Liebeslyrik ausländischer Dichterinnen

von der Antike bis zum 20. Jahrhundert
(in deutscher Übersetzung)

 


Polixena Szasz  (Ps. Iduna)

(1831-1853)

ungarische Dichterin



Auf dem Krankenbett
(Schwanenlied)
1852

Wer reich, was kann der Werth ihm liegen
Von Schätzen, die ihm zu Gebote?
Wem Garben hochgeschichtet liegen,
Was wüßte der vom Hungertode?

O Du, dem frohes Sein die Bahnen
Voll Rosen streuet um die Wette,
Was leidet, kannst Du wohl nicht ahnen,
Wer krank da liegt auf dorn'gem Bette.

Ach! jung bin ich, und dennoch schmachten
Muß ich so lange Nächte trübe;
Die Hoffnung weicht, schon fühl' ich's nachten, -
Nur sie verläßt mich nicht: die Liebe!

Die Liebe ist es, die mich bettet,
Die Lindrung bringet meinen Qualen;
Wie sehn' ich mich, ich wär' gerettet,
Könnt' ich es ihr zurück schon zahlen!

O Lieb'! Du Amme milde, traute,
Wie süß ist, was Du reichst mit Freuden!
Doch Seufzer nur und Klagelaute
Giebt unsre Lippe, wenn wir leiden.

Mein Lenz, er war ein selig Leben
Voll Hoffnung, grünend gleich dem Grase;
Jetzt seh' ich nur den Winter weben
Eisblumen auf dem Fensterglase.

Eisblumen nur ... doch Hoffnung spinnet
Sich neuen Lenz aus diesen Bildern.
Gesundheit, Leben, o gewinnet
Den Sieg und laßt mich nicht verwildern!

Wie könnt' ich freuen mich von Herzen
Und leben nur in Dir, o Liebe,
Wenn stets am Bett nicht meiner Schmerzen
Das Weh der Krankheit sitzen bliebe.

Könnt' ich im Frühling ruhn bei'm Rauschen
Des Laub's im Grase unbetrübet,
Und süß dem Vogelsange lauschen,
Und wär' bei mir, der so mich liebet!
(S. 467-469)


Aus: Album hundert ungarischer Dichter
In eignen und fremden Übersetzungen
herausgegeben durch C. M. Kertbeny
Zweite Auflage Dresden Pesth 1854

[Karl Maria Kertbeny 1824-1882]
[Wer der Übersetzer des obigen Gedichts ist, war nicht festzustellen,
da im Anhang lediglich eine Liste der Übersetzer vorhanden]



Biographisches:

Szasz Poli: Pauline Szasz. Geb. 1832. Gattin des Karl Szasz[1829-1895]. Starb am 17. Juni 1853 zu Nyga-Körös. - Schrieb jüngstens unter dem Pseudonym "Iduna" einige Gedichte voll tiefer Innerlichkeit, und, gleich Andre Chenier, voll Sehnsucht nach dem Leben, das sie erst kennen lernen sollte. - Sie war die einzige Dichterin Ungarns, von der man, wäre sie am Leben geblieben, vielleicht Bedeutendes hätte erwarten können. Friede ihrer Asche!

Aus: Album hundert ungarischer Dichter
In eignen und fremden Übersetzungen herausgegeben durch C. M. Kertbeny
Zweite Auflage Dresden Pesth 1854




 

 


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