Arabische Dichter

Aus der Literaturgeschichte der Araber

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1850-56)




Abdolbirr Ibnol-Forsan
(12. Jh.)


Nachdem die Sclavin weissen Turban umgewunden


Nachdem die Sclavin weissen Turban umgewunden,
Und um das Kleid den rothen Mantel umgebunden,

Da gab ich meine Seel' aufopfernd für Sie hin,
Denn du, stets frische Huld du bist ihr Heil,

Ihr ward die Schönheit, vollkommene, zu Theil,
Was Andern Ganzes ist, das ist bei Ihr nur Theil;

Und als das Licht von deiner Ehre ausgestrahlt,
Und in die Länder sich vertheilet sogestalt,

Da wickelte ins Roth sich ein ein jeder Blick,
Erhörung kam von dir als Pflicht und als Geschick;

Sie liess das rothe Kleid von oben tief herab,
Des Ruhmes Kron' dem Scheitel Glanz und Adel gab,

In ihrem Turban schien Sie mir ein voller Mond,
Der in dem Morgenroth auf grüner Erde thront.

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Abdolbirr Ibnol-Forsan hatte grosse Kenntniss in der Hamasa und in der Poesie überhaupt, die er als einer der ausgezeichnetsten Philologen und Dichter selbst trieb. Er stand als Secretär beim Emir Ibn Ganijet Ebu Sekeria Jahja Ibn Ishak B. Mohammed B. Ali el-Mostewfi el-Majurki bis zu den Tagen Raschid's, und beschränkte sich auf diesen Dienst; er ward als Gesandter nach Bagdad gesendet, wo er sich einen Monat aufhielt, ehe er zur Audienz gelassen ward und mit den Schöngeistern und Philologen von Bagdad sich in Gespräche einliess. el-Makri gibt neunzehn seiner Distichen, Gelegenheitsgedichte.
 


 

Aus: Literaturgeschichte der Araber
von ihrem Beginne bis zum Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Zweite Abtheilung
Von dem Regierungsantritte Mostekifi-billah's
bis zum Ende des Chalifates zu Bagdad im Jahre 656 (1258)
Siebenter Band
Vom achten Jahre der Regierung des ein und dreissigten Chalifen
Moktefi-bi-emrillah bis zum Falle Bagdad's
d. i. vom Jahre der Hidschret 538 (1143) bis 656 (1258)
Wien 1856
(S. 892)

 

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