Arabische Dichter

Aus der Literaturgeschichte der Araber

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1850-56)



el-Alesi
(gest. 1160)


Es hält ihr Kleid des Busens Hitze fest


Es hält ihr Kleid des Busens Hitze fest,
Dess' Glühwind nimmer sich verbergen lässt,

O schönes Bild, gestreift ist ihr Gesicht,
Mit schwarzem Haar und einem Streif von Licht,

Wie Weide bieget sich die Lende ein,
Mit Leben tränkt, begränzt Sie Wüstenei'n,

Nachdem den Morgen Sie gesendet mir,
So bleibt Nichts übrig als zu folgen Ihr;

Ich blieb, sie wusst' es, eine Weile steh'n,
Die Kräfte und die Liebe schnell vergeh'n,

Die Finger meiner rechten Hand, sie thaten weh,
Beschämet von der Grossmuth Hatim's Näh',

Durch ihre Ungunst ist vom Leib Nichts übrig blieben,
Er hat in Thränen sich ganz aufgerieben,

Ich bin schon durch den ersten Blick zerstückt,
Nicht nöthig, dass ein zweiter auf mich blickt,

Ich sehn' mich an die Sänfte mich zu lehnen,
Bei Nacht zu hören der Kamele Stöhnen;

Der Neumond strecket aus Pleiadenhand,
Ich küsste sie, bis Kuss auf Kuss in Reihen stand.

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el-Alesi: der berühmte Dichter, welcher einen Diwan von Gaselen, Satyren und Lobsprüchen auf die hohen Staatsbeamten (Reis) Irak's hinterliess. Er hatte sich besonders dem Wesire Aun-eddin Jahja B. Hobeire angeeignet, den er vor allen anderen lobte. Ibnol-Nedschar erwähnt desselben in seiner Geschichte Bagdad's. Er war zu Olus, einem Dorfe in der Nähe Hadise's, geboren, ward zu Dodscheil erzogen und kam dann nach Bagdad, wo er zur Zeit des Chalifen el-Mosterschid-billah ein Wächter (Haris), Gegenstand der Satyren des Dichters Ebul-Fadhl war; er trat dann in den Dienst Sultan Mesud B. Mohammed B. Melekschah's und ward, weil er sich Satyren wider den Chalifen Moktefi erlaubt hatte, eingesperrt. Imad-eddin, der Secretär von Issfahan, erwähnt desselben in der Charidet, er sagt, dass er zehn Jahre eingesperrt war und erst als Mostenschid i. J. 555 (1160) zur Regierung kam, seine Freiheit erhielt. Seine Sehkraft war durch die Finsterniss des Kornbrunnens, worin er eingesperrt war, gänzlich geschwächt, er schrieb schöne Gaselen und Verse, die sich durch die Neuheit der Wendung auszeichnen. (...)
 

 

Aus: Literaturgeschichte der Araber
von ihrem Beginne bis zum Ende
des zwölften Jahrhunderts der Hidschret
Von Hammer-Purgstall
Zweite Abtheilung
Von dem Regierungsantritte Mostekifi-billah's
bis zum Ende des Chalifates zu Bagdad im Jahre 656 (1258)
Siebenter Band
Vom achten Jahre der Regierung des ein und dreissigten Chalifen
Moktefi-bi-emrillah bis zum Falle Bagdad's
d. i. vom Jahre der Hidschret 538 (1143) bis 656 (1258)
Wien 1856
(S. 1009-1010)

 

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