Karoline Bruch-Sinn (1853-1911) - Liebesgedichte

Karoline Bruch-Sinn

 

Karoline Bruch-Sinn
(1853-1911)




Inhaltsverzeichnis der Gedichte:

 



Ich möchte in heißem Glutverlangen

An brennenden Lippen schauernd hangen,
In lodernde Augen seh'n -
In Augen, aus welchen die Liebe spricht,
Die sehnend auch mir im Herzen glüht -
In seligen Schauern vergeh'n!
O Liebe, Du bist das Himmelreich

Und auch die flammende Hölle zugleich -
Bist Dämon und Gott allzumal -
Bist blühendes Leben und grausiger Tod
Und nächtliches Dunkel und Morgenrot
Mit Deiner seligen Qual!

aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en
in Wort und Bild
Herausgegeben von Heinrich Groß
III. Band Berlin 1885 (S. 295)
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Ich weiß nicht, wie es gekommen

Ich weiß nicht, wie es gekommen,
Daß du mein ganzes Sein
Zu eigen hast genommen,
Nur du, nur du allein.

Zu dem nur aus weiter Ferne
Mein Liebesgrüßen dringt,
Wie sich zum höchsten Sterne
Ein Traum der Sehnsucht schwingt;

Wie ein Gesang, der leise
Im hohen Dom verhallt,
Indes die fromme Weise
Empor zum Schöpfer wallt.

Ich weiß nicht, wie es gekommen,
Daß du mein ganzes Sein
Zu eigen hast genommen,
Nur du, nur du allein.

aus: Unsere Frauen in einer Auswahl aus ihren Dichtungen
Poesie-Album zeitgenössischer Dichterinnen
Von Karl Schrattenthal
Mit zwölf Porträts in Lichtdruck
Stuttgart 1888 (S. 37)
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Erinnerung
 

Jede Stunde, da uns Liebe Rosen gab und Sonnenschein,
Schließt das Menschenherz in seine Tiefen wie in einen Schrein,
Daß es sie mit der Erinn'rung mildem Schimmer tröstend füllt,
Wenn es einmal Nacht geworden und die Sterne schwarz verhüllt.
Einst, wenn Alles sank in Dunkel, keine Freude mehr uns blüht,
Zieht Erinn'rung treuer Liebe uns noch leuchtend durchs Gemüth
Und, auf düst'rem Grund erglänzend wie ein demantheller Schild,
Mahnt das Herz an ungezählte Freuden noch ein theures Bild.

aus: Nicht rasten und nicht rosten!
Jahrbuch des Scheffel-Bundes in Österreich für 1891
 A. Hartleben's Verlag, Wien, Pest, Leipzig, 1891 (S. 9)
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Biographie:

Bruch-Sinn, Frau Karoline, Ps. Adele von Drachenfels, Carola, Saldau, Sphinx, Wien, Währing Schopenhauerstr. 19. ist als Tochter eines Offiziers den 13. Januar 1853 in Olmütz geboren, lebt, wie seiner Zeit als Mädchen, so auch jetzt als die Witwe eines Offiziers nur ihren Studien und geistigen Arbeiten. Sie schreibt ohne Unterbrechung für alle österreichischen und mehrere ausländische Journale und Sammelwerke lyrische Gedichte, Humoresken, Novellen, literarische Charakterbilder und Studien, gereimte Sprüche und Schnadahüpfl, übersetzt auch aus dem Englischen und Französischen. Sie wirkte als Mitredaktrice mehrerer Wiener Zeitungen und eines Journals, und ist seit drei Jahren an der Redaktion des "Wiener Almanach" beteiligt und kritische Referentin des "Salon", österreichisches Adelsblatt. Spezialität: Dialekt-Humoresken.

aus: Lexikon deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898


siehe auch: http://www2.onb.ac.at/ariadne/vfb/bio_bruchsinn.htm

siehe auch: http://ngiyaw-ebooks.org/ngiyaw/author/bruch_sinn.htm

 

 


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