Europäische Liebeslyrik

(in deutscher Übersetzung)

Edward Charles Halle (1846-1914) - Die Musik

 


Andreas Fay (1786-1864)
ungarischer Dichter



Der Weiberfeind

Ein nöthig Uebel ist das Weib,
Ein Haus-Brummeisen, schön von Leib,
Doch hart der Kopf,
Hat sie 'nen Mann, herrscht sie im Haus,
Stellt ihn darin als Strohmann aus,
Als hohlen Knopf.
Aus ist's mit seiner Freiheit dann,
's gibt den Verstand der arme Mann,
Und all sein früheres Glück daran,
's härmt sich der Tropf.

Weh' ihm, wenn eifersüchtig er,
Denn hüten eine Frau, ist mehr,
Als hundert Flöh';
Noch schlimmer ist's, stellt er sich blind,
Als säh' er nicht, wer Tücke spinnt,
Zu seinem Weh.
Als hört er nennen: "Täubchen!" nicht
Sein Weib, und, "Freundchen" nicht den Wicht,
Der ihm den bösen Kopfschmuck flicht,
Eh' er's erseh'.

Ist schön dein Weib, dann hast du Pein,
Siehst Andern sie gefällig sein,
Das dein Gewinn.
Ist's Weibchen hässlich - dann - wo aus?
Leckt Salz die Zieg' im Nachbarhaus,
Dort zieht's dich hin.
Zwingt, 's Weib zu küssen, dich ihr Geld,
Damit nur Fried' und Ruh' sie hält:
Die schöne Nachbarin vergällt
Dir Herz und Sinn.

Doch ach, gäb's Weiber nicht im Haus,
Dann stürb' alsbald die Menschheit aus,
Und das wär' dumm;
Dein Vater macht' die Sitt' auch mit,
Unterm Pantoffel zwar er litt,
Kam drob' nicht um.
Dünk' mehr dich, als dein Vater, nicht,
Bedenk', dass Noth selbst Eisen bricht,
Halt' fern dich von den Mädchen nicht,
Heirathe drum! -

übersetzt von Gustav Steinacker (1809-1877)

Aus: Ungarische Lyriker
von Alexander Kisfaludy bis auf die neueste Zeit (die letzten 50 Jahre)
In chronologischer Reihenfolge metrisch übertragen
und mit literar-historischer Einleitung
und biographisch-kritischen Notizen versehen
von Gustav Steinacker
Zweite Ausgabe Leipzig Joh. Ambr. Barth Buda-Pest
Grill'sche (vormals Geibel'sche) Buchhandlung 1874 (S. 140-141)

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