Europäische Liebeslyrik

(in deutscher Übersetzung)

Edward Charles Halle (1846-1914) - Die Musik

 


Erik Johan Stagnelius (1793-1823)
schwedischer Dichter


Die Nachtigall und die Rose

Schön in Abendthaues Perlen
Steht die holde Purpurrose
An der mondbestrahlten Quelle.
Ueber ihr allein und einsam
Sitzt die Nachtigall und klagt
In der stillen Nacht melodisch:

"Junge Königin der Blumen,
Lieblich Sinnbild aller Anmuth,
Aller Reize dieser Erde!
Schöne Rose, welch geheime
Sehnsucht zieht vom Cedernwipfel
Mich zu deinem Nardusanger?
Rings in der Natur herrscht Stille,
Alle irdschen Wesen hüllet
Schlafes mohnumkränzter Scepter.
In Palast und Hütte schlummert
Nach des Tages Kampf der Mensch;
Auf der Klippe Gipfel weilet
In dem Nest der stolze Adler
Nach dem kühnen Flug zur Sonne;
Leungebrülle füllet nicht mehr
Mit Entsetzen Wald und Feld,
Auf das Moos der Grotte lagert
Sich die zitternde Gazelle,
In des Haines Sykomoren
Schweigt der Turteltaube Klage. -
Ich alleine darf nicht schlummern
Eine Sehnsucht sonder Gleichen,
Namenlose Liebe zwingt mich
In des Mondes bleichen Strahlen
Wach zu bleiben bei der Rose,
Und in sanften Silbertönen
Meine Qualen zu ergießen.

Alles huldigt froh dem Amor,
Jedes Wesen, das da liebt,
Wird belohnt durch Gegenliebe.
Lerchen in den Morgenwolken,
Schwäne auf des Sees Fluthen,
Seufzen milde miteinander.
In dem Schattenhain der Tauber
Ruft die traute Braut, er kommt,
Und auf Mandelbaumes Zweigen,
Die in Zephyrs Hauch sich wiegen,
Ruhn vertraulich nun sie beide,
Und entflammen sich durch Küsse.
Seelen einen sich mit Seelen,
Und die Leiber mit den Leibern,
Und das Räthsel der Begierde
Löst das süße Wort der Wollust. -
Unaussprechliches Verlangen,
Hoffnungslose Liebe zieht mich
Zu der thaubeperlten Rose,
Und mein glühendes Entzücken
Schmilzt dahin in Klagetönen.
O wie stolz im Freudenpurpur
Und in Thaues Perlenschmucke
Sitzt dort meine Vielgeliebte
Taub bei allen meinen Klagen,
Und dem Hauch des falschen Zephyrs,
Und den leichten Schmetterlingen
Oeffnend ihres Busens Schätze.
Meine Qualen und Gefühle
Theilet sie gefühllos nimmer!

Holde, einmal nur vergönne
Mir auf deinem Stiel zu ruhen,
Satt an deinem Reiz zu sehn mich,
Deinen Nardusduft zu athmen,
Und in Tönen zu verrathen,
Wie ich leide, wie ich brenne!
Ach, der Klaglaut, der sich dränget
Mir aus dem zerrißnen Herzen
Ist der Liebe höchste Wollust!"

So in paradiesisch schönen
Nächten innig klagt die zarte
Nachtigall im Oriente.
So bezaubert, o Amanda,
Preis' auf wehmuthsvoller Laute
Ich auch deine blauen Augen,
Schwarzen Locken, Rosenwangen,
Und in leeren Liebesträumen
Sitz' ich einsam und bezaubert
Während um mich welkt der Frühling,
Und in holden Mädchenarmen
Andre Liebesorgien feiern.
Holde, doch wenn meine Leier
Einen Ton nur hat, der deine
Seele rührt, und der aus deinem
Schönen Auge Perlen locket:
O dann brannt' auf dem Altare
Doch mein Weihrauch nicht vergebens,
Ja, dann blick ich triumphirend
Auf des Staubes Wollust nieder,
Und die harte Lorbeerkrone
Blüht um meine Schläfe freundlich.


Übersetzt von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)

Aus: E. J. Stagnelius Gesammelte Werke
Deutsch von K. L. Kannegießer
Dritter Band Sonette. Romanzen. Idyllen. Vermischte Gedichte
Leipzig Verlag von Carl B. Lorck 1851 (S. 76-80)

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An die Liebe

Wo bist du Liebe? O wer giebt mir Schwingen?
Weit wie der Welttheorbe Töne klingen,
Schweb' ich, und hingerissen stürz' ich mich
Tief in den Abgrund, daß ich finde dich.

Dich, Liebe, bet' ich an von ganzem Herzen;
Bethört von Zauberei, blutwund von Schmerzen,
Such' ich nach dir, des Lebens höchstes Gut
In Winters Leid, in Freudensommers Gluth.

Wo bist du, Himmelskind? O brich dein Schweigen!
Komm, meinem Sehnsuchtsblicke dich zu zeigen!
Wie in Minuten von Olympuswahn
Oft der gerührten Seele du gethan.

Wird, wenn geliebte Arme mich umschlingen,
Dein mystisch göttlich Wesen mich durchdringen,
Weht in des Mädchens Brust dein Athem, wie?
Umarmt der Jüngling dich zugleich und sie?

Nein, nein! Weh, welcher Zweifel wilde Fluthen!
Die Jugend flieht und mit ihr deine Gluthen
In ihrem Herzen - selbst dein Bild entweicht,
Sobald der Blick sich stumpft, die Wang' erbleicht.

Ja, deinem Schatten nur ist es beschieden
Zu offenbaren sich, o Lieb', hienieden.
Am Thron des Schöpfers in der Engel Land
Stehst, Seraph du, die Palm' in deiner Hand.


Übersetzt von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)

Aus: E. J. Stagnelius Gesammelte Werke
Deutsch von K. L. Kannegießer
Dritter Band Sonette. Romanzen. Idyllen. Vermischte Gedichte
Leipzig Verlag von Carl B. Lorck 1851 (S. 80-81)

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Die Insel der Glückseligkeit

Ein heiliges Inselland ist mir bekannt,
Stets grünet und blühet der Lenz in dem Land,
Stets flimmert im Baum das orangene Gold,
Rings bunte Gefilde, vertraulich und hold,
Und ewiger Rosen ambrosischer Duft,
Aufsteigend mit Zephyrs entzückender Luft.

An himmlischen Zelts unermeßlichem Blau
Erscheinet die Sonn' - unaussprechliche Schau! -
Heiß brennet ihr Strahl, doch es bricht sich die Macht
An der Cedern Gewölb', an des Platanus Nacht,
Wo Lieb' ihre Kunst, die erröthende, webt,
Und luftger Smaragd ihre Hütten durchbebt.

Es wieget sich Luna vollwangig herauf,
Versilbernd der Quellen krystallischen Lauf
In zitterndem Flor, der den Frühling verschönt,
Von lieblichen Nachtigallliedern durchtönt
Und jubelnden Freunden, die fröhlichen Mahls
Die Nacht sich verkürzen beim Klang des Pokals.

Auch winden sich Kränz' am umflutheten Strand
Anmuthige Mädchen mit glänzender Hand,
Die lockigen Haare mit Lilien bekränzt,
Den schneeigen Busen mit Rosen umlenzt,
In säuselnden Winden die Zaubergestalt
Von Flora's verräthrischen Hüllen umwallt.

In blühenden Schatten erklingt ihr Getön,
Sie stehen und winken auf sonnigen Höhn.
In spiegelnden Seen auf goldenem Sand
Da baden sie scherzend bei Mittages Brand,
Und flechten in Mondes erotischem Glanz
Schneeglänzende Arme melodisch im Tanz.

Die schönste doch ist von den schönen die ein',
Ihr Bild, in das Herz mir wie prägte sichs ein!
Doch Leier und Sprach' hat nicht gnügenden Laut,
Die Schönheit zu schildern, die dort ich geschaut,
Da kaum der Gedank' es zu fassen vermag;
Das Herz nur erfühlts im lebendigen Schlag.

Doch hab' ich die Holdeste neulich erblickt,
Als während ich ruhte, der Schlaf mich umstrickt.
"Komm!" sprach sie; "es winken im selgen Revier
Blumlager und Cedern, die schattigen, dir.
Umarmung und Tanzmelodieen und Wein,
Sie harren in palmenumkränzten Bain.

Wo find' ich den Weg zu der Seligkeit Strand?
Ach, stößt nicht ein Nachen vom irdischen Land?
Umsonst! - Nur die Sag' in dem luftigen Kahn
Eilt hin auf des Sanges harmonischer Bahn.
Entführ' auf den Wolken mich, mächtige See,
Zum Strand, wo mir winkt des Genusses Idee!

Übersetzt von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)

Aus: E. J. Stagnelius Gesammelte Werke
Deutsch von K. L. Kannegießer
Dritter Band Sonette. Romanzen. Idyllen. Vermischte Gedichte
Leipzig Verlag von Carl B. Lorck 1851 (S. 117-119)

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Die Anmuth

Alles war vollkommen schön,
Als der Herr der blauen Höhn
Mit der Erde sich vermählt,
Alles war von Gott beseelt.

Nur für Lust, für Wonne nur
Hob die Brust sich der Natur,
Bräutlich Lager Alles war
Für das hohe Götterpaar.

Doch die Zeit, die arge, kam,
Alles böse Wendung nahm,
Erd' und Himmel schieden bald
List und blutige Gewalt.

Und in Thränen saß die Braut,
Weinte mit des Jammers Laut
Täglich, nächtlich, viel und sehr,
Bis daraus entstand ein Meer.

Himmel selbst nicht minder litt,
In das Meer der Lieb' entglitt,
Tröpfelte dem Gotte, schau,
Aus der Wunde blutiger Thau.

Aus der Welle drauf erstand
Eine Göttin an dem Strand;
Morgensonnig angethan
Stieg sie aus dem Ocean.

Schönheit, Schönheit ist ihr Nam',
Ihr Umarmen wonnesam.
Amor mit der Fackel tritt
In die Spur von ihrem Schritt.

Du, entsproßt dem Himmelsfest,
Als der letzte heilge Rest,
Der Ideen Dolmetscherin
Wallst durchs Erdenland du hin.

Himmlisches Vereinungsband
Zwischen Stoffs und Aethers Land,
Gibst du uns das Lichtgeleit,
Hier im Staub der Endlichkeit.

Mittlerin, erhabne du,
Führe näher mich hinzu,
Wo das Ewge glänzet hell,
Hin zu meines Daseins Quell.

Übersetzt von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)

Aus: E. J. Stagnelius Gesammelte Werke
Deutsch von K. L. Kannegießer
Dritter Band Sonette. Romanzen. Idyllen. Vermischte Gedichte
Leipzig Verlag von Carl B. Lorck 1851 (S. 119-121)

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Der Schmetterling und die Rose

Goldschmetterling, schwebend so rasch wie die Luft
Durch Rosengesträuches balsamischen Duft!
Wenn jegliche Blume Genuß dir verheißt,
Liebst eine du doch vor allen zumeist;
Und kann dir die Rose, wenn diese du liebst,
Die Neigung erwiedern, die, Thor, du ihr giebst.

"Sie kann sie erwiedern, erwiedert sie auch,
Sie haucht mir entgegen hesperischen Hauch.
O schau, wie sie lächelt in seliger Lust!
Sie trägt eine Seel' in erröthender Brust.
Wie gern, ach, schenkte die Seele sie mir!
Gern schenkt' ich, der Schmetterling, meine auch ihr.

Bald schwärzt sich der Himmel, bald scherzen ums Heer
Der Kinder der Flora die Weste nicht mehr;
Bald nahet des Herbstes, des regnichten, Reich.
Da welket die Blume, da welk' ich zugleich.
Was soll mir das Leben, wenn Rose verblüht,
Und nicht mehr entgegen dem Liebenden glüht?

Weltgeist, in dem kommenden Frühling verleih,
Daß dann ich ein Täubchen, ein seufzendes, sei,
Und habe die liebliche Rose zur Braut!
Mit Küssengelispel und klagendem Laut,
Der nieder von säuselnden Ulmen erschallt,
Erfüllen wir Beide den grünenden Wald.

O möcht' ich zuletzt doch ein Jüngling wohl sein,
Und wäre die Rose ein Mädchen und mein!
Wir kos'ten dann, herzten und liebten uns nur!" -
Geh, Träumer, und lerne verstehn die Natur!
Du, Schmetterling selber, in früherer Zeit -
Wo hast du, die Rose gewesen, die Maid?

Übersetzt von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)

Aus: E. J. Stagnelius Gesammelte Werke
Deutsch von K. L. Kannegießer
Dritter Band Sonette. Romanzen. Idyllen. Vermischte Gedichte
Leipzig Verlag von Carl B. Lorck 1851 (S. 124-125)

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Das Mondmädchen

Jetzt herrscht auf Erden Mitternacht,
Der Mond durchschleicht die Wolken sacht,
Zu meinem Fenster mild und rein
Strahlt er sein Silberlicht hinein;
Doch ins Gemach zu gleicher Zeit
Steigt nieder eine Himmelsmaid.

Schön ist die zarte. Rosig blüht
Die Wange, leichten Bluts durchglüht;
Weiß ist die Brust, doch sonder Streit
Wie vom April just überschneit,
Ihr Auge blaues Himmelslicht,
Silbern der Laut, womit sie spricht:

Wach auf! Was träumest du so schwer?
Und an Amanda denk nicht mehr!
Hinauf zum Mond komm; folge mir!
Denn keine Hoffnung blüht dir hier,
Kein Blümchen hier in niedrer Welt,
Doch Hüll' und Füll' am Sternenzelt.

Ein Brautgesang harrt unser dort,
Da brennt es golden fort und fort.
Frei sitzen dort in großer Zahl
Die Gluthbegierden allzumal.
Ich Mondesmädchen liebe dich.
Sprich, willst du zur Gemahlin mich?

Mein Bruder hat ein feurig Blut,
Er wohnet in der Sonne Gluth;
Der wird nun zu Amanda gehn,
Und seine Liebe ihr gestehn.
Komm zu Olympus heilgem Licht!
Verlaß die Erd' und säume nicht!

Übersetzt von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)

Aus: E. J. Stagnelius Gesammelte Werke
Deutsch von K. L. Kannegießer
Dritter Band Sonette. Romanzen. Idyllen. Vermischte Gedichte
Leipzig Verlag von Carl B. Lorck 1851 (S. 125-126)

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An die Geliebte

Ob durch den tosenden Markt der Stadt mit den Freunden ich irre,
Oder auf Blumen und Gras ruhe im Schatten des Hains,
Ueberall folgen mir nach der Liebe umgaukelnde Träume.
Werde ich nimmer, o sagt, Götter! - verwirklicht sie sehn?
Schau' ich im Grunde des friedlichen Thals eine trauliche Hütte,
Unter laubigem Dach, an der spiegelnden Fluth,
Ach, gleich wähn' in dem stillen Schooß ich ein reizendes Mädchen,
Träum' an der schwellenden Brust selig und lächelnd mich selbst;
Schau' unter jedem säuselnden Baum eine rosige Hirtin;
Wo eine Quelle rauscht, wähn' eine Nymphe ich ruhn.
Doch in dem reizenden Schwarm der rosenfarbigen Träume,
Die mir das Herz umziehn, bleibt dir, Amanda, der Preis.
Wie in der Nymphen Schaar an Ogygia's Küsten Calypso,
Venus auf blumiger Au zwischen Chariten im Tanz,
Oder wie Luna im Kreise der Sterne am blauen Olympos
Herrschet, so herschest im Kreis meiner Träume auch du.
Deinen Feenpalast, du Zauberin, bildet das Weltall,
Bäche murmeln nur dich, Vögel nur singen dein Lob.
Fliehest, Amanda, umsonst meinen Sang, mein brennendes Herze:
Ja, uns trennen umsonst Berge und brausendes Meer.
Mild wie ein Engel umschwebest du ewig meine Gedanken,
Ewig schau' ich im Traum, Mädchen, dein liebliches Bild.


Übersetzt von Ferdinand Otto von Nordenflycht (1816-1901)

Aus: Schwedische Lieder der Neuzeit
Eine Sammlung Gedichte von Geijer, Stagnelius, Runeberg,
von Braun und Strandberg
Deutsch von Ferdinand Otto Freiherrn von Nordenflycht
Berlin 1861 Verlag der Königlichen Geheimen
Ober-Hofbuchdruckerei (R. Decker) (S. 40-42)

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Der Talisman

O Klara, ich muß lassen dich,
Fort zieh' ich in den blut'gen Krieg.
Nimm diesen Ring, Geliebte mein,
Und birg ihn treu in deinem Schrein.
Sieh hier im Ring den Edelstein
Wie Blut so roth, wie Purpurwein.
So lange dieses Kleinod roth,
Dein Liebster leidet keine Noth.
Doch wenn du ihn erbleichen siehst,
Dein Liebster nicht mehr lebend ist.
Er zog. Die Jungfrau schloß die Thür,
Es brach der Thränen Fluth herfür.
Schon ist ein Jahr dahingeeilt,
Der Trennung Schmerz ist nicht geheilt.
"Laß Tochter, laß die Trauer heut,
Und leg' dir an ein Festtagskleid.
Dein Liebster kehrt wohl balde heim,
Noch bleichte nicht der Edelstein.
Zum Abend sammeln Gäste sich
Geh' hin und schmücke bräutlich dich."
Und Klara tritt zum Spiegel dar,
Und windet Blumen sich in's Haar.
Weiß wie der Schnee umwallt das Kleid
Hold schimmernd rings die schöne Maid.
Den Saal erfüllt der Gäste Schaar;
Die Kerzen brannten lichterklar.
Von Harfenton und Flötenschall
Erklang der hohe Fürstensaal.
Und als der Tanz die Reihen wob,
Sich Klara's Busen höher hob.
Schön wie die Liebe trat heran
Ein junger stolzer Ungersmann.
"Sagt, Jungfrau, einen Tanz mir zu!
Ich einen zweiten nimmer thu."
Von Harfenton und Flötenschall
Erklang der hohe Fürstensaal.
Und in der Schönheit vollstem Glanz
Folgt Klara ihm zum Reigentanz.
Der Jüngling lächelt: Liebentbrannt
Drückt er der Jungfrau weiche Hand.
Es schwieg der Tanz. Auf den Rubin
Das Aug' der Jungfrau blickte hin.
Fort war des Steines Purpurroth;
Zu Boden sank die Jungfrau todt.

Übersetzt von Ferdinand Otto von Nordenflycht (1816-1901)

Aus: Schwedische Lieder der Neuzeit
Eine Sammlung Gedichte von Geijer, Stagnelius, Runeberg,
von Braun und Strandberg
Deutsch von Ferdinand Otto Freiherrn von Nordenflycht
Berlin 1861 Verlag der Königlichen Geheimen
Ober-Hofbuchdruckerei (R. Decker) (S. 64-66)

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Bacchischer Trost

Gieb, Mädchen, mir Wein her!
Zum Rande voll schänke
Den gold'nen Pokal!
Daß tief in das Weinmeer
Ich ewig ertränke
Die Sorgen zumal.

Kaum fühl' ich noch Leben,
Verzehrende Gluthen
Durchwühlen die Brust.
Du Nektar der Reben,
Ihr perlenden Fluthen
Schafft Kühlung und Trost!

Ja, trink' ich, so fliehet
Der Gram, und es trocknet
Die Thräne im Lauf.
Die Wange erglühet,
Der Busen frohlocket
Und jubelt hoch auf.

Sieh, Rosen umkränzen
Die Stirn mir beim Mahle
Und schau'n mir ins Aug'.
Sieh, schöner erglänzen
Umkränzet Pokale
Und Kanne ja auch!

Süßduftende Schwingen
Umwehn mich, es fühlet
Schon Liebe das Herz.
Beim Becher-Erklingen
Hat Eros gezielet;
Welch lieblicher Schmerz!

Geleert ist, o Holde
Der Becher schon wieder,
In Feuer das Blut.
Die Sterne von Golde
Schaun freundlich hernieder,
Komm, theile die Gluth!

Übersetzt von Ferdinand Otto von Nordenflycht (1816-1901)

Aus: Schwedische Lieder der Neuzeit
Eine Sammlung Gedichte von Geijer, Stagnelius, Runeberg,
von Braun und Strandberg
Deutsch von Ferdinand Otto Freiherrn von Nordenflycht
Berlin 1861 Verlag der Königlichen Geheimen
Ober-Hofbuchdruckerei (R. Decker) (S. 87-88)

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Das Bündniß

In dieses Thal, vom Berg' herabgestiegen,
Komm Mädchen her!
Des Lenzes Teppich wird hier sanft uns wiegen:
Was willst Du mehr?

Es streu'n die Höhen süße Weihrauchdüfte.
Ihr Sternendach
Spannt hold die Nacht hoch durch die Himmels-Lüfte
Zum Brautgemach.

Es füllt zu unsrer Herzen Harmonieen
Die Nachtigall
Mit wunderbaren heil'gen Psalmodieen
Das stille Thal.

Bei ihrem Sange werden Zähren quellen
Vor sel'ger Lust,
Und neugebor'ne Freuden werden schwellen
Die trunk'ne Brust.

Durch Andachtsthränen auf den Purpurwangen
Die Rose blinkt;
Dem lauten Wind vor lauschendem Verlangen
Der Flügel sinkt;

Es hält der Bach, es hält des Baumes Wipfel
Sein Rauschen ein;
Der Mond der Nacht blickt von des Berges Gipfel
Gerührt darein,

Wenn unser Kuß den ew'gen Bund besiegelt:
Treu bis zum Tod!
Dann trägt der Seraph unsren Schwur beflügelt
Hinauf zu Gott!

Übersetzt von Ferdinand Otto von Nordenflycht (1816-1901)

Aus: Schwedische Lieder der Neuzeit
Eine Sammlung Gedichte von Geijer, Stagnelius, Runeberg,
von Braun und Strandberg
Deutsch von Ferdinand Otto Freiherrn von Nordenflycht
Berlin 1861 Verlag der Königlichen Geheimen
Ober-Hofbuchdruckerei (R. Decker) (S. 89-90)

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