Liebeslyrik ausländischer Dichterinnen

von der Antike bis zum 20. Jahrhundert
(in deutscher Übersetzung)

 


Bozena Nemcova
(1820-1862)

tschechische Dichterin


Mein Stern

Sieh', viel tausend gold'ne Sterne
Hoch am Himmel prangen,
Doch nur Einer hält verlockend
Mir den Sinn gefangen.

Wie er strahlt! Demantenfeuer
Ist des Sternes Eigen!
Möchte mir sich dort in Gnaden
Mein Schutzengel zeigen!

Von der Zinn' der Stern sich löset
Und verlischt im Sinken -
Gold'nes Himmelsaug', dir sollt' ich
Sehnsuchtsvoll nicht winken!
_____


Übersetzt von Alfred Waldau (1837-1882)

Gedicht aus: Slavische Blätter. Illustrirte Zeitschrift für die
Gesammtinteressen des Slaventhums.
Herausgegeben und redigirt von Abel Lukšic
Erster Jahrgang Wien 1865
Sechzehntes Heft: Böhmische Dichterinnen (S. 641)

 


Biographie:

Nemcová, Bozena, geb. Barbora Panklová, tschech. Schriftstellerin, 4. 2. 1820 Wien - 21. 1. 1862 Prag. Jugend unter der Obhut der Großmutter in Ratiborice, wo ihre Eltern als Dienerehepaar bei der Herzogin von Sagan arbeiteten. 1837 oo den wesentl. älteren Zollbeamten Josef Nemec; sehr unglückliche Ehe. 1842-45 geriet N. in Prag in e. Kreis feingeistiger Männer, die sie mit den zeitgenöss. lit. Ideen u. Strömungen bekannt machten. In den folgenden Jahren
wechselte sie häufig ihren Wohnsitz, hielt sich 2 Jahre in Taus auf, wo sie Märchen sammelte u. nationalaufklärerisch wirkte. Als ihr Mann nach Ungarn versetzt wurde, kehrte N. 1850 mit den 4 Kindern
nach Prag zurück. Krankheit u. finanzielle Not, der Tod des ältesten Sohnes u. trag. erot. Beziehungen zerstören frühzeitig ihr Leben. - An der Grenze zwischen Romantik u. Realismus stehend, begann N. mit
sentimentalen patriot. Gedichten, denen sich kunstvolle Nacherzählungen tschech. u. slovak. Märchenmotive anschlossen. Realist. sind ihre ethnograph. Skizzen aus der Umgebung von Taus, der Slovakei u. Ungarn, die von N.s scharfer Beobachtungsgabe zeu-
gen u. in den Zss. 'Kvety' u. 'Ceská Vcela' veröffentlicht wurden. Die in ihrer Konzeption noch ganz romant. Dorfgeschichten u. Novellen, deren Hauptgestalten jedoch bereits realist. Züge tragen, behandeln
soziale Probleme, berühren das Verhältnis zwischen Adel u. Volk, arm u. reich, Kindern u. Eltern, wobei N. als Künderin e. echten Humanität alle Gegensätze harmonisch zu lösen sucht. In der Zeit schwerster Not
entstand das meisterhafte autobiograph. Werk 'Babicka', in dem das ländl. Brauchtum e. Jahres durch die zentrale Gestalt der Großmutter zu e. organ. Ganzen verschmilzt, aus dem sich die einzelnen Typen
markant hervorheben.

WERKE: Národní báchorky a povesti, M. VII 1845-47, XIV 1854 f.; Obrázky z okolí domazlického, St. 1845; Baruska, E. (1853);
Karla, E. (1855; d. 1910); Babicka, R. 1855 (Großmutter, d. A. Smital 1924; K. Eben 1924, G. Jarosch 1956, H. u. P. Demetz 1959, J. Mühlberger 1969); Divá Bára, E. (1856); Pohorská vesnice, R. 1856; Chudí lidé, E. (1856); V zámku a v podzámcí, E. (1857); Slovenské pohádky a povesti, M. X 1857 f.; Dobrý clovek, E. (1858); Chyze pod horami, E. (1858); Pan ucitel, E. 1860 (Der Herr Lehrer, d. 1962). - Dílo (W), XIV 1904-20, XIV 1928-30; Spisy (W), XV 1950-61. -
Übs.: Der goldene Vogel, M. (Ausw.) 1965; Das goldene Spinnrad, M. (Ausw.) 1969.
aus: Autorenlexikon: Nemcová, Bozena, S. 2. Digitale Bibliothek Band 13: Wilpert: Lexikon der Weltliteratur,

siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Bozena_Nemcova


 

 


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