihm das Sternengebilde,
Das ihm das Leben erhellt,
Die Luft, die die Brust ihm geschwellt,
War ihm das innerste Leben,
Das ihm die Götter gegeben.

Als Jüngling im Drang von Gefühlen,
That ihn die Lieb' sanft umspielen;
Den feurigen, kraftvollen Mann
Erfaßte die Leidenschaft dann;
Und als er geworden zum Greis,
Mit Haaren wie Silber so weiß,
Lebt ihm mit feurigem Triebe
Noch immer im Herzen die Liebe.

Sie führt in's Leben den Knaben,
Den Musen als Liebling begaben,
Den Grazien lachend umschweben,
Dem's Füllhorn Fortuna gegeben.
Was stolz die Seele erreget, ihm bot es
Das launenhaft wechselnde Leben
Das ihn wie zum König erkürt,
Ihm schenkte der Ruhm reiche Gaben -
Und als man den Leib ihm begraben,
Hat Lieb' durch die Pforte des Todes
Zur ewigen Lieb' ihn geführt.
(1858)


Gretchen

Erste Liebe, zarte Sprosse
An des Glückes Wunderbaum,
Du bist in dem Menschenleben
Aller Träume schönster Traum.
Welch ein Drängen, welch ein Regen
Zieht mit dir im Herzen ein;
Welche Stürme, die sich legen
In dem süßen Sonnenschein.

Welches Zagen, welches Bangen,
Welcher Muth und welche Kraft!
Welches Sehnen, welch' Verlangen,
Welche Glut der Leidenschaft.
Welch ein Aufschwung zu dem Aether
Nimmt der Flug der Phantasie,
Und den Sturz in Abgrundstiefen,
Ahnt die kühne Hoffnung nie.

Lieblich stand die blonde Schöne
Vor des Knabens trunknem Aug.
Ihn umweht ihr sanfter Odem
Wie ein Paradieseshauch.
Von der Schönheit angezogen,
Gab sein Herz sich gänzlich hin:
Nur dem Augenblicke lebend,
Dacht' der Zukunft nicht der Sinn.

Wie hat er in Lust gezittert,
Als ihr Blick den seinen fand,
Wie ward ihm das Mark durchschüttert,
Bei dem ersten Druck der Hand.
Welch Empfinden, als ihr Köpfchen,
Von dem höchsten Reiz geschmückt,
An die Brust ihm sank und Schlummer
Ihr die Augen zugedrückt.

Welch Erwachen, welch ein Scheiden
Nach dem ersten süßen Kuß!
Welche Träume sel'ger Freuden,
Welch ein glühender Erguß!
Aber durch den reinen Himmel
Fährt der Donner mit Gewalt,
Düstre Unglückswolken werden
Von des Schicksals Hand geballt.

"Bis hieher und nun nicht weiter!"
Tönt das strenge Machtgebot
Eines Vaters, der dem Sohne
Kalt mit seinem Zorne droht.
Gretchen ist für ihn verschwunden,
Der in Sehnsuchtsgluten brennt,
Und zwei Herzen, eins in Liebe,
Sind auf ewig nun getrennt.

Ach! vergebens ist sein Suchen,
Von dem Mädchen keine Spur;
Trüb ist ihr die Lebenssonne,
Glanzlos däucht ihn die Natur.
Ihm und ihr ist jede Freude
Jetzt mit schwarzem Rand umsäumt,
Denn den Traum der ersten Liebe
Hatten Beide ausgeträumt.
(1858)


Kätchen Schönkopf

Hinaus ging nun des Jünglings Streben,
In Leipzig war sein erstes Ziel,
Und das fidele Burschenleben
War's, was ihm da gar wohl gefiel.
Wie war er oft so froh und heiter
Im Freundeskreis beim Becherklang,
Wie machte Lust das Herz ihm weiter,
Wenn er die eignen Lieder sang.

Beschreitend kühn des Wissens Brücke,
Schien ihm kein Gegenstand gering. -
Wie folgten ihm der Mädchen Blicke
Wenn stolz er durch die Straßen ging.
"O daß für mich sein Herz erwarme!"
So seufzte Manche, als er naht,
Und hätte gern an seinem Arme
Durchwandert ihren Lebenspfad.

Doch Eine nur hielt ihn gefangen,
Die ihm die süße Herrin war,
Schön-Kätchen mit den Pfirsichwangen
Und mit dem Feueraugenpaar,
Darüber sich die dunkeln Bogen
Hinwölbten in dem kühnsten Schwung -
Sie hatt' sein Wesen angezogen,
Ihr bracht' er seine Huldigung.

Und auch das holde Mädchen glühte
Für ihn voll Ahnung höhern Glücks;
Ihr Herz erschloß sich wie die Blüthe
Im Sonnenscheine seines Blicks.
Trat er in seiner Schönheit Prangen
Zu ihr voll keckem Jugendmuth,
So stieg in die verschämten Wangen
Ihr siedendheiß das junge Blut.

Er bat sie um ein Liebeszeichen,
So lang er ihrer nicht gewiß,
Oft Stunden lang - doch als ihr Schweigen
Sie endlich brach, ihm Lieb' verhieß,
Ihm sagte, daß er ihre sehr theuer,
Daß sie ihm sei von Herzen gut,
Da losch in ihm das Liebesfeuer,
Da wurde lau die heiße Glut.

Sie merkt es bald; doch der Betrübten
Bescheidnes Mündchen niemals klagt,
Wenn mit den Launen des Verliebten
Er schonungslos die Gute plagt.
Sie zürnet nicht, wenn sein Verschulden
Zum Opferlamme sie erkürt;
Sie wähnt, daß sie durch stilles Dulden
Am sichersten zurück ihn führt.

Doch aus dem Wankellaunen-Köcher
Er manchen Pfeil noch auf sie schießt,
Bis einst ihr bittrer Leidensbecher,
Der allzuvolle, überschießt.
Daß sie die eigne Achtung rette,
Hält sie am starken Vorsatz fest,
Und stolz sie die zerbrochne Kette
Ihm nun zu Füßen fallen läßt.
(1858)


Charitas Meixner

Zu Worms, wo Chrimhilde, wo Siegfried gehaust,
Der Rhein ob dem Hort der Niblungen hinbraust,
Sah er einst ein Mädchen wie eine Libelle,
Mit Auglein wie Sternlicht funkelnd und helle.

Gleich war ihm das Herz in der Brust aufgeregt,
Gleich fühlt' er zur zärtlichen Lieb' sich bewegt,
Unsichtbar mit heimlichen Zaubergewalten,
Fühlt er sich gefesselt, fühlt er sich gehalten.

Doch war diese Fessel so fein und so schwach
Wie Spinnengewebe, ein Windstoß zerbrach,
Was fest er für ewige Zeiten geschmiedet
Gewähnt, und im Feuer der Treue geniethet.

Wie's Blümchen, das heute so reizend erblüht,
Doch morgen verwelkt ist - wie's Käferchen glüht,
Das Abend wie Edelstein glänzet und funkelt,
Doch Morgens dahinkriecht beschämt und verdunkelt.

So war seine Liebe an Farbenpracht reich,
Ein flammendes Feuer, dann matter und bleich,
Sie suchte noch flackernd nach aufwärts zu wallen,
Bis daß sie in Asche zusammen gefallen.
(1858)


Emilie und Luzinde

Dort wo der alte Münster
Auf zu den Wolken strebt,
Fortan der Dichterjüngling
Im Wissensdrange lebt.
Zwei Schwestern lernt er kennen
Beim Violingetön,
Tanzmeister ist der Vater,
Die Mädchen sind sehr schön.

Er lernte von dem Alten
Mit Eifer dessen Kunst,
Und bald wird ihm zu Theile
Der einen Tochter Gunst.
Dem einen schönen Kinde,
Emilien, ist er gut;
Doch ach! ihn liebt Luzinde
Mit wilder Liebesglut.

Die Eine scheint zu fliehen
Und hält dem Wunsch nicht still,
Indeß umsonst die Andre
An ihn sich ketten will.
Emilie zog magnetisch
Ihn an mit Allgewalt,
Doch blieb er für Luzinden
Gemessen stets und kalt.

Einst sprach zu ihm Emilie:
"Ich sehe, wie es steht;
Doch ist's vergebens, daß Ihr
Bei mir um Liebe fleht.
Mein Herz ist längst vergeben,
Versagt ist diese Hand;
Bald kehrt, mich heim zu holen,
Mein Freund aus fernem Land.

Um Euch welkt hin Luzinde
Im herben Liebesgram,
Weil Euer Herz nie Antheil
An ihrem Fühlen nahm.
Klug ist es, streng zu meiden,
Was man nicht lieben kann,
Darum laßt uns jetzt scheiden,
Doch geht als Ehrenmann.

Was ich Euch nie gewährte,
Erspart Ihr uns Verdruß,
Nehmt hin in dieser Stunde,
Den erst' und letzten Kuß." -
Sie bietet ihm die Lippen
Wie Kirschen roth gereift,
Und ihn ein jäher Schwindel,
Von süßer Lust ergreift.

Da stürzt aus ihrer Kammer,
Luzind' im Nachtgewand
Mit wild entflammten Blicken,
Und faßt ihn bei der Hand.
"Nein, so darfst du nicht gehen,
So schlichten nicht den Streit -
Einmal will ich empfinden
Des Lebens Seligkeit."

Sie schlingt ihm um den Nacken
Die Arme weiß und rund,
Sie küßt und küßt ihm wieder
Den schöngeformten Mund.
Sie drückt die schwarzen Locken
Ihm an das Angesicht,
Sie seufzet, weint und jammert,
Daß fast das Herz ihr bricht.

Mit gramumflorten Blicken
Sieht sie ihn zärtlich an,
Und dann küßt sie noch einmal
Den heißgeliebten Mann.
"Nun geh', um zu vergessen,
Die, so dich nie vergißt,
Doch Fluch und Unglück treffe
Die, so dich nach mir küßt."

Sie öffnete die Thüre,
Er eilte schnell hinaus,
Und stürzte wie ein Trunkner,
Fast taumelnd aus dem Haus.
Er irrte durch die Straßen
Als wie von Reu' geplagt,
Der ernsten Worte denkend,
Die sie zu ihm gesagt.
(1858)


Friederike Brion

Sesenheim war das Ziel, nach welchem auf flüchtigem Pferde
Eilte der junge Student, dem sich ein Freund beigesellt,
Der in der Gegend bewandert, worin er als Kind ward erzogen,
Ueberall wurde begrüßt herzlich von Alt und von Jung.
Friedlich versteckt lag das Dörfchen im Schatten alternder Linden,
Aermlich waren mit Stroh meistens die Hütten gedeckt,
Doch auf des Kirchthurms Giebel prangte der Wetterhahn golden
In den Strahlen der Sonn', welche ihn grade beschien.
Aus den Gärtchen, die freundlich sich hinter den Häusern hinzogen,
Drang der würzige Duft blühender Blumen hervor,
Füllend gar lieblich die Lüfte, in welchen summende Bienen
Flogen, bemühet die Last, die sie gesammelt mit Fleiß,
Einzutragen zum Stock, daß sie sich wandle in Honig,
So wie in gelbliches Wachs, welches zu vielerlei dient.
Kinder spielten im Sand vor den Häusern und sahen die Reiter
An mit staunendem Blick, grüßten sie freundlich dennoch.
Bellend sprangen die Hunde empor an den wiehernden Pferden,
Gänse gackerten laut, und auf dem Dünger vernahm
Man die Stimme des Hahns, umgeben von glucksenden Hennen,
Die sich dort Futter gepickt. Hoch auf dem mosigen Dach
Welches das Pfarrhaus bedeckt, liegt eine scheckige Katze,
Die sich mit emsiger Pfot' wäschet das glänzende Fell -
Sicherer Zeichen, daß Gäste sich nahen dem friedlichen Hause,
Wo sie treulich nach Pflicht, Ratten und Mäuse vertilgt.
Von den Roßen nun stiegen behende und achtsam die Reiter,
Traten ins Haus, wo nun dem Pfarrer der willige Freund
Göthen, den lustigen Schalk, vorstellt als armen Studenten,
Dem es an Mittel gebricht, dem es am Besten oft fehlt.
Freundlich wird er begrüßt, herzlich willkommen geheißen,
Und mit Erfrischung erquickt, als auch die Hausfrau erschien.
Bald kam die ältere Tochter, ein Mädchen von kräftigen Formen,
Ihrer Schwester folgt dann auch die jüngere nach.
Schön wie ein Bildniß in einem kunstlosen, schmucklosen Rahmen,
Stand sie von Staunen erfaßt, unter der offenen Thür.
Ihr fiel der Falbelarock, der weiße, bis an die Knöchel,
Zeigend den lieblichen Fuß, den je ein Mädchen gehabt.
Fest war die Taille gepackt vom weißen, anschließenden Jäckchen,
Und bis zur Falbela fiel nieder der seidene Schurz.
Augen hatte sie blau wie der Himmel, der frei ist von Wolken,
Haare wie Aehren so blond, wenn sie zum Schnitte gereift.
Roth wie die Blüth' der Granate, glänzte ihr liebliches Mündchen,
Welches gar freundlich und hold, immer ein Lächeln umspielt.
Göthe glaubte, ein Engel sei von dem Himmel gestiegen,
Stand da regungslos, stumm, ganz in den Anblick verzückt.
Aber man wurde bekannt, der Jugend fröhliches Lachen,
Welches im Kreise ertönt, machte die Menschen vertraut.
Zart schien das Mädchen dem Mann, ein duftiges Wolkengebilde,
Herrlicher Tugenden voll, lieblich sich gebend ihm hin;
Geistig erregbar war sie, weiblich verschämt, wie in Stunden
Heiliger Weihe er sich oft die Geliebte gedacht.
Abends beim Scheine des Mondes, führt' er die Holde spazieren,
Ach! es vergrub in sein Herz immer sich tiefer ihr Bild. -
Oft kam er wieder zurück ins Haus, wo Alle ihn liebten,
Wo er von Allen als Freund wurde betrachtet fortan.
Lange enthielt er sich weislich beim neckischen Spiele um Pfänder,
Küsse zu geben, denn er fürchtet den schrecklichen Fluch,
Den auf den Lippen ihm einstens weibliche Eifersucht legte,
Fürchtet die Folgen, die die von ihm Geküßte bedroh'n.
Endlich vermochte dem Drang nicht länger Stand er zu halten,
Seine Lippen berührten Friedchens schwellenden Mund.
Selig glaubt er zu sein - sie sieht die Engel im Himmel,
Denn auch sie fühlet wie er, trägt in dem Herzen sein Bild.
Aus der Tiefe der Seele hatten sich beide vereinigt,
Stille gehoben den Schatz, welchen man Liebe benennt.
Freuten sich dessen wie Kinder, welche in schuldlosem Tändeln
Denken nicht, daß sich die Sonn' grollend in Wolken verbirgt.


Beide lebten gar glücklich in dieser trauten Idylle
Stets von der Stunde erfreut, die zu einander sie führt,
Nimmer gedenkend des Gottes
[der Zeit], welcher mit rastlosem Finger
Löset die Bande, die Lieb' einstens zum Knoten verschlang.
Doctor war nun der Jüngling, welcher gesammelt die Schätze,
Die uns das Wissen verleiht, wenn man es eifrig erforscht.
Ihn rief die Pflicht jetzt nach Hause, scheiden muß er von der Liebsten,
Von dem einfachen Kind, welches nicht paßt in den Kreis
Drin sich der Vater beweget, welcher sicher nicht duldet,
Daß dies Mädchen der Sohn führet als Gattin ihm zu.
Einfache Tugend genügt ja nimmer dem Stolze des Rathes,
Nur die Patrizierin hält er für würdig des Sohns,
Der ihm Ehre soll machen, dem auch die Gattin soll bringen
Städtischen Einfluß und Geld, Vettern im hohen Senat.
Ach! ihm blutet das Herz, sobald er der Trennung gedenket,
Die bevorsteht, die er vermeiden nicht kann.
Stündlich im lieblichsten Glanze stellet die holde Friedrike
Ihm vor die Seele sich hin, füllet ihm Herz und Gemüth,
Sie ist so anmuthig, weiblich, ihm vertrauend und milde
Wie nur die Unschuld ist - ach! und sie liebt ihn so treu.
Seinem Auge entquellen Thränen, die er ihr weinet,
Lange verhaltner Schmerz hebt ihm die männliche Brust.
Ihm ists bewußt, in dem Leben fänd' er wohl nimmer die Gleiche,
Nimmer ein Wesen, das ihn liebet, wie sie ihn geliebt.
Endlich steigt er zu Pferde, nochmals mit ihr sich zu letzen,
Reitet, wie er's gewohnt, wieder nach Sesenheim hin,
Wo man ihm Freundschaft bewährt, die Liebe ihn heißest willkommen,
Wo ihm sein Mädchen die Hand bietet zum innigen Gruß.
Heiter war er immer, und nicht erwähnt er der Trennung,
Mochte den giftigen Pfeil senken ihr nicht in die Brust. -
Als er sich rüstet zum Abschied, da glaubte sie, daß er nur gehe,
Um nach der üblichen Frist wieder zu kehren zu ihr.
Als er das Pferd schon bestiegen, reichte sie nochmals das Händchen
Ihm auf den Rappen hinauf, ahnend nicht, als er es jetzt
Drückte mit krampfhafter Stärke, daß sie den Liebsten verloren,
Welcher nicht kehre zurück, daß jetzt die Scheidestund schlug.
Freundlich nickte sie, bis er am Abhang des Berges verschwunden,
Ging im Gefühle des Glücks ruhig zurück in das Haus.
Doch schon am folgenden Tag trifft sie aus heiterem Himmel,
Grell der vernichtende Blitz, welcher ihr Hoffen verzehrt.
Was ihm geboten die Pflichten eines gehorsamen Sohnes,
Zeigte er schriftlich ihr an, da er's nicht mündlich vermocht.
Ach! sie erkannte mit Wehmuth, daß die schmerzliche Trennung
Eine ewige sei, daß er verloren ihr war. -
Ihre Antwort an ihn war voll unsäglichen Jammers,
Aber sie klagte nicht ihn, klagte das Schicksal nur an,
Welches die Kränze der Freuden mit grausamen Händen zerrissen,
Und von der Rose des Glücks ihr nur gelassen den Dorn.


In dem Strome der Zeiten waren versunken neun Jahre,
Als einst ein sinnender Mann trabte auf stattlichem Roß
Auf der ebenen Straße, welche nach Sesenheim führet,
Von verdüsterndem Ernst war ihm die Stirne umwölkt.
Vor dem Hause des Pfarrers stieg er aus dem ledernen Sattel,
Trat in die Stube wie sonst, bietend gar freundlichen Gruß.
Freudiger Aufschrei ertönte, als man den Mann jetzt erkannte,
Jeder bot ihm zum Willkomm traulich die schüttelnde Hand -
Aber vor Allen Friedrike, immer noch blühend in Schönheit,
Nur wo der Scherz sonst gethront. waltet jetzt sinniger Ernst.
Rührender war sie geworden, Jungfrau war sie geblieben,
Dem, den einst sie geliebt, hat sie die Treue bewahrt.
Längst mit der trügenden Welt hat sie geschlossen die Rechnung,
Wollte Gattin nicht sein, Mutter nicht werden, und nur
Leben den Ihrigen stets als eine liebreiche Tochter,
Findend den Frieden nur in treuer Erfüllung der Pflicht.
Es ward kein Tadel dem Manne, welcher einst heimlich entflohen,
Er ging als glänzender Stern auf ihr am Himmel der Nacht.
Liebe hatte bei ihr sich geläutert im Feuer der Schmerzen,
Und vom Irdischen frei, sich nun zur Freundschaft verklärt.
Als sie von Neuem jetzt schieden, reichten die Hand sie zum Bunde
Ewiger Freundschaft sich hin, welche die Zeit nicht zerstört.
Als er nach freundlichen Stunden, die sie gar traulich verlebet,
Neuerdings zog in die Fern, folgte ihr Segen ihm nach.
(1858)


Charlotte Buff, vermählte Kestner

Nach Wetzlar kam Herr Göthe,
Um dort zu practiziren
Und aus bestaubten Acten
Das Jus zu definiren.
So wollt' es sein Herr Vater,
Doch anders trieb's der Sohn.
Er las die alten Dichter
Und sprach den Acten Hohn.

In seinen freien Stunden
Zog das fidele Haus,
Mit andern lust'gen Häusern
Auf Abenteuer aus.
Bald wurde froh beim Weine
Der Abend zugebracht,
Bald auch beim muntern Tanze
Durchjubelt eine Nacht.

Einst traf er auf dem Balle
Ein holdes Mädchen an,
Sie war im weißen Kleide,
Mit rosa Schleifen dran.
Sie war so zart und sittig,
So munter und doch fein,
Daß gleich der junge Doctor
Sie schloß in's Herz hinein.

Vom Vater eingeladen,
Kam in das Haus bald er,
Und wurde dort empfangen,
Als ob ein Freund er wär.
In ihrem stillen Walten
Sah Lotten er fortan -
Sie zog wie mit Magneten,
Sein ganzes Wesen an.

Da ward ihm einst die Kunde,
Das Mädchen sei verlobt,
Und nun ward seine Seele
Von wildem Schmerz durchtobt;
Er konnte sie nicht meiden,
Sie, die so mild und klar,
Die von ihm heiß Geliebte,
Die eines Andern war.

So hat er lang gelitten,
So hat er lang gekämpft,
Doch wie er auch gestritten,
Die Glut ward nicht gedämpft;
So hat er's lang getragen,
Doch nun trägt er's nicht mehr,
Die Kraft war aufgebrauchet,
Die Last war ihm zu schwer.

Nochmals sucht er das Mädchen,
Das ihn so fest umstrickt,
Das ihn mit reichen Gaben
Der Seele stets erquickt.
Dem Bräutigam zur Seite
Saß die beglückte Braut,
Nicht ahnend, daß sie heute
Den Freund zum Letzten schaut.

Und sieh, am nächsten Morgen
Da war der Dichter fort,
Ihn zog der Schmerz gewaltsam
An einen andern Ort.
Das süße, liebe Wesen
Besitzen durft er nicht -
Von seinem Gram genesen
Hieß ihn die ernste Pflicht.

Doch nie hat er vergessen,
Was Lottchen ihm einst war,
Er trug sie tief im Herzen
Noch manches, manches Jahr.
Die vor der Welt zu ehren,
Die ihm die Seel' geletzt,
Hat er in seinem Werther
Ein Denkmal ihr gesetzt.
(1858)


Maximiliane von Laroche

Wo Ehrenbreitsteins Veste
Auf hohem Giebel steht,
Wo in dem stillen Thale
Ein Mühlrad emsig geht,
Da wohnt im schlichten Hause
Ein edles Menschenpaar,
Das ferne vom Gebrause
Der Welt, zufrieden war.

Als Gast zog hin Herr Göthe,
Man hielt ihn lieb und werth;
Er hatte mit der Tochter
Als Knabe schon verkehrt.
Damals im Flügelkleide
Zog ihn das Kind schon an,
Jetzt eine Augenweide
War sie dem jungen Mann.

Einstmals sah auf dem Eise
Der Knab das schöne Kind,
Er zog die Schlittschuhkreise
So flüchtig wie der Wind.
Den Sammtpelz seiner Mutter
Zog er als Mantel an,
Schlang um den Arm die Schleppe
Mit goldnen Borden dran.

Als wie vom Wind gezogen,
Mit unbegrenzter Eil',
Schießt er durch alle Bogen
Der Brücke wie ein Pfeil.
Er bildet neue Bahnen
Und hält kaum einmal still,
Weil er Maximilianen
Schon jetzt gefallen will.

Jetzt steht vor ihm die Jungfrau,
Die rosig war erblüht,
Die jetzt im vollen Feuer
Der Jugendschönheit glüht.
Ihr schwarzes Aug' schießt Strahlen,
Klein ist die weiße Hand -
Und Göthe's Herz steht wieder
In vollem Liebesbrand.

Die Leidenschaft für Lotte
War noch nicht ganz verklungen,
Und schon war er von Neuem
Vom Liebesband umschlungen.
So sieht man, wenn die Sonne
Zum Untergang sich neigt,
Daß oft am Horizonte
Empor der Mond schon steigt.

Die Gegend ward durchstrichen
Bei heiterm Sonnenschein,
Man rastete im Walde
Und nahm das Mahl dort ein.
Man fuhr auf hellen Fluten,
Man stieg auf die Karthaus'
Und ging am kühlen Abend,
Ganz seelenfroh nach Haus.

Es wurden süße Blicke,
Beim Händedruck getauscht;
Ganz heimlich in der Stille,
Von keinem Aug' belauscht,
Er von dem holden Munde
Gar manchen Kuß bekam -
Doch endlich schlug die Stunde,
In der man Abschied nahm.

Ihn trugen rasch die Fluten
Des breiten grünen Rheins,
Beschienen von den Gluten
Der Sonne, bis nach Mainz.
Indeß im Sehnsuchtstriebe
Die Jungfaru sein gedenkt,
Hat Göthe seine Liebe
Ins Wellengrab versenkt.
(1858)


Anna Sybille Münch

In Frankfurts freundlichen Mauern
Ist wieder der Dichter zu Haus;
Bald huldigt er einsam den Musen,
Bald ist er bei Festen und Schmaus.
Allüberall ist er willkommen,
In jedem geselligen Kreis,
Wo er durch Spiel und Gesänge,
Der Freude zu huldigen weiß.

Ein Freund schlug einst vor zu loosen,
Welch Bräutchen des Bräutigams sei.
Gleich waren Männer und Mädchen
Mit lachendem Jubel dabei.
Acht Tage lang sollten sie gelten
Als zärtlich verbundenes Paar,
Und sich im Aeußern benehmen
Wie's Sitte bei Eh'leuten war.

Nach dieser Frist ward von Neuem
Gelooset, und wunderbar fiel
Dasselbe Mädchen dem Dichter
Zu dreimalen zu in dem Spiel.
Da rief der Freund, der sie Gatten
Mit ernstlicher Miene benennt:
"Das Schicksal hat euch verbunden,
Ihr werdet nicht wieder getrennt."

Es lächelt Göthe - Sybillen
Stieg in die Wangen die Glut,
Denn in dem innersten Herzen
War sie dem Dichter längst gut.
Das Du aus dem traulichen Spiele
Schlich in das Leben sich ein,
Sie strebten einander recht viel sich,
Und endlich gar Alles zu sein.

Die Aeltern billigten leise,
Was diesmal vom Sohn ward gefühlt;
Frau Aya sah sich im Geiste
Von fröhlichen Enkeln umspielt.
Die Wieg', darin sie geschaukelt
Den Sohn, sucht sie wieder hervor;
Sie lächelt still und bedeutsam
Und blickt zu dem Dichter empor.

Er lächelt wieder so sinnig,
Daß ihre Seele sich freut;
Ihr Mutterherz sehnt sich so innig
Für ihn nach der häuslichen Zeit.
Sie bauet luftige Schlösser
Schon auf in dem herrlichsten Traum,
Der bald im Nebel gerinnet,
Der bald vergischet wie Schaum.

Die Beiden, die kaum sich missen
Auf flüchtige Stunden gekonnt,
Die Eins in des Andern Augen
Mit himmlischer Lust sich gesonnt,
Sie waren plötzlich erkaltet
Wie Lüfte im wechselnden Mai,
Das Liebesband war zerrissen,
Die blumige Fessel entzwei.
(1858)


Auguste, Gräfin von Stollberg

So wie der kühne Adler den Flug zur Sonne trägt,
So werden edle Herzen durch's Große angeregt
Zu ihm empor zu streben - sie werden angezogen
Wie von des Mondes Einfluß, die stolzen Meereswogen.

Ein edles, reines Wesen, ein Weib gleich sanft und hehr,
Stand lange mit dem Dichter in geistigem Verkehr,
Sie wechselten viel Briefe, die Herzen sich verstanden,
Obgleich sie in dem Leben sich nie zusammen fanden.

Sie war ihm die Vertraute, zu der die Seel' geeilt,
Mit der er seine Leiden und seine Freud' getheilt;
Es war nicht völlig Liebe, die er für sie empfunden,
Doch war es mehr als Freundschaft, die ihn mit ihr verbunden.

Es flogen viele Jahre die Briefe hin und her,
Und dann kam eine Pause, sie schrieben sich nicht mehr.
Er hatt' im Dienst des Staates viel Großes zu verrichten,
Und sie war Gattin worden, sie hatte Mutterpflichten.

Doch kann man je vergessen den schönen Jugendtraum? -
O nein, der Dichter lebt ihr im tiefsten Seelenraum,
Und Alles was er dichtet in seinen besten Stunden,
Es wird von ihr gelesen, es wird von ihr empfunden.

Es gingen ihre Bahnen die Stern' am Himmelsdom,
Es fielen vierzig Jahre hin in den Zeitenstrom,
Sie war längst zur Matrone, er war zum Greis geworden,
Sie standen beide nahe den dunkeln Grabespforten.

Da faßt ein bang Verzagen einst für sein Seelenheil
Ihr gutes Herz - sie zittert, daß sein unsterblich Theil
Dereinst verloren gehe, weil er vom höchsten Wesen
Sich sündlich abgewendet - sie strebt ihn zu erlösen.

Und rasch greift sie zur Feder und schreibt im Vorsatz fest:
"O suche den, du Guter, der gern sich finden läßt;
O, glaub' an den Erlöser und strebe aus den Ketten
Des weltlichen Verderbens, eh' es zu spät zum Retten.

Die schöne, zarte Blüthe aus unsrer Jugendzeit,
O, laß sie Früchte tragen dir für die Ewigkeit.
Gib auf die Welt, die eitle. - Mit aufgehobnen Händen
Bitt' ich dich, Herz und Blicke zum Ewigen zu wenden.

Wir, die wir uns gesehen noch nie von Angesicht,
Wir finden uns dann oben dereinst im ew'gen Licht,
Um den, auf den wir Alle stets unsre Hoffnung bauen,
In seiner ew'gen Größe und Herrlichkeit zu schauen."

Und als er das gelesen, schrieb er der Freundin gleich:
"Es sind gar viel Provinzen in unsers Vaters Reich;
Wir wirkten beide redlich - am Auferstehungsmorgen
Wird wohl der gute Vater auch für uns beide sorgen."
(1858)


Elisabeth Schönemann (Lilli)

Sie sitzt am Flügel - ihre Finger rühren
Die Saiten - eine Flut von Harmonie
Durchrauscht den hohen Saal; es ist dem Dichter
So wohl und weh - er weiß es selbst nicht wie.

Jetzt steht sie auf - sie spricht mit ihm - es gleiten
Die Worte lieblich von den Lippen ihr;
Sie war so zwanglos leicht als wie ein Elfchen,
Ein gaukelnd Wesen, Anmuth ganz und Zier.

Halb Kind, halb Jungfrau, hatte sie von beiden
Den hohen Reiz - voll Lust und Schalkheit lacht
Sie fröhlich in die Welt - der Holden werden
Allseitig Huldigungen dargebracht.

Es neigt sich bald zu ihr der junge Dichter,
Wie sich die Blum' zum Licht der Sonne neigt;
Bald hat das Herz zum Herzen sich gefunden,
Bald wird die Hand zum Liebesbund gereicht.

Sie sind verlobt. - Sie schenkt ein goldnes Herzchen
Ihm als der Treue festes Unterpfand,
Sie hängt es ihm mit ihren weißen Händchen
Süß kosend um den Hals am seidnem Band.

Doch kaum fühlt er auf immer sich gebunden,
Als Bangen vor der Fessel ihn ergreift,
Er flieht zur Schweiz, wo er mit sich im Hader,
In wilder Hast durch die Gebirge schweift.

Einst steht er auf des Gotthards Felsenhöhen,
Und will dann weiter in beschwingter Hast,
Das Wunderland Italien zu sehen,
Als Wehmuth ihm das starke Herz erfaßt.

Er denkt an Lilli - hastig fährt die Rechte
Mit schnellem Griff in das Gewand - zu zieh'n
Hervor - und nun kann er nicht weiter flieh'n.

Gewaltsam zieht's ihn in die Heimath wieder,
Zu Lilles Füßen will er Buße thun,
Und dann von ihr begnadigt und entsündigt,
Ein neuer Mensch, in ihren Armen ruh'n.

Doch ach! er fand das Mädchen nicht mehr wieder,
Das er verlassen vor nicht langer Zeit;
Es hatte sich das Herz von ihm gewendet,
Das seine Erstlingstriebe ihm geweiht.

Er lebte nun im unentschloßnen Schwanken,
Bald zum Entsagen, bald zur Lieb' geneigt.
Die Eifersucht schlang ihre wilden Ranken,
Ihm um das Herz und seine Wange bleicht.

Doch so wie Simson, der im weichen Schooße
Der Delila die Mannheit einst verschlief,
Erwacht - erwacht auch er, als die Erkenntniß
Den Männerstolz in ihm zum Leben rief.

Nicht ziemt's dem Mann nach Sklavenart zu schmachten
In Weiberfesseln - er brach sie entzwei. -
Nach hohen Zwecken richtet sich sein Trachten,
Er eilt nach Weimar - und ist wieder fern.
(1858)


Corona Schröder

Geschmückt mit reichen Gaben
War sie ein seltnes Weib,
Mit einer hohen Seele
Und einem Venusleib.
Reich war sie an Talenten,
Sie malte, sang und schrieb;
Wer ihr genaht, dem wurde
Sogleich sie werth und lieb.

Es tönten ihre Sänge
Wie Nachtigallensang,
Der Kehl endrangen Klänge
Wie reiner Silberklang,
Der in die Herzen Trauer
Und Himmelsfreude goß,
Der wie ein Wonneschauer,
Sanft durch die Seele floß.

Ihr Wesen war durchdrungen
Von einem Götterstrahl,
Drum war sie auf der Bühne,
Ein Künstlerideal.
Wie sie der Dichter dachte,
So gab die Rollen sie,
Solch eine Iphigenie
Gab's eine zweite nie.

Als Göthe sie erblickte
Hat er sie gleich erkannt,
Und hat ihr seine Seele
Bewundernd zugewandt.
Er krönte ihr die Stirne
Mit einem Ruhmeskranz,
Sie beugte sich dem Sterne
Voll Hoheit und voll Glanz.

Im Lieben unersättlich,
Schloß er sein Herz ihr auf,
Und sie schwang sich wie göttlich,
An seiner Größ' hinauf.
Sie öffnet ihm die Tiefen
Der Seele, groß und klar,
Die Kräfte, die da schliefen,
Was heilig in ihr war.

Sie haben sich verstanden,
Wie Geister sich versteh'n
Die über Erdenlanden,
Im höhern Lichte geh'n.
Sie sprachen jene Sprache,
Die der Geweihte kennt,
Drum blieben sie vereinigt,
Als sie sich längst getrennt.
(1858)


Charlotte von Stein

Sie stand nicht mehr im ersten Jugendprangen,
Als sich der Dichter ihrem Kreis genaht,
Es waren blasser schon die zarten Wangen,
Worauf des Frühlings holde Rosensaat
Einst reich geblüht, und ruhiger schon wallen
Des Blutes Wellen zu dem Herzen ihr;
Den Namen "Mutter" hört sie vielfach schallen,
Denn sieben Kinder sind ihr Stolz und Zier.

Und dennoch that ihr Blick ihn tief verwunden,
Wie er noch nie verwundet sich gefühlt;
Und dennoch hielt sie fester ihn gebunden
Als je ein Weib ihn noch in Fesseln hielt.
Sie ward dem Dichterherzen maßlos theuer,
Das für sie glüht in hoher Leidenschaft -
Es war die Lieb' in ihm das reine Feuer
Der edelsten erhabnen Lebenskraft.

Es war ein langes, süßes Liebeswerben,
Eh' sie zu eigen sich dem Manne gab;
Fast stündlich ließ sie die Erwartung sterben,
Fast täglich sank sein Hoffen in das Grab.
Doch endlich brachen ihrer beiden Flammen
Gewaltig aus des Herzenstief' hervor,
Sie schlugen sich in eine Glut zusammen
Und wirbelten zum Himmel sich empor.

Erreicht war nun das Ziel des heißen Strebens,
Er träumt entzückt der Liebe süßen Traum;
Die strahlenreichste Perle seines Lebens,
Ist sie für ihn, bewahrt im Herzensraum.
Die Seligkeit, die er durch sie empfindet,
Hat keinen Ausdruck in dem Sprachgebiet,
Und wird von keiner Wissenschaft ergründet -
Sie ist der Pol, der rastlos an ihn zieht.
(1858)


Bianka, die schöne Mailänderin

In dem Lande der Orangen,
Wo der Himmel tiefer blaut,
Wenn er nächtlich seine Thränen
Auf die Pflanzen niederthaut,
Weilt der Dichter, lustdurchdrungen
Durch das Schöne; - seine Zeit
Füllt er mit Erinnerungen,
Die vergangne Größe beut.

Sinnend weilt er in Ruinen,
Die der Epheu grün umzieht,
Träumend steht er vor Gemälden,
Die entzückt sein Auge sieht.
Meisterwerke großer Meister
Bieten auch ihm Hochgenuß.
Zu des Cestjus Pyramide
Eilt am Abend oft sein Fuß.

Aber mehr als Stein und Trümmer
Reizt lebend'ge Schönheit ihn,
Liebe folgt dem Dichter immer,
Sie besticht ihm Herz und Sinn.
Einst sieht er ein holdes Mädchen,
O, wie schlägt das Herz ihm wild -
Er ist brennbar und elektrisch,
Sie gleicht einem Götterbild.

Hoch und schlank ist sie gestaltet,
Im Bewegen ganz Natur,
Klein die Füßchen, ihre Zähne
Gleichen einer Perlenschnur.
Helle, braune Löckchen wallen
Um das edle Angesicht,
Ihre Lippen sind Korallen,
Ihre Augen blaues Licht.

Bald wird er mit ihr vertrauter -
Ihrer Huld gar süß bewußt,
Lehrt er einen Engel englisch,
O, mit welcher Himmelslust.
Einst hört er, sie ist vergeben,
Sie ist eines Andern Gut!
Ha! wie kalte Sturmeswellen
Stürzt die Kund auf seine Glut.

Seine Pflicht rieth ihm: "Entsage!"
Und er zog sich still zurück,
Doch er trauert viele Tage,
Ob dem bald zerstörten Glück.
Hoffnung hatt' ihn eingesungen
In den schönsten Traum an sie -
Aber nun hat ausgeklungen
Diese sanfte Melodie.

Und er gab, sie zu vergessen,
Doppelt sich den Künsten hin,
Sie erfrischen seine Seele,
Heitern seinen düstern Sinn.
Aber Bianka sinkt indessen
Abgemattet, welk und bleich
Auf das Krankenbett - getroffen
War sie fast vom Todesstreich.

Denn der Mann, dem sie als Gattin
Die Verwandten zuerkannt,
Hatte herzlos sie verrathen,
Kalt sich von ihr abgewandt.
Doch als wieder sie in voller
Blüthe der Genesung steht,
Kommt der Dichter einst gegangen,
Der jetzt in der Heimath geht.

Lebewohl will er ihr sagen,
Lebewohl auf immerdar.
Heftig ihre Pulse schlagen,
Trübe wird der Blick, der klar,
Eben noch ihn angeschauet,
Und auf der erblaßten Glut
Ihrer Wangen perlen Thränen,
Eine süße, heil'ge Flut.

"Lebewohl!" sie fühlt das Drücken
Seiner Hand - dann war er fort.
Sie eilt mit verstörten Blicken
An das Fenster - sieht ihn dort
Auf der Straß' noch stehen - eilig
Winket sie - er kommt herbei:
"Wiß', daß ich dich stumm und heilig
Längst geliebt - nun ist's vorbei."

Klirrend schließet sie das Fenster.
Zieht in's Innre sich zurück.
Wie Musik aus hohen Lüften
Ueberraschet ihn sein Glück.
Es erscheinet und verschwindet
Wie ein süß Getön. - Mit Ruh
Wirft er sich in seinen Wagen,
Und fährt stumm der Heimath zu.


Christiane Vulpius

Im Parke unter den Bäumen,
Da pflegte der Dichter zumal
Zu dichten oder zu träumen,
Berührt von dem heiligen Strahl,
Des Schönen, das ihn durchflammet,
Wie Wolken der Blitz durchzückt,
Das von dem Himmel entflammet,
Den, der's empfindet, beglückt.

Da naht mit schüchternen Schritten
Ein Mädchen mit Wängelein roth,
Um für den Bruder zu bitten,
Um's nährende tägliche Brod.
Er nimmt ihr die Schrift ab und schauet
Ihr tief in die Augen, worin
Das Feuer, das lichterloh blauet,
Verräth einen heiteren Sinn.

Sie glich einem Blümchen der Haide,
Das trotzig dem Sturm widersteht,
Doch willig im Hauche der Freude
Auf seinem Stengel sich dreht.
Er denkt: "Dieses Blümchen zu pflücken,
Ist sicher die wonnigste Lust!"
Und möchte voll Liebe sie drücken
Sogleich an die pochende Brust.

"Komm," spricht er, "du herzige Kleine,
Ich wähle zur Liebsten dich aus;
Komm mit mir, sei fortan die Meine,
Beherrsche als Herrin mein Haus."
Sie folgt ihm - und Liebe beseelte
Von Beiden den heiligen Schwur,
Als er sich Christianen vermählte
Am stillen Altar der Natur.

Sie war nicht ohn' Fehler und Mängel,
Sie war ja ein Kind ihrer Zeit -
Doch war sie für ihn stets der Engel,
Der Blumen des Glücks ihm gestreut.
Sie schenket dem Dichter zwei Söhne,
Die er heißliebend umschließt,
Und mit einer seligen Thräne
Des Vatergefühles begrüßt.

Das Weib seiner Wahl zu erfreuen,
Läßt er den geschlossenen Bund
Einst segnen und ehrenvoll weihen
Durch Priesters geheiligten Mund.
Er kann ihr nichts Höhres gewähren -
Sie, die er im Herzen stets hält
Gar hoch in Achtung und Ehren,
Steht nun auch geehrt vor der Welt.

Als sie nach viel glücklichen Jahren,
Nachdem sie ihn treulich gepflegt,
Sich anschickt zur Grube zu fahren,
Und ihnen die Trennungsstund' schlägt,
Sucht er sie im Tod zu umfassen,
Weilt knieend am Bette bei ihr,
Ruft weinend: "Woll' mich nicht verlassen,
O bleibe, du Gute, bei mir."


Bettina Brentano

Ein Wesen sonder Gleichen,
Voll Tiefe, voll Gefühl,
Doch leicht wie Schmetterlinge
Im süßen Gaukelspiel,
Das sie um Blumen treiben,
Schwebt durch das Leben sie;
Sie war voll Dissonanzen,
Und doch voll Harmonie.

Bald heiter wie die Lerchen,
Bald sanft wie Tauben sind,
War sie an Jahren Jungfrau,
An Körper fast noch Kind.
Begierig las sie Alles,
Was Göthes Feder schrieb,
Gewann aus seinen Werken
Den großen Dichter lieb.

In ihrem Herzen baute
Sie auf ihm einen Thron;
Als Liebling seiner Mutter
Eilt' sie einst hin zum Sohn.
Sie sieht ihn an tiefsinnig,
Ruft bebend aus: "Ich bin
Maximilianens Tochter,
Die dir einst lag im Sinn."

Er sitzt ihr gegenüber,
Schaut ihr in's Auge groß,
Und sieh, mit einem Satze
Saß sie auf seinem Schooß.
Wie sich die volle Blume
Auf ihrem Stengel senkt,
So fühlte sich ihr Köpfchen
An seine Brust gedrängt.

Er stand schon hoch in Jahren
Und sie war kaum erblüht,
Ein zartes Rosenknöspchen,
Das in der Sonne glüht.
In ihrem Geiste weckte
Er auf den Genius,
Trank ihrer Seele Quelle
Mit seinem ersten Kuß.

Den Maitraum des Entzückens
Hat sie mit ihm durchträumt,
Doch wenn der Liebe Brandung
Gewaltig in ihr schäumt,
Wenn sich die Wuth des Windes
Oft mächtig in ihr regt,
Gießt Oel er in die Fluten,
Bis daß der Sturm sich legt.

Er freut sich ihrer immer,
Ob sie im Trotze schweigt,
Ihr Geist wie die Rakete,
Hoch in die Lüfte steigt,
Und tausend goldne Funken
Des Witzes läßt versprüh'n,
Die an dem Lebenshimmel
Wie lichte Sterne glüh'n.

Er läßt sich von ihr lieben,
Er ist dem Dämon gut,
Der in ihm angezündet
Die wärmste Herzensglut,
Der in dem Kampf des Geistes
So siegreich mit ihm ringt,
Das er am Lebensabend
Noch einmal sich verjüngt.
(1858)


Mina Herzlieb

Im Laufe der eilenden Jahre
War er geworden zum Greis,
Ihm schlugen jetzt leise die Pulse,
Das lockige Haar war schon weiß.
Da sieht er ein Kind, das im Glanze,
Der Jugend und Lieblichkeit strahlt
Dem Hebe voll Anmuth die Wangen
Mit blühenden Rosen bemalt.

Von solchem Liebreize geblendet,
Fühlt sich der bedächtige Mann,
Es ziehet mit zaubrischen Kräften,
Noch einmal die Schönheit ihn an.
Es schließen die Schleußen des Herzens
Noch einmal gewaltsam sich auf,
Es nehmen die Fluten der Liebe
Wild tosend den stürmischen Lauf.

Er nennet sie "liebliches Herzchen",
Er heißt sie "mein artiges Kind"!
Es ist ja ein Mann von Erfahrung
Und weiß wie man Herzen gewinnt.
Er fesselt durch Achtung und Güte
Den zarten bescheidenen Sinn,
Es neigt die jungfräuliche Blüthe
Sich sanft zu dem Strahlenden hin.

Es schmückt ihre Stirn ein Erröthen,
Sobald sie den Dichter erblickt,
Das Morgenroth ist's, wenn zum Aufgang
Im Herzen die Liebe sich schickt.
Er lebt nun in Zagen und Hoffen,
Er wandelt auf dorniger Bahn,
Bald sieht alle Himmel er offen,
Bald gähnet die Hölle ihn an.

Ihm sagt der Verstand, daß die Myrthen
Nicht blühen im Schnee und im Eis,
Daß Mina ein Kind fast an Jahren
Und er längst ein alternder Greis.
Doch weilet sein Aug mit Entzücken
Auf ihrer elast'schen Gestalt,
Doch drängt ihn der Drang seines Herzens
Zu ihr mit allmächt'ger Gewalt.

Doch einst ist sie fort, ist verschwunden,
Die Liebliche sieht er nicht mehr.
Ihm blutet das Herz aus viel Wunden,
Ihm dünkte das Leben jetzt schwer.
Was Alles er damals gelitten,
Wie ihm ward das Leben vergällt,
Wie er gekämpft und gestritten,
Beschrieb seine Feder der Welt.*
(1858)

* In den Wahlverwandschaften, wo er sich
bald als Eduard, bald als den Hauptmann,
und Mina als Ottilie schildert.


Fräulein von Lewezow

Schon achtzig Lenze zählt der greise Dichter,
Schon achtzigmal sah er die Trauben blüh'n,
Doch kränzt er sich die Stirne noch mit Rosen,
Wenn Abends er im traulich sanften Kosen
Im Freundeskreis beim Labebecher sitzt,
Und jugendfrische Geistesstrahlen blitzt.
Wo einsam im Gebirge einer Quelle
Zum Menschenheil Hygeens Strahl ergießt,*
Der neubelebend durch die Adern fließt,
Erblickt er einst an stiller Waldesstelle
Ein Mädchen, schön wie nur die Nymphen sind,
Ein reizumfloßnes, anmuthreiches Kind,
Wie Maler die Madonna lieblich malen,
Mit Augen, die so sanft wie Mondesstrahlen,
Mit Lippen, die zu keusch fast sind zum Kuß,
Da wacht in ihm der holde Genius
Der Liebe nochmals auf, der längst geschlossen
Zum Schlummer hatte seine süßen Augen,
Und in dem Herzen fängt ihm der Vulkan,
Den ausgebrannt er wähnte, neu zu rauchen,
Und Glutenströme auszuwerfen an.
Noch einmal liebt er mit der vollen Kraft
Der Jugend - Doch er fühlet mit Entsetzen,
Daß er ein Greis - daß seine Leidenschaft
Nicht mehr vermag ein junges Herz zu letzen.
Er fliehet von dem süßen theuren Gut,
Daß dessen Näh' nicht seiner Qual vermehre,
Und Trennung seiner letzten Liebe Glut
Zugleich mit seinem Leben still verzehre.
(1858)
* In Marienbad


Des Dichters Heimgang

Im Sessel sitzt der lebensmüde Dichter,
Von Krankheit sind ihm Stirn und Wangen weiß,
Zu seinen Füßen kniet die Schwiegertochter
Und trocknet ihm den kalten Todesschweiß.

Es zuckt die Lippe - mit dem letzten Hauche
Ruft der erblaßte Mund: "Mehr Licht! mehr Licht!"
Noch einmal schlägt er auf das Adlerauge,
Das dann im Todeskampf erlischt und bricht.
(1858)

aus: Dur- und Molltöne
Neuere Gedichte von Kathinka Zitz
Mainz 1859 (S. 236-272)
_____

 

 

Biographie:

Kathinka Zitz, geb. Halein
 
Geboren am 4. 11. 1801 in Mainz, gestorben am 8. 3. 1877 in Mainz.

Der Vater war Kaufmann. Die Ehe der Eltern verlief unglücklich, die Familie litt unter den Wutausbrüchen des Vaters. Kathinka lebte einige Zeit bei ihrer Großmutter, besuchte dann ein Mainzer Pensionat und später eine Schule in Straßburg. Sie begann zu schreiben; 1817 erschien ihr erstes Gedicht. 1825 starb ihre Mutter, ihr Vater wurde kurz danach in ein Irrenhaus eingeliefert. Sie trat eine Stelle als Erzieherin in Darmstadt an und übernahm 1827 die Leitung einer Mädchenschule in Kaiserslautern. Weil ihre Schwester Julie schwer erkrankte, gab sie diese Stelle nach einem Jahr auf. Sie kehrte nach Mainz zurück, wo sie ihre Schwester bis zu deren Tod pflegte. Um diese Zeit löste sie auch die zehnjährige Verlobung mit dem preußischen Offizier Wild, da der Heiratsantrag ausblieb. 1837 heiratete sie den Rechtsanwalt Franz Zitz. Die Ehe scheiterte an der ständigen Untreue des Mannes. Nach zwei Jahren trennten sich die beiden. Es folgte eine rege literarische und politische Tätigkeit. In ihren Zeitungsartikeln, Gedichten und Erzählungen, die sie unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlichte, trat sie für Freiheit und Demokratie ein. 1849 gründete sie in Mainz den Frauenverein »Humania«, der die Märzrevolution unterstützte. In den folgenden Jahren stand sie aus finanzieller Not immer mehr unter Produktionszwang. Sie verfaßte u.a. Biographien über Goethe, Heine und Rahel Varnhagen. Am Grauen Star erkrankt, verbrachte sie ihre letzten Lebensjahre im St. Vinzensiuspensionat der Barmherzigen Schwestern in Mainz

aus: Dietmar Noering: »Kathinka Halein: Ein Leben in schwerer Zeit« in: Kathinka Zitz: »Wahre Freiheit: Gedichte und Prosa«, hrsg. von Dietmar Noering. Frankfurt a.M.: Bangert & Metzler 1987



siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Kathinka_Zitz-Halein

siehe auch: http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/frauenarchiv/vormaerz/zitz/index.htm

siehe auch: http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Zitz,_Katharina

 

 

 


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