Georg Friedrich Daumer (1800-1875) - Liebesgedichte



Georg Friedrich Daumer
(1800-1875)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte (Teil 4):
 




I.
Als einst von deiner Schöne,
O meine süße Wonne,
Ein Strahl entzückter Ahnung
Durch alle Himmel hin,
Durch die nun erst erhellten,
Sich breitete - geboren
Ward eine neue Gottheit;
Die Liebe war's, der Herzen
Gewaltige Königin.

Und über den Himmel schwang sie
Den flammensprüh'nden Zepter
Mit ihrer stolzen Hand;
Allein die Engel standen
Inmitten ihrer Feuer
Eiskalt und unentbrannt.
Da faßte Zorn die Göttin;
Sie flog zur Erde nieder,
Zu fühlender Menschen Herzen
Die Fittige gewandt.
Seit jenem Tage sprühen,
Seit jenem Tage glühen
Die Flammen ihres Zepters
Durch alles ird'sche Land.
(S. 1)
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II.
Prachtbediademte Herrscher,
Ungeliebte, liebelose,
Nur gekrönte Bettler sind sie,
Arme Bettler im Ornat.
Liebevoll geliebte Bettler,
Fürsten ohne Krone sind sie,
Kaiser ohne Kaiserstaat.
(S. 2)
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III.
Welch ein eignes Reich ist doch
Das der Liebe! seine Wunder
Werden nimmer ausgesagt.
Nicht befremdlich ist es uns,
Wenn gefürchtet starke Löwen
Schüchterne Gazellen jagen;
Die Gazelle deines Auges
Macht jedoch auf Löwen Jagd.
(S. 2)
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IV.
Die Freiheit ist ein Meer
Und seine Fische Herzen;
Sie schwimmen ohne Schmerzen
Behaglich hin und her.
Doch diese Lust, wie Schade!
Ist von geringer Dauer;
Es wohnet am Gestade,
Es stehet auf der Lauer
Liebe, die Fischerin.
Sie fischt mit eignen Angeln;
Sie fischt mit Ambralocken;
Die purpurrothen Fischchen,
Sie kommen unerschrocken,
Sie lassen von der argen
Sich gar zu gerne locken,
Und eines um das andre
Ist ihrer List Gewinn.
(S. 3)
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V.
Was ist der Lenz? Ein Commentar;
Er machet deine Schöne klar;
Er legt, so weit es seinem Müh'n,
Dem freilich unzureichlichen,
Doch eifrigen, gelingen mag,
Die Fülle deiner Reize dar;
Denn nur von ihnen handeln
Licht, Blume, Duft allüberall
Wo meine Füße wandeln.
(S. 4)
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VI.
 Es werde Licht! So tönete
Ruf Gottes in die dumpfe Nacht,
Und siehe da, es wurde Licht,
Es wurde deines Auges Pracht.
(S. 4)
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VII.
 Durch der Sonne Strahl
Heiter allzumal
Wird der Erde Saal,
Blühen im Gethal
Blumen ohne Zahl;
Doch sie selbst, die Sonne,
All in ihrer Wonne,
Strahlt allein durch deines Auges Strahl.
(S. 5)
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VIII.
Ich preise Gott, der Tag und Nacht gemacht,
Den Tag, dein Antlitz und dein Haar, die Nacht.
(S. 5)
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IX.
 Der Ost gerieth in Streit mit der Natur;
Er wollte nicht mehr auf der Rosenflur,
Er wollte weh'n auf einer schöneren,
Er wollte weh'n auf deiner Wange nur.
(S. 5)
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X.
 In's Grübchen deiner Wange fiel die Seele mir;
Da langte sie nach deines Haares Schlängel-Zier.
Ach, armer Jussuf! Da du aus der Grube kamst,
Umstrickte dich das Fesselband der Locke hier.
(S. 6)
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XI.
Aufschwinge dich, o Wind,
Mit einem ihrer Düfte
Und wonnige damit
In Edens Hain die Lüfte!
(S. 6)
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XII.
Die schönen Haare flicht,
O meine Selma, nicht!

Es wohnt darin ein Hauf
Von Seelen, o wie dicht!

Worunter, wie du weißt,
Die meine nicht gebricht.

Nicht tödte mit der Hand
Die Zarten, o mein Licht!
(S. 6)
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XIII.
Wir zieren, ich und du,
Den Himmel, den gestirnten,
Der Liebe wunderbar:
Du als der Mond, der volle,
Stolzfreudige der Anmuth,
Als thränende Plejaden
Mein feuchtes Augenpaar.
(S. 7)
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XIV.
Von deinem holden Lächeln
Entsprang der Rose schöne Zier;
Von meinem heißen Blicke
Entsproßte die Granate hier.
(S. 7)
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XV.
Es reißen Sturmgewalten
Aus mit der Wurzel Bäume;
Das im Naturbereiche
Ist der gemeine Brauch.
Aus mit der Wurzel riß mich -
O sprich, wie war es möglich? -
Der melodieenreiche,
Der gar zu linde, weiche,
Von deinem Mund der Hauch.
(S. 8)
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XVI.
Mich in ein arm Gestiebe
Verwandelt hat die Liebe,
Und also deine Schöne
Umwirbel' ich und höhne,
So leicht und zart beschaffen,
Der Winde Sturmgewalt.
Denn mich hinwegzuraffen
Aus deiner Reize Schlingen,
Nie wird es ihr gelingen,
So schrecklich ihre Woge wallt.
(S. 8)
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XVII.
 O wär' ich ein See, so spiegelhell,
Und du die Sonne, die ihm blickte!
O wär' ich ein klarer Wiesenquell,
Und du die Blume, die ihm nickte!

O wär' ich ein grüner Rosendorn
Und du die Rose, die ihn schmückte!
O wär' ich ein süßes, süßes Korn,
Und du der Vogel, der es pickte!
(S. 9)
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XVIII.
Das Aethermeer, das nächtige,
Erglänzet in des Mondes hehrem Glanze;
Schon blicket er, der prächtige,
Durch's dunkle Laub als goldne Pomeranze.

Es streuet ihm die Lilie
Weihrauch empor; es hangt an ihm bezaubert
Bülbül, die tonkunstmächtige,
Und grüßet ihn mit ihrer süßen Stanze.

Doch, ach, wie stolz erhebt er sich,
Damit er nie zu Hoffnungen, zu schönen,
Die Sängerin berechtige,
Und nie die stille, liebevolle Pflanze! -

Du bist der Mond, die Lilie
Ist mein Gemüth und Nachtigall die Lippe,
Die dir umsonst andächtige
Gebete weiht die Sommernacht, die ganze.
(S. 9-10)
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XIX.
 Siehe, der arme Geselle,
Der da wallt von Haus zu Haus,
Seine Fluth vom Quelle
Schreiet er mechanisch aus.

Doch es stockt der Schrei ihm,
Sein Geschäft, vergessen ist's,
Nahet deiner Schwelle,
Stehet er an deinem Haus.

Nicht die Fluth, die helle,
Gießet der verliebte hier,
Nein, die trübe Welle
Seines heißen Auges aus.
(S. 10)
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XX.
 Wenn der Ost durch deines Hauptes
Duftiges Gelocke strich,
Rein genesen, wo er hauchet,
Heben arme Kranke sich. -

Singen Engel vor des Himmels
Hohem Herrscher ihren Preis
Feiern sie als seine schönste,
Wundervollste Schöpfung dich. -

Wären Myriaden Seelen,
Myriaden Herzen mein,
Alle dir zum Liebesopfer
Vor die Füße streuet' ich. -

Die zu dir gewandte Sehe,
Unverwendet starrte sie,
Ob in ungeheurem Sturze
Beider Welten Fuge wich. -

Ach warum zu dir, o Kaba
Frommer Liebe, geht der Weg
Durch verbrannter Wüsteneien
Mörderischen Sonnenstich? -

Auf die Blätter meines Harmes
 Einen Blick der Gnade wirf!
Mit des Auges Blute malt' ich
Jeden Zug und jeden Strich.
(S. 11-12)
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XXI.
 Gieb ihr, Ost, die Kunde meiner Leiden,
Aber gieb sie schwach! Es wird genügen.
Maltest du in vollen, ächten Zügen -
Ach, du würdest ihr den Tod bereiten.
(S. 12)
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XXII.
Schon häufig an der Pforte meines Herzens
Hat angepocht der Gram,
Doch es verschloß sich riegelfest, so oft es
Den Widrigen vernahm.

Auf's neue pocht' er neulich, und es wurden
Ihm ohne Zögerung
Die Thore weit - warum? Weil er gesendet
Von deinem Auge kam.
(S. 12)
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XXIII.
Die Flamme hier, die wilde, zu verhehlen,
Die Schmerzen alle, welche mich zerquälen,
Vermag ich es, da alle Winde ringsum
Die Gründe meiner Traurigkeit erzählen?

Daß ich ein Stäubchen deines Weges stäube,
Wie magst du doch, o sprich, wie darfst du schmählen?
Verklage dich, verklage das Verhängniß,
Das waltet über alle Menschenseelen!

Da selbiges verordnete, das ew'ge,
Wie alle sollten ihre Wege wählen,
Da wurde deinem Lockenhaar der Auftrag,
Mir Ehre, Glauben und Vernunft zu stehlen.
(S. 13)
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XXIV.
 Es schmückt die Herrschaft hohe Throne nicht;
Sie wohnt, o Lieb, in deinem Angesicht.

Den Tag erschafft die Sonne nicht; es tagt
Durch deiner Augen zauberisches Licht.

Dir huldiget gefesselt alles Sein,
Und keines ist, das seine Bande bricht,

In deiner Hand ist Leben und Verderb,
Wie deine Willkühr unser Urtheil spricht.

Zwar wenig ist des Guten, das du thust,
Des Bösen ein unendliches Gewicht;

Doch morde nur und trinke Blut auf Blut!
Nicht geht mit dir der Himmel in's Gericht;

Nicht schreiben Engel deine Schulden auf;
Sie selbst entflammt, sie brechen ihre Pflicht.
(S. 13-14)
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XXV.
Für die böse Liebe braucht' ich
Schon so manche Medicin;
Doch es wurde mir die Ruhe,
Die ersehnte, nicht verlieh'n.

Denn es ist in mir die Liebe
Nicht ein bloßer Gastbesuch,
Wie er wohl in andern Herzen
Pfleget ein- und auszuzieh'n,

Ist mir Odem, Geist und Seele -
Werden Odem, Seele, Geist,
Meine letzten Hauche schwinden,
Wird dahin auch jene flieh'n.
(S. 14)
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XXVI.
 Drinnen im Gemache schmiegt sich
Ihrer Brust ein Fremder an,
Und ich lieg' auf ihrer Schwelle,
Preisgegeben dem Orkan.

Diese Stelle zu verlassen,
Riethe mir der Brauch der Welt,
Riethe mir das Ich, das kalte,
Riethe der Verstand mir an.

Doch so groß die Welt, die weite,
Eine Stelle giebt sie mir,
Diese nur, es geht von dieser
Nur zum Grabe meine Bahn.
(S. 15)
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XXVII.
Mein Weinen, es ist zu gleichen
Dem Regen im Lenz, dem reichen,
Nicht von der Tafel des Busens
Im Stande, dein Bild zu streichen.
(S. 15)
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XXVIII.
 Sie, welche nicht an Liebe glauben,
Ich lade sie zu meinem Grabe.
So wie sie deinen Namen nennen,
Wird hell empor aus meinem Sarge
Ein Klageton die Luft durchzieh'n.
(S. 16)
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XXIX.
 Freue dich, o Seelenvogel,
Lasse deine Jubel schallen,
Daß du in der Rose zarte,
Liebe, süße Haft gefallen!

Nicht in eines Vogelstellers
Rohe Netze wirst du sinken,
Nicht ergriffen wirst du werden
Mörderisch von Räuberkrallen.

Zwar es hat der Dorn der Rose
Tief genug dein Herz verwundet,
Und so wirst du dich verbluten
Und hinab zu Grabe wallen.

Doch der Tod, der dich erwartet,
Ist der schönste Tod von allen;
Sterben wirst du nach dem edlen
Sterbebrauch der Nachtigallen.
(S. 16)
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XXX.
 So halt' ich es mit meiner Liebe,
Daß ich mein eignes Sein vergesse,
Daß ich mein Ich, mein ganzes, opfre;
Zehntausend Seelen wenn ich hätte,
Ich würde sie vor dir verstreu'n.

So halt' ich es mit meiner Liebe:
Treu bin ich ohne Wank und Wandel.
Laß jeden höchsten Reiz der Erde
Vorüber zieh'n vor meinem Auge,
Nicht weckt er eine leise Regung;
Ich sehe dich, nur dich alleine,
Und jedes andre Bild verweht.

Ich bin Medschnun, der, lieberasend
Nicht Persien und nicht Arabien,
Die Erde nicht mit ihren Blumen,
Den Himmel nicht mit seinen Sternen,
Für seine süße Leila nimmt.

Man drohe mit gehobner Klinge,
Man lasse Wund' auf Wunde bluten,
Man schlage mir das Haupt herunter!
Ich weiche nicht von deiner Schwelle,
Ich liefere dem Schwertbewehrten
Nicht aus das einzig edle Kleinod,
Das ich besitze, meine Liebe;
Mit eisiger, erstarrter Hand noch
Halt' ich die schöne Perle fest.
(S. 17)
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XXXI.
Fort mit dem Ich und seiner Kraft,
Gebeut die Liebe, fort damit!
Vor jenem Auge ziemet ihm
Daß es verstiebe; fort damit!

Nein, geize nach der Ehre nicht
Dir selber ewig gleich zu sein;
Woferne nur ein Schein davon
Zurückebliebe, fort damit!

Sich aufzulösen ist so schön
In ungemessner Leidenschaft,
Und deiner Ichheit stolze Pracht
So trist und trübe; fort damit!

Zu Asche brenn' ein liebend Herz,
Und in die Lüfte streu's der Wind,
Beweisend aller Welt, wie groß
Die Macht der Liebe; fort damit!
(S. 18)
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XXXII.
 Wo ist der Ort, an dem du weilst?
An diesem Orte will ich sterben.
Kein andrer Port auf wildem Meer;
In diesem Porte will ich sterben.

Es läßt Karun von seinem Gold,
Der Reiche nicht von seinem Horte;
Wo wäre mir ein Hort, wie du?
Bei diesem Horte will ich sterben.

Und wenn du dich vor mir verbirgst,
Und wenn du deine Pforte schließest,
An dieser Pforte lager' ich,
An dieser Pforte will ich sterben.

Das letzte Wort aus meinem Mund,
Was wird es sein? Dein süßer Name.
Wie fiele mir ein andres ein?
Mit diesem Worte will ich sterben.
(S. 19)
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XXXIII.
Dein ohne Wank und Wandel,
So lang ich athme, bin ich;
Wenn ich des Grabes Raub,
Anfliegen an den Saum dir
Werd' ich als Grabesstaub.
(S. 20)
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XXXIV.
 Lieben, ohne Maaß entflammt,
Lieben ist mein einzig Amt,

Ob sie meine Bitte hört,
Ob sie meinen Trieb verdammt,

Ob sie mich in Dorne legt
Oder in der Gnade Sammt;

Lieben ohne Maaß und Ziel
Lieben ist mein einzig Amt.
(S. 20)
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XXXV.
 Bitteres zu sagen, denkst du;
Aber nun und nimmer kränkst du,
Ob du noch so böse bist.
Deine herben Redethaten
Scheitern an korallner Klippe,
Werden all zu reinen Gnaden,
Denn sie müssen, um zu schaden,
Schiffen über eine Lippe,
Die die Süße selber ist.
(S. 21)
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XXXVI.
 So steh'n wir, ich und meine Weide,
So leider mit einander beide:

Nie kann ich ihr was thun zu Liebe,
Nie kann sie mir was thun zu Leide.

Sie kränket es, wenn ich die Stirn ihr
Mit einem Diadem bekleide;

Ich danke selbst, wie für ein Lächeln
Der Huld, für ihre Zornbescheide.
(S. 21)
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XXXVII.
 Nur darum ist mein Auge, daß es deinem Glanz
Den Spiegel halte;
Nur darum ist mein Busen, daß er deinem Bild
Ein Zelt entfalte.
(S. 22)
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XXXVIII.
 Ich möchte dir so gern die Seele geben;
Doch hast du sie durch ewigen Beschluß
Schon ohnehin, und nicht bin ich im Stande
Zu sagen, daß sie je mein eigen war.
Geschaffen hat, so viel ich mich besinne,
Der Himmel ohne Seele mich und die
Mir zugehörige Seele dir geschenkt.
(S. 22)
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XXXIX.
 Ich bin der Liebe Morgenflur,
Harr' auf der Sonne prächtiges Erscheinen,
Und werde, schmückt sie den Azur,
Den Morgenthau der Lust und Freude weinen.
(S. 22)
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XL.
Ich bin ein armes Lämpchen nur,
Ein dämmerndes in dunkler Nacht;
Du bist die lichte Morgenpracht
Aufstrahlend im Azur.
Du strahle nur, du prange nur!
Wiewohl vor deinem Angesicht
Des armen Lämpchens Auge bricht,
Ich bebe nicht, ich bange nicht;
Du leuchte nur,
Und ich vergehe gern in deinem Licht.
(S. 23)
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XLI.
 Wähne nicht, ich sei noch!
Ging ja doch in deiner Liebe Feuer
Auf in helle Flammen
Meines Seins entzündlich arme Scheuer!

Nur ein Häufchen Asche
Blieb zurück; das stäubet in die Lüfte,
Sinkt herab und legt sich
Vor die Füße dir als Liebessteuer.
(S. 23)
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XLII.
Nichts ist dumpfer Gemüther
Träumenden Heerden wunderbar;
Doch mir dünket am Ende
Alles auf Erden wunderbar.

Ist nicht Leben und Athem,
Himmel und Licht und Rosenflur,
Ist nicht schwellender Jugend
Liebliches Werden wunderbar?

Schönheit, welche Mirakel
Stellst du betroffnem Auge dar!
Sind nicht, sage, Suleima's
Holde Geberden wunderbar?

Welch ein Wunder die Liebe!
Ach, um ein einzig Lächeln nur
Trägt die Seele Hafisens
Welche Beschwerden wunderbar!
(S. 24)
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XLIII.
Holder Ost, beschwingter Bote,
Den die Liebe wandeln heißt,
Grüße mit dem schönsten Gruße,
Jene Schöne, die du weißt.

Melde, daß mir in die Lüfte
Schwinde der gequälte Geist,
Wenn sie nicht zu spenden eile
Jene Spende, die du weißt.

Denn zu kennen und zu missen,
Was mit Edens Wonne speis't,
Es gebiert die tiefe Trauer,
Die gefähre, die du weißt.

Ja, was sind die Paradiese,
Welche der Verzückte preis't,
Lacht sie, jene Flur der Liebe,
Jene zarte, die du weißt!

Nicht der Aar zu sein verlangt mich,
Der hinauf zur Sonne reis't;
Nachtigall Hafis vergöttert
Jene Rose, die du weißt.
(S. 25)
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XLIV.
Eine tröstlich holde Kunde weigre nicht!
Eine traute Wonnestunde weigre nicht!

Heilbescheer, balsamischen, mein süßer Arzt,
Für so manche böse Wunde weigre nicht!

Deiner Lippe Kandel, daß von jeglicher
Thräne mir das Aug' gesunde, weigre nicht!

Der da bis zum Kafe deine Schöne preis't,
Seine Kost dem Liedermunde weigre nicht!

Jene Brust, aus Lilienschimmer aufgeballt,
Schwellend in vollkommner Runde, weigre nicht!

Was mit eifersuchtentflammtem Auge sieht
Die gestirnte Weltrotunde, weigre nicht!

Was zu vollgehaltiger Äonen Werth
Stempelt eine Lustsekunde, weigre nicht!

Was allein empor zu halten fähig ist
Ueber'm öden Grabesschlunde, weigre nicht!
(S. 26)
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XLV.
Wie Melodie aus reiner Sphäre hör' ich;
Wie Harmonie aus ewiger Kläre hör' ich;

Ein Weh'n, so sanft, als ob mir eines Engels
Gelinde Schwinge nahe wäre, hör' ich.

Erzählt der Ost von deiner Brust Geneigtheit?
Denn eine wundersüße Mähre hör' ich.

Verkündet er die seligste der Stunden?
Denn was da scheucht jedwede Zähre hör' ich.
(S. 27)
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XLVI.
Mit seinem Mohrenheer erschien der Gram,
Mein Blut vergießend grausam und verrucht;
Ein lichtgeborner, weißer Engel kam
Und schlug den Unhold plötzlich in die Flucht.
(S. 27)
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XLVII.
Ich will bis in die Sterne
Die Fahne der Liebe tragen;
Sie soll auf einer Wolke
Ob sämmtlichen Himmeln ragen.

Ich will im hohen Äther
Anstimmen erhabne Lieder,
Will rühmend eine Pauke
Unendlicher Ehre schlagen.

Orion und Plejade
Sie sollen im Tanze kreisen,
Und Sohre freudig horchend
Das eigene Spiel vertagen.

Tief unter mir die Wüsten,
Die sandigen, ungeheuern,
Sie sollen blüh'n und grünen
Gleich himmlischen Rosenhagen.

"Warum, Hafis?" so fragst du.
Wie magst du so thöricht fragen?
Es lächelte mir die Freundin,
Es endeten alle Klagen.
(S. 28)
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XLVIII.
Wie bist du, meine Königin,
Durch sanfte Güte wonnevoll!
Du lächle nur - Lenzdüfte weh'n
Durch mein Gemüthe wonnevoll.

Frisch aufgeblühter Rose Glanz
Vergleich ich ihn dem deinigen?
Ach, über alles, was da blüht,
Ist deine Blüthe wonnevoll!

Durch todte Wüsten wandle hin,
Und grüne Schatten breiten sich,
Ob fürchterliche Schwüle dort
Ohn' Ende brüte, wonnevoll.

Laß mich vergeh'n in deinem Arm!
Es ist in ihm ja selbst der Tod,
Ob auch die herbste Todesqual
Die Brust durchwüte, wonnevoll.
(S. 29)
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XLIX.
 Es hält der Ost, der eitle, sich,
Für sämmtlicher Geschöpfe Geist;
Doch höre deines Haars Arom,
Das ihn mit Fug zurechte weis't:

"Ich bin die Seele der Natur,
Da ohne mich die Welt zerfällt,
Und ihren öden Trümmerhauf
Des Chaos alte Nacht umkreis't."
(S. 30)
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L.
Mein süßer Schatz! Du bist zu gut;
Du nährest meinen Uebermuth;
Es strahle nicht so reich an Huld
Mir deiner Augen schöne Gluth!

Erlaube nur, daß meine Hand
Den Staub, worauf dein Fuß geruht,
Mir auf die Scheitel legen darf,
Wie mit der Kron' ein Kaiser thut!
(S. 30)
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LI.
 Ich dachte dein in tiefer Nacht;
Da leuchtete mit heller Macht,
Mit plötzlicher, die Finsterniß,
Und wurde klar, wie Morgenpracht.

Zu jener Stunde hat gewiß,
Dein Auge, Liebchen, auch gewacht,
Zu jener Stunde hat gewiß,
In Liebe mein dein Herz gedacht.
(S. 31)
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LII.
Wie glücklich ist der Morgenwind!
Er schwingt sich auf sein Ambra-Roß
Und jagt zu dir und fleugt zu dir
So leicht, so rasch, wie ein Geschoß.

Mich aber hält gebändiget
Ein unerbittlich Mißgeschick,
Wiewohl mein ewig quellend Aug'
Weltmeere schon des Grams vergoß.

O pfui der Schmach, pfui über mich!
Ich lebe noch, ich athme noch,
So manche bittre Stunde schon
Mich ohne dich der Tag verdroß.

Allein getrost! Es stocken mir
Die Pulse schon, die schmählichen,
Und bald bin ich der ewiglich
In Nacht Gehüllten Schlafgenoß.

Doch träumt gewiß auch dann Hafis
Von deiner Wangen Rose noch;
Aufsteigen zum Beweise wird
Aus seiner Gruft ein Rosensproß.
(S. 31-32)
_____



LIII.
Klagen ob der Trennung Pein,
Melden nicht ihr Leid, ihr wahres;
Tausend Bände sind nur ein
Abschnitt ihres Commentares.
(S. 32)
_____



LIV.
Wisse, Verliebter, und prüfe dich,
Ob dein Lieben ein ächtes sei,
Ob sein Wesen erdichtet:
Vor dem Mufti der Liebe gilt
Dein Gebet nur in einem Fall,
Wenn du gesetzlicher Reinigung
Pflicht mit lauterer Welle nicht,
Nein, mit Blute verrichtet.
(S. 33)
_____



LV.
In die gramentladne Brust
Zog herein
Welche Lust!
Sie zu bergen ohne Laut
Sollt' ich es im Stande sein?
Nein, o nein, sie soll vertraut
Freundlichem Gehöre sein!
Aber nicht dem Menschenkinde
Meine süße, süße Post,
Ich verkünde sie dem Winde,
Ich vertraue sie dem Ost.
(S. 33)
_____



LVI.
Wehre nicht, o Lieb,
Wühlen in den Locken
Deines holden Hauptes
Laß mich ohne Stocken!
Denn ein eigner Trieb
Waltet, es bewältigt
Eine sympathetisch
Eigne Zaubermacht.
Wisse, meine Seele
Such' ich auf, die arme,
Die sich in die dunkle,
Labyrinth'sche Pracht,
Tief hinein verloren
In die schöne Nacht.
(S. 34)
_____



LVII.
 Ich höhne der Vernichtung
Furchtbaren Schlund
Fest hangend an Suleima's
Rubinenmund.

Dem Ruhenden im Centrum
Des Lebens hier
Wie zeigte sich zu beben
Der kleinste Grund?
(S. 34)
_____



LVIII.
Weißt du noch, mein süßes Herz, wie Alles sich
Hold begeben zwischen dir und mir?

Wie der Liebe Siegelring auf meine Stirn
Drückte schon der erste Blick von dir?

Wie zu schelten deine Lippe rang und doch
Honigküsse träufelten von ihr?

Wie auf uns der stille Blick des Monds geruht
Und in seinem stillen Blicke wir!

Wie, was sich kein gläubiges Gemüthe träumt,
Uns die Huld des Himmels schenkte hier?

Und wie dann Hafisens Verseperlenschatz
Tausendfach an Werth gewann und Zier?

Weißt du noch, mein süßes Herz, wie Alles sich
Hold begeben zwischen dir und mir?
(S. 35)
_____



LIX.
Es kam ein Hauch von oben,
Der mir in's Ohr die Worte blies:
"Nicht wähn' aus eignem Innern
Entströme dein Gesang, Hafis!

Vom Urbeginn der Zeiten
Auf Rosen und auf Lilien
Steh'n seine Zauberformeln
Geschrieben hoch im Paradies."
(S. 36)
_____



LX.
 Der Schah von Ormus sah mich nie,
Er, welcher mir Geschenke beut;
Der Schah von Jesd kennt mich so gut,
Er schenkt mir aber keinen Deut.
So ist es in der Welt, o Herz;
Sei wohlgemuth zu aller Frist,
Und segne, wie die offne Hand,
So jene, die verschlossen ist!
(S. 36)
_____



LXI.
Dornen in den Weg geschleudert
Werden uns von frommen Händen;
Lasset uns dafür die Rosen
Allgemeiner Liebe spenden!
(S. 37)
_____



LXII.
Zerrissen wird der Erde Bauch, und sieh', er giebt
Dem, welcher ihn zerrissen hat, Goldschätze Preis;
Steinwürfe fliegen auf den Baum und er gewährt
Dem, welcher ihn geworfen hat, Fruchtlabungen;
Zerschlagen wird der Muschel Leib, sie aber schenkt
Dem, welcher sie zerschlagen hat, ihr Perlenherz; -
Was willst du, Mensch, unedler als der Erde Bauch,
Unedler, als der Baum und als die Muschel sein?
(S. 37)
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LXIII.
 Ob feindselige Winde
Schreckhaft tosen, o gräme dich nicht!
Denn hold werden im Lenze
Lüftlein kosen, o gräme dich nicht!

Ob erstorbne Gebüsche
Rings dein Auge beleidigen,
Aus dem Tode lebendig
Blüh'n einst Rosen, o gräme dich nicht!

Ob durch stachlige Wüste
Hin zur Kaba die Reise geht,
Laß dich Dornen und Disteln
Nicht erbosen, o gräme dich nicht!

Ob glückseliger Heimath
Jussuf grausam entrissen weint,
Hoch in Glorie prangt einst,
Der verstoßen, o gräme dich nicht!

Alles kreiset und wechselt,
Auch dein Leiden, es wandelt sich;
Nicht erliege den herben
Schicksalslosen, o gräme dich nicht!
(S. 38)
_____



LXIV.
Es betet Hafis - merkt auf und saget Amen,
Ihr Heiligen all' in unserem Zecherrunde:
Herr, gieb uns unser täglich Brod vom Zucker
Holdseliger, geliebter, süßer Munde!
(S. 39)
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LXV.
 Selige Kunde tönt:
Der Lenz beginnt den Wonnelauf;
Geht die Besoldung ein,
Sie geht für Wein und Rosen auf.

Himmel und Erde fragt:
"Wo ist der beste Keller, wo?"
Selber die Kutte lechzt;
Wohlan, es regne Wein darauf!

Aber in Anbetracht
Der Rosen fällt mir dieses ein:
Selbige sammeln wir
Von diesen Wangen ohne Kauf.

Einzig erschien Hafis
Auf dieser Erde deinethalb;
Reiche den süßen Mund!
Bald muß er wieder himmel-auf.
(S. 39)
_____



LXVI.
Es hauset der Gedanke
Im unendlichen Weltensaal;
Nicht bannt ihn eine Schranke,
Nicht hemmt ihn eine Kette,
Es ringet Höh' und Thal
Sein Fittig aus, verbrannte Zon' und Pol,
Und fleugt mit allen Stürmen in die Wette.
Doch, ach, es stöhnt in friedeloser Qual,
Lebt mit sich selbst im Zanke,
Der Kranke,
Fühlt, daß die Welt ihm ewig leer und hohl
Und findet nirgend eine Ruhestätte. -
Der Lieb' in ihrem kleinen Kabinette
Ist himmlisch wohl.
(S. 40)
_____



LXVII.
 Ich bin so fromm, ich bin so rein;
Bald ist das höchste Ziel erklettert. -
Doch o wie schön, ein Mensch zu sein!
Drum, Freunde, sagt, wo ist der Wein,
Der fromme Seelen niederschmettert?
(S. 40)
_____



LXVIII.
Zur Wüste grimmig ausgebrannt
Von heißer Buße Sonnenstich,
War meines Seins verlorne Flur;
Da stäubet' ich, da wirbelt' ich,
Ein aufgewühlter Wüstensand,
Hoch in die Luft getragen
Vom Winde, zum Azur.
Gott sei gelobt! Er hat mir
Die mörderische Gluth gedämpft,
Mir einen Regen herabgesandt,
Mich mild zurückgeschlagen
Zu meinem alten Ruhestand,
Hat mich gemacht zu fröhlichem,
Frisch aufgeblühtem Land.
(S. 41)
_____



LXIX.
Viel bin ich umhergewandert,
Um zum Heile zu gelangen,
Mit Betagten und Erfahrnen
Bin ich eifrigst umgegangen,
Stillte nicht der Seele Bangen,
Reiste nicht zum Lichte so,
Und am Ende blieb ich, wo? -
An Suleima's Lippe hangen,
Meines Seins erst jetzo froh.
(S. 41)
_____



LXX.
Auf des Sidra heiligen Ästen
Hoch im himmlichen Revier
Nistete mein Seelenvogel
Sonder irdische Begier.

Einen einzigen Blick, Geliebte,
Sandtest du zum Himmel auf,
Und getroffen sank der Vogel
Himmel-ab zu Fuße dir.

Strebt er in die Höhe wieder? -
Ach sein einzig Leben ist
So der Erde Staub zu küssen,
So im Staub zu sterben hier.
(S. 42)
_____



LXXI.
 Hingeworfen zum Gebete,
Wollt' ich in die Höhe schauen;
Aber, ach, vor meinen Augen
Standen einzig deine Brauen.

Und es raubten diese beiden
Kleinen, holden Himmelsbogen
Mir den einen, mir den großen,
Mir den unermeßlich blauen.
(S. 42)
_____



LXXII.
 Ich roch der Liebe himmlisches Arom
Und möcht' in ihrem Weh'n
Sanft aufgelöst mit Seele, Geist und Leib
Verschwinden und vergeh'n.
(S. 43)
_____



LXXIII.
 Kloster und Schenke -
Heilige Räume
Sind sie und gänzlich
Eins für mich,
Diese, die beiden.
Glühend in mir
Dort, wie hier,
Waltet derselbe
Göttliche Trieb,
Weil ich an dich nur
Ueberall denke,
Kaba der Liebe,
Himmlisches Lieb!
(S. 43)
_____



LXXIV.
Es sind die Wege Gottes wunderbar,
Und ich erprob' es in besonderm Grade;
Doch spür' ich auch im Wirbel der Gefahr,
Der lichtberaubten, seine reiche Gnade;
Es irrt mein Herz in deinem Lockenhaar,
Da leitet es der Herr die dunkeln Pfade.
(S. 44)
_____



LXXV.
 Was sprichst du mir vom Alkoran?
Studir' ich ihn so eben nicht?
Ich starre nach der Liebsten Aug'
Und les' in ihrem Angesicht;
Die Sure "Nachtstern" les' ich hier,
Ich lese hier die Sure "Licht".
(S. 44)
_____



LXXVI.
Horch' hörst du nicht vom Himmel her,
Ein wunderherrlich Musiciren? -
Du hörst die lieben Engelein
Hafisens Lieder einstudiren.
(S. 44)
_____



LXXVII.
 Erschlagen ist Hafis. Wer ihn erschlagen,
Das mußt du, Kind, dein schwarzes Auge fragen.

Der böse Mohr! Wie grimmig ist sein Eisen!
Der Tod umröchelt ihn in tausend Lagen.

Ach hat der Vogel Edens eine Seele,
Strebt nicht zu dir sein heißes Flügelschlagen? -

Nicht schrecke mich mit der Vernunft! Denn diese,
Nichts hat sie hier zu schaffen und zu sagen.

Der Liebe Weg ist unbegrenzt, sie halten
So kalte Schranken nicht und enge Hagen.

Barmherzigkeit - welch edle Tugendübung!
Was hast du hier zu zaudern und zu zagen?

Du bist aus einem eignen Stoff gebildet;
Dich rühren nicht Hafisens schöne Klagen.
(S. 45)
_____



LXXVIII.
Ungläubige macht und Gläubige dein Lockenhaar
Zu einer und derselben armen Sünderschaar.

In's Grübchen deiner Wange fällt ein schwach Gemüth.
Es fällt darein der große, starke Geist sogar.

Dein schwarzes Aug', ein Meisterstück der schwarzen Kunst.
Es zeucht zurück vom Aetherflug den Sonnen-Aar.

Wie sollte nicht die Nachtigall verloren sein,
Die zärtliche, die aller hohen Flüge baar?

Vergessen hat durch dich Hafis sein Frühgebet
Und Nachtgebet, und sein Verderb ist offenbar.
(S. 46)
_____



LXXIX.
Ein doppelter Rubin ist mein Ruin;
Denn nimmermehr zu meiden und zu flieh'n,
Ist, was mir auch Vernunft und Glaube sagt,
Des Weines hier und deines Munds Rubin.
(S. 46)
_____



LXXX.
 Ihre Locke kräuselte
Hyacinthe, putzerfahren;
Doch der Ost, er säuselte
Ihr ein Wort von deinen Haaren.
(S. 47)
_____



LXXXI.
 "Lockenstricke
Sollst du wissen,
Sind voll arger
List und Tücke;
Zarte Munde,
Schöne Blicke,
Auf sie halten
Große Stücke,
Auf sie bauen
Sein Geschicke
Wird der Weise
Nimmermehr." -
Und es wäre
Gut, wenn ich ein Weiser wär'.
Aber, ach, ich bin ein Thor,
Bin ein Rohr,
Welches in der Liebe Sturm
Schwankend allen Halt verlor,
Doch um Antwort nicht verlegen.
Mich bestricke
Lockentücke,
Mir berücke
Geist und Sinn,
Mich entzücke
Schöner Blicke,
Zarter Munde
Süße Falschheit
Immerhin!
Welch ein Glücke,
Welch ein Segen,
In dem seligen Augenblicke,
Wo ich ihrem Trug erlegen,
Wo ich traue,
Wo ich baue,
Mich getrost an sie verkaufe,
Jene schöne Mörderin!
(S. 47-48)
_____



LXXXII.
 In der Anmuth Schule ging ich,
Um ihr Alphabet zu lernen,
War ein ungeschickter Lehrling,
Denn ich faßte nur das Elif,
Blieb beim ersten Zuge stehen;
Wollt' ich mich von ihm entfernen
Und zu andern übergehen,
Ohne Frucht war alle Plage,
Voll Verwirrung meine Lage,
Nicht zu tragen meine Pein.
Und so prägte sich allein
Dieser König aller Ziffern,
Aller Züge schlank und fein -
Deine schöne Form mir ein.
(S. 49)
_____



LXXXIII.
 Lieblich in der Rosenzeit
Hält die Liebe Schule;
Es docirt die Nachtigall
Vom Doktorenstuhle.

Ihrem Worte horcht Hafis
Mit Scholarentreue,
Früh und spat diktirt sie ihm
In die Federspule.

Meine Meinung, könnte sie
Wohl verborgen bleiben?
Wein an einem schönen Ort,
Eine zarte Buhle!

Ohne diesen Ächtgewinn
Sind die Weltgebiete
Wüsteneien, angefüllt
Vom Geschrei der Ghule.

Darum heiß zum Himmel auf
Fleh' ich im Gebete:
Nie, o nie errette mich
Aus dem Sündenpfuhle!
(S. 49-50)
_____



LXXXIV.
Lilie hat der Zungen Zehne;
Doch es schlägt die Nachtigall,
Und da schweigt sie vor Entzücken
Und zum Dufte wird ihr Schall.
(S. 50)
_____



LXXXV.
 Weh'n im Garten die Arome
Deines Haares süß und linde,
Zärtlich an die Brust der Rose
Fällt die trunkne Hyacinthe.
(S. 51)
_____



LXXXVI.
 Eifersüchtig würden Töpfe
Sich die Hälse brechen,
Wenn du ihrer einem würdest
Einen Kuß versprechen.
(S. 51)
_____



LXXXVII.
Ach, wie süß, wie süß sie duftet,
Deiner Locke krause Zier!
Doch sie duftete noch süßer,
Duftete dein Herz mit ihr.
(S. 51)
_____



LXXXVIII.
 Nicht, was hehr,
Weil ich es nicht fassen kann;
Nicht, was schwer,
Bürde mir auf, mir armen Mann!

Da so viel
Schon mir ein Löckchen zu schaffen macht,
Wie vielmehr
Stöhnt' ich erliegend in solchem Bann!
(S. 52)
_____



LXXXIX.
Nicht in meinem armen Hirne
Suche Rath und gute Lehren!
Denn du wirst darin nur Lauten,
Flöten nur ertönen hören.
(S. 52)
_____



XC.
 Ich wollt' erhabne Dinge melden;
Die Märtyrer des wahren Glaubens
Lobpreisen im Gesange wollt' ich;
All ihre Thaten, ihre Wunden,
Die heiligen und gloriosen,
Wollt' ich besingen hell und hehr.
Zu Hülfe bei so großem Werke
Rief ich den Ost, der um die Rosen
Und Veilchen im Gefilde buhlte,
Und bat ihn um die Wunderkunden,
Die im Betreffe der besagten
Materien sein Geist bewahre;
Doch übel unterstützte der.
Er sprach: "Hafis, wir beide sind
Für solche Dinge nicht geschaffen;
Dazu gehören andre Helden,
Denn unser Wesen ist zu luftig
Und jene Dinge sind zu schwer.
Erzähle du die Heroismen,
Die du gethan beim Weinpokale,
Beschäftige dich mit süßem Tande,
Berichte, wie viel Seelen-Angeln
Du in Suleima's Locke zähltest,
Beschreibe deines holden Schenken
Rubinenlipp' und Schelmenauge
Et caetera; daneben mache
 Dem lieben, alten Herrn der Schenke,
Dem würdigen und vielerfahrnen -
Sein treuer Sklave bin auch ich -
Ein Compliment, denn er verdient es;
Und hast du das zu hundert Malen,
Zu tausenden, gar schön verrichtet,
Verricht' es immer, immer wieder,
Dergleichen hört man immer gerne;
Des Weiteren entschlage dich!
(S. 53-54)
_____



XCI.
Fern sei die Ros' und ihre Pracht!
Ein Rosenmündchen ist genug;
Fern sei der Bund mit Glück und Macht!
Ein Kosebündchen ist genug.

Ach schicke mich nach Eden nicht
Aus deiner Kammer, süßes Kind!
Ein Räumchen hier, zu sündigen
Ein trautes Sündchen, ist genug.

Mir wurde kein erhabner Geist,
Den großer Dinge Fund beglückt;
Doch find' ich einer Schenke Thür',
O dieses Fündchen ist genug.

Zu ewig ist die Ewigkeit
Für meine schwache Phantasie;
An einer warmen Wogebrust
Ein Wonnestündchen ist genug.

Aus welchem Grunde bin ich hier?
Sei's ohne weitern, sei es nur,
Zu küssen deiner Füße Staub!
Denn dieses Gründchen ist genug.
(S. 54-55)
_____



XCII.
Wohl ist Hafis ein Schwätzer,
Der Nichtiges zu Markte bringt;
Wohl ist Hafis ein Sänger,
Der immer nur dasselbe singt -

Doch darfst du ihm nicht sagen:
"Du halte deinen Odem an!"
Geh' auf die Flur und höre,
Wie's im Gebüsche singt und klingt!

Was hemmet dort dem Vogel
Die Triller- und die Schmetterlust,
Die ihm, so lang er lebet,
Aus ewig heller Kehle dringt?
(S. 55)
_____



XCIII.
Wo nehm' ich Kunde vom Geliebten her?
Wer giebt sie mir, Unglücklichen, o wer?

Zwar kam der Ost mit eiligem Geschwirr
Zu meinem Ohr und lispelte Belehr;

Allein zu stammelnd war und allzu wirr
Sein Unterricht und zu versteh'n zu schwer;

Denn selber, ach, verwirrt und geistesirr
Ist durch die Schöne des Geliebten er.
(S. 56)
_____



XCIV.
Zu der Rose, zu dem Weine komm!
Her zu diesem stillen Haine komm!

Mild zu stillen meiner Sehnsucht Ach,
Denn es rührt ja selbst die Steine, komm!

Hold zu hemmen meiner Zähre Bach,
Die ich schon so lange weine, komm!

Mir zu spenden hier im Laubgemach
Edens Heil in aller Reine, komm!

Bald, o bald, daß nicht in Asche jach
Falle mein verkohlt Gebeine, komm!

Aber erst, wenn Tag und Sonne schwach,
Aber heimlich und alleine komm!
(S. 56-57)
_____



XCV.
Stehl' ich mich aus der Moscheee - hadre nicht!
Wenn ich in die Schenke gehe - hadre nicht!

Denn die Predigt ist so trocken, ist so lang,
Daß ich gar kein Ende sehe - hadre nicht!

Wenn ich mich, o meine Sonn', in deinem Strahl
Als ein armes Stäubchen drehe - hadre nicht!

Wenn ich, armer Papagei, zu deinem Mund
Um ein wenig Zucker flehe - hadre nicht!

Ach, du bist so schön, so schön, so wunderschön!
Taumel' ich in deiner Nähe - hadre nicht!

Sonder Ende klagt die Nachtigall ihr Weh,
Sing' ich ewig Ach und Wehe - hadre nicht! -

Krächzen, o Hafis, dich fromme Schnäbel an,
Stille, still, mit Rab' und Krähe - hadre nicht!
(S. 57)
_____



XCVI.
Nicht kirre mich, o Scheich, mit Betkorallen!
Ich werde nicht in deine Netze fallen;
Denn ich gehöre zu der Ketzersekte
Der rosenhauchberauschten Nachtigallen.
(S. 58)
_____



XCVII.
Was willst du, daß ich bete?
Was willst du, daß ich büße?
Ich bin nur eine Fliege
Und schwirre nach der Süße.
(S. 58)
_____



XCVIII.
Bin ja nur ein armer Schwamm,
Bin ja nur ein Zunder,
Und die Schönheit ein Vulkan -
Brenn' ich, ist's ein Wunder?
(S. 58)
_____



XCIX.
Ich mühte mich, ein Stein zu sein,
Von dumpfer Zelle Nacht umfangen;
Was half es, ach, da aus dem Stein
Der Liebe Helle Funken sprangen?
(S. 59)
_____



C.
 Was existirt in dieser Welt? -
Die Taube mit dem Tauber.
Denn Existenz hat Liebe nur
Nur Liebe Werth und Zauber.
(S. 59)
_____



CI.
Wohl hatt' ich eine schöne Zeit,
Wohl eine Zeit, in der ich lebte,
In der ich Lieb' und Seligkeit
An hold gegönntem Munde bebte.

Kein Leben war das Übrige,
Nur sinnberaubte, dumpfe Leere,
Nur eine Zeit, in welcher ich
Das leere Nichts, den Tod erlebte.
(S. 59)
_____



CII.
O wie süß ein Duft von oben
Meinen Geist umwittert!
Wie ein Blick in jene Kläre
Mir das Hier verbittert!

Breit', o Seele, deine Flügel,
Schwinge dich nach Eden! -
Wehe, wehe, daß du ringsum
Schmählich eingegittert! -

Aber nein, ich will nicht klagen,
Nein, ich will nicht fliegen,
Ob mir auch, in's Freie winkend,
Jede Schranke splittert.

Alles Schönste, Liebste, Beste
Blühet auf der Erde,
Und es ist ein hohler Flitter,
Der dort oben flittert.

Nur ein Schatten ird'scher Wonne,
In der Höhe spiegelnd,
Macht daß unsre Brust so sehnlich
Ihr entgegenzittert.

Um das Heil, das uns von dorther
 In die Leere ladet,
Sei auf Erden nicht ein einzig
Rosenblatt zerknittert!
(S. 60-61)
_____



CIII.
Die Weisen mit ihrem sauern Rath,
Sie machen uns das Herz so schwer;
Und wäre nicht mein alter Wirth,
Ich lebte wohl schon lang nicht mehr.
(S. 61)
_____



CIV.
 Ich hatte gestern Skrupel
Und ging zu meinem alten Wirth;
Der lös'te jede Frage,
Er ist ein ächter Seelenhirt.

Sogleich zu seinem Stalle
Zeucht er zurück ein jegliches
Der Schafe seiner Herde,
Das sich vom rechten Weg verirrt.

Er zeigte mir im Glase
Den Becher Dschem's, den magischen;
In seiner Tiefe sah ich
Das Wahre klar und unverwirrt.

Ich sahe, daß voll Weisheit
Nur was die süße Nachtigall
Auf ihrem Aste flötet,
Die Taube, die verliebte, girrt.

Ich sahe, daß voll Tiefsinn
Die wunderliche Stanze nur,
Die uns der Käfer murmelt,
Der um den Kelch der Lilie schwirrt.
(S. 62)
_____



CV.
 Es bietet der Lenz
Auflachender Freude Strauß;
Es bricht die Natur
In Jubel unendlich aus.

Nun meide Gefahr
Und schließe dich ängstlich ein,
Und fliehe der Lust
Verderblichen Saus und Braus!

Nicht äugle bethört
Nach Lippen- und Wangenroth,
Jungschwellender Brust
Und Zierde des Gliederbau's.

Aufschmachte zur Höh'
Und Becher- und Lautenklang
Und Rosen-Arom,
Sie sei'n dir ein Höllengraus!

Denn was du verlierst
An wirklichem Heil und Glück,
Der Todte gewinnt's
Im himmlischen Freudenhaus. -

"Ich wittre, Hafis,"
 So sprichst du, "Verstellungsduft." -
Gut spürst du, o Freund,
Den heimlichen Schalk heraus.
(S. 63-64)
_____



CVI.
Der tadellose, große Herr
Des ewigen Weltenbau's,
Schloß unsere Seele fest hinein
In dieses ird'sche Haus.

Und nimmermehr, so sehr du dich
Entlebest und entleibst,
Entringst du dich, entschwingst du dich
Aus seinem Bann hinaus.

So sorge denn um Sünde nicht
Und nicht um Ketzerei,
Wenn es in dir, wenn du in ihm
Lebendig und zu Haus.

Die wahre Sünde, glaube mir,
Die wahre Ketzerei,
Ist finsterer Entsagungen
Liebloser Leichengraus.
(S. 64)
_____



CVII.
Wehe mir, mein Rosenkränzlein,
Weh, es ist entzwei gesprungen,
Denn zu heiß um deine Hüfte
Hatte sich mein Arm geschlungen.

Ach, wie soll ich zelleneinsam
Läppische Gebete murmeln,
Der ich also glüh' und sprühe,
Von verliebten Huldigungen.

Also hat kein Herz gelodert,
Seit geboren ward die Liebe,
Seit in alten Wundermähren
Thaten ihrer Macht erklungen.

Seit Cosroen und Schirine,
Leila's und Medschnune waren,
Seit Ferhade voll Verzweiflung
Ihre Hände wund gerungen.

Von der unerhörten Flamme,
Welche mir im Busen wüthet,
Ist die Sonne nur ein Funke,
Der sich in die Luft geschwungen.
(S. 65)
_____



CVIII.
 Für die Liebe sind geschaffen
Dieser Welt geschmückte Hallen;
Es bezeugen's aller Orten
Rosen uns und Nachtigallen.

Dennoch, ach, mit Pfeil und Bogen
Droh'n der Liebe tausend Schützen,
Und gelegt sind ihrem Fuße
Schlingen und verborgne Fallen.

Eine Stunde lachte gestern,
Die der Sterne Gunst geboren,
Denn es ruht' auf mir dein Auge
Mit gelindem Wohlgefallen.

Doch es wachten Schlangenaugen,
Und, geschreckt von ihrem Blitze,
Mußte schmachtend ohne Labe
Deine Brust und meine wallen.
(S. 66)
_____



CIX.
In des Geliebten Haare wühlt ein wilder Wind -
Unwürdiges Schicksal, dem wir unterworfen sind!
Zu gleichen nicht vermag ich einem Hauch der Luft,
Zu spielen nicht an jene Wange leis und lind!
(S. 67)
_____



CX.
 O harte Sterne! Nie versöhnte, rauhe Welt!
Kaum rastet einmal seelig in der Liebe Zelt
Das müde Herz, von sehnlicher Begier geschwellt, -
Da, horch, der Karawanenglocke Stimme gellt,
Und wieder in das weite, wüste, wilde Feld
Des Lebens ist die heißbethränte Fahrt gestellt.
(S. 67)
_____



CXI.
 Tief in Nacht und Dunkel
Sei der Liebe Posten,
Sei der Wonne Port!
An verrufnem Ort,
In der Geisterstunde
Deine Süße kosten
Laß mich, o mein Hort!
Der ich ohne dich
In der Sonnenhelle
Wandel' als ein blasser,
Trauriger Geselle,
Geisterhaft zu seh'n,
Dorten in dem Grausen,
Wo die Geister hausen,
Werd' ich in das Leben
Warm zurückekehren,
Werd' ich als ein Jüngling
Blühend aufersteh'n.
(S. 68)
_____



CXII.
 Tief um Mitternacht - ich ruhte
Lange schon auf meinem Lager -
Da begann es schön zu spuken,
Da - ich hatt' es nicht erwartet -
Stellte sich das holdeste
Der Gespenster bei mir ein.
Mit Gelächter und Gesange,
Schelmischen, verliebten Auges,
In der Rechten einen Becher,
Trunkne Gluthen auf der Wange,
Nahte meine traute Wonne,
Setzte sich an meine Seite,
Faßte mich bei meinem Arme,
Neigte sich mit ihrem Munde
Meinem Ohr und rief hinein:
"Schläfst du schon, mein fauler Alter?
Mußt du schon so frühe sinken?
Hast du keine Lust zu trinken,
Hast du keine Lust zu küssen?
Werde doch ein wenig munter,
Koste diesen Becher Wein!"
Wenn der Sofi, dem ein Nachttrunk
Dieser Art wird zugetrunken,
Nicht den Wein anbetet, ist er
So beseelt, wie todte Klötze,
So lebendig, als ein Stein.
(S. 69)
_____



CXIII.
 Kommt, o kommt, betrübte Seelen,
Wollen uns nicht länger quälen,
Fassen einen starken Muth,
Mit Koranen und Brevieren
Ein gewaltig Feuer schüren,
Nichts von all dem Tande schonen,
Lachen ob der Mönche Wuth,
Schleudern unsers Grams Dämonen
In die flackernd helle Gluth!
(S. 70)
_____



CXIV.
Lern', o Schüler, ächte Gnose!
Siehe da, der Busch der Rose
Brennet dir mit hellen Gluthen
Als der Feuerbusch des Mose.

Und aus ihm, wofern du nehmlich
Nicht zu dumpfe, seelenlose
Sinne hast, wie lind und lieblich
Spricht zu dir der Herr, der große!
(S. 70)
_____



CXV.
 Führer auf dem Weg des Heils,
Nicht zu diesem Thor hinaus!
Denn es liegt am Wege hier
Der Geliebten theures Haus.

Hier vorüber kann ich nicht,
Was ich auch versäumen mag;
Laß mich auf der Schwelle hier;
Wandle du zum Geisterschmaus!
(S. 71)
_____



CXVI.
Ich habe mich dem Heil entschworen,
Da wurd' ich in das Heil geboren.

Nicht bei den Weisen fand ich Weisheit,
Ich fand sie aber bei den Thoren;

Ich fand sie nicht in Büchersälen,
Ich fand sie unter Blumenfloren;

Ich habe mich erst selbst gefunden,
Da ich mich ganz in dich verloren.
(S. 71)
_____



CXVII.
Hoher Geist, bei'm Himmel, ward Hafisen;
Denn von dieser Welt und von der andern,
Welche Pracht und welche Wonn' in ihnen
Eine minder edle Seele rühre,
Nichts von Allem springet ihm in's Auge,
Als der Staub der Schwelle deiner Thüre.
(S. 72)
_____



CXVIII.
Ein Simson ist mein Herze;
Jedwede Fessel sprengt es,
Und wäre sie von Eisen,
Nur eine nicht - nur deine Locke nicht.
Darin verhaftet hängt es,
Und nicht die Kräfte strengt es,
Die Schlinge zu zerreißen,
Die es so süß, so wundersüß umflicht.
(S. 72)
_____



CXIX.
 Es schmelzt mein Ach die Steine,
Schmelzt jegliches Metall;
O sage, süße Kleine,
Aus welchem Stoff im All
Ward deiner Seele Spiegel?
Ich hauch' ihn glühend an;
Doch in gewohnter Reine
Strahlt fort und fort sein leuchtender Krystall.
(S. 73)
_____



CXX.
Zu gleichen einer Knospe dich,
Nie fall' es einem Dichter ein,
Denn eine Knospe hatte nie
Ein gar so niedlich Mündelein.
(S. 73)
_____



CXXI.
 Es ist die Liebe wunderlich
In Wesen und Gedank' und Wort;
So preis' ich itzt dein schwarzes Aug',
Weil es so stark im Seelenmord.
(S. 73)
_____



CXXII.
Ach nur einmal deine Lippe,
Also sprach ich zur Geliebten,
Reiche mir zum Festgenuß!
Denn es bricht ja sonst mein Herze. -

Gerne thät' ich's, o Hafis,
Sagte sie, allein ich fürchte,
Daß dein allzu heißer Kuß
Mir die zarte Lippe schwärze.
(S. 74)
_____



CXXIII.
Mein Morgensegen, er hat mir endlich doch genützt;
Mein Abendsegen, er hat mich vor dem Tod geschützt.
Ein endelos Gebet zur Liebe betet' ich,
Nun hat mir endlich Liebeshuld in's Aug' geblitzt.
(S. 74)
_____



CXXIV.
Bitter ist die Welt und nicht
Ohne Kandel zu genießen;
Doch ich kenne Lippen, die
Diese ganze Welt versüßen.
(S. 74)
_____



CXXV.
 Ach, wie richtete, so klagt' ich,
Saure Weisheit, Alter, Tugend
Mich so ganz und gar zu Grunde! -

Komm und sauge, sprach mein Liebchen,
Süße Thorheit, Sünde, Jugend
Leise mir vom Rosenmunde,
Linde mir vom Lilienbusen,
Und zu neuem Tag gesunde!
(S. 75)
_____



CXXVI.
 Schön, wie Peris, ist mein Kind,
Und so gut, wie Engel sind,
Fern von allem Uebermuth,
Und für alle Fehle blind.
(S. 75)
_____



CXXVII.
Vom Geschlechte der Ceder ist mein schönes Kind;
Macht mir einen Sarg aus Cederholz!
So begraben, o wie werd' ich wunderlind
Rasten, o wie freudig und wie stolz!
(S. 76)
_____



CXXVIII.
Nie wallte sie zur Schule;
Nie führte sie die Spule,
Die kritzende, der Feder;
Nie vor dem Lehrerstuhle
Aufsagte sie ihr Sprüchlein,
Hafisens süße Buhle;
Doch diese Feine meistert
Die Meister all' der Schule.
(S. 76)
_____



CXXIX.
Wie stimmst du mich zur Andacht,
Der ich so arm an Frömmigkeit erscheine,
Und doch dem Herrn der Welten
Die heiße Thräne meines Dankes weine,
Daß in die Welt gesendet
Solch eine Schönheit wurde, wie die deine!
(S. 76)
_____



CXXX.
 Willst du mit einem Male
Zeigen uns das ew'ge Leben,
O so befiehl dem Oste,
Dir den Schleier aufzuheben!
(S. 77)
_____



CXXXI.
Streuet' ich die Perlen
Meiner Seele nicht vor deine Füße hin,
Hätte meine Seele,
Hätten ihre Perlen einen Zweck und Sinn?
(S. 77)
_____



CXXXII.
Wüthewind,
Kommst du, zu verwüsten diese Blüthenflur,
Sei gelind,
Schone diese Rose, diese Rose nur!
(S. 77)
______



CXXXIII.
Den Mundrubin, der mich berücket,
In deinem Auge diese Pracht,
Die klarer, als die Sonne blicket,
Das Lockenhaar, das mich bestricket,
Das schwärzere, denn Mitternacht,
Den Lilienschnee, woraus geworden
Dein Busen ist, o mein Idol,
Beschreib' ich ihn dem Feinde wohl,
Dem dumpfen aus verrücktem Orden,
Dem gleichen einem Klotze schier?
All diese zarte, süße Zier,
Die göttlicher Natur Magie
Aus Seele, Duft und Lichte wob,
Beschreib' ich sie dem Schulpedanten,
Dem sich Gehirn und Herz verschob?
Was wissen sie, die Ignoranten,
Des krassen Unsinns Hierophanten
Voll abgeschmackter Prüderie,
Die Wühler in gelehrtem Schunde
Mit stierem Aug' und trocknem Munde,
Die traurigen, was wissen sie
Von der Physik der Poesie,
Was von der Liebe Pflanzenkunde,
Von ihrer Mineralogie,
Von ihrer Farbentheorie?
(S. 78)
_____



CXXXIV.
Komm, komm, o du, der Anmuth
Hellleuchtendes Gestirne,
Entsende deine Strahlen,
Entfalte deine Zauber,
Entraffe die Besinnung
Den Selbstbeherrschungseitlen,
Beweise, daß die Schönheit
Gewaltiger, denn Alles,
Was sich hienieden stark nennt,
Ein übermächt'ger Fallstrick
Für jede stolze Tugend
Und steife Sitte sei!
Beschäme mir der Schule
Gespreizte Majestäten,
Verwirre mir der Frömmler
Geschraubte Puritäten,
Vernichte mir der Heuchler
Erlogne Dignitäten,
Zu deinen Füßen liege
Weltoffenbar und bettle
Um einen Blick der Gnade
Die ganze Clerisei!
(S. 79)
_____



CXXXV.
Was meines Herzens Pochen,
Das mächtige, bedeute?
Es liebt Hafis, der alte,
Wie ehedem, noch heute.

Und Selma's süßes Äugeln.
Inmitten aller Leute?
Er wird geliebt, der gute,
Wie ehedem, noch heute.

"Du bist ja bald, du bist ja
Fast schon des Grabes Beute!"
Jung ist das Herz, das heiße,
Wie ehedem, noch heute.

Und ob die Trauerglocke
Mir schon zu Grabe läute -
Ich singe, trinke, küsse,
Wie ehedem, noch heute.
(S. 80)
_____



CXXXVI.
 Sollte mich in plötzlichem Ruin
Feuerblick und heitre Laune flieh'n,

Sollte sich durch Ader und Gebein
Bange Qual und dumpfe Schwere zieh'n -

Nicht, o nicht mit herben Arzenei'n,
Denn ich hasse diese Medicin,

Komm zu mir mit einem Becher Wein,
Komm mit Laute, Flöte, Tamburin!

Wirket das zu wenig auf mich ein,
Komm mit einem süßen Mundrubin!

Wird umsonst auch diese Mühe sein -
Dann Ade! dann sprich: Begrabet ihn!
(S. 81)
_____



CXXXVII.
 Nicht mit trister Miene,
Nicht mit Thränentrübe
Komm zu meinem Grabe;
Komm mit einem Becher,
Komm mit einem Liede,
Angestimmt aus voller
Jubelheller Brust!
Steigen aus dem Dust
Wird der alte Zecher,
Trinken aus dem Becher,
Stimmen in dein Lied ein,
Sich im Tanze heben,
Springen hoch vor Lust.
(S. 82)
_____



CXXXVIII.
Enthalte dich der Nüchternheit,
So bist du auf der rechten Bahn;
Denn daß der Rausch zur Seligkeit
Unnütze sei, das ist ein Wahn.

Wahrhafter Offenbarung Licht,
Das wirst du nur im Rausch empfah'n;
Denn das der Unberauschte nicht
Ganz finster sei, das ist ein Wahn.

Sieh an den Mönch, den fluchenden,
Und nimm dir ein Exempel dran!
Denn daß er nicht mit Haut und Haar
Des Teufels sei, das ist ein Wahn.

Mit aller Andacht früh und spat
Lies in der Schönheit Alkoran!
Denn daß ein ander heilig Buch
Authentisch sei, das ist ein Wahn.

Nur nicht dein Ich vergöttere;
Doch was du liebst, o bet' es an!
Denn daß die Liebe Götzendienst
Und Ketzerei, das ist ein Wahn.

Wie kniet Hafis vor seinem Stern!
 Und o, wie ist es wohlgethan!
Denn daß dem Gott der Liebe fern
Die Liebe sei, das ist ein Wahn.
(S. 82-83)
_____



CXXXIX.
Es eilt die Ros' aus ihrem Nichts
Ins wundervolle Sein zu treten,
Und die Viole neigt sich ihr,
Sie tief in Ehrfurcht anzubeten.

Komm, trink' ein Gläschen Morgenwein
Bei Tamburin und Lautenklange,
Und hüte dich, des Seins Genuß
Bis auf das Ende zu verspäten,

Erhasche dir ein holdes Kind,
Versuch' ein Küßchen zu erschmeicheln!
Nicht eine taube Hülse werth
Ist all dein Fasten, all dein Beten.

Bekehre dich zum Feuerdienst!
Denn flammenheiß ist Lieb' und Leben;
Und Leichenhauch und Schauderfrost
Durchweh'n die Zelle des Asceten.

Nicht hör' auf abgedroschenen
Legendenkram und fromme Lügen;
Hör' auf des Lenzes Unterricht,
Des ewig jungen Urpropheten!

Er weht - o öffne deine Brust
Dem einzig ächten Duft des Heiles! -
Der Liebe Geist, der Liebe Lust
Von Myriaden Blumenbeeten.
(S. 84-85)
_____



CXL.
Ich bin ein Salamander
Und leb' in eitel Gluth;
Mir ist allein das Feuer,
Das heiße, theuer,
Mir nur die Flamme gut.
(S. 85)
_____



CXLI.
Gehst du vorüber, o du mein Licht,
Blühend am Klosterthor,
Rasch zu des Auges Fensterlein
Springet das Herz empor.
(S. 85)
_____



CXLII.
 Das Kloster hat, das traurige,
Uns keinen Nutz gebracht;
Nun steh'n wir an der Schenke Thor
Und rufen: Aufgemacht!
(S. 86)
_____



CXLIII.
Zechen will ich Glas auf Glas,
Küssen will ich Kuß auf Kuß,
Lieben will ich ohne Maß,
Trinken will ich ohne Schluß.
(S. 86)
_____



CXLIV.
Frage nicht: "Welch einen Nutz
Schafft die Trunkenheit?"
Vom Verstande, wenn du trinkst,
Bist du rein befreit.
(S. 86)
_____



CXLV.
Wüßte der Verstand, wie selig
Herzen ruh'n im Lockenband -
Es verlöre der arme Teufel
Auf der Stelle den Verstand.
(S. 87)
_____



CXLVI.
 Ein Wohlerfahrner giebt die Lehre:
"Statt dich auf Studien, ernste, schwere
Und tiefe gründlich zu verlegen,
Trink' und erwarte des Himmels Segen!"
(S. 87)
_____



CXVII.
 Wein, o Schenke, das reine, das himmlische Gut bring' her!
Flüssige Flammen und flammenenthaltende Fluth bring' her!

Wein, der jeglichen irdischen Harms Medicin und Trost,
Der messianische Wunder, unendliche, thut, bring' her;

Für den störrigen, grilligen Kopf die gewaltigen
Stricke des Weins, bis er rastet in ihnen und ruht, bring' her!

Schweigt Bülbülengesang, das erbebende Saitenspiel,
Gläsergeklirr und der Reben erregendes Blut bring' her!

Schein' ich ein Trunkener schon, o in Eile noch mehr des Weins,
Daß sich in Eile vollende mein trunkener Muth, bring' her!

Ein, zwei köstliche Flaschen annoch für Hafis, den doch
Nie versöhnten mit giftiger, mönchischer Brut bring' her!
(S. 88)
_____



CXLVIII.
 Bringe mir den Stein der Weisen,
Bringe mir den Becher Dschemschid's,
Mir den Spiegel Alexander's
Und das Siegel Salomonis,
Bringe mir mit einem Worte,
Bring', o Schenke, bringe Wein! -

Wein, daß ich die Kutte wasche,
Die befleckte von des Hochmuths
Und des Hasses schwarzem Makel,
Wein, daß ich das Garn des Unsinns,
Welches über Welt und Leben
Pfäffischer Betrug gebreitet,
Mit gestärktem Arm zerreiße,
Wein, daß ich die Welt erobre,
Wein, daß ich den Himmel stürme,
Wein, daß ich mit einem Sprunge
Ueber beide Welten setze,
Bring', o Schenke, bringe Wein!
(S. 89)
_____



CXLIX.
Den Pokal her, daß in seinem Glanze
Mir die triste Leuchte, die ich hasse,
Mir die Lampe der Vernunft erblasse;
Daß ich von Brevier und Rosenkranze,
Alkoran und Commentarenmasse
Keine Sylbe wisse mehr und fasse,
Daß, so wie ich singe, wie ich prasse,
Sich der Himmel dreh' im Sphärentanze,
Daß ich auf die ganze
Welt die Fahne meiner Herrschaft pflanze!
(S. 90)
_____



CL.
 Als Fackel, o Schenke, den Weinpokal
An jedem Morgen der Sonne mir
Entgegenhalt' und sprich zu ihr:
Dein Weltenlicht, entzünd' es hier,
Und doppelherrlich leuchte
Dein sonst zu matter Strahl!
(S. 90)
_____



CLI.
 "O Düsterniß, o Trauerflor!
Der ist fürwahr der größte Thor,
Der sich für heller Sonne Strahl
Solch eine tiefe Nacht erkor."

So rief ich aus, geradewegs
Gekommen aus der Schenke Thor;
Da kam dem Auge Klosterraum
Und Schule gar so dunkel vor.
(S. 91)
_____



CLII.
 Es flucht Hafis den Wasserfluthen;
Er trieft von Lippenhonigseim;
Er flammt in eitel Minnegluthen,
Und wenn er spricht, so ist's ein Reim;
Er lacht der Zucht und ihrer Ruthen;
Er ist so träg zu allem Guten;
Erstickt ist aller edle Keim -
So kommt man aus der Schenke heim.
(S. 91)
_____



CLIII.
 Im Begriff, zu reisen,
Thu' ich ein Gelübde,
Werd' es sicher halten:
Wird die Huld des Himmels
Ihre Macht beweisen,
Werd' ich wohlbehalten
Der geliebten Heimath
Wonne wiederseh'n -
Auf der Stelle werd' ich,
Meinen Gott zu preisen,
In die Schenke geh'n.
(S. 92)
_____



CLIV.
 Wenn Alles, Alles ewig vorbedacht,
Was soll ich machen?
Bestimmte mich zum Trunk die ew'ge Macht,
Was soll ich machen?

Der Vogel liebt die Flur, den Wald der Leu,
Hafis die Schenke;
So wollte Gott, der Alles wohlgemacht;
Was soll ich machen?
(S.92)
_____



CLV.
So viele Jahre bracht' ich in der Schenke zu;
Nun ziemt es sich, daß ich mein Heil bedenke.
Wo ist es nun hinfüro gut für meine Ruh',
Mein Leben hinzubringen? - In der Schenke.
(S. 93)
_____



CLVI.
 Jetzo gilt es; sei'n wir fleißig
Und vertrinken alle dreißig
Tage, die die Faste zählet,
Wie Hafis, der lockre Zeisig!
(S. 93)
_____



CCLVII.
 "Wie steht's auf eurem Markte?
Sag' an, Hafis, wie kauft man ein?" -

Man giebt bei uns der Dscheme
Zweitausende für ein Glas Wein.
(S. 93)
_____



CLVIII.
Der jüngste Tag bricht an,
Der in ein ernst Gerichte
Mit sämmtlichen Geschlechten
Auf dieser Erde geht.
Auf hohem Stuhle sitzet
Hafis, der Weinprophet.
Wie wird er richten? Höret!
"Ihr Trunkenen, ihr hoch mir
Gesegneten zur Rechten!
Ihr Nüchternen, ihr Schlechten,
Zu meiner Linken steht!"
(S. 94)
_____



CLIX.
Du spiele mir den Alten nicht, o Knabe!
Nicht hast du noth, mir einen Text zu lesen,
Den ich gelesen hundert Andern habe.
Lang bin ich alt und ernst, ich selbst, gewesen;
Dann hat von oben eine Gnadengabe,
Gemacht hat endlich diese Purpurlabe,
Daß ich zu Jugend und zu Glück genesen.
(S. 94)
_____



CLX.
 Es ist ein Stern vom erhabenen Himmel gefallen,
Herab in's irdische tolle Getümmel gefallen.

Da sah er umher die Kräuter und Blumen der Wiese;
Ihm hat das lustige, bunte Gewimmel gefallen.

Er hörte die Glöckchen am Halse der Herde läuten;
Ihm hat das klingende, kleine Gebimmel gefallen.

Er sah, wie ein Roß leicht über die Heide dahinflog;
Ihm hat der herrliche, fliegende Schimmel gefallen.

Ihm haben die traulichen Hütten, die laubigen Bäume,
Ihm selber im Wald ein ärmlicher Stümmel gefallen.

Nicht wieder empor zum erhabenen Himmel verlangt' er;
Er blieb, was er war, blieb gerne vom Himmel gefallen.
(S. 95)
_____



CLXI.
Ich trübte mir die Seele
Mit dem finsteren Hauche der Mystik;
Valet will ich nun geben
Dem schwarzen Rauche der Mystik.

Ich will sofort den Nektar
Der Weintaberne schlürfen,
Nie mehr die Lippe netzen
Mit dem Wasserschlauche der Mystik.

Mein Lied, es soll sich schwingen
Um Lilien und um Rosen,
Nicht mehr verstrickt beharren
Im Dornenstrauche der Mystik.

Ein neuer Jonas bin ich,
Ein jämmerlich verschlungner,
Doch glücklich ausgespie'ner
Vom Wallfischbauche der Mystik.
(S. 96)
_____



CLXII.
 Sieh, es ist Messiashauch
In die Lande gekommen;
Um zu sprengen ist der Lenz
Alle Bande gekommen.

Eine Schrift von Gottes Hand
Deren zierliche Lettern
Wunderschöne Blüthen sind
Ist zu Stande gekommen.

Nachtigallen üben, horch,
Ihre Coloraturen;
Von Verführern ist, o weh,
Eine Bande gekommen. -

Brenne, brenne, liebes Herz,
Was nicht brennet, es lebt nicht.
Sieh, wie todt die Kerze starrt,
Aus dem Brande gekommen. -

Aus dem Kloster geht Hafis
In die Schenke, der alte,
Von verrücktem Frömmler-Rausch
Zum Verstande gekommen.
(S. 97)
_____



CLXIII.
Ein Geheimniß sei entdeckt,
Eine Fackel aufgesteckt!
Unter Edens Lustmirakel,
Unter höchstem Tabernakel,
Ist - so sehr die Mythe neckt
Ein realer Sinn versteckt.
Bilder sind es, die da sagen,
Wie der Erde Rosenhagen
Wenn der Lenz die Blüthe weckt,
Wie der Sonne reines Tagen,
Düfte, die der Ost entführte,
Wie Pokale wohlbehagen,
Welche Wonne der Berührte
Von Suleima's Lippe schmeckt.
(S. 98)
_____



CLXIV.
 Schon beschloß ich, mit der Tugend
Einen festen Bund zu machen -
"Welch ein Einfall", sprach der Frühling,
"Einen armen Hund zu machen!"

Sollte mir an einem kranken
Tage diese Grille kehren,
Eilt, mit einem Becher Weines
Meinen Geist gesund zu machen! -

Ei, wie schön hat es getroffen,
Da er schuf, der große Meister,
Daß es ihm gefiel, die Busen
Junger Mädchen rund zu machen; -

Küsse, trinke, schenke trunken
Weg der Welt gesammte Güter!
Denn was wäre sonst auf dieser
Tollen Erde Rund zu machen? -

Schmerzlich ist es für Hafisen,
Nur so heimlich Wein zu naschen;
Eilet, es mit Pauk' und Pfeife
Jedem Ohre kund zu machen!
(S. 99)
_____



CLXV.
 Meine Verse hab' ich immer
Spielend ohne Zwang gemacht,
Nimmer aber hab' ich etwas
Ohne süßen Drang gemacht.

Darum ist so wohlgelitten
Schemseddin mit seinem Lied,
Darum hat ihn oft so glücklich
Traulicher Empfang gemacht.

Jene schöne Rosenknospe -
Wenn sie sich für mich erschließt,
Hat es einzig meiner Lieder
Wonnevoller Klang gemacht.

Wurde je die Welt gebessert,
Wurde je ein Herze froh,
Hat es einzig Lenz und Liebe,
Becher und Gesang gemacht.

Lange nach dem Rath der Mystik
Harret' ich auf Heil und Licht;
Aber diese trügerische
Hat es mir zu lang gemacht.

Reich belohnt studir' ich jetzo
 Nur der Anmuth Alkoran;
Ihn studirend hab' ich Alles,
Was mir je gelang, gemacht.
(S. 100-101)
_____



CLXVI.
Still zu deinem Buche greifst du,
Zum Pokale greift Hafis;
Zur Vollendungskrone reifst du,
Zum Verderben reift Hafis.

In gewohnter Schranke bleibst du,
Ein geduldig frommes Schaf;
Als ein Leu aus seinem Gitter
In die Wilde schweift Hafis.

Eitel gute Werke häufst du,
Strahlender Verdienste Berg;
Fürchterlich zu aller Stunde
Seine Sünden häuft Hafis.

Viele fromme Herzen stärkst du
Durch gelehrten Unterricht;
Mächtiglich in aller Thorheit
Alle Thoren steift Hafis.

Mörderische Klingen schleifst du,
Ziehend in den Ketzerkrieg;
Seine Versediamanten,
Seine schönen, schleift Hafis.

Hoch hinauf zum Himmel steigst du
 Als ein qualmend Rauchgewölk;
Eine frische Felsenquelle,
Tief zu Thale läuft Hafis.

Fass' ich es in eine Stanze;
Ewig, o du armer Mann,
Träufst du nur von Bitterkeiten,
Und von Süße träuft Hafis.
(S. 101-102)
_____



CLXVII.
Hört, Freunde, die Sage von Rosen,
Narcissen, Lilien, Tulipanen geh'n!
Nicht möge sie ohne die fromme
Sprenge des Weines ihre Bahnen geh'n! -

O seht dies reizende Schelmchen,
Wie's gläubige Seelen ketzerisch berückt,
Und wie sie, ihm zu Gefallen
In liebetrunknen Karawanen geh'n!

Geschmacklos ist der berühmte
Persische Kandel ihrem Zungenschmack;
Sie wollen allein nach seines
Lieblichen Mundes Marzipanen geh'n.

Mit ihnen wir! Es walle
Nach Mekka, wen Arabiens Wüste freut!
Wir werden allein - o Heil uns! -
Mit deinen allerliebsten Fahnen geh'n.
(S. 103)
_____



CLVIII.
Selbst Ketzer ärgern sich
An einer Ketzerei, die keine Pflicht
Und keine Satzung ehrt,
Und mein geliebter Christenknabe spricht:

"Bei'm Himmel, es ist Schad'
Um einen solchen Mann, wie du, Hafis!
Wie wird es dir ergeh'n,
Hält einst der Herr sein schreckliches Gericht!"

Sei ruhig, gutes Kind!
Denn unermeßlich ist des Himmels Huld,
Und gestern wurde mir
Ein Engel zugesandt mit dem Bericht:

"Am jüngsten Tage gilt
Kapuze, Scheich und Mufti keinen Deut.
Du bete Gott den Herrn
In Weinspelunken an und zittre nicht!"
(S. 104)
_____



CLXIX.
 Ungesäumt erlösche mir
Meines Lebens Funke,
Giebt es einen bessern Ort
Als die Weinspelunke.

Hier herein im Sturme flieht
Nachtigall und Taube;
Dorten in der Zelle duckt
Schlange, Molch und Unke. -

Traue keinem Heiligen!
Süße Worte spricht er;
Aber in der Kutte steckt
Immer ein Halunke.

Nicht der Inspiration
Rasende Geberde,
Nicht ein heilig Fabelbuch,
Nicht ein alter Schunke, -

Aechte Revelation
Lehret dich der Becher,
Lehret dich Hafisens Mund,
Aufgethan im Trunke.
(S. 105)
_____



CLXX.
"Mir einen Satz, der etwas setzt, ergründe!
Wahrheit, Hafis, ohn' alle Furcht verkünde!

Ein Weltenlicht, das von bewölkter Erde
Wegscheuche jede Finsterniß, entzünde!"

So höre denn, o Schüler, meine Rede,
Und nütze sie, als eine gute Pfründe!

Ein Schatte nur ganz ohne Wesen wäre
Wer vor dem Herrn in aller Reine stünde.

Lebendig ist die Sünde nur im Leben;
Das Leben, es bestehet in der Sünde.
(S. 106)
_____



CLXXI.
Und will's der Mönch verdammen,
Zu brennen in zarten Flammen,
Zu stöhnen in süßer Qual -
Ihm über's Haupt zur Stunde,
Damit sein Hirn gesunde,
Geuß einen Weinpokal!
(S. 106)
_____



CLXXII.
Viel Bitteres gesprochen
Hat wider mich der Pfaffe -
O Gott, wie gern verzeih' ich
Ihm seine wilde Wuth!
Das schöne Kind des Unholds
Hat mir die süße Lippe
Geboten hold und gut.
(S. 107)
_____



CLXXIII.
 Immerhin, so viel sie mag
Wider dich zum Streit
Rüste sich zelotische
Pöbelhaftigkeit!

Hege keine Furcht, Hafis!
Gnädig ohne Maß
Hält dir Allah seinen Schirm,
Seinen Lohn bereit.

Selsebile spendet er,
Welche deinem Mund
Seine hohe Sonne kocht
In der heißen Zeit.

Manchen ungeflügelten
Engel sendet er,
Dir zu scheuchen wundersüß
Jede Bitterkeit.

Nicht genug; ein Ueberschuß
Seiner Gnaden ist,
Daß er auch des Dichterrangs
Schöne Krone leiht.

Sina lernt und Griechenland
 Deine Melodei,
Neidet deinem Liede schon
Die Unsterblichkeit.

Eine Wallfahrtstätte wird
Deiner Gruft dereinst,
Lockerem Gesindel stets
Heilig und geweiht.

Ja du steckst, so wie du todt,
Dein verklärtes Haupt
Mitten aus der Sonne Pracht
In die Zeitlichkeit.
(S. 107-108)
_____



CLXXIV.
Wonach Hafis verlanget
Nur er allein und Gott im Himmel weiß es;
Denn ihm allein vertraut er
Sein schwaches Herz, sein sündiges, sein heißes.

Und nicht allein verzeihet
Der Gütige, nein, schonet auch und schweiget;
Nicht Menschen und nicht Engeln
Sagt er davon ein Wörtchen nur, ein leises.
(S. 109)
_____



CLXXV.
Mein Liebchen will und es geschieht,
Daß ich geduldig bis zum Grabe,
Die Liebenden, die ihr genehm,
So lieb, wie meine Seele habe.

Gleicht eines Andern Minnedienst
Dem meinigen? Sie darf nur wollen,
Und was so bitter, als der Tod,
Es wird so süß, wie Honigwabe. -

Ob wider mich zum Streite zieh'n
Viel tausend Heere schöner Kinder,
Sie alle, wie sie sind, sie flieh'n
Vor ihr, die meiner Augen Labe. -

Mir perlt im Becher edler Wein,
Mir lacht ein Liebchen, schöne zum Malen;
Rühmt einer sich auf dieser Welt
Noch köstlicherer Doppelhabe? -

Lang war Hafis ein stiller Mensch,
Nun aber ist er trunkberüchtigt;
Je nun, was kümmert ihn sein Ruf!
Noch eine Flasche Wein, o Knabe!
(S. 109-110)
_____



CLXXVI.
Ich und Sinnesändrung -
Himmel welche Träumerei'n!
Einiger Verstand doch
Wird mir ja geblieben sein.

Ich, so manches Jahr durch
Stärkend meinen Geist mit Wein,
Sollte nun so schwach sein?
Welch absurde Fabelei'n!

Mich geheilt von Dummheit
Hat für alle Zeiten mein
Guter, alter Schenkwirth;
Stets will ich sein Sklave sein.
(S. 110)
_____



CLXXVII.
Mich zu warnen, mich zu mahnen,
Frommer, unterlaß!
In das Land der guten Namen
Hab' ich keinen Paß.

Euere Moralsysteme,
Die aus einem schwarz
Angelaufnem Herzen kamen,
Sind mir allzu graß.

Nimmer haben schöne Kinder,
Was mich irgend schreckt,
Nimmer regen schöne Damen
Meinen Harm und Haß.

Vor der Flasche mich zu neigen,
Meinem kleinen Gott
Trotz Kapuzen und Imamen,
Bin ich auch nicht laß.

Lang genug im Trauermeere
Schwamm ich als ein Fisch,
Doch der Liebe goldner Hamen
Zog mich aus dem Naß.

Eure Ränke hab' ich alle
Trefflich einstudirt;
Leicht jedoch macht mein Examen
Eure Wange blaß.

Mischet eure falsche Karte,
Wie ihr immer wollt!
Immer werf ich euch zum Amen
Ein gewinnend Aß.

Nimmer hofft, mich schwach zu sehen!
Nimmer macht mein Aug',
Arme Tröpfe nachzuahmen,
Eine Wimper naß.

In die Schenke weiß ich blind noch
Meinen Weg zu geh'n;
Ihn zu geh'n werd' ich erlahmen,
Sterbend unterm Faß.
(S. 111-112)
_____



CLXXVIII.
 Kehr' ich einmal aus der Erde
Moderigem Schlunde wieder,
Eilig, eilig in die Schenke
Wander' ich zur Stunde wieder.

Hier die wohlbekannten alten,
Oder neue gute Brüder
Treff' ich an und zeche jubelnd
In gewohntem Runde wieder.

Sind sodann auch noch vorhanden
Liebliche Rubinenmunde,
O so küss' ich ohne Zweifel
Auch dergleichen Munde wieder.

Sollte noch Kapuz' und Kutte
Die betrogne Welt verdüstern,
O gehaßt werd' ich gewißlich
Auch von diesem Schunde wieder!

Tödtet dich, Hafis, die Liebe,
Richtet dich der Wein zu Grunde,
Geh', so oft du lebst, durch diese
Süßberauscht zu Grunde wieder.
(S. 113)
_____



CLXXIX.
 Die Schuld - ein Kind mit voller runder Brust,
Die Tugend - ein angrinsendes Gerippe.
Die Schuld daher, wir küssen sie mit Lust,
Doch vor der Tugend schaudert unsre Lippe.
(S. 114)
_____



CLXXX.
Sachte, sachte, denn der Welt
Auge wacht, das finstre, strenge;
Gute Werke muß man thun
Heimlich ohne viel Gepränge.
(S. 114)
_____



CLXXXI.
Und will mich auch die ganze Welt verhindern,
Geist und Gemüth zu opfern schönen Kindern,
Nie wird sie doch in mir die Stimme Gottes
Und meinen freudigen Gehorsam mindern.
(S. 114)
_____



CLXXXII.
 Gerne dien' ich dem Verliebten
Mit der Brust voll Liebesschmerzen,
Aber nicht dem blauen Heuchler
Mit dem schwarzen Pfaffenherzen.
(S. 115)
_____



CLXXXIII.
 Des Feuers werth
Sind alle Kutten,
Dem guten Geiste
Der Welt zum Opfer,
Laßt hell in Brand
Aufgeh'n sie alle.
Dies süße Sein -
In bittre Galle
Verwandelt wird es
Durch sie allein.
(S. 115)
_____



CLXXXIV.
 Nimm dir ein Exempel an den Rosen!
Auf der Sonne klares Angesicht,
Morgenthau und süßer Oste Kosen
Thun sie nun und nimmermehr Verzicht.

Siehe, wie sie lachen, diese losen!
Ja, so lang sie leben hell und licht,
Fragen sie, die freudigen, nach Mosen,
Fragen sie nach den Propheten nicht.
(S. 116)
_____



CLXXXV.
Von unbändigem Hader o wie schallen
Widerlichst akademische Meisterhallen!

Blinde schrei'n sich allhier mit Blinden heiser,
Es erschreckt Anathem und Fäusteballen.

Laß uns flüchten in Allah's Dom, den stillen,
Aus unsinniger Rede Tollhauskrallen!

Dem Gekose der Oste laß uns horchen
Und krystallener Woge leisem Wallen!

Horchen uns der Erörterungen schönster,
Dem Gesange verliebter Nachtigallen!
(S. 116-117)
_____



CLXXXVI.
Wasser und Wogenschwall - o weh der Sündfluth!
Flieh'n wir ohne Säumen in die Arche -
In die Schenke! Da sitzt mit seinen Kindern
Vater Hafis, der fromme Patriarche.

Heil dir, Heil, du Noah unsrer Zeiten!
Hast noch einmal diese Welt gerettet.
Und begraben liegen im Wasserschlunde
Mufti, Scheich, Magister und Scholarche.
(S. 117)
_____



CLXXXVII.
 Nie, Hafis, du lieblicher Papagei
Aus der Liebe goldenem Dschinnistane,
Fehl' es deinem Schnabel an Koseglücks,
Näscherei und süßem Marzipane. -

Wehe, weh uns Armen! Ach, es geht
Mit dem Turban auch der Kopf verloren!
Doch, so wie er uns vom Rumpfe rollt,
Gegen uns, was sind die Tamerlane? -

Fernehin aufsuchte des Lebens Quell
Alexander - er hat ihn nicht gekostet;
Wir, wir kosten ihn im Vaterland
Bei der Schenke grauem Guardiane. -

Lüstet dich zu wühlen im Lockenhaar
Eines holden, jugendlichen Hauptes,
Nicht um Urlaub flehe die Vernunft!
Nichts erflehst du von dem Paviane. -

Dünken ein allzu leichtes, luftiges,
Lustiges Gesindel dir Poeten -
Mit dem Blute des Herzens füttern sie
Ihre Versebrut, die Pelikane. -

Singt Hafis sein zauberisches Lied,
 Nüchterne taumeln ihm und Trunkne tanzen;
Auf dem Reichspallaste der Poesie
Wehet er als Pracht- und Ehrenfahne.
(S. 118-119)
_____



CLXXXVIII.
 Siehe, sieh, die Tulpenstengel,
Diese frechen Ketzerlein,
Heben ihre bunten Becher
Und begehren Trunk und Wein.

Sieh, der Ost, der freche Buhle,
Jeder Rose, wo er weht,
Schmeichelt er den jungen Busen
Aus dem engen Miederlein.

Dieses lockere Gesindel
Fördert meine Tugend nicht;
Es erschüttert meine guten,
Frommen Sitten ungemein. -

Nur des Edlen, nur des Reinen,
Liebe Freunde, seid bestrebt;
Trinkt allein von edlen Weinen,
Trinket eure Weine rein! -

Ausgelös't sind alle Kutten,
Welche man um Wein versetzt;
Eine nur, es ist die meine,
Lieber Wirth, sie bleibe dein! -

Stirbt Hafis, o nicht begrabt ihn
 In die dumpfe Gruft hinein;
Nein, begrabt ihn in den Keller,
Werft ihn in ein Faß voll Wein!
(S. 119-120)
_____



CLXXXIX.
Bezähme die Begier, so ist es wohlgethan;
Leb' als ein Engel schier, so ist es wohlgethan.

Doch weiß ich einen Rath, der ist noch köstlicher:
Verkaufe dein Brevier, so ist es wohlgethan.

Bei Weinpokal und Flötenhauch und Tamburin
Aufschlage dein Quartier, so ist es wohlgethan.

In offnem Aufruhr wider alle Heuchelei
Aufstecke dein Panier, so ist es wohlgethan.

Es bete fromm der Eine da, der Andre dort
Und denke: "Bet' ich hier, so ist es wohlgethan."

Knie'n wir in Andacht vor geliebtem Angesicht,
Vor schönem Auge wir, so ist es wohlgethan. -

Nein, denke nicht: "Behandl' ich ihn in frostiger,
Unfreundlicher Manier, so ist es wohlgethan!"

Preiswürdig ist die Milde nur, es werd', o Kind,
Ein Kuß der Milde mir, so ist es wohlgethan.

Zwar wenn du dich in doppelt dichte Schleier hüllst,
Naht das Gemeine dir, so ist es wohlgethan.

Entflorst du aber lichtgebornem Dichterblick
All deine süße Zier, so ist es wohlgethan.
(S. 121-122)
_____



CXC.
 Wißt, daß ich alle Fesseln der Geduld
Zerrissen habe;
Wißt, daß ich mich der Ungebundenheit
Beflissen habe;

Wißt, daß ich aller heiligen Bräuche mich
Entbunden habe,
Und doch die allerreinste Seelenruh'
Zum Kissen habe!

Was thut es auch, daß ich der Kaba mich
Entfremdet habe,
Da ich zur Kaba ihres Augenlichts
Narcissen habe?

Wenn ich die Hyacinthen ihres Haars
In Händen habe,
Sagt, Freunde, was ich an dem Rosenkranz
Zu missen habe?

Wißt, daß ich selbst nach Edens Früchten kein
Verlangen habe,
Weil ich in meines Liebchens Apfelkinn
Gebissen habe.

Doch nun Ade, da ich zur Schenke nun
 Zu eilen habe,
Und in Betreff des Kirchengangs ein zart
Gewissen habe.
(S. 122-123)
_____



CXCI.
Wir haben allen Glanz der Heiligkeit
Hinweggeworfen
Wir haben jegliche Verstellung weit
Hinweggeworfen.

Der hohen Schule Porticus und Saal
Und Quästionen,
Wir haben all gelehrten Zank und Streit
Hinweggeworfen.

Den guten Namen von so manchem Jahr,
Den schwer errungnen,
Wir haben ihn, wie eine Kleinigkeit,
Hinweggeworfen.

Wir haben unser altes, ernstes Haupt,
Es vor die Füße
Dir rollend in den Staub der Niedrigkeit
Hinweggeworfen.

Wir haben alles, was da löblich ist,
Wir haben Glauben,
Schaam, Sitte, Tugend und Bescheidenheit
Hinweggeworfen.

Wir haben, der Narcisse deines Augs
 Die Seel' empfehlend,
All andrer Hoffnung Trost und Süßigkeit
Hinweggeworfen.
(S. 123-124)
_____



CXCII.
Nicht düstre, Theosoph, so tief!
Nicht blicke, Moralist, so scheel!
Wir möchten gerne selig sein,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.

Hinschmachtend in der Wüste Sand
Gleichwie die Kinder Israel,
Schrei'n wir zu Gott um Labungen,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.

Was kümmert uns der Tuba-Baum,
Und was der Engel Gabriel?
Wir suchen einer Schenke Thür',
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.

Wir lieben unsern alten Wirth
Und haben deß auch keinen Hehl;
Wir fliehen alle Heuchelei,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.

Nicht Menschenblut vergießen wir
Auf wilden Hasses Wuthbefehl;
Der Rebe Blut genießen wir,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.

Wir öffnen unsern Busenschrein
 Der Liebe köstliches Juwel
Mit vollen Händen auszustreu'n,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.

Wir preisen unser süßes Herz
Vierzeilig oder im Gasel;
Dem Holden ist der Dichter hold,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.

Du trage keuchend jede Last,
Dem Esel gleich und dem Kameel!
Wir schütteln unsre Bürden ab,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
(S. 125-126)
_____



CXCIII.
 Die fromme Taub' in meinem Herzen hie,
Ergebung in den Willen des Geschickes,
Erlegt, o meine Sonne, hast du sie,
Verbrannt mit einem Blitze deines Blickes.

Und es ersteht aus ihrer Asche, sieh,
Und hebt zum Hohne jedes Erdenstrickes,
Sich eines Adlers göttliches Genie
Zu den Genüssen eines Ätherglückes.
(S. 127)
_____



CXCIV.
Nicht, o Freund,
Heiligen des Bechers einen solchen Blick!
Einen bessern!
Einen Schritt
Und noch einen der Taberne näher rück',
Einen bessern!

Achte sie,
Deine Tugend, deine selbstisch eitele,
Keinen Deut werth!
Einen Schlag
Gieb ihr und noch einen in ihr steif Genick,
Einen bessern! -

Bärtiger,
Ruhmgekrönter Forscher alles Heimlichen,
Großer Denker!
Uns der Nacht
Dieses Seins durch einen neuen Fund entrück',
Einen bessern! -

Dieser Arm
Hebe den Pokal und dieser schmiege sich
Um ein Liebchen!
Mein Gemüth,
Wenn Du kannst, durch einen andern Rath
 beglück',
Einen bessern! -

Wenn du dich
Hängen willst, so greife nicht nach schmählichem,
Rohem Stricke;
Winde dir
Aus gelocktem Ambra-Haar den Hänge-Strick
Einen bessern! -

Krankt Hafis,
Mit gelahrtem, graubehaartem Medicus
O verschon' ihn;
Ihm sogleich
Einen blutjung rosenwangigen Arzt beschick',
Einen bessern!
(S. 127-128)
_____



CXCV.
Eben kam mir ein ächter Bußgedanke;
Kehren wollt' ich in heilsam enge Schranke;

Doch mein Liebchen, es lugt herein mit hellen
Schelmenaugen und merket, daß ich kranke,

Schleicht dann näher und lacht mich aus und schmeichelt
Und umgarnet die Seele mir, die schwanke.

Ach, wie lacht mich ihr Mündchen an, das rothe,
Ach, wie reißt mich ihr Brüstchen hin, das blanke!

Sag', o Himmel, o sage selbst, wie bliebe
Frei das Innere hier von argem Wanke?

Du, das Gold der realen Wonne heischend,
Giebst so luftige Waare nur zum Danke!

Drum erlaube mir immer noch ein wenig,
Daß ein traulicher Arm mich süß umranke!
(S. 129)
_____



CXCVI.
Wenn einer mäßig trinket,
So soll ihm das gedeihlich sein;
Wenn ohne Maß, so soll es
Ihm ohne Maß gedeihlich sein.

Der Scheich, der alte Vater,
Wenn er zu Glas und Flasche greift,
Laß Himmel ihm die Flasche,
Laß ihm das Glas gedeihlich sein!

Den Kuß auf zarte Munde
Laß in Pallast und Hütten uns,
Auf Kissen und auf Polstern
In Busch und Gras gedeihlich sein!

Doch sperrt die Erde hungernd
Zehntausend schwarze Rachen auf,
Laß sie Zeloten fressen
Und ihr den Fraß gedeihlich sein!
(S. 130)
_____



CXCVII.
 Was du forderst, es gescheh'!
Rede nur, o Lieb, ich geh',
Ob es auch ein saurer Gang,
Alsofort in die Moschee.
(S. 130)
_____



CXCVIII.
Durstig sind wir, lieber Wirth,
Doch im Bankerutte;
Nimm, o nimm für baares Geld
Unsre blaue Kutte!

Buße, Contemplation,
Kanzel und Katheder,
Lieber Gott, was sind sie werth?
Keine Hagebutte.

Aber hoch gepriesen sei
Rebe mir und Winzer,
Kelterfaß und Kelterer
Und die volle Butte!

Das reale Resultat
Dieser edlen Mühen,
Es gedeih' uns früh und spat,
Wie dem Kind die Dutte!

"Das Gebäude deines Seins
Stürzet es!" Es sei so!
Einen schönen Schatz vielleicht
Find' ich in dem Schutte.
(S. 131)
_____



CXCIX.
Was Hafisen in der Welt das Beste däuchte?
Lautenklang und Weinpokal und schöner Reigen,
Vielgeliebter Augen helllebend'ge Leuchte,
Und zuletzt ein nachtbedecktes Wonneschweigen.
(S. 132)
_____



CC.
Es dünket dir, ich wäre nichts; ich aber
Ein Mann im Staat,
Ein Mann von Rang, ich bin im Reich der Liebe
Geheimer Rath.

Dann bin ich auch im Kreise der Betrunknen
Ein Veteran,
Der hier so manche Jahre schon die Wege
Des Herrn betrat.

Es ist ein Ausbund adeliger Geister
Allhier vereint;
Ein jeder ist Prophete, Sofi, Seher
Und Potentat.

Sie sitzen und studiren freudestrahlend
Im Glase Dschem's,
Und besser ist, als das der Philosophen,
Ihr Resultat.

Doch fehlet einer und mit ihm die reinste
Beseligung.
Wo bleibt Hafis? Wo lieber, als bei'm Becher
Weilt er so spat?

Verschmähet er des Weines edle Labe
 Weil er entzückt
Von einer Huri-Lippe just den Nektar
Der Huld empfaht?

Doch nein, er kommt; er eilt mit raschem Fuße
Der Schenke zu;
Ein Jubelruf begrüßt den alten Meister,
So wie er naht.

Ja, wenn du sehen willst, was ich bedeute,
Komm in mein Reich,
Mein jauchzendes! Du weigerst meiner Größe
Kein Attestat. -

Mir auf die Kutte deutest du, die alte,
Die schäbige?
Du Ignorant! So prangen ächte Kaiser
Im Festornat.
(S. 132-133)
_____



CCI.
 Es gab um einen Apfel einst
Mein Vater Edens Wonnestand;
Es giebt ihn um die Äpfelchen
Im Busen hier mein Minnebrand. -

Entschwinden in die leere Luft
Laß eine weise Lehre dir;
Dein Liebchen, nicht entschlüpfe dir's
Aus deiner Arme Fesselband. -

Wer nie der Schönheit Reiz genießt
Und Seele sich und Geist erfrischt,
Der gleichet einem Dorngebüsch
In schauerlicher Wüste Sand. -

Es irren in der tiefsten Nacht
Die zwei und siebzig Sekten all,
Die Sekte nur des Sektes ist
Befreit von allem Unverstand. -

Gefeiert in der Schenke Reich
Ist hoch Hafis, wiewohl du sagst,
Der Glorie des Ruhms beraubt
Sei ein Prophet im Vaterland. -

Ein Götzentempel ist mein Herz,
Von Silber ist der Götze drin;
Umschlossen einen schöneren
Hat nimmer eine Tempelwand. -

Wir alle sind verliebter Art,
Und brennst du nicht für Andere,
Hat sich der Liebe Lust und Trieb
In's eigne hohle Selbst gewandt. -

Jüngst reichte mir ein Heiliger
Die gelbe Hand zum Kusse hin;
Ich bückte meinen Mund hinab
Und kosete den Becherrand.
(S. 134-135)
_____



CCII.
 Hafis ist einer von den Heuchlern
Der Zelle zwar,
Doch legt er euch berauscht sein ganzes
Gemüthe dar.

Oft aus dem Haus der Zucht und Buße
Schleicht er hinaus
Und schwelget in der Weinspelunke
Ganz schauderbar.

Doch nicht allein der Trunk befleckt ihn;
Es macht die Lieb'
Ihn vollends aller edlen Tugend
Und Sitte baar.

Ein Augenstern, aus Geist gewoben,
Ein Mundrubin,
So süß, wie Kandel, überwältigt
Ihn ganz und gar.

Beugt er die Knie' an heil'gem Orte,
So stellet er
Im Geiste sein Idol, sein schönes,
Auf den Altar.

Ja, um zu kehren der Geliebten
Bestaubt Gemach,
Raubt er den Huri's in der Höhe
Ihr Lockenhaar.
(S. 136-137)
_____



CCIII.
 Ach, wie schön ist Nacht und Dämmerschein!
Ach, wie traulich unser Trinkverein!

Höret den musikisch hellen Ton!
Was verkünden Lauten und Schalmei'n?

"Lasset den Mysterien der Lust
Ein verständig Ohr geöffnet sein!

Rettet eure Seele, werfet ab
Des Betruges eckle Mummerei'n!

Aller andern Bande ledig, schlingt
Euch in Lockenbande lieblich ein!" -

Sollte wohl in diesem Kreise wer
Unbelebt von Hauch der Liebe sein?

Grabgebete betet über ihn;
Segnet ihn als einen Todten ein! -

Windet euren Arm um silberne
Hüften her in einem Bad von Wein!

Alles Andre, predigt Schemseddin,
Ist verlorne Mühe, Qual und Pein.
(S. 137-138)
_____



CCIV.
 Laßt, Freunde, das Superne,
Das Hohe, Tiefe, Ferne!

Kommt zu Verstande, pilgert
In eine Weintaberne!

Da funkeln in den Bechern
Die schönsten Himmelssterne;

Da leuchtet auf den Tischen
Die klarste Denklucerne;

Da webt ihr in des Lebens
Tiefinnerlichem Kerne;

Drum kecklich in den Winkel
Stellt eure Nachtlaterne!
(S. 139)
_____



CCV.
Fort, himmlische Wonn'
Und ewiges Heil!
Das irdische hier ist besser!
Ein einziger Blick,
Ein Lächeln, ein Kuß,
Der Liebe von ihr, ist besser. -

Der Freiheit Glück
Es ist edel und groß;
Doch wenn ich es recht bedenke,
Verstrickt mit der Seel'
Und gefangen zu sein
Im Lockenrevier, ist besser. -

Weit besser erscheint
Dein geistlicher Trieb,
Als unsre Begier, doch diese
Ist ohne Geprahl
Anmaßung und Zank,
Und diese Begier ist besser. -

Doch o wie gefehlt
Die Rede mit dem
Der mystischem Unsinn opfert!
Zu reden in klar
Verständlicher Art.
 Mit Hammel und Stier, ist besser. -

"O sieh doch, Hafis,
Wie hier mir am Hals
Das schönste Geschmeide funkelt!
Kein Schmuck in der Welt
So köstlich er ist,"
So sprach sie zu mir, "ist besser." -

"Vergleiche, mein Lieb,"
Antwortet' ich ihr,
"Die poetischen Perlenschnüre,
Die dir zum Schmuck
Mein Finger gereiht!
Denn selbige Zier ist besser."
(S. 140-141)
_____



CCVI.
 Komm, Sofi, komm, und laß uns aus der Heuchler
Befleckt Gewand zieh'n,
Uns über ihre freche Lügentafel
Die nasse Hand zieh'n!

Laß, öder Zelle Dunkelheit verfluchend,
Den Weinpokal uns
Aufstecken als Panier und also jauchzend
Durch's weite Land zieh'n!

Jungholde Wesen, welche scheu und schüchtern
Die Wonne meiden,
Laß uns herbei an einem Strick von Rosen
Zum Heilverband zieh'n!

Wir wollen nichts, als gute Thaten üben;
Laß zwischen sie uns
Und nachtgeborne Fanatismen endlich
Die scharfe Wand zieh'n!

Laß uns der Liebe süße Fackel schleudern!
In jede Seele
Soll ein die Lust und aus Entbehrungstrauer
Und Unverstand zieh'n!

Glanz helle von Pallaste zu Pallaste
 Von Hütte lodernd
Zu Hütte soll der weltreformatorisch
Entfachte Brand zieh'n.
(S. 141-142)
_____



CCVII.
 Ich gebe dir ein gut Gesetz,
Ein redliches und reines hie:
Genieße, was dein Herz erfreut,
Doch Bruderherzen kränke nie!
-

Die Flasche trug ich unter'm Arm,
Da meinte man, es sei ein Buch
Und irrte nicht; ich lerne draus
Rhetorik und Philosophie. -

Lang an der Schale klebet' ich
Da zog der Liebe starke Hand
In's flammenheiße Centrum mich
Aus frostiger Peripherie. -

Wohin gehörst du, strenge Maid?
In's unbelebte Pflanzenreich.
Die Meine, weil sie lebt, verlacht
Der Sitte dumpfe Despotie. -

Des Schelteworts Beleidigung
Verzeihet dir kein Nüchterner;
Mich mag sie treffen ohne Scheu,
Ich Trunkner überhöre sie. -

Schön mag es in der Höhe sein,
 Doch auch hier unten ist es schön;
Lenz, Liebe, Becher, Lautenklang -
Was willst du, daß ich ferne zieh'? -

Nicht sprich, Hafis, daß ungerecht
Die Welt getheilt! Du hast genug;
Hast deinen ewig heitern Geist
Und deiner Reime Melodie.
(S. 143-144)
_____



CCVIII.
 Nicht verleiht dir Heuchelei
Heiterkeit und süße Ruhe;
Lebe lieber frank und frei,
So wie ich, der Ketzer thue.
(S. 144)
_____



CCIX.
 Sprachen seien viele, viele,
Aber einfach unsre Triebe;
Sei's auf türkisch, auf arabisch,
Reimt nur immer Wein und Liebe!
(S. 145)
_____



CCX.
Von Liebe spricht der Mystiker,
Von Liebe flötet auch Hafis;
Du aber höre diesen nur!
Denn sein Gesang, sein lieblicher,
Haucht Leben und Natur;
Der Mystiker, so prangend auch
Sein ausstudirter Redebrauch
Drischt leere Halme nur.
(S. 145)
_____



CCXI.
 Stehe, steh'
Flüchtiges Reh!
Nicht, wie der Wind,
Eile hinweg,
Liebliches Kind;
Scheue zu grüßen nicht,
Fürchte Hafisen nicht!
Glaub', er ist fromm,
Glaub', er ist gut,
Heget und pflegt
Schöne Gefühle,
Klappert er auch
Nicht, wie die Mühle,
Plappert er auch
Hohle Gebete nicht,
Blicke du ihm
Kecklich in's Angesicht,
Und du verlachst,
Was der Zelote spricht.
(S. 146)
_____



CCXII.
 Blick' auf, beschränkte Tadlerzunft,
An Witz unendlich arme du!
Sieh, was erhabner Urvernunft,
Die besser urtheilt, als die Welt,
Die blinde hier, zu thun gefällt!
Sie wirft vom hohen Lichtgezelt
Mir hunderttausend Küsse zu.
(S. 147)
_____



CCXIII.
 "Geh, meide mich!" so sprach im Zorne
Mein Lieb zu mir, "ich muß dich hassen;
Du bist der Ärgste von den Argen,
Die je der gute Geist verlassen."

Doch fand sie bald der Finsterlinge
Absurde Moden unerträglich;
Da hat sie sich von meinem Worte
Verständiglich bedeuten lassen.
(S. 147)
_____



CCXIV.
 Wir, Vater Schemseddin und seine Kinder,
Wir, Scheich Hafis und seine frommen Mönche,
Wir sind ein eignes, wunderliches Volk.
Von Gram gebeugt und ewiger Klage voll,
Ohn' Unterlaß in unserem Trauerjoch
Des feuchten Auges heiße Perle streuend,
Und ewig hell und ewig heiter doch;
Der Kerze gleich hinschmelzend und vergehend,
Und doch, wie sie, in lichter Wonne lachend;
Gemordet allezeit von Wimperdolchen,
Von grausamen, die nur nach Blute dürsten,
Und just hierinnen unseres Seins gewiß;
Versunken in ein Meer von Schuld und Sünde,
Ganz unbekannt mit dem Gefühl der Reue,
Und fromm zugleich und frei von allem Argen,
Des Lichtes Söhne, nicht der Finsterniß,
Und so der Menge völlig unbegreiflich.
Denn diese kennt nur dreierlei Naturen,
Den Frömler erstlich, den Fanatiker,
Den finsteren, blödsinnigen Barbaren,
Den Wüstling ohne Geist und Herz sodann,
Den selbstischen, unedelen, gemeinen,
Den endlich in gewohnter Schranke dumpf
Beharrenden; für Leute so, wie wir,
Gebricht es ihr an Namen und Begriff.
(S. 148-149)
_____



CCXV.
Weißt du, warum ich trinke?
Von Hochmuth strotz' ich und Eitelkeit,
Und die will ich ersäufen
Im Meere der Betrunkenheit.
(S. 149)
_____



CCXVI.
 Reicht meiner Sünde den Tugendpreis!
Wer so, wie Hafis, zu sündigen weiß,
Tief in der Gottheit Gnadenmeer,
Der Selige, versinket er.
(S. 150)
_____


Aus: Hafis
Eine Sammlung persischer Gedichte
Nebst poetischen Zugaben
aus verschiedenen Völkern und Ländern.
Von G. Fr. Daumer
Hamburg Bei Hoffmann und Campe 1846


siehe auch: Teil 1 Teil 2 und Teil 3


 

 

 


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